Bayern-Finnland

  • Hallo zusammen,


    ich möchte hier eine Lücke schließen und stelle daher meinen Beleg nach Finnland vor.
    Finnland war von Mitte des 18.Jahrhunderts bis Dezember 1917 als Großfürstentum Teil des Russischen Zarenreiches.
    Preußen hatte mit Russland einen Vertrag ausgehandelt, der für alle anderen DÖPV-Mitglieder Gültigkeit hatte. Für den einfachen Brief galt somit ab Grenze Preußen - Russland 3 Silbergroschen. Das bedeutete für Bayern in der 1. Gewichtsstufe bis zur Postvereinsgrenze 9 Kreuzer. Die drei Silbergroschen Weiterfranko waren umzurechnen nach dem Schlüssel 2 Silbergroschen sind 7 Kreuzer. 3 Silbergroschen sind somit 10,5 Kreuzer. Da es keine 1/2 Kreuzer Marken gab, wurde locker zu Gunsten Bayerns aufgerundet auf 11 Kreuzer. Somit kostet der Brief in der 1. Gewichtsstufe nach Finnland 20 Kreuzer. Hierzu wurden eine 12 Kreuzer-, eine 6 Kreuzer- und zwei 1 Kreuzermarken benutzt. Die Marken sind alle im sogenannten Zwergschnitt. Hier wurde sehr genau der weiße Rand der Marken abgeschnitten. Warum dies geschah, weiß kein Mensch. Mit der Gewichtsersparnis hat das auf keinen Fall etwas zutun. Wie ich an anderer Stelle bereits geschrieben habe, wiegt eine normal geschnittene 1-Kreuzermarke 0,02941 Gramm. 34 Marken wiegen also erst 1 Gramm.
    Der Brief ging am 20.10.1860 von Fürth in Mittelfranken nach dem finnischen Tavastehus. Auf der Rückseite ist ein Ankunftsstempel: "erhalten 18. OKT 1860 morgens". Da sich bei mir die Russische Botschaft gegenüber befindet, war die Übersetzung kein Problem. Der Brief kam also an bevor er geschrieben wurde? In Russland galt aber der julianische Kalender, das bedeutet plus 12 Tage.
    Der Inhalt ist auch interessant, es geht um eine Hopfenlieferung an eine Brauerei in Tavastehus. Die Klimaänderung hatte schon damals große Bedeutung. So kann man lesen.: In Folge des kalten Regenwetters während des ganzen Sommers ist die Hopfenernte in Bayern sehr gering ausgefallenn..... Das bedeutet, der bestellte Hopfen ist teurer geworden.



    Liebe Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Hasselbert,


    eine Anmerkung dazu:

    Zitat

    In Russland und somit auch in Finnland galt aber der gregorianische Kalender, das bedeutet plus 12 Tage.


    In Russland galt noch der julianische Kalender, der in jener Zeit 12 Tage hinter dem gregorianischen Kalender lag. In Finnland galt, wie in den deutschen Staaten, der gregorianische Kalender.
    Dein Brief lief zunächst via Preußen nach Russland, wo er in St. Petersburg den russischen Eingangsstempel vom 18.Okt. 1860 (jul.) erhielt. Dann ging es weiter nach Finnland, der dortige Ankunftsstempel zeigt dann ein greg. Datum: ANK 3 11


    Trotz Zwergschnitt ein schöner Beleg, Glückwunsch dazu.


    Gruß
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Heribert,
    Vielen Dank für's Zeigen dieses seltenen Belegs. Das 20 Kreuzer-Russlandporto nach Finnland ist sehr selten, eine der seltensten europäischen Destinationen dazu in den vermutlich damals nicht wirklich großen Ort. Ich gratuliere zu dem Stück.
    Hier im Forum war im Thread "Der besondere Brief - Das besondere Poststück" in post 55 ein vergleichbarer Brief schon einmal zu sehen.
    Beste Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Michael,
    besten Dank für Deine Anmerkung. Ich habe entsprechend geändert. Es ist schön, dass es im Forum immer einen Spezialisten gibt.


