• Liebe Forumsfreunde,

    heute zeige ich euch meinen liebsten IM-Brief aus Preußen nach Bayern.

    13.6.1861?/186X? von Olpe (Preußen) über 13.6.? Mussbach (Pfalz) nach 14.6.? Neustadt an der Haardt nach Königsbach (heute Neustadt-Königsbach)

    Vielleicht können hier die Pfalzexperten anhand der Halbkreisstempel die Jahresangabe noch etwas enschränken?

    Mussbach wurde erst per 1. April 1861 zur Postexpedition. Beim Ankunftstempel Neustadt a/H handelt es sich noch um die alte Type 11b; eventuell gibt es hier die Möglichkeit der Abgrenzung?

    Neustadt an der Haardt (Heute … an der Weinstraße) liegt 25,3 Meilen von Olpe entfernt. So taxierte man den Frankobrief in Olpe korrekt mit 3 Sgr. Wohl um die schöne Optik nicht zu verderben, verzichtete man auf die Freimarke, was in Preußen zulässig war.

    Die rote „3“ wurde wieder gestrichen, ich denke dies erfolgte in Neustadt, um Verwechselungen mit Portobriefen auszuschließen?

    Der absolut charmante Zierbrief enthält noch zumindest einen Teil seines Inhaltes; ein graugrün umsticktes rosa Herzchen mit der Aufschrift „lebe glücklich, lebe froh, wie der König Salomo“

    Trotz intensiver Recherche konnte ich allerdings weder in Bayern, noch in Preußen einen König Salomo ausfindig machen.

    Da ich mir zu dieser Zeit schwerlich einen jungen Herren beim Umsticken eines rosa Herzchens vorstellen kann, haben hier wahrscheinlich 2 Freundinnen oder Verwandte ihren Kontakt über die Distanz aufrecht erhalten.

    Mich erfreut dieser Brief jedes Mal, wenn ich ihn mir anschaue.

    Grüße

    Andreas

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • Lieber Andreas,

    da zeigst Du uns wieder mal einen ganz besonders schönen Brief!

    Sind doch Zierbriefe alleine immer etwas Besonderes, so ist dieser mit dem gestickten Herz im Inhalt wirklich "einmalig schön", auch der Begriff entzückend scheint da sehr passend.

    Tja...Goethe hatte wohl recht, Sammler sind glückliche Menschen:)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Andreas,

    ein wundervolles Stück - auch ohne Marke. Der Frankovermerk 3 wurde schon in Preussen gestrichen - manche Frankovermerke wurden aber so groß nochtiert (in Preussen war er in kleinen, roten Zahlen in roter Tinte oder Rötel) zu notieren, dass man sie in Bayern tatsächlich abgestrichen hat, um die Briefträger nicht zu verwirren.

    Ich datiere den Brief auf 1862 unter Abgleich all dessen, was ich weiß und sehe (plus minus 1 Jahr).

    Das mit dem Inhalt ist natürlich allerliebst - halt am Ende der Zeit der Romantik und von daher nachvollziehbar. König Salomo(n) sollte auch hier mal angesprochen werden, immer interessant:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Salomo

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... war mir klar, aber vlt. nicht jedem Leser hier ... und Bildung tut in diesem Land Not, heute mehr denn je. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    am 8.2.1867 sandte man einen einfachen Brief unter 1 Loth über 20 Meilen von der Firma Apitz & Ludewig in Berlin an den Advocaten Herrmann in Nürnberg, wo er auch am 10.2.1867 ankam, aber dort nicht zugestellt werden konnte. Der Brief wurde, an wen, wissen wir nicht, ausgeliefert, nur nicht an den Advocaten. Aber der Annehmende muss sehr zeitnah den neuen Wohnort unseres Advocaten mit München erfahren haben, so dass er den Brief in Nürnberg aufgab (Aufgabestempel vergessen!) und Nürnberg ihn mit 3 Kreuzern für die Strecke bis München taxierte, wo er noch am selben Tag ankam. Der Briefträger mit der personalisierten Nr. 27 stellte ihn dann prompt zu.

