Unterfrankierte Briefe

  • Brief der 2. Gewichtsstufe innerpreussisch (Hamburg war ja auch Heimat eines preussischen Amtes). Daher 6 Sgr. Franko über 1 - 2 Loth über 20 Meilen, aber nur 3 Sgr. frankiert.

    Innerpreussisch gab es keinen Portozuschlag, daher nur 3 Sgr. Nachtaxe, diese konvertiert (reduziert) in Hamburgische Währung 4 HShC) zahlbar vom Empfänger.

    Lieber Ralph,


    bist Du Dir wirklich sicher, daß Briefe aus Preußen nach Hamburg als innerpreußisch galten, nur weil sie dem dortigen preußischen Postamt zuspediert worden sind?


    Das müßte sich doch irgendwo nachweisen lassen.


    Ich hätte den Brief für einen ganz normal unterfrankierten Postvereinsbrief gehalten, mit 4 Sgr. Porto belastet, kann aber selbstverständlich Deine Version auch nicht ausschließen.


    Liebe Grüße


    Jürgen

  • Lieber Jürgen,


    Briefe von Bremen nach Hamburg waren ja auch innertaxisch - wenn eine Postverwaltung ein Postamt stellte, hier Preussen, dann war es ein preussischer Inlandsbrief. Der Ankunftsstempel ist auch der des preussischen Postamts in Hamburg, nicht von Taxis, der dänischen Post, der schwedischen Post, der mecklenburgischen Post usw..


    Die Währung in HH war der Schilling, nicht der Silbergroschen, von daher passt theoretisch und praktisch mit 4 Schillingen alles perfekt, meiner Meinung nach.


    Beiträge readktionell aus Kurze Frage - Kurze Antwort hierhin verschoben

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    2 Mal editiert, zuletzt von Michael ()

  • Briefe zwischen Hamburg und dem preußischen Postgebiet galten als innerpreußisch und erhielten keinen Portozuschlag. Siehe z.B. diese Portobriefe aus Hamburg.

    Lieber Michael, lieber Ralph,


    die Latte der gezeigten Portobriefe von Hamburg nach Preußen ist wirklich überzeugend!


    Dazu müßte es aber doch irgend eine Form von Vereinbarung geben, die für alle fremden Postanstalten auf Hamburger Gebiet galt?


    Wie war denn die Zustallung in Hamburg geregelt? Hatten die fremden Postämter eigene Zusteller? Die Hamburger Stadtpost dürfte doch solche Briefe nicht "für lau" zugestellt haben, Bestellgeld ist aber auf dem Beleg nicht (erkennbar) vermerkt.


    Liebe Grüße


    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    im Spezialkatalog Thurn und Taxis von Peter Sem steht folgendes: "Mit Ausnahme der Hansestädte, in denen die Taxispost keine Briefzustellung unterhielt, wurde .....". Die Zustellung von Briefsendungen in Hamburg, Bremen und Lübeck, wurde daher von anderen Postanstalten gemacht.


    Beste Grüße,

    Hermann

  • Lieber Dieter,


    im Buch "Die vereinheitlichten Taxen der Thurn und Taxisschen Post von 1850 - 1867 von Heinz Felix Lethaus und Horst Schenk" steht unter 3.1.4: Die Post mit den Hansestädten: In den Hansestädten bestanden neben den jeweiligen Stadtpostanstalten Postanstalten verschiedener anderer Postverwaltungen, darunter auch der Thurn und Taxisschen. Allerdings unterhielt Thurn und Taxis nur Briefpostexpeditionen, keine Fahrpost und keine Briefzustellung. Somit fiel in den Hansestädten auch kein taxissches Bestellgeld an und es gibt keine taxisschen Ortsbriefe in den Hansestädten. Für die Briefzustellung war die jeweilige Stadtpost zuständig.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Für die Briefzustellung war die jeweilige Stadtpost zuständig.

    Hallo zusammen,


    dann muß es aber doch vertragliche Vereinbarungen darüber gegeben haben, wie und zu welchen Konditionen Beförderung und Zustellung zu handhaben waren.


    Auch das Verhältnis zum Postverein war davon betroffen. Taxis beispielsweise trat dem Postverein später bei als Preußen. Galten in dem Zwischenzeitraum über das taxissche Postamt in Hamburg gelaufene Briefe auch als Postvereinsbriefe oder nicht?


    Angaben aus der Sekundärliteratur dazu sind oft unvollständig und bisweilen falsch. Originalquellen wären sicherlich nützlich.


    Beste Grüße


    Altsax

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier ein um 2 Pfg. unterfrankierter Brief, der mit 3 Pfg. Nachtaxe versehen wurde.

    Rückseitig ist nur der Berliner Ausgabestempel vom Folgetag.



