Soldatenbriefe

  • Hallo zusammen,
    der Brief an einen Angehörigen des 11. Inf.regiments in Straubing kommt sehr unscheinbar daher, ich habe so einen
    unfrankierten Soldatenbeleg aus dieser Zeit aber bisher noch nicht gesehen. Im September 1878 zog das bis dato in
    Passau stationierte 3. Bataillon nach Straubing um (Wikipedia). Den Stempeln nach muss der Beleg also 1879/80
    datieren (rückseits Durchgangsstempel Furth im Wald und AK Straubing). Lange gerätselt habe ich über dem Wort in
    der 5. Zeile "Vordertan", bis ich den Wikipedia-Artikel über das 11. Regiment gelesen habe, da wurde mir klar, dass
    damit der Regimentsname "von der Tann" gemeint war. Den für die Portofreiheit notwendigen Zusatz "Soldatenbrief
    eigene Angelegenheit des Empfängers" hat wohl der annehmende Postbeamte vermerkt.
    [Blockierte Grafik: https://www2.pic-upload.de/img/35576998/Soldatenbrief.jpg]


    Viele Grüße von

    weite Welle

  • Hallo,


    momentan habe ich nur einen einzigen Soldatenbrief bei mir gespeichert, leider nicht so alt wie deiner, sondern aus der Zeit des 1.Weltkriegs. Es handelt sich um eine Postkarte, die am 30.5.1915 von Bärwalde in Pommern nach Berlin geschickt worden war. Die Karte wird durch einen markenähnlichen Aufkleber als "Soldaten-Brief. Eigene Angelegenheit des Empfängers" markiert.


    Viele Grüße
    Ingo

  • Hallo Cantus,
    wie man an der Resonanz sieht, beschäftigen sich nur wenige mit dieser Materie. Die Aufkleber sind in der Zeit des WK1 häufiger anzutreffen, Soldatenbriefe überhaupt sind allerdings wiederum nicht häufig, im Gegensatz zu
    Feldpostbriefen. Die entsprechende Verordnung zur Posttransportordnung stammt übrigens vom 15.7.1872, darin ist auch der Zusatz "Soldatenbrief, eigene Angelegenheit des Empfängers" angegeben, der genau und wörtlich einzuhalten war.
    Beste Grüße

    weite Welle

  • hallo zusammen,


    den Soldatenbriefen habe ich bisher auch keine größere Beachtung geschenkt, kann aber eine nette Ansichtskarte von Bad Flinsberg beisteuern, das zur Jahrhundertwende ein bekanntes Radiumbad war und seine Kurgäste immer zum Strahlen :) brachte. Abgesandt wurde sie im 3km nördlich gelegenen Ullersdorf Bezirk Liegnitz, heute Orłowice. Adressiert an den Ulan Dörring, der in Züllichau im Kgl. Preuß. Ulanen-Regiments Prinz August von Württemberg (Posensches) Nr.10 diente.



    Ansichtskarte von Bad Flinsberg, als "Soldaten Karte eigene Angelegenheit des Empfängers" am 15.7.1905 portobefreit aufgegeben und an das Kgl.Ulanen Reg.Pos.No.10 in Züllichau gesandt.


    besten Gruß
    stampmix

  • Hallo zusammen,

    .

    tolle Poka zunächst von stampmix mit selbst angebrachten Gebührenfreiheitsvermerk und so einen ganz frühen von @weiteWelle hätte ich auch gerne mal geangelt :thumbup: Habe jetzt auch einmal meine Bestände durchgeschaut, so arg ergiebig war das mit Soldatensendungen - insbesondere außerhalb der Konfliktzeiten - nun nicht. Aber dann doch recht nett, was anbei hängen geblieben ist. Klar sammlerisch beeinflusst, man hat sich hier "unter Kameraden" unter Ausnutzung deren Gebührenfreiheit Ansichtspostkarten ausgetauscht...und - umso erstaunlicher - augenscheinlich gar keinen großen Wert auf Unversehrtheit des Bildes gelegt.

    .

    Viele Grüße!

    .

    vom Pälzer

  • Hallo zusammen,

    dieser Brief, der seit längerer Zeit angeboten wird, gibt mir zwei Rätsel auf:

    Warum ist er normal frankiert, obwohl der den korrekten "Soldatenbrief-Zusatz" trägt ?

    Was hat der Landbriefträgerstempel "C1" darauf zu suchen ? Rosstal wurde 1875 im Zuge der Fertigstellung der Bahnlinie Nbg.-Cadolzburg zur Bahnpost-Expedition erhoben, daher auch der eigene Einkreiser. Der Ort ist ca. 5 km von Cadolzburg entfernt, könnte also zu dessen LZB gehören, wenn er keine eigene Expedition wäre. Ich bin gespannt auf Eure Meinungen und Lösungsansätze.

    Viele Grüße

    weite Welle

  • Lieber Franz,


    kein Krieg - keine Portofreiheit.