    Was man aber nur alle Jubeljahre findet, ist im Inneren des Briefes ein Vermerk des Empfängers, der das gezahlte Porto später dem Absender geltend machte. Hier in der untersten Zeile: "Ausl(age) 3 xr per 10. Februar (18)67. Unser Advocat Herrmann ließ später die preussische Firma, die einen separaten Brief diesem hier hatte einlegen lassen, 3x oder 1 Groschen zahlen, weil sie den Brief an die falsche Adresse geschickt hatten.

    Rote Marken, blaue Berlinstempel, violetter Absenderstempel, blaue Taxe, schwarze Bayernstempel, ein Brief als Einlage, eine Nachsendung und eine spätere Forderung an den Absender - ich glaube so häufig findet man dergleichen nicht ...

  • Lieber Bayern Klassisch

    ein sehr schöner Brief, leider nicht aus MD.

    Zum Thema kann ich zwei Neuzugänge zeigen. Beide stammen von der Firma Hauswald und liefen auch beide nach Würzburg.

    Der 1. Beleg stammt vom 23.12.1862 und wurde in Neustadt-Magdeburg aufgeben und wurde an Herrn Joseph Leinecker adressiert, wo er am 25.12. ankam.

    Der 2. Beleg ist höchstwahrscheinlich vom 12.08.1864 und wurde diesmal in Magdeburg aufgegeben und an Herrn Franz Ig. Holzwarth adressiert. Beide bayrische Stempel tragen m.E. den 13.08. als Datum, wobei ich den Nicht-Würzburg-Stempel keiner Stadt zuordnen kann.

    Beide Belege wurden mit 3 Sgr. tarifrichtig frankiert.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Ulf,

    nicht übel, sprach der Dübel ... der Stempel hinten beim 2. Brief könnte eine stark verkanteter Bahnpost (oder Bahnhofs-)Stempel sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    ein ungewöhnlicher Brief. Das habe ich so noch nicht gesehen. :) :thumbup:

    Der Halbkreis-Stempel auf der Rückseite von Ulfs 2. Brief ist meiner Meinung nach ein Bahnhofs-Stempel.

    liebe Grüße

    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief aus Schleusingen in das, hier im Forum recht populäre, Scheinfeld. Mit 2 Sgr. korrekt für < 20 Meilen Entfernung frankiert.

    Interessanterweise zeigt die Rückseite 4 Stempel.

    Zunächst von Hildburghausen (Sachsen-Meiningen) und dann 3 bayerische: Lichtenfels (Grenzpostamt), Scheinfeld (Zielort) und der dritte, undeutliche zeigt "NE...". Kann das Neustadt a.Aisch sein?

    Viele Grüße

    Michael

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich eine einfachen Portobrief aus Rheydt (heute Teil von Mönchengladbach) vom 28.12.1850 nach Nesselwang bei Kempten. Gibt es Besonderheiten? Ja, gibt es.

    Verfolgt man die Reise des Briefes damals mit dem Finger auf der Landkarte, wird man feststellen, dass er über das Postgebiet von Thurn und Taxis lief, welches aber 1850 nicht Teil des DÖPV war. Es handelte sich also um einen Brief aus Preussen (Postvereinsland) über thurn und taxisches Lehenspostgebiet (nicht im DÖPV) nach Bayern (Postvereinsland).

    Die Aufgabepost hatte dafür zu errechen, wie weit die Reise ging - hier über 20 Meilen, wofür 3 Sgr. für den Brief selbst und 1 Sgr. Zuschlag wegen unfrankierter Absendung vom Empfänger fällig wurden. Siegelseitig wurden auch 4 Sgr. notiert und unterstrichen. Da in der Währung der Abgabepost zu taxieren war, konvertierte man diese 4 Sgr. korrekt postalisch in 12 Kreuzer, die man, wie bei Preussen nicht anders zu erwarten, ebenso korrekt in blauer Tinte als 12 Kreuzer oben links wiederholte.

    Der Brief lief von MG bis Bonn mit der Bahn, aber dann war Ende 1850 auch schon Schluß und musste mit der Kutsche über rheinpreußisches Gebiet, Frankfurt am Main und Aschaffenburg laufen, ehe er durch das erste bayerische Kartenschlußamt in Würzburg am 31.10.1850 aus seinem Briefepaket geholt wurde.

