Südamerikafahrt 1930, Post nach Sevilla

  • Hallo zusammen!


    Ganz speziell für meinen Zeppelinpost-Mitstreiter @Kontrolltratjunkie, der sich mir gegenüber als bekennenden Danzig-Liebhaber geoutet hat, habe ich einen weiteren aus Danzig zugeleiteten Brief zur Südamerikafahrt 1930 herausgesucht, der in diesen Thread passt.....................


    Viele Grüße von balf_de


    Es ist doch fürchterlich mit diesem Zeppeliner, ewig zwingt er mich zur Abgabe von Kommentaren....... ^^


    Natürlich gefällt mir der Beleg sehr gut. Die verwendeten Marken sind sehr filigran und hochwertig im Druck.
    Aber darum geht es hier ja gar nicht.....
    Bei einer beförderten Anzahl von 296 Belegen ist der Beleg aber doch schon eine kleine Seltenheit.


    Ein Frage stellt sich mir noch:
    Der vorderseitig angebrachte Leitvermerk "by steamer" wurde nicht beachtet ? Oder war er eine Selbstverständlichkeit und keines postalischen Vermerkes oder gar Stempels würdig ?


    Gruß
    KJ

    Beste Grüße

  • Lieber Kontrollratjunkie!

    Es ist doch fürchterlich mit diesem Zeppeliner, ewig zwingt er mich zur Abgabe von Kommentaren.......

    Da musst Du jetzt durch .... Natürlich habe ich auf ein Feedback von Dir gehofft – Du weißt ja, dass es mir so viel besser gefällt als wenn ich Monologe halten müsste. Aber wem sage ich das ...

    Ein Frage stellt sich mir noch:
    Der vorderseitig angebrachte Leitvermerk "by steamer" wurde nicht beachtet ? Oder war er eine Selbstverständlichkeit und keines postalischen Vermerkes oder gar Stempels würdig ?


    Das war wohl wirklich selbstverständlich – zwischen Sevilla und den USA gibt es reichlich Wasser, sodass man auf den Steamer nicht verzichten konnte. Dass mein Brief einen Seepost-Stempel bekam, war wohl nicht zu erwarten: den erhielten nur Poststücke, die auf dem Schiff aufgeliefert wurden. Die Post nach USA wurde in Sevilla gesammelt und im geschlossenen Paket dem Postdampfer übergeben.


    Der Absender meines Danzig-Briefs wollte mit der Leitwegsvorgabe sicher zum Ausdruck bringen, dass nicht die Luftschiffbeförderung nach USA gewünscht war. Sein Brief wäre dann vermutlich als unterfrankiert erkannt und ihm unbefördert zurückgeschickt worden.


    Hallo zusammen!


    Das größte Kontingent an Zuleitungspost zur SAF 1930 kam aus der Schweiz. Allein für die Beförderung nach Sevilla wurden 1.098 Karten und 316 Briefe aufgeliefert. Die Portosätze für diese erste Etappe betrugen 2,70 Franken für Briefe und 1,35 SFr. für Postkarten.


    Mein etwas überfrankierter Brief (aber schön :) ) wurde von Sevilla aus nach USA weiterbefördert – sehr wahrscheinlich im gleichen „Steamer“ wie sein Kollege aus Danzig. Warum und wann (!) Hans von Schiller, der als dritter Wachkapitän an Bord Dienst tat, sein Autogramm auf den Brief schrieb, kann ich wirklich nicht sagen – die Offiziere hatten wohl Zutritt zum Bordpostamt ...


    Meine Schweizer Karte zeigt gleich mehrere Besonderheiten: ganz selten findet man Belege mit Dauermarken-Frankatur und eine für mich nicht erklärbare Überfrankierung – 1,90 SFr. statt 1,35 – ist ebenfalls sehr ungewöhnlich.


