• Hallo Ralph,

    dann wird es so gewesen sein, dass der Absender das Franko von 3 Sgr. doch nicht bezahlen wollte und die preußische Post den Brief als Portobrief behandeln musste (9 Kr. + 3 Kr. Zuschlag für unfrankiert).

  • Hallo Karl,

    dann sind wir uns ja wieder einig. In jedem Fall ein ganz seltener Fall, praktisch ein reclamirter Brief zur Zurücknahme des Frankos.

    Liebe Planke,

    wir freuen uns alle auf deine neue, schnelle Internetverbindung und die damit verbundenen schönen und interessanten Briefe, die du uns immer zeigst. Auch dir ein Frohes Neues und alles Gute!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    anbei ein zunächst recht üblich aussehender Ganzsachenbeleg (U19A) zu 3 Sgr. Für die eigene Sammlung allerdings jetzt mit sehr deutlichem Abstand der absolute Entfernungs-Rekordhalter im DÖPV. Immerhin beträgt die Entfernung zwischen dem Aufgabeort Königsberg in Preussen zum Zielort, dem westpfälzischen Zweibrücken rd. 1.450 km. Dass er an Heilig Abend aufgegeben wurde und die vorgenannte Entfernung in gerade einmal in 2 Tagen - über FFM - genommen hat...macht ihn auch nicht schlechter. 8)

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Lieber Tim,

    ein traumhaft schöner Beleg. Der Stempel wie gemalt. Zwei „ Besonderheiten „ fallen mir noch auf.
    1. In Bayern waren Frauen erst ab 1904 zum Studium zugelassen. Hier geht der Brief an eine sogenannte Genitivfrau, also an „Frau des Dr. Brecht“

    2. „bairische“ ist nach der altbaierischen vor 1825 gebräuchlichen Art mit i, statt dem von Ludwig dem 1. verfügten y geschrieben.
    Glückwunsch zu diesem Schnuckelchen.


    Grüße aus Frankfurt

    Heribert

  • Hallo Heribert,

    Genitivfrau? Das habe ich noch nicht gehört oder gelesen. Als Kind habe ich eine gekannt. Die Frau unseres Hausarztes in den 50er/60er Jahren legte Wert darauf, mit Frau Doktor angeredet zu werden.

    Der Brief ist wirklich ein feines Stück und Königsberg - Pfalz sicher nicht häufig.

    beste Grüße

    Dieter

  • Liebe Freunde,

    vielen Dank zunächst für das feedback, habe mich auch bemüht, den "Dativ-Doktor" zu finden, im Moment aber nur für den Nachbar-Landbezirk Pirmasens einen Kantonalarzt Dr. Brecht ermitteln können. Aber das macht nichts, des Pälzers Mutter hat sich trotzdem sehr gefreut, da selbige aus Köngsberg stammt (ist nach den Flächenbombardements im August 1944 nach Norddeutschland geflüchtet). Und Recht habt´s Ihr, der Abschlag von dort ist erste Sahne, der springt einen regelrecht an. 8o

    Herzl. Gruß!

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunde,

    warum der Minibrief anbei (Abmessungen 9,9 cm x 5,9 cm) am Zielort im südpfälzischen Annweiler ohne Ankunftsabschlag verbleiben ist, wird das Geheimnis des dort einst tätigen Expeditors bleiben...ungewöhnlich ist es allemal.

    Glücklicherweise ist der 3 Sgr-Wert dafür auf der z.T. sehr knapp geschnittenen linken Seite nicht berührt. Der Adressat Daniel Adam Schmolze, war hauptberuflich Gerichtsbote und Geschworener am Appelationsgericht (Berufungsgericht) des bayerischen Rheinkreises in Zweibrücken...google sei Dank.

    https://books.google.de/books?id=ULFDA…nweiler&f=false

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Liebe Freunde,

    ab dem 1.1.1861 mit dem neuen Postvereinsvertrag war es im DÖPV erstmals möglich, unfrankierte Briefe unter Reco zu versenden - zuvor unterlagen diese Briefe dem Frankozwang.

    Nun aber war das Porto/Franko und die Recogebühr immer zusammen einzuziehen - also entweder der Absender zahlte das Franko und die Recogebühr, oder der Empfänger hatte dies zu tun - eine teilweise Bezahlung durfte nicht stattfinden.

    Bei einem Portochargébrief aus Barmen - Wupperfeld vom 22.9.1865 von der Firma Heegmann & Mosthaler an die Firma Carl Barthe & Sohn in Reuth bei Erbendorf in Bayern gab man folglich seinen Brief auf, bekam einen Postschein mit der Nr. 214 (s. oben links unter dem preussischen Stempel "Recommandirt" und sah seiner weiteren Zukunft gelassen entgegen (also nicht so wie heute).

    Die Aufgabepost hatte nun das Porto und die Recogebühr in einen Betrag zusammen zu fassen und in der Währung der Abgabepost in blau zu notieren - hier 18 Kreuzer. Diese setzten sich zusammen aus 9 Kreuzer Postporto für Briefe unter 1 Loth über 20 Meilen, 3 Kreuzer Portozuschlag und 6 Kreuzer Recogebühr.