    Siegelseitig war bayerischer Posteingang zu stempeln und auf den preussisch notierten 12 Kreuzern in blau schlug man den Auslagestempel Würzburgs ab. Aber jetzt kommts - statt ihn so weiter zu routen, strich man in Rötel die preussische Forderung 12 Kr. ab, um sie durch eine Rötel 12 zu ersetzen, was naturgemäß wenig Sinn ergibt - außer, dass man zeigen wollte, dass die 12 Kr. nicht nur die Auslage für eine fremde Postanstalt war, zu der kein eigenes, bayerisches Porto mehr hinzu zu addieren war (wie z. B. aus Briefen originär aus Thurn und Taxis!), sondern dass dies schon das Endporto für den Empfänger war.

    Als Kompensation hierfür hat man auch gleich den Ankunftsstempel vergessen, um die Sache rund zu machen.

    Nur diese frühen Postvereinsbriefe weisen oft zweimal dasselbe Porto auf und Briefe aus dem DÖPV über Nicht-DÖPV-Gebiete in den DÖPV sind auch nicht gerade häufig zu finden. Wenn dann einer noch so hübsch daher kommt, sollte man ihn nicht verschmähen, zumal er sogar noch seinen Inhalt hat, der aber weniger spannend ist.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    dazu gleich eine Lernfrage:

    Bekam die taxissche Postverwaltung für den Transit eine Gebühr, oder wurde sie für Gotteslohn tätig?

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    diese Frage hatte ich befürchtet - wenn die Postverwaltungen nicht gratis den Transit zuließen, also Geld verlangten für ihren Transit, mussten diese Kosten von der das Porto bzw. Franko beziehenden Postberhörde überwiesen werden - da im DÖPV nur der Aufgabepost das Porto bzw. Franko allein zustand, wäre hier eine interne Rechnung von TT an Preussen ergangen.

    Aber ich müsste das nachlesen, ob das hier konkret so war, wobei ich nur die bayer. Verordnungen habe - die Preussischen zu suchen wäre sicherlich sehr interessant, weil sie hier auch Anwendung finden. Vlt. sind unsere Preussen so nett und gehen auf die Suche?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Jürgen,

    anbei der Vollzug des bayer. - preussischen Postvertrages vom 1.7.1850, wobei die §§ 3 und 4 von besonderem Interesse sind (publiziert im XXVIII. VO- und Anzeigeblatt am 28.6.1850 unter laufender Nr. 9867 vom selben Tag.

  • Lieber Ralph,

    vielen Dank für die Quelle!

    Die dort aufgeführten Regelungen betreffen aber nur die für die Postanstalten und das "korrespondierende Publikum" relevanten Taxen. Ob seitens der beteiligten Postverwaltungen noch interne Transitvereinbarungen getroffen worden sind, geht daraus nicht hervor.

    Immerhin existierten innerhalb der Postvereinsmitgliedsstaaten durchaus Transitgebühren, sie waren den Beteiligten also nicht fremd.

    Völlig irrelevant ist diese Frage nicht, zumindest nicht für Aussteller. Immerhin gibt es einen bekannten bayrischen Juroren, dessen Vorbereitung auf eine Ausstellung vorwiegend (oder ausschließlich?) darin besteht, sich einen Punkt auszudenken, der vom Aussteller mutmaßlich nicht beachtet worden ist.

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    das ist richtig - aber ich habe keine andere Quelle gefunden. Die Absprachen mit TT hinsichtlich deren Transitforderungen an Preussen und Bayern kenne ich leider nicht. Meine Hoffnung liegt daher auf preussischen Bestimmungen, wenn wir die taxischen nicht herbei bekommen. Aber Primärquellen und Taxis sind schwer in Einklang zu bringen, obwohl noch sehr vieles da zu sein scheint.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Tim,

    vielen Dank - aber mir ist nicht klar, ob und wenn, wieviel wer wem bei dem von mir gezeigten Brief zahlen musste.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.