Der "ESTRANGERO" Stempel

  • Der "ESTRANGERO"-Stempel, stets verbunden mit dem Ortsnamen, kam in der Zeit von 1853 bis 1867 zur Anwendung und wurde bei Eingang im Hafen auf mit Schiffen beförderte Post abgeschlagen.


    In folgenden Hafenstädten kamen die Stempel zum Einsatz, wobei die angegebenen Verwendungszeiträume nur als Anhalt zu betrachten sind:
    Alicante (Postbezirk 20): 1859 bis 1865
    Barcelona (Postbezirk 5)*: 1855 bis 1867
    Cádiz (Postbezirk 26): 1853 bis 1858
    La Coruña (Postbezirk 16): 1856 bis 1858
    Málaga (Postbezirk 25): 1857
    Valencia (Postbezirk 19): 1856 bis 1864
    Vigo (Postbezirk 16): 1856


    Die meissten Briefe mit diesem Stempel stammen aus Frankreich. Für Schiffspost mit Frankreich gab es einen speziellen Tarif (15. Juli 1849 und 1. Feb. 1860), der 1 reales über dem der Landbeförderung lag:
    – einfacher Brief: 3 reales
    – doppelter Brief: 5 reales
    – dreifacher Brief: 7 reales


    Nachfolgend zwei Briefbeispiele aus meine Desinfektionspostsammlung:
    – Brief aus NY (1. August 1856) nach Cádiz (10. Sept. 1856), der Empfänger zahlte 4 reales
    – Brief aus Marseille (28.10.1865) via Mahon und Alicante (1.11.1865) nach Barcelona (3.11.1865), der Empfänger zahlte 3 reales

  • Hallo André,


    beim 1. Brief ist eine amerikanische "73" zu sehen - müssten wohl Cents sein. Wer hat die bekommen? Der Kapitän hat doch wohl nicht seinen Anteil auf dem Brief notiert, oder?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    aus dem Fehlen des sonst üblichen postalischen Abgangstempels vermute ich, dass der Brief mit einem Handelschiff und erst in Cadiz in den ordentlichen Postverkehr kam. Die handschriftlich notierten "73" kann ich leider nicht erklären.


    Im Buch "North Atlantic Mail Sailings 1840-75" von Hubbard & Winter sind auch keine Postschifflinien nach Spanien erwähnt.


    Beste Grüße,
    André

  • Hallo André,


    ich denke auch, dass er den Postweg nicht in den USA erstmals beschritten hat - aber die 73 sind sicher von einer amerikanischen Hand notiert worden, denn so schrieb man weder in Spanien, noch in Frankreich.


    Leider reicht mein Horizont bei solchen (für mich fremden) Briefen nicht aus, um eine plausible Erklärung über sie geben zu können, aber vlt. fällt bei mir ja mal der Groschen, denn die Hoffnung stirbt ja zuletzt.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • P. S. Was mich wundert, ist die scheinbar identische Farbtönung aller Stempel! Das hieße ja, dass der Herkunftsstempel der US - Firma auch in Spanien abgeschlagen worden wäre.


    Dergleichen wäre sehr merkwürdig, aber u. U. erklärbar, weil ich zahlreiche Fälle von Bayern weiß, wo örtliche Farbhändler sowohl der Post, als auch allen lokalen Firmen die gleichen Farben verkauften und so oft Poststempel und private Absender (oder Empfänger) mit gleicher Stempelfarbe versorgt wurden.


    Ob das hier der Fall war, möchte ich nicht behaupten, aber eine Überlegung wäre es sicher wert ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    inzwischen habe ich einen weiteren Brief finden können, der 1850 von N.Y. nach Cadiz lief und unter anderem die "73" als Bleistiftnotierung aufweist. Dieser Brief zeigt zusätzlich eine "68" in rot und das spanische Porto von 16 reales. Der Beleg hat jedoch auch einen Abgangsstempel von NY und einen GB Paid-Stempel.


    Der U.S.-Taxen wurden wie folgt erklärt:
    - "68" cents: credit to GB "(2/2 GB to Spain,from Southampton or the U.S. equivalent of 52 cents + 16 cents sea)
    – The "73" cents per half ounce letter rate via Southampton was in existence from Jul-1849 through sep-1859, and while this was a lengthy period, the route was seldom used because of its expense, which had to be prepaid.


    Ich werde bei Geoffrey Lewis mal nachfragen, wie er die Sache sieht.


    Beste Grüße,
    André

  • Hallo André,


    lese ich das recht, dass diese Raten für postalisch aufgegebene Briefe aus den USA über Southampton galt? Oder interpretiere ich da etwas rein, was so nicht da steht, denn eine Postaufgabe in den Staaten kann ich keine ausmachen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Habe heute das Buch "Understanding Transatlantic Mail" (Winter) aus der philatelistischen Bibliothek in München zugeschickt bekommen. Zu den 73 cents wird sinngemäß folgendes ausgeführt:


    Die USA hatte kein Post-Abkommen mit Spanien. Es gab zwei Möglichkeiten Post über GB zu leiten:
    1) 73 c kostete die Leitung des Briefes mit dem britischen Postschiff von Southampton nach Spanien
    2) für 41 c konnte ein Brief über Frankreich nach Spanien geleitet werden (5 c US-Transit + 16 c See-Transit + 10 c GB-Transit + 10 c Franz.-Transit)


    .--.--.--.



    Der Brief weist siegelseitig einen deutlich lesbaren Ankunftsstempel vom 10. Sept. 1856 von Cadiz auf. Wenn der Brief mit dem Postschiff gegangen ist, sollte das Ankunftsdatum mit der Ankunft des P&O-Schiffes übereinstimmen. Ich habe hierzu den bei Kirk in "The postal history of the P&O service to the peninsula" angegeben Fahrplan herangezogen, doch die Ankunftszeiten in Cadiz passen leider nicht. Die "Aden" erreichte Cadiz am 1. Sept. und das nachfolgende Postschiff war die "Sultan" am 14. Sept. :(

  • Andre and Ralph,

    I have nothing to add that has not already been spoken of for the first item from US to Spain. I can only say that it must have gone through the UK to Spain as you suggest. I cannot account for the ship arrival date any better than you.


    The second item. I believe you will find it is 3 cuartos due, not 3 reals. Similar item below to Barcelona.


    Rob