    Gut möglich ist es auch, dass die Karte tatsächlich schon zur Spanienfahrt am 15.-17. April 1930 aufgeliefert wurde. Der Romanshorner Stempel vom 16.V.1930 15 Uhr ist nicht wirklich aussagefähig: die gesamte Schweizer Post zur SAF 1930 – immerhin 4.848 Briefe und Karten – trägt diesen Stempel. Die in Romanshorn eingehenden Poststücke wurden über einen längeren Zeitraum gesammelt und dann erst gestempelt. Gut möglich, dass meine Karte versehentlich liegen blieb, als die Post zur Spanienfahrt nach Friedrichshafen gebracht wurde. Aber auch zu dieser Fahrt hätte das Porto nur 1,40 SFr. betragen ..


    Viele Grüße von balf_de




  • Lieber balf_de,


    vielen Dank noch einmal für die weitergehenden Erläuterungen zu dem "steamer" - Vermerk.


    Natürlich wurden die Poststücke per Schiff weitergeleitet, aber diesen Vermerk habe ich so bewusst noch nicht gesehen.


    Zitat

    Natürlich habe ich auf ein Feedback von Dir gehofft – Du weißt ja, dass es mir so viel besser gefällt als wenn ich Monologe halten müsste. Aber wem sage ich das ...


    Es ist ein ewiges Leid, welches ich aber auch aus verschiedenen Foren kenne. Nur ganz selten kann man über sein Lieblingsbebiet wirklich fachsimpeln.
    Wenn ich hier jemanden kennen würde, der Sudetenland, SBZ oder Kontrollrat sammelt, es würden sich sicherlich interessante Diskussionen ergeben.....


    Liebe Grüße
    KJ

    Beste Grüße

  • Hallo zusammen !


    Bei der Vorstellung meiner österreichischen Karte habe ich auf die Besonderheit hingewiesen, dass dort zusätzlich zum Porto für die Luftschiffbeförderung das normale Karten- bzw. Briefporto frankiert werden musste. Eine ähnliche Regelung gab es in den Niederlanden: auch hier war zum Luftschiff-Porto das Normalporto von 7,5 Cent für Karten bzw. 12,5 Cent für Briefe zu frankieren. Das Luftschiffporto für die erste Etappe nach Sevilla betrug 55 Cent für Karten und 1,10 Gulden für Briefe. Einen Unterschied zur österreichischen Regelung gab es: das zusätzliche Porto wurde unabhängig von der Zieladresse immer für die Beförderung aus jedem holländischen Briefkasten zur zentralen Sammelstelle für die Luftschiffpost im Zentralpostamt von Amsterdam gefordert – also ausschließlich Inlandsporto.
    Meine Karte des Wiener Briefmarkenhändlers Frischer ist demnach etwas überfrankiert – obwohl er für diese Fahrt viel Post aufgeliefert hat, wusste er offenbar nicht genau Bescheid. Wahrscheinlich hatte er die Regelung in seiner Heimat im Kopf. Richtig machte es der niederländische Absender meiner zweiten Karte – hier stimmt das Porto genau.


    Insgesamt wurden in Sevilla 187 Postkarten und 55 Briefe aus den Niederlanden entladen.


    Viele Grüße
    balf_de

  • Hallo zusammen!
    Last, but not least möchte ich auch noch eine aus Ungarn zugeleitete Postkarte zeigen, die bis Sevilla befördert wurde.


    Offensichtlich hat man seitens der Zeppelingesellschaft versäumt, bei den ungarischen Philatelisten rechtzeitig die Werbetrommel für die Südamerikafahrt von „Graf Zeppelin“ zu rühren; auch die meisten Händler, die ansonsten sehr aktiv von praktisch allen Vertragsstaaten aus Post für ihre Kunden aufliefern ließen, haben diesen Markt erst einige Monate später erschlossen. Vielleicht lag es zum Teil auch daran, dass hinsichtlich philatelistisch attraktiver Briefmarken Ungarn noch etwas „unterentwickelt“ war.


