Frankreich - Baden - Bayern Weiterleitung mit neuer Postaufgabe

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen interessanten Brief, wie man ihn nicht alle Tage finden dürfte.


    In Paris wurde er am 19.7.1865 mit 30 Centimes frankiert an "Herrn Ludwig Hennenhofer Adresse Herrn Heinrich Hennenhofer in Gernsbach Grad Duché de Bade" adressiert. Es war somit ein Brief Frankreich - Baden, der nach dem Postvertrag von 1857 mit 20 Centimes für die französische Strecke bis Strasbourg und mit 10 Centimes = 3 Kreuzer für die badische Strecke korrekt frankiert worden war.


    Für den Insider interessant ist die Aufgabestempelung beim Pariser Postamt "Place de la Bourse", also am Börsenplatz, doch wurden die Marken dort zu entwerten vergessen, was dann die Pariser Hauptpost mit ihrem Sternstempel vornahm.


    Absender war die Firma Dollfus, Mieg & Compagnie. Am 20.7. übernahm ihn die badische Bahnpost Zug 6 und transportierte ihn noch am selben Tag über Muggensturm nach Gernsbach, wo er ankunftsgestempelt und ausgetragen wurde.


    Doch leider war Ludwig Hennenhofer nicht mehr im lieblichen Gernsbach, sondern war unter Hinterlassung seiner Adresse nach Kaufbeuren im bayerischen Schwaben abgereist. In Gernsbach wurde die Adresse in "Martin Günther, Kaufbeuren" abgeändert und der Brief neu aufgegeben.


    Weil er ausgeliefert worden war, konnte er nicht mehr weitergeleitet werden, sondern war als Portobrief mit 9 Kreuzern für Baden zu taxieren, da er jetzt ein reiner Postvereinsbrief geworden war. Hierbei galt, dass im Postverein bei der unfrankierten Weiterleitung kein Portozuschlag (in Höhe von 3 Kreuzern je Loth) anzusetzen war. Als Brief bis 10g zwischen Frankreich und Baden war er ebenso einfach, wie jetzt als Postvereinsbrief, wo er hätte 16.6g wiegen dürfen. Über 20 Meilen legte er via der badischen Bahnpost und der württembergischen Bahnpost zurück, um schon am 21.7. in Kaufbeuren ausgetragen zu werden.


    Gebührenteilung:


    20 Centimes für Frankreich = 6 Kreuzer.
    10 Centimes für Baden und 9 Kreuzer für Baden = 12 Kreuzer. Hiervon war ca. 1/2 Kreuzer für den Transit an Württemberg intern zu vergüten.
    Bayern erhielt gar nichts.

  • Hallo bk,

    .

    was bleibt einem da noch zu sagen ? :thumbup: Ein optisch wie postgeschichtlich außerordentlich attraktiver Dreistaatenbrief, welcher sich nunmehr in absolut richtigen Händen befindet. Oder sollte man wegen dem (offenen) württembergischem Transit sogar Vierstaatenbrief dazu sagen ?

    .

    + Gruß!

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,


    danke für den Tausch - jeder hat, was er will. :)


    Ja, es ist schon ein 4-Staaten-Brief, weil auch Württemberg etwas von der Kohle bekommen hat (im Gegensatz zu Bayern, wo man nur in die Luft gegriffen hat). :D

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.