Europäische Transitpost von J. Helbig

  • Ein weiterer Brief aus Cadiz vom 2- Mai 1815 nach Nürnberg zeigt die andere Umleitung über Genua. Der Forwarder in Genua wird genannt, wo der Brief auch gestempelt wurde. Nach seinem Weg durch Tirol erreichte der Brief Augsburg, wo 12 kr in Auslage genommen wurden, die zusammen mit den 16 kr bayerisches Inlandsporto auf 28 kr rhein kamen.

    Auch hier ist zu bemerken, dass unabhängig von den 100 Tage Napoleon immer wieder dieser Weg über Genua eingeschlagen wurde.

  • Zu dem Artikel über den Stempel LT SUISSE ist eine sehr interessante Nachmeldung eingetroffen. (Für eine Abbildung hier brauche ich noch eine Genehmigung)

    Aus Constanz nach Vigevano 23.1.1821, mit einem Cavalli 15 cts Umschlag, der aber wohl nicht in die Gebührenrechnung einging. Bemerkenswert ist, dass der Leitvermerk "per Milano" gestrichen wurde und die Umleitung für den LT SUISSE gewählt wurde, was wohl auch daran lag, dass die Portoversendung gewählt wurde, die ja über Mailand nicht möglich war.

    Eine spannende Zeit mit spannenden Briefen.

  • Lieber Achim,


    wow - so noch nie gesehen und ich hätte diese Leitung auch nie angenommen. Sagenhaft, was du alles auftreibst ... :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    das ist ein Brief, wie ich ihn auch noch nicht gesehen habe. Liege mit der Vermutung richtig, daß Napoleons 100-Tage-Herrschft im Frühjahr 1815 der Grund ist?


    Dieter

  • Hallo zusammen,

    Zu dem Artikel der Überstempler in dem Buch S-48-91 will ich noch auf einen Aspekt hinweisen, der sich lohnt, ihm nachzuforschen, zumal in dieser Beziehung noch sehr wenig geschehen ist: nämlich die Briefe in die Gegenrichtung. Frankreich hat, wie auch nicht anders zu erwarten, seine Briefe nach dem Kirchenstaat, den beiden Sizilien schon in den 1820 er Jahren über Sardinien verschickt. Die Briefe nach Modena (hier Reggio) dagegen liefen über Mailand, wie der folgende Brief vom 14.11.1821 zeigt.

  • Zu dem Beitrag über LT Suisse und die Umleitung der Briefe nach Sardinien 1821-1824 S. 152-166 liefert die folgende Quelle eine wichtige Ergänzung. Sie greift erneut die Umleitungen der Transite durch Österreich auf. Es loht sich also, die Auigen offen zu halten für solche Briefe.


    TTPA 3265


    München 31. Dezember 1834


    Der in vielen Beziehungen für die Postanstalt von Bayern ungünstige Vertrag mit Österreich bestimmt in Art. VII die Verpflichtung für Bayern, alle Korrespondenz nach den sämtlich italienischen Staaten ausschliesslich den kais kgl. Österreichischen Posten zu übergeben.


    Die Kurse durch Tirol und die Lombardei sind nun schlecht und bisher war es bei Österreich noch nicht dahin zu bringen, dass mehr entsprechende Kurseinrichtungen getroffen würden.


    Daher sind auf dem Wege

    I über Innsbruck


    Briefe von München nach Turin nur wöchentlich zweimal abzusenden: als Mittwoch und Freitags


    II. Es können aber die Kurse durch die Schweiz nach Turin auch genommen werden, und zwar: über Zürich


    a. von München nach Zürich geht die Briefpost täglich 7 1/2 Uhr abends und trifft jeden dritten Tag vormittags in Zürich ein.


    b. Von Zürich nach Turin und Mailand, führen wöchentlich drei Kurse hievon gehen 2 über den Gotthard und einer über den Splügen.



    als Mittwochs Samstags über den Gotthard und Montags über den Splügen. Erstere treffen in Turin ein: Samstags und Montags letzterer Mittwochs.