    Viele Grüße

    Michael

  • liebe Sammlerfreunde,

    diesen unterfrankierten Brief konnte ich für eine 1/2 Pizza bekommen. Leider habe ich den vorderseitigen Stempel des Haals Nasen Ohrenarztes übersehen. :(

    So werde ich ihn wohl nicht in meine Sammlung übernehmen können? :/

    Die Entfernung Eisleben - Werden ( heute Stadtteil von Essen) betrug 42 Meilen und war damit gnadenlos unterfrankiert. Das Nachporto wurde mit 2 Sgr. in Blau ausgeworfen.

    Wer kann die blaue Notiz links entziffern?


    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    "Kastenbrief Unterschrift".


    Wie man seinen Stempel als Privater so vorne drauf klatschen kann, verstehe ich nicht. Das ist unterses Niveau und sollte man so von einem studierten Menschen nicht erwarten.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Das ist unterses Niveau und sollte man so von einem studierten Menschen nicht erwarten.

    Und wurde speziell von diesem "Besitzer" zu tausenden gemacht, da kamen mir vor Jahren in SIFI mal fast die Tränchen....................................

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Ulrich,


    ganz traurig - wenn er wenigstens hinten gestempelt hätte, wofür das auch immer gut gewesen wäre, aber vorne in violett mittendrauf ... leider unverzeihlich für mich. Die PO bleibt natürlich gut, aber die Optik ist leider ziemlich dahin, ganz, ganz traurig. =O

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    hier eine leider nicht mehr komplette Drucksache/Brief von Stettin nach Görlitz.

    Frankiert mit einer 4 Pfg.-Marke Nr. 9, anscheinend als Drucksache gedacht, aber nicht anerkannt und mit 2 2/3 Sgr. für den Brieftarif nachtaxiert.

    Der verbliebene Inhalt besteht nur aus gedrucktem Text.

    Bei einer Drucksache hätte die Freimarke mit dem normalen Aufgabestempel entwertet werden müssen. Die Verwendung des Nummernstempels 1439 von Stettin war für Briefe bis Anfang 1859 obligatorisch. Hieran erkennt man, dass zuerst die Versendungsform geprüft wurde und hierbei ein Versand als Drucksache nicht in Frage kam und erst danach die Entwertung - nunmehr mit dem Nummernstempel - erfolgte. Also eine genaue Beachtung der Stempelvorschriften durch den Stettiner Postler.

    Die Verwendung der Freimarke Nr. 9 ist bisher ab Juli 1858 belegt, so dass das Verwendungsjahr 1858 recht sicher erscheint.



    Warum wurde die Sendung nicht als Drucksache anerkannt?

    - Möglich wäre hinzugefügter handschriftlicher Text. Dieser ist nicht im verbliebenen Inhalt zu sehen, ist aber nicht auszuschließen.

    - Möglich wäre auch, dass der Brief verschlossen/versiegelt war, was eine Versendung als Drucksache natürlich auch ausschloss. Leider ist auch dies nicht mehr festzustellen.


    Es gibt aber noch eine 3. Möglichkeit:

    - Drucksachen durften nur unter Kreuz-/Streifband versandt werden. Dies ist auch noch im Regulativ zum Postgesetz von 1861 so explizit festgehalten:

    Die Sendungen müssen offen unter schmalem Streif- oder Kreuzband eingeliefert werden.

    ...

    Sendungen, die bloß zusammengefaltet sind, ohne daß ein Band umgelegt ist, ...sind zur Beförderung gegen die Kreuzbandtaxe nicht geeignet.

    Wenn man sich diesen Brief anschaut, kann dieser meiner Meinung nach weder ein senkrechtes noch ein querlaufendes Band aufgewiesen haben. Daher könnte dies die Ursache für die Nichtanerkennung der gewünschten Sendungsform gewesen sein, die sinnigerweise im o.g. Regulativ auch unter Sendungen unter Band aufgeführt wird.


    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Michael ()

  • Wenn man sich diesen Brief anschaut, kann dieser meiner Meinung nach weder ein senkrechtes noch ein querlaufendes Band aufgewiesen haben kann. Daher könnte dies die Ursache für die Nichtanerkennung der gewünschten Sendungsform gewesen sein, die sinnigerweise im o.g. Regulativ auch unter Sendungen unter Band aufgeführt wird.

    Lieber Michael, wo sollte das Band auch positioniert gewesen sein. Ich nehme auch an, dass der letzte Punkt ausschlaggebend war. Ein tolles Stück. :thumbup:

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Freunde,


    bei Bayern gab es mal eine Vorschrift bei DS unter Band, dass die Adresse nicht nur auf das Kreuz- oder Streifband, sondern auch auf die DS darunter geschrieben werden sollte - für den Fall, dass das Band während des Posttransports abgefallen wäre. Hier wäre das nicht völlig auszuschließen, wenn es diese Vorschrift 1 zu 1 auch in Preussen gegeben hätte ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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