    Jedenfalls sind Ungarn-Zuleitungen die mit Abstand seltensten Belege zur SAF 1930 – auch Sammler mit langjähriger Erfahrung haben kaum mehr als ein Dutzend Karten und Briefe gesehen. Im Unterschied zu allen anderen Zuleitungen gibt es auch nirgends Aufzeichnungen zu den Beförderungszahlen. Nach meiner Überzeugung sind sie im unteren zweistelligen Bereich, wobei die Post nach Sevilla aufgrund der günstigsten Portosätze noch am „häufigsten“ ist.


    Die Auktionspreise, die bei den seltenen Angeboten erzielt wurden, stehen jedenfalls in keinem Verhältnis zu den Katalogbewertungen. Bei Felzmann in Düsseldorf wurde im Herbst 2009 eine hervorragende Ungarn-Flugpost-Sammlung aufgelöst. Da waren nach meiner Erinnerung vier oder fünf SAF-1930-Belege dabei – die größte Auswahl, die ich je gesehen habe. Die Karte aus meiner Sammlung, die ich hier zeigen kann, ist portorichtig mit 1,80 Pengö frankiert (Briefe nach Sevilla kosteten 3,50 Pengö) mit den Nummern 432 und 437, also von daher wirklich nichts Aufregendes.


    Die mir bekannten Belege tragen unterschiedliche Budapester Poststempel; ich gehe davon aus, dass die Poststücke ähnlich wie in Holland offen in jeden Briefkasten eingeworfen werden konnten. Ob sie dann an einer bestimmten Stelle gesammelt und von dort nach Friedrichshafen transportiert wurden oder ob die Zuleitung nach Friedrichshafen mit Hilfe der Leitwegsvorgaben auf den Belegen „Mit Luftschiff ab Friedrichshafen ...“ einzeln erfolgte, darüber hat niemand, den ich bisher fragen konnte, irgendwelche Kenntnisse. Aufgrund der relativ knappen Frist zwischen Auflieferung (16. Mai in Budapest) und dem Reisebeginn in Friedrichshafen am 18. Mai neige ich eher zu der zweiten Variante.


    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo zusammen!


    Beinahe hätte ich es vergessen: nicht nur aus Deutschland und den Vertragsstaaten der Zeppelingesellschaft brachte das Luftschiff Post nach Sevilla sondern auch aus den USA. Dort hatte man für den "Panamerican Flight 1930" einen ganz besonderen Service für die Philatelisten eingerichtet, nachdem auf eine Anregung von Hugo Eckener hin sogar drei Sondermarken mit Zeppelin-Motiven zu diesem Anlass herausgegeben worden waren: die zur Luftschiffbeförderung bestimmten Belege konnten an den "Postmaster, New York" oder auch an den amerikanischen Repräsentanten der Zeppelingesellschaft, F.W. von Meister, geschickt werden. Von dort aus wurde die gesammelte Post per Dampfer und Eisenbahn nach Friedrichshafen transprtiert und dort an "Graf Zeppelin" übergeben.


    Weit über 80 % der insgesamt 23.706 auf diese Weise aus USA angelieferten Poststücke sollte bis nach Lakehurst per Zeppelin befördert werden; ein kleinerer Teil war für andere Etappenziele bestimmt. Zur ersten Landung in Sevilla waren 393 Postkarten und 326 Briefe aufgeliefert worden. Das amerikanische Porto für diese erste Etappe betrug 65 cent für Postkarten bzw. 1,30 US$ für Briefe.


    Meine 1-cent-Karte wurde am 5. Mai 1930 in San Antonio in Texas in den Briefkasten eingeworfen. Das Inland-Kartenporto (1 cent) diente zum Transport nach New York. Für die Luftschiffbeförderung ist sie portorichtig mit der hierür vorgesehenen Sondermarke MiNr. 326 frankiert.


    Ich gehe davon aus, dass die handschriftliche Eintragung "24. Mai 1930" vom Neffen Hellmuth stammt, der das Eingagsdatum in Hamburg (nach dem Rücktransport aus Sevilla) notierte.


    Viele Grüße von balf_de