    Hallo Peter,
    es freut mich, dass Dir der Brief gefällt.
    Eben habe ich Deinen Brief in Post 55 im Thread „Der besondere Brief“ angeschaut. Ebenfalls ein 20 Kreuzerbrief nach Finnland. Einfach traumhaft und super besprochen. So macht ein Forum immer Freude :thumbup:


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

    2 Mal editiert, zuletzt von hasselbert ()

  • Hallo liball,
    Einen der sehr seltenen Finnlandbriefe zeigst Du uns.
    Die Brauerei „Grahn“ gibt es heute noch. Auf einigen Biersorten wird im Etikett mit dem Hinweis auf „Bayern“ geworben.
    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Liebe Freunde,


    es muss nicht immer Kreuzerzeit sein, um optisch einen Leckerbissen zu präsentieren - eine Postkarte zu 10 Pfg. der Deutschen Reichspost (!!) wurde im schönen München am 1.1.1902 (Neujahrskarte) an "Herrn cand. phil. E. A. Tunkels Helsingfors" in Finnland geschickt. Absender war die Redaction der Orientalischen Bibliothek, Professor Dr. L. Scherman in München.

    Ich weiß nicht, was in unsere finnischen Postfreunde gefahren ist, aber diese Karte haben sie mal so richtig zugedonnert mit ihren schönen Stempeln, wovon man 7 Stück teil- oder voll abgsechlagen vorne findet - meinen tiefst empfundenen Dank dafür!

    Wie viele Reichspostkarten mit bayer. Frankatur nach Finnland dürfte es wohl geben?

  • ... so isses - und auf eine 2. werde ich wohl länger warten müssen. :P


    So etwas hätte ich noch gerne aus der Kreuzerzeit, aber man darf ja noch träumen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Guten Morgen in die Runde,

    nachfolgenden Neuzugang möchte ich euch gerne zeigen:
    Antwortteil der seltenen P96 aus Finnland (eigentlich Großfürstentum Finnland im Kaiserreich Russland) retour nach Augsburg, aufgegeben in Wiborg am 3. April 1914.
    Gestempelt ist der Antwortteil mit einem russischen Bahnpoststempel der Strecke H.FORS (Helsingfors) - ST.BURG (Sankt Petersburg).
    Die Erhaltung ist zwar suboptimal, aber ich werde wohl weit laufen müssen, um nochmals einen finnischen/russischen Bahnpoststempel als Entwerter auf einer bayerischen Antwortganzsache zu finden.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser



  • Hallo Schorsch,


    bei unserem Gewicht heißt weit laufen einmal ums Haus? :D:D


    Schbaß - da hast du wieder ein feines Stück aufgetrieben, dazu mit seltenem Stempel, Glückwunsch dazu. :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • @Ralph - wenn Du an Weihnachten nicht so reinschaufelst, kannst Du an Silvester noch locker ums Haus laufen.... 8):D ...

    ....und anbei noch die andere Variante, diesmal von Annweiler nach Wiborg und weitergeleitet über die obig erwähnte Bahnpoststrecke Helsingfors - St. Petersburg (diesmal der BP-Stempel nur als Durchgangsstempel) nach Oulu (in schwed. Schreibweise: Uleåborg)....

    Der Absender ist bei der Herstellung von Meßwerkzeugen auch kein Unbekannter. Gegründet 1889 ist die Firma bis heute (jetzt Stabila GmbH) im Besitz der Nachkommen des Firmengründers Gustav Ullrich.

    Beste Grüße
    Schorsch

  • Hallo Schorsch,


    ich schaufle nicht rein, in meinem Alter kommt das Essen zu mir ... 8o8o

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Ich habe mein erstes Stück aus Bayern nach Finnland ergattert und will es mal hier zeigen. Über das Porto kann ich garnichts Sagen. Aus Erlangen 3 SEP 08 über Russland nach Åbo ( oder Turku auf Finnisch).



    Grüße Teddy

  • Kann mir mal bitte einer von den Bayern Kennern mit der 1 Mark 60 Pfennige Taxe helfen. Ich selber habekeine Ahnung davon .


    Cash on delivery address card from Erlangen 3.9.1908 over Leipzig Hof - Eydkühnen – ВИРБАЛИС (Virbalis, later Kybartai) – Viborg – Åbo arrived after 5 days 8.IX.08.


    COD 444 Mark converted to 206 rubles. Value given also in 555 francs. Somewhat the payment raised up (customs fee?) 208 Rbl. 13 kop. Weight 4 kg 950 gr


    Vielen Dank

    Teddy