Einfache Belege Sachsen VMZ

  • Hallo,

    bei dem Namen Postkutsche erscheinen sofort Bilder aus historischen Filmen oder gar Märchenfilmen bei uns.

    Eine Fahrpost um 1700 hatte mit diesen Kutschenbildern absolut nichts zu tun, es waren grob gesagt ungefederte Leiterwagen mit etwas Regenschutz mit Pferden davor. Nur junge und robuste Personen konnten das überstehen.

    Postmeister Kees unterichtete den Kurfürsten 1705, das die Hamburger Austern und andere Spezialitäten, auf den geschwinden Postcoursen zu Schaden kamen. Er regte ein sogenannte Küchen-Postkutsche zwischen Leipzig und Dresden an. Das auch für Ältere und Kinder damit eine Beförderungsmöglichkeit geschaffen wurde, stand nicht im Antrag.

    Der Churfürst stimmte zu und so wurde sie wohl 1706 eröffnet. Für die ca 120 km = ca 13 Sächsische Meilen ( 9,02 km) brauchte sie ca 32 Stunden.

    3 Pausen, in Wurzen, Oschatz und Meißen, von mind. 3 Stunden.

    1711 wurde die zweite eröffnet, wobei die Geschwindigkeit erhöht oder die Pausen verkürzt wurden. Somit brauchte sie "nur" 20 -24 Stunden.

    Küchenkutschen nach Braunschweig und Berlin folgten.

    Anbei Eröffnung 1711 und Schild der Posthalterei ca. 1696 aus Dresden.

    Beste Grüße Bernd

  • Hallo,

    bei der Briefpost bis ca. 1760 gibt es ein Problem, es gibt kaum postalische Vermerke auf den Belegen.

    Im Band 1 des phantastischen Portohandbuchs schreiben die Verfasser Sven und Stefan Colditz,

    ohne Postvermerk muß man sie als Botenbriefe einschätzen. Da kommt die Frage auf, mussten Postbriefe frankiert werden. Anbei folgen Teile der Postordnung 1713. Ich teile nicht die Ansicht von Sammlern, das der Absender das gesamte Porto zahlen konnte. Ein Brief von Leipzig nach Bautzen musste mindestens bis Dresden bezahlt werden, nach Berlin mindestens 1/2 Porto.

    So lese ich zumindest die Vorschrift.

    Beste Grüße Bernd

  • Hallo,

    der Empfänger hatte etwas Arbeit. Anbei Auszug der Steuerodnung 1730

    Steckte er den Groschen ein und belies es dabei, zahlte er bei Entdeckung des ungestempelten Dokumentes ( der Brief war laut Steuerordnung eins) zusätzlich 4 Groschen Strafe. Er konnte auch eine Stempelpapierbogen um den Brief legen, auf diesen musste aber sofort das Datum und das Dokument genannt werden. Das war etwas unhandlich. Also ging er zu seiner Impost-Einnahmestelle, zahlte den Groschen und erhielt einen Stempelabschnitt und ein Quittung zum Nachweis der Bezahlung.

    Bei Dokumenten wurden solche Abschnitte meist eingeklebt.

    Brief vom Churfürsten nach ??? ( ich bin am Ende, ein Klügeln gab es nicht, soll das Mügeln sein??).

    Oder gehört das zum Namen?

    Natürlich genoß der Churfürst Portfreiheit oder er schickte einen Boten.Der Brief wurde erst am 18. präsentiert, also war er lange unterwegs.

    anbei Potrtofreiheit 1713

    Beste Grüße Bernd

  • Hallo Bernd,


    ich lese Klügeln, habe aber leider keinen Ort dieses Namens gefunden.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,

    danke an beide.

    Das habe ich gefunden: Gottlob Christian Klügel, Sohn des Präfektors in Zwickau Johann Christian Klügel

    Zwickau passt wunderbar, auch die Zeit.

    Nochmals Danke , wieder ein Rätsel weniger.

    Beste Grüße Bernd

  • Hallo Freunde,

    ich habe in der letzten Zeit wieder ein paar schöne Briefe erhalten.

    Hier ein Brief, der von Leisnig nach Grimma lief vom 26.7.1820.

    Auf der Vorderseite sehe ich einmal 1/4 und einmal 3/4 Groschen

    Zusätzlich unten noch 1/2 Botenlohn.

    Dann ist mir noch etwas aufgefallen. Das ist schon der zweite Sachsenbrief mit diesen vielen kleinen Löchern, den ich habe. Kann jemand dazu etwas sagen. Sieht ähnlich wie bei einem Desinfektionsbrief aus.