    Schon am Folgetag kam der Brief an und wurde der Firma Barth gegen 18 Kreuzer ausgehändigt. Diese flossen komplett an Preussen zurück, wobei hier postalisch 3 + 1 + 2 = 6 Silbergroschen verrechnet wurden, aber 6 Silbergroschen paritätisch genau 21 Kreuzern entsprachen, so dass Preussen bei Portochargébriefen in die süddeutschen Staaten im Schnitt 3 Kreuzer weniger bekamen, als nach Ländern mit Groschenwährung.

    Aber das wird nicht der Grund sein, weshalb sie nicht wirklich häufig sind und der Grund der Existenz dieses Briefes, so wie er ist, zeigt sich nur aus dem Inhalt, der gottlob noch vorhanden ist:

    "Einliegende fl. 80 (80 Gulden) keine Kreuzer 30. September p(er) Vilshofen

    - " - 189 Gulden 53 Kreuzer 4. November p(er) Frankfurt am Main -

    in summa 269 Gulden 53 Kreuzer wollen Sie uns unter gef(lissentlicher) Anzeige gutschreiben.

    Mit aller Achtung!

    Heegemann & Mosthaler"

    Man hatte also 2 Wechsel über immerhin fast 270 Gulden (Jahresgehalt eines normalen Postbediensteten damals) dem Brief eingefügt und dafür die Recommandation vorgezogen, denn jetzt war der Verbleib des Briefes nachforschbar - ohne Reco natürlich nicht. Diese 2 Groschen bzw. 6 Kreuzer extra war man gerne zu zahlen bereit, obwohl man eigentlich einen Wertbrief (Fahrpost!) hätte verschicken sollen, denn die Versicherungsgebühr hier war nur 24,5 Gulden für ein Einschreiben.

  • Lieber Ralph,

    ein interessantes Stück, schöne Beschreibung. Auch der Rechteckstempel in Rheinischer Sonderform mit Zwischenstegen ist gut abgeschlagen, wobei der untere Zwischensteg wie meistens, nicht vollständig abgedruckt ist.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    vielen Dank - an diesen Empfänger in Bayern gibt es sicherlich ein Dutzend Portochargébriefe - bei Bayern Incoming Mail ist das schon eine relative Masse ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... den habe ich vorige Woche im Sofortkauf bei Briefmarken Thomas Fischer schnappen können ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    ja, was hätte dass als Wertbrief gekostet?

    Die Entfernung beträgt ca. 50 Meilen und da der Brief dann sicher auch keine 3 Loth wog, wären hierfür 21 Kreuzer angefallen. Die Wertgebühr betrug je angefangene 175 Gulden bei über 48 Meilen 3 Sgr., also insgesamt 6 Sgr. was ebenfalls 21 Kreuzer wären.

    In Summe somit 42 Kreuzer, also eine Ersparnis für die Empfänger von immerhin 24 Kreuzer.

    In wie vielen Porto-Charge-Briefen waren denn Wechsel - ich denke auch nicht so häufig - und damit ergibt sich automatisch die Frage, wie viele gingen verloren. Letzteres kann ich nicht beantworten. Wird, denke ich, nicht so häufig vorkommen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    vielen Dank für dein Rechenbeispiel - waren das jetzt 48 Kreuzer Porto in Bayern bei unfreier Versendung, oder 16 Sgr. bei Frankierung in Preussen? War bei der Fahrpost postalisch 1 Sgr. = 3 Kreuzer, oder paritätisch 1 Sgr. = 3,5 Kreuzer? Da bin ich mir leider nicht sicher ...

    Zu dem Abhandenkommen von Recobriefen - ich denke, das gab es ein paar Tausend Mal im Jahr innerhalb des DÖPV. Auf der anderen Seite haben wir natürlich ein stets wachsendes Briefpostaufkommen, womit auch die Recobriefe zunahmen und ich denke, dass die Verlustquote bei Dienstbriefen sehr gering, bei Privatbriefen aber eher "hoch" war, weil es da mehr zu holen gab.

    Lieber Erwin,

    ich denke, dass ein Wechsel so gut wie Bargeld war. Klaute man den, gab man ihn weiter als Zahlung für irgendwelche Dienste bzw. Waren und der gab ihn dann wieder weiter usw..

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Erwin

    hier ein Link zum Wechsel:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Wechsel_(Wertpapier)

    Also es war klar geregelt, wer den Wechsel vorlegen mußte um sein Geld zu bekommen. Auch bin ich recht sicher, dass es auch Duplikate gab und sich der Schuldner vom Gläubiger bestätigen lies, wenn er bezahlt hat.

    Lieber Bayern Klassisch

    bei der Fahrpost wurde grundsätzlich paritätisch gerechnet, also im Frankofalle hätte der Absender 12 Sgr. bezahlt (6 Sgr. für den Brief + 6 Sgr. Assekuranzgebühr). Eine Rekommandierung war bei Fahrpostsendungen nicht möglich

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    also 12 Sgr. gleich 42 Kreuzer.

    Wenn es aber mit den Wechseln so einfach gewesen wäre, warum hat man die Versendung dann recomanndiren lassen? Das wären ja 2 Sgr. (6x) für nichts ...

    Wenn kein Wechsel per Post herein kam, galt ja zuerst einmal die Ware als nicht bezahlt ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.