Liebe Freunde,
hier eine Herrschaftliche Polizei-Sache vom Königl. Polizey Präsidium (mit geprägtem Wappen auf dem Briefpapier und entsprechendem Verschlußsiegel) von 1853 aus Breslau nach Colmar an die dortige Präfektur des Ober-Rhein-Departements.
Portofrei aufgegeben, lief der Brief über die Bahnstrecken Breslau-Berlin, Berlin-Leipzig und Halle-Eisenach und dann im geschlossenen Paket nach Strasbourg mit dem franz. Eingangsstempel PRUSSE STRASBOURG.
Die französische Post sah anscheinend keine Veranlassung, ihn portofrei zu befördern, wog den Brief mit 8 Gramm und setzte 16 Decimes gemäß dem Postvertrag von 1848 an: 1 F preuß. und 6 Dec. franz. Porto (40-80 km innerfranz., jeweils doppelte Taxe) = 16 Dec.
Die adressierte Behörde sah ihrerseits keine Veranlassung, das Porto zu bezahlen und verweigerte die Annahme: refusé pour cause de taxe (Annahme verweigert wegen Porto).
War die franz. Taxierung richtig? Fiel nicht zunächst nur das 1,5-fache Porto an und erst ab 10 Gramm das Doppelte?
Was passierte nun weiter?
Auf dem Brief finden sich keinerlei Merkmale einer Rücksendung.
Im Briefinhalt finden sich keine Bearbeitungsmerkmale.
Die französische Taxe wurde doppelt gestrichen - wegen der Rücksendung oder hat es sich die franz. Post doch noch anders überlegt? Hatte eine so hohe Behörde keine Portofreiheit in Frankreich?
War es nicht ein Fehler der franz. Post, hier auch das preuß. Porto anzusetzen? Schließlich lief er dort als portofreier Brief und lag wohl auch nicht in dem Beutel mit den Portobriefen.
Inhalt war die Bitte um Erstattung von 7 Sgr., die bei der absendenden Behörde an Auslagen angefallen waren bei der Ermittlung eines Geburtsortes, um die die franz. Behörde gebeten hatte. Insofern schon ein lustiger Vorgang ...
Gruß
Michael