    Liebe Grüße

    Torsten

  • Hier noch der zweite Brief mit diesen vielen kleinen Löchern.

    der lief im Mai 1834 von Leipzig nach Roßwein von der kön. sächs. Zeitungsexp. an das wohllöbliche Stadtgericht.

    Vielleicht kann noch jemand etwas zu den Zahlen sagen. Eine rote 8 1/4, eine rote 105 3/4 und links lese ich 4 Thaler 1 gG und 6 Pfennige irgendeine Gebühr??

    Liebe Grüße

    Torsten

  • Hallo Torsten,


    der 2. Brief ist eine Nachnahme für Insertionsgebühren. Du hast es ja selbst erkannt: 4 Th 1 gGr 6 gPf. Das ergibt 97½ gGr. Wenn du die 8¼ gGr für Procura und Porto dazurechnest, ergibt es die rechts notierten 105¾ gGr. Zur Aufteilung der Gebühren kann ich mangels Informationen nichts beitragen.


    beste Grüße


    Dieter

  • Danke Dieter für deine Infos,

    einen weiteren Brief möchte ich noch zeigen. Er lief von Dresden nach Belgern. Geschrieben am 27.12.1770 und angekommen am 2.1.1771 war es ein Jahreswechselbrief. Inliegend 13Taler - 10Taler in Goldmünzen und 3 Taler in Silbermünzen. Deswegen wahrscheinlich auch das hohe Gewicht von 12 1/4 Loth. Das ganze wurde für 2 1/2 gG befördert.

    Liebe Grüße

    Torsten

  • Hallo Torsten,

    diese vielen kleinen Löcher haben nichts mit den Desinfektionslöchern zu tun.

    Diese Löcher zeigen das diese Briefe mal in Akten abgeheftet waren. Damals wurden die Belege einzeln mit Fäden abgeheftet und zu einer Art Buch / Akte zusammengebunden. Später sind diese Akten in Sammlerhand gekommen und wurden auseinander genommen. Ansonsten hätten wir viele Belege nicht in unseren Sammlungen.

    Siehe anhängende Bilder.

    Liebe Grüße Matthias

  • nils

    Hat den Titel des Themas von „einfache Belege“ zu „Einfache Belege Sachsen VMZ“ geändert.
  • Hallo Matthias,

    vielen Dank für diese interessante Info, man lernt halt nie aus. Also sind diese kleinen Löcher keine mutwillige Zerstörung sondern das Ergebnis der damaligen Ordnung im Büro. Gut zu wissen!

    Viele Grüße Torsten

  • Hallo zusammen,


    nach längerer Zeit zeige ich hier mal den nicht gerade häufigen R1 von Silberstrasse auf einem Brief

    An

    den Wohlöbl. Stadtrath

    zu

    Schneeberg


    Das Bild im Internet sah ganz gut aus, aber als der Beleg hier ankam zeigte sich, daß einer der Vorbesitzer das Schreiben (eine Abrechnung) ganz erheblich beschnitten hatte. Jemand hat mit Bleistift das Jahr 1828 vermerkt. Das passt in die Verwendungszeit ab 1825 (Feuser und Milde).

    Die Zustellung in Schneeberg kostete ½ gGr

  • Hallo Dieter,

    ein guter Brief mit dem seltenen Stempel.

    Diese Stempel erhielten nur die Postexpeditionen die nur einen Kartenschluß mit einem benachbarten Postamt hatten. Erste Stempel 1826, durch Anordnung vom 1.4.1835 bis 1836 durch Stempel mit Datum ersetzt.

    Brief von Dippoldiswalde vom 28. November 1828

    Beste Grüße Bernd

  • nur die Postexpeditionen die nur einen Kartenschluß mit einem benachbarten Postamt hatten

    so habe ich es im Milde nachgelesen. Den habe ich mir als Corona-Sonderangebot gegönnt.


    Dieter

  • Hallo, da ich gern das Interpretieren/Lesen von postalischen Vermerken auf Belegen etwas lernen möchte, bitte ich, mir einmal diesen einfachen Beleg zu "übersetzen". Als erstes stand ein "9" Diese scheint durchgestrichen und mit "8/8" ersetzt worden zu sein. Was bedeutet das? Gleichzeitig kann ich den oberen linken handschriftlichen Vermerk auch nicht lesen. Ich hoffe, ich nerve niemanden mit vielleicht diesen "Urschleim".



    Ich bedanke mich jetzt schon einmal für die Hilfe und wünsche Allen noch schöne Feiertage.

    Enrico

  • Hallo Enrico,


    was hat der Brief mit dem Titel des Threads zu tun?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... lies doch mal den ganzen Titel - da geht es um Briefe von Neustadt in der Pfalz ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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