Bei der Bahnpost verwendete Nummernstempel

  • Liebe Sammelfreunde


    Hier ein Brief vom 14.05.1853 von Magdeburg nach Trebnitz.
    Die Entfernung beträgt ca. 16 Meilen und somit ist ein Brief der 2. Entfernungsstufe. Freigemacht mit einem Paar der Mi 2 (1 Sgr.), welches leider unten über beide Marken tangiert ist. Entwertet wurde dieses mit dem Nummerstempel 907.
    Danebengesetzt wurde der Streckenstempel Magdeburg - Leipzig II. Tour sowie noch handschriftlich Magdeburg.


    Ob es sich hier schon auf eine Aufgabe am Zug handelt, kann ich nicht sagen. Denkbar wäre auch noch, dass dieser im Briefkasten am Bahnhof war und dort die Marken im Bahnpostamt entwertet, zum Zug gebracht und dort weiter bearbeitet wurde.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    hieß es Bahnhofs - Postamt oder Bahnpostamt? Bei Bayern war das ein riesiger Unterschied, weil diese Poststellen nichts miteinander zu tun hatten.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bayern Klassisch


    prinzipell war das Postamt am Bahnhof ab dem 01.05.1849 erstmal "Post-Speditions-Amt Nr. 7", änderte sich mit der Amtsblattverfügung Nr. 20 vom 29. Januar 1856 in jedoch zum Eisenbahnpostamt 7.


    Bevor es Post-Speditions-Amt 7 war, gab es schon dort einen Briefkasten, welcher vor Abfahrt des Zuges gelehrt wurde.
    Weiterhin waren zur Zeit des Briefes schon Briefkästen an den Zügen, so daß die Briefe dort eingeworfen werden konnten. Die Frage ist nun, ob es möglich wäre, in jedem abgehenden Zug einen Nummerstempel zu haben. Denkbar ist es, da laut Vorschrift die Marken eben mit solchen Stempel zu entwerten.


    Aber eben ist es auch möglich, dass der Stempel im Bahnpostamt geführt und dort vor Abfahrt der Briefkasten geleert wurde. Die restliche Bearbeitung erfolgte dann im Zug.


    Am Bahnhof wurden auch nur gewöhnliche Briefe bearbeitet, keine Fahrpostsendungen oder Briefe in das Ausland, welche zollamtlich geprüft werden mußten.

    Damit ist Deine Frage sicherlich nicht beantwortet, da ich eben nur für MD antworten kann.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    zuerst einmal vielen Dank für die ausführliche Antwort. Wenn ich dich recht verstanden habe, gab es also eine Durchmischung vom Bahnhofspostamt zur Bahnpost.


    Gerade bei Preußen weiß ich, dass dort die Kartierung selbständig durchgeführt wurde, unabhängig ob Auslands- oder Inlandsbrief bzw. Fahrpoststück (Köln - Verviers usw.).


    Bei Bayern waren Bahnpost- und regulärer Postdienst streng getrennt, bei Strafandrohung bzgl. "Personalsvermischung", so dass z. B. Bahnpostbeamte nicht in das Postlokal am Bahnhof durften.


    Dass jeder Zug seinen eigenen Nummernstempel gehabt haben soll, glaube ich aber auch nicht - dafür gab es viel zu viel Bewegung, sonst hätten wir ja gerade solche Stationsaufgaben nicht.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Michael,
    Liebe Sammelfreunde,


    um die Verwendung des Nummerstempels 907 zu beleuchten, mal dazu einige Anmerkungen:


    Die wichtigste Eisenbahnverbindung war Leipzig-Magdeburg. 1852 fuhren 4 Züge, 1859 waren es 5. Diese Strecke unterstand auch der Magdeburger Oberpostdirektion. Da ich nur die Ankunft- und Abfahrtzeiten habe, läßt sich sagen, dass mindestens 2 Nummerstempel erforderlich wären.


    Als nächstes die Verbindung Magdeburg - Berlin: Diese unterstand nicht Magdeburg, also sollte der Stenmpel auch nicht bei der Briefaufgabe vorkommen. Weiter wäre die Strecke Magdeburg - Halberstadt zu nennen. Auch diese unterstand Berlin. Der Kurs Berlin - Magdeburg - Oschersleben - weiter nach Minden enthält diese und die vorher genannte Strecke.


    Als letztes ist die Strecke Magdeburg - Wittenberge zu nennen. Hier ist es denkbar, dass nur ein Stempel reichte.
    Damit wären 3 Stempel allein nur für die Zugbearbeitung notwendig.


    Um die Sache zu "verschlimmern", gab es auch noch für die beiden direkt Magdeburg unterstehen Strecken andere Bahnhöfe:
    Magdeburg-Leipzig am Fürstenwallufer (Ra3 MAGDEBURG BAHNHOF)
    Magdeburg-Wittenberg am Neuen Fischufer (Ra3 MAGDEBURG BAHNHOF II)


    Damit wären es 5 verschiedene Typen. Dies gilt unter der Voraussetzung, dass drei bei der Zugbearbeitung und zwei weitere Stempel an jedem Bahnhof, sowie jede Type auch von Anfang bis Ende verwendet wurde.


