Muster ohne Wert(h) innerbayerisch

  • Liebe Freunde,


    mit dem 1.7.1850 trat nicht nur der segensreiche Postverein in Kraft, sondern auch für die innerbayerischen Korrespondenzen eine neue Verordnung, die allerlei neu regelte.


    Nicht im Sinne der damaligen Korrespondenten regelte man aber die Versendung von Mustern ohne Wert(h), die ja gleichzeitig im Postverein für großes Aufsehen sorgte, da mit ihr im Falle angehängter Muster eine erhebliche Gebührenmoderation einher ging. So konnten Briefe unter 1 Loth selbst wiegend Muster angehängt werden, und das "Bundle" wurde nur in 2 Loth - Schritten taxiert, also bis 2 Loth inkl. die einfache Taxe!


    Für denn inneren Verkehr hatte Bayern das verschlafen - vlt. waren diese Neuerungen des Jahres 1850 zuviel für eine Postverwaltung, bei der sich an allen Ecken und Enden Neues auftürmte, was in kürzester Zeit abgefrühstückt werden musste und die kognitiven Ressourcen waren irgendwann halt auch einmal limitiert.


    Erst zum 1.7.1858 ermöglichte man den eigenen Publikum die Versendung von Muster-ohne-Wert(h) - Briefen zu denselben günstigen Sätzen, wie man sie 1850 im Postverein eingeführt hatte, was dazu führte, dass diese Sendungen mit anhängenden Mustern von 1850-1858 nicht wirklich häufig sind.


    Hier haben wir aus dem Jahr 1851 aber ein solches Stück vor uns, welches in Regensburg am 17.7.1851 mit 12 Kreuzern frankiert nach Untergriesbach aufgegeben wurde. Hier war es egal, was der Brief und was das oder die Muster wogen - mit 12 Kreuzern konnte man in Bayern bis 4 Loth alles frankieren, denn dies war der gebührenmäßige Höchstsatz (über 12 Meilen über 1 - 4 Loth).


    Dennoch vermerkte der Absender oben "Anhängend Muster ohne Werth", weil auch die Post und der Absender sofort sehen sollten, was da verschickt worden war und bei der Ankunft des Briefes ohne die einst angehängten Muster hätte man im Falle der Recommandation zu Recht das Poststücke reklamieren können. Aber so einen recommandirten habe ich aus 1851 noch nicht gefunden, daher geht die Suche nach just einem solchen mit anhängendem Muster weiter ...

  • Lieber Ralph,


    ein wunderschönes Stück für Deine 1851er-Sammlung, und vielen Dank für die Ausführungen!


    Liebe Grüße von maunzerle:thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,


    vielen Dank - passt perfekt in MoW + 1851, da weiß ich gar nicht, wo er primär herein soll (wird aber wohl die 1851er sein, die mir persönlich näher ist).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,


    Glückwunsch zu dem seltenen Stück und noch mehr Glück bei der Suche nach dem recommandierten Brüderchen ... :)

    Aber auch so schon eine Bereicherung der Sammlung.


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    vielen Dank - ja, recommandirte MoW sind große Seltenheiten, ein paar werden sich finden lassen, aber ob ich eines aus 1851 bekommen werde, steht in den Sternen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,


    die Suche nach einem recommandirten MoW und dann noch aus einem bestimmten Jahr wird sicher kein einfaches Unterfangen. Ich bin mir aber sicher bayern klassisch wird früher oder später eines finden. Die Konkurrenz ist allerdings groß, da ich einige Suchende kenne.


    Zur Überbrückung hier mal ein rekommandirtes MoW, welches zwar außen keinen direkten Hinweis darauf hat, aber trotzdem eine Mustersendung ist.

    Oben steht der Vermerk "nebst einem Päckchen CW bezeichnet" Vorne ist noch ein Teil des Siegels vorhanden, mit dem die Schnur des Päckchens am Brief befestigt war. Evtl. Stand der Vermerk Muster ohne Wert auf dem Päckchen.

    Der Absender des Briefes handelte mit Glastäfelchen, welche mit Heiligenfiguren bemalt waren. Eines dieser Täfelchen schickte er seinem Kunden hier als Muster mit.

    Zumindes passt das MoW aus dem Jahr 1857 in die von bayern klassisch angegebene Tarifperiode bis 30.6.1858.


    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,


    schönes Stück - wohl recommandirt, weil ein Wechsel o. ä. beilag. Die Angabe oben lässt eher auf einen frankierten Paketbegleitbrief schließen (der ja nur bis 1 Loth portofrei dem Paket beigefügt werden konnte). Da schwerer, waren halt 12x zu frankieren und 6x Reco zu zahlen.


    So einen aus 1851 hätte ich gerne!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bayern klassisch,


    der zweiseitige Brief ist vollständig und hat ein Gewicht von 6 Gramm.

    Im beigefügten Päckchen war, wie schon geschrieben, ein Glastäfelchen als Muster enthalten.