    III. Die Abgangstage von München zur Influenz nach Zürich auf die Turiner Posten sind demnach Mittwoch, Freitag, Samstag 7 1/2 Uhr abends



    Bemerkung:


    1. Um die Korrespondenz auf dieser Route befördert zu wissen, bedarf es auf der Adresse nach Turin nur die Andeutung des Absenders “Über Zürich”.


    3. Die Route von München durch Frankreich nach Turin führt über Chambery und ist ein großer Umweg.

  • Zu dem letzten Beitrag in diesem Band "Kuvertgeld" ist ein sehr bemerkenswerter Brief gemeldet worden, den ich durchaus als Schlüsselbrief bezeichnen möchte, also ein Brief, der bisher ungewisse Verhältnisse klärt und beweist.

    Aus Elberfeld am 6. Dez 1813 abgeschickt an einen ungenannten Forwarder in Frankfurt mit dem Vermerk " fco ffurt" (Für die Briefe aus Elberfeld wurde gerne der Dienst der Firma Willers in Anspruch genommen) "Von da halb porto".

    Von den im Artikel aufgestellten Thesen bewahrheiten sich einige. So werden die Bezahlanweisungen alle vom Absender geschrieben. Außer der Frankatur bis Frankfurt übernahm der Absender auch die Hälfte des Kuvertgeldes, das der Vermittler forderte, die andere Hälfte vermerkte der Empfänger auf dem Brief (hier 10 kr) für seine Buchhaltung, die später mit dem Vermittler abrechnete.

    Dass es sich um 10 kr Kuvertgeld handelte, geht schon daraus hervor, dass der Brief offensichtlich nicht postalisch behandelt und befördert wurde. Die 10 kr hätten nicht für die Strecke von Frankfurt nach Kempten Ende 1813 ausgereicht, und da der Brief (postalisch) dem Frankozwang bis zur bayerischen Grenze unterworfen gewesen wäre, müssten, wenn die 10 kr postalisch wären, zwei Gebührenansätze auf dem Brief stehen. Auch in dem Fall, dass der Brief ganz porto akzeptiert worden wäre, was seit 1811 möglich war.

  • Ein neuer Brief aus der Zeit der 100 Tage Napoleon wurde gemeldet.

    In Paris geschrieben am 14. April 1815, über einen Forwarder in Basel befördert, der rückseitig mit 1/2 porto firmierte am 18. April und den Brief an diesem Tag in Basel aufgab. In Mailand bezahlte der Brief 6 Dec nach dem alten Tarif. Ankunft in Mailand 26. April 1815


  • Zu dem Beitrag der Metternichschen Überstempler

    Hier der DA MILANO, der 1830/31 zum überstempeln hergestellt benutzt wurde. 1834 findet er dann kurze Zeit Verwendung auf vorfrankierten Dienstbriefen, wie hier (bis zur Grenze frankiert) nach Österreich, wo 28 kr verlangt wurden. Vollmeier Stpl Nr 6.72

  • Hallo zusammen

    Für einen etwas komplexen postgeschichtlichen Argumentationszusammenhang wäre die Klärung des Begriffes: STAFETTA APPOSTATA notwendig, der sowohl auf der Adresse wie im Inhalt des folgenden Briefes 2.Febr. 1810 vorkommt.

    Im Kern geht es um die Frage, ob der Absender eine eigene Stafette bestellt hat, oder ob die reguläre Stafette des 1809 eingerichteten dritten italienischen Kurses hier nach dem Hoferaufstand wieder reetabliert war. Darüber hinaus ist auch der Inhalt wegen der erwähnten englischen Briefe (Kontinentalsperre) interessant, zumal aus dem Jahr 1808 im Menzarchiv zwei geschmuggelte Briefe aus London vorliegen. Für eine Übersetzungshilfe wäre ich dankbar

  • Hallo,


    ein 400 dpi-Scan wäre hilfreich. Das kleine 69 kB-Bild (72 dpi) kann ich nicht so weit vergrößern, daß ich es sicher lesen kann.


    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo zusammen, es wäre schön, wenn ihr einmal über das Transskript und den Übersetzungsvorschlag drüber schauen würdet und ihn gegebenenfalls verbessern würdet.