    Soweit mir bekannt, gibt es nur 4 Typen und schon stellen sich Fragen...
    N.B. ich habe bisher selbst keine Aufstellung des 907.

    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ulf,


    wir hatten ja schon mal drüber diskutiert ... ;)
    An Hand der Typen diese Fragen zu beantworten, scheint mir nicht so erfolgversprechend zu sein. Es mögen noch unentdeckte Typen existieren und andererseits weiß ich nicht, ob man alle Stempelgeräte eines Stempels typenmässig unterscheiden kann.
    Ich habe einen Brief (von welcher Strecke weiß ich im Moment nicht), bei dem sich die Interpretation "Stempelung während der Zugfahrt" anbot. Wenn ich etwas Luft finde, werde ich ihn raussuchen und hier vorstellen.


    Viele Grüße
    Michael

  • Die Typenzahl der Nummernstempel von Post-Speditionsämter hängt nur bedingt von den betreuten Strecken und den an den Bahnhöfen verwendeten Stempeln ab.


    Nehmen wir mal als Beispiel die "106". Da wären als erstes die Bahnhöfe in Berlin Stettiner Bahnhof als Sitz des Speditionsamtes Nr.3, Stettin und Hamburg (letztere als Speditions-Büros oder -Comptoirs), bei denen mindestens 3 Stempel zum Einsatz kamen. Dann kamen noch mindestens 3 Stempel gleichzeitig für fahrenden Speditionsbüros auf den Bahnstrecken Hamburg-Berlin, Stettin-Berlin sowie Bromberg(Posen)-Berlin. Damit wären also 6 Typen zu erwarten. Aber sowohl Feuser als auch Krauß geben nur 4 Typen an. Bütow zeigt auf seinen Fototafeln nur 3.


    Vielleicht ist die Lösung des Problems ja relativ einfach. Es wurden gleichzeitig mehrere Stempel derselben Type hergestellt, so daß die Typen zeitlich gestaffelt auftreten.

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier ein Brief, der im Hinblick auf die Frage "Wurden die Nummernstempel der Bahnpostämter auch ambulant in den Zügen eingesetzt?" interessant ist.


    1853/54 ging es von Schkeudnitz nach Dresden, korrekt frankiert mit 2 Sgr., an den Königlich Sächsischen Kammerherrn von Wuthenau
    Um den Sachverhalt zu verdeutlichen, hier mal eine Karte mit Markierung der wesentlichen Städte.



    Schkeudnitz lag an der Strecke Magdeburg-Köthen-Halle-Leipzig als letzter preußischer Haltepunkt vor der sächsischen Grenze, knapp vor Leipzig.
    Der Brief erhielt neben der handschriftlichen Ortsangabe auch den Kursstempel MAGDEB: / 18 | 3 I / LEIPZIG.
    Die Entwertung der Marke erfolgte mit dem Nummernstempel 907 welcher nach Krauß dem Post-Speditions-Amt Nr. 7 mit den Post-Speditions-Büros und dem Magdeburger Bahnhof zugeordnet wurde. Hier haben wir es mit einem ambulanten Einsatz des Stempels zu tun, direkt nach der Stempelung verließen Zug und Brief das preußische Gebiet.


    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,


    ein Schmankerl und als Beweis für die zu belegende Aussage perfekt (gestempelt) und notifiziert. Klasse! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier ein Brief, dessen drei 1Sgr.-Marken mit dem Nummernstempel 104 des Post-Speditions-Amtes No. 1 entwertet wurde.
    Eingesetzt wurde der Stempel nach Krauß in Berlin am Magdeburger und am Potsdamer Bahnhof, ausserdem ist er auf Briefen mit dem Kursstempel Berlin-Magdeburg und Berlin-Minden zu finden.
    Bei diesem Brief von 1859 findet sich rückseitig der Kursstempel MINDEN / 19 1 II / BERLIN. Der Aufgabeort wurde, entgegen der Vorschrift nicht vorderseitig notiert. Aus dem Inhalt ergibt sich ein Absende- und vermutlicher Aufgabeort Magdeburg. Für die Taxierung war in diesem Fall der Aufgabeort tatsächlich unerheblich, da der Brief mit 3 Sgr. (bei einfachem Gewicht) jedenfalls ausreichend für seine Reise nach Mecklenburg-Schwerin bezahlt war.



    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,


    was für ein toller Brief! Perfekte Abschläge, nicht häufige Contravention und Destination Mecklenburg - Schwerin, klasse! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier ein in Rehme, heute zu Bad Oeynhausen gehörend, direkt am Zug aufgegebener Nahbereichsbrief in das 2 Bahnstationen entfernte Bielefeld von 1857. Die Entwertung der 1 Sgr.-Freimarke erfolgte mit dem Nummernstempel 317 des Bahnpostamtes VIII. Rückseitig der Kursstempel Minden-Deutz des 3. Zuges am 18.2.



    Gruß

    Michael