    Außer den Texthinweis auf das Glastäfelchen enthält er keine Angabe zu einem weiteren beigefügten Inhalt.

    Ein übergewichtiger Paketbegleitbrief dürfte es wohl eher nicht gewesen sein.


    Gruß

    bayernjäger

  • Liebe Freunde,


    auch Sofortkäufe in der Bucht können ihren Reiz haben - selbst wenn sie nicht so schön sind, wie sie es sein sollten.


    Nürnberg, 10.11.1852 nach Herzogenaurach mit "Muster ohne Werth" zu 6 Kreuzer frankiert bedeutete, dass es ein Brief über 1 - 4 Loth Gewicht war, 19 km Entfernung lagen weit im 12 Postmeilen Radius und das Gewicht des Musters war unwichtig, weil es keine Vergünstigungen innerbayerisch hierfür gab.


    Siegelseitig sieht man noch 2 Wachssiegel, eines davon zeigt durchtrennte Bindfäden. Auch ist der sehr interessante Text noch vollständig erhalten, den ich hier wiedergeben möchte:


    Herrn Jos. Malterer, Herzogenaurach.

    Nürnberg, d. 10. Nov. 1852


    Da es gestern Herrn Reuter nicht beliebte ein größeres Muster von Farin mitzunehmen, so sende ich Ihnen ein kleineres Präbchen davon anhängend per Post, der Preiß ist für Sie 24 Gulden, was für so schöne Waare gewiß billig ist.


    Für das mir letztgesandte Geld, verlangte Reuter nicht weniger als 24 Kreuzer; während die Post nicht die Hälfte verlangt; ich bitte daher wiederholt diesen Herrn ja kein Geld mehr mitzugeben; ich will lieber den Postschein mit 3 Kreuzer vergüten.


    Herr A. Seitz hat mich prompt bezahlt - wie ich das letztemal dort war.


    Mit bekannter Freundschaft"


    Offenbar fungierte dieser ominöse Herr Reuter als Geldbote und ließ sich diese Dienstleistung gut bezahlen. Schön zu sehen, welche Möglichkeiten es zwischen den Korrespondenten gab und dass man nicht immer glücklich mit ihnen war. Da stört mich der Wasserfleck vorne jetzt kaum noch ...

  • Hallo zusammen,


    einen "Muster ohne Werth" von Nürnberg nach Lindau findet sich auch bei mir. Leider konnte ich nicht entziffern um was es geht, Die Anrede "Lieber Otto" fand ich schon seltsam.


  • Hallo Cusco,


    das Muster war im Briefinneren und wurde zwischen den Adressaten nicht genannt. Es hatte auch keine Auswirkungen auf die Frankatur - 2. Entfernung innerhalb Bayerns über 12 Meilen und über 1 - 4 Loth schwer. Häufig ist aber anders!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    danke... hatte gehofft das steht irgendwo im Brief um was es sich handelt... bin mit dem entziffern nur nicht sehr weit gekommen :( fand die Anrede nur seltsam...


    VG

    Andreas

  • ... es schrieb die Charlotte (wohl nähere Verwandschaft) eher einen Geschäftsbrief, als einen reinen Privatbrief, aber hier ist alles verquickt, wie es oft vorkam, wenn ganze Familien fleißig Handel und Wandel betrieben, auch wenn der Empfänger Zollbeamter war - das hielt die Leute nicht davon ab, nebenberuflich tätig zu sein (und wirft auch nicht zwangsläufig ein schlechtes Licht auf seine dienstlichen Tätigkeiten, wie Laien meinen könnten).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Ja auf jeden Fall. Und an seinen Vater gibt es auch einiges. Da lohnt es sich, die Augen offen zu halten. Weil es mir gerade auffällt: Aufseß-Briefe sind häufig grün gesiegelt.


    Viele Grüße


    kreuzer

    Der Brief ging doch an einen Zöllner ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    vor wenigen Jahren gab es ein größeres Briefekonvolut bei Köhler zu besichtigen. In diesem waren sicher 200 - 250 Briefe an den Herrn von Aufseß, vlt. sogar noch mehr. Die Masse davon aus den 1850er und 1860er Jahren, aber auch die VMZ war vertreten. Es gab viele kleine Besonderheiten (VE, Postbetrug, Retour-Recepisse usw.), aber das Los wurde dann doch leider ein bisserl teuer für einen gewöhnlichen Sammler wie mich, so dass es wohl an einen, oder mehrere Händler ging, die es aufteilten (ab und zu tauchen sogar in der Bucht Briefe aus diesem Kovolut auf). Es sah so aus, als wäre es eine (An-)Sammlung aus den 1940er oder 1950er Jahren.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    den Briefposten habe ich gar nicht wahrgenommen :/. Naja wenn der eh in anderen Preissphären geschwommen ist... Aber spannend wäre es schon.


    Einen zweiten Muster ohne Werth hab ich auch noch. Diesmal von Lindau nach Constanz 1872