    Roveredo 2.2.1810


    Dopo giunte le lettere d´Italia in´e`occasio scrivere l´annesso a mio figlio giacomo di vienna, e supponendo che questa giunga ancora cortà prima della posta, ve l´awanza p staffetta appostata, pregandovi di farla tenere a codest´off(icio) dopo ricevuta acio`pacta assieme all´ordinaria racomandata – scusate della briga, e risservandomi a farvi sentire con prossima mia quanto raguagliono le lettere ricevuto da londra vi riverrisco affette


    Da presenta fu scritta in quest´ufficio di posta



    Bozen Herrn Georg Anton Menz


    Roveredo 2. Februar 1810



    Nachdem die Briefe aus Italien angekommen sind musste ich den beiliegenden (Brief) an meinen Sohn Giacomo in Wien schreiben, und ich nehme an dass dieser noch vor der Post ankommen wird, daher schicke ich ihn euch mit der eiligen Post-Staffette, und ich bitte Sie ihn nach Erhalt jenem Amt (gemeint ist wohl das Postamt) zu übergeben, mit Einschreiben: Verzeiht die Mühe, ich behalte mir vor euch mit nächstem meinem (Schreiben) mitzuteilen, wieviel die erhaltenen Briefe aus London ausmachen, auf dass es gemeinsam mit der Ordinari(Post) abgehe


    Domenico Bettini


    Dieses Schreiben wurde in diesem Postamt verfasst.

  • Eine ergänzende Quelle zu dem Artikel im Buch: "Aus der Türkei"


    In dem Beitrag hatte ich, ohne eine konkrete Quelle nennen zu können, vermutet, dass sich Frankreich weigerte, die österreichische Transitgebühr von 20 kr C.M. zu vergüten, nicht zuletzt deshalb, weil ja Frankreich diese (meist) mit d´autriche gestempelten Briefe bereits im 30 gr Paketpreis vergütete.

    Die folgende Quelle bestätigt diese Vermutung nun an den Levantebriefen nach Holland, das ja zum französischen Staatsgebiet gehörte. Damit ist diese Unsicherheit in der Briefinterpretation beseitigt.

    Regensburg 28. Mai 1811

    An die GD. der Ghzt. Frankfurter Posten

    Die kais. französischen Posten sind - nach den neuesten Anzeigen - nicht dahin zu vermögen, jene Auslagen, welche für die aus der Türkei ankommenden und nach Holland gehörigen Briefe an die k.k. österreichischen Posten als Transitporto bezahlt werden müssen, wieder zu ersetzen. Die kgl. bayer. GPD. zu München hat daher nach Ausweis eines Schreibens vom 17. d. M. das kgl. OPA. Nürnberg angewiesen, diese Auslagen, wie bisher in den Korrespondenzzetteln in Ansatz und hievon die Hälfte der Summe dem diesseitigen ghzl. OPA. in Aufrechnung zu bringen.


    Man setzt den Herrn geh. Rat und OPA.- Direktor von Vorstehendem mit dem Auftrage in Kenntnis, diese Auslagen von Posttag zu Posttag in eine spezielle Consignation bringen und nach dem Schlusse des Quartals in Rechnungsausgabe setzen zu lassen.

  • Meine neue Leidenschaft beim Zusammentragen von Transitpost sind die "Beweisbriefe". Es ist zwar schön, wenn in den Akten genaue Angaben stehen, die man an den Briefen nur realisieren muss, aber in vielen Fällen fehlen uns (noch) solche Aktenvermerke. Besonders schön ist es aber, wenn Aktenvermerke mit "Beweisbriefen" zusammen kommen, also solchen Briefen, die eine postgeschichtliche Behauptung eindeutig beweisen. Hier ein Besipiel In den Akten steht. dass Regensburg ein AUTRICHE Stempel zugeteilt wurde. Der folgende Brief aus Linz vom 9. Jan. 1813 nach Nürnberg wurde erst in Regensburg mit dem dortigen Ortsstempel versehen und zugleich der AUTRICHE angebracht. Der Brief wurde nicht nach Regensburg verbracht, sondern wie die Taxierungen zeigen regulär grenzfrankiert. Regensburg wollte wohl den fehlenden Abgangsstempel ausgleichen und lieferte uns damit einen ausgezeichneten Beweis, dass der AUTRICHE dieses Typsdort angesiedelt war.