    Der alte Ruralstempel war vlt. noch in einem Briefkasten und wurde beim Leeren der Post von dort abgeschlagen, um die Briefe von denen mit Aufgabe bei der Postexpedition zu unterscheiden.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Franz,


    Roßtal hat zur Eröffnung etliche Orte von Kadolzburg für den Landbestellbezirk bekommen. Der Landbriefkastenstempel "C 1" wurde dann in diesen übernommenen Landort weiter verwendet.

    Hier die Verordnungen (Bilder 1 und 2) von 1851 von Kadolzburg (Cadolzburg) und von Rossstall (Roßtal) (Bild 3) von 1875.


    Soldatenbriefe waren nach meiner Meinung gebührenfrei. Der Absender hat dies sicherlich nicht gewußt und daher frankiert.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Hallo zusammen,


    im NDB wurden gewöhnliche Briefe bis zu einem Gewicht von 4 Loth einschl. an Soldaten bis zum Feldwebel oder Wachtmeister, die in Reih und Glied standen, portofrei befördert, sofern sie als "Soldatenbrief, eigene Angelegenheit des Empfängers" bezeichnet waren.


    Ich gehe davon aus, dass in Bayern nicht anders verfahren wurde.


    Gruß


    1870/71

  • Hallo zusammen,

    danke für Eure Rückmeldungen. Ich bin jetzt allerdings noch nicht wesentlich schlauer.

    "Kein Krieg - keine Portofreiheit" kann nicht stimmen.

    Die entsprechende VO samt einem Beispiel anbei. Sie

    stammt aus 1872, da war der Krieg schon vorbei.

    Und warum sollte der Absender den Vermerk auf dem Brief angebracht haben, wenn er nicht dadurch das Porto hätte sparen wollen ? Mögliche Erklärung: der annehmende Postler hat den Vermerk nicht anerkannt. Ich erinnere mich, in einer früheren VO

    zu Soldatenbriefen gelesen zu haben, dass der Vermerk exakt wörtlich anzubringen ist. Auf diesem Brief steht aber "Eigentliche Angelegenheiten.....".

    Vielleicht ein Pedant, der auf diese Weise 10 Pfg. für die Post herausholte ??

    Was den Ruralstempel angeht: warum der weiterverwendet worden ist, ist mir nicht einsichtig.

    Das hat nur unnötige Arbeit verursacht und keinen Nutzen in puncto Klärung des Abgangsorts gebracht,

    der war ja durch den Einkreiser klar dokumentiert.

    Na ja, man wird nicht jedes Rätsel auf alten Briefen lösen können. Das macht sie ja auch so interessant.

    LG Franz

  • Liebe Freunde,


    ja, diese VO ist eindeutig - also Portofreiheit, wenn es kein 1-jähriger war (was wir nicht wissen) bzw. er nicht mittlerweile Reserve war.


    Der Ruralstempel dokumentiert aber, dass kein Postler auf eine Frankatur bestanden haben kann, sondern dass er in den Briefkasten eingeworfen wurde, sicherheitshalber frankiert.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde,


    wie von mir bereits beschrieben, bzw. in den Verordnungen gezeigt, wurden 11 Landorte vom Landbestellbezirk Cadolzburg (Kadolzburg) in den Landbestellbezirk von Rossstall (Roßtal) 1875 verlegt. In einen dieser Landorte war ein Landbriefkasten mit einen inliegenden Landbriefkastenstempel "C 1". In diesen wurde dieser Soldatenbrief gelegt und der Landbriefträger von Roßtal stempelte diesen Brief dann mit diesen Landbriefkastenstempel auf seinen Landbestellgang. Diese Beispiele einer Weiterverwendung nach einer Änderung des Bestellbezirks, bzw. Bestellung von einen anderen Postort gibt es und wurden in diesen Forum schon gezeigt.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Hallo Sammlerfreunde,


    der Beleg anbei erfreut besonders, denn er zeigt das volle Procedere für nach Übersee gegangene Soldatenpost, vorliegend als Soldatenbrief Eigene Angelegenheit d. Empfg. adressiert an den Heizer Franz Arthur Müller auf der S.M.S. Stosch, einer Gedeckten Korvette der Bismarck-Klasse. Hierbei handelt es sich um ein teils gepanzertes Kampfschiff, dessen Batteriedeck nicht mehr offen auf dem Hauptdeck, sondern vollständig geschützt unter einem Oberdeck lag. S.M.S. Stosch wurde 1878 in Dienst gestellt und war von 1881-1885 als Flaggschiff des Ostansiengeschwaders, danach als Ausbildungsschiff für Seekadetten eingesetzt und wurde erst im Jahre 1907 zum abwracken verkauft.



    S.M.S. Stosch der Bismarck-Klasse


    An Angehörige der Marine gerichtete Brief- und Postkartensendungen, die - wie hier - über das Kaiserliche Hofpostamt Berlin eingegangen und dann vom Marine-Postbureau an den entsprechenden Einsatzort weitervermittelt wurden, waren den Ausführungsbestimmungen für die Portofreiheit von Soldatenbriefen vollständig von einer Postgebühr befreit. Wie @weiteWelle schon in post10 dargelegt hat, war die einschlägige Bezeichnung dafür aber vollständig und korrekt anzugeben, was vorliegend nicht geschehen und offenbar dementsprechend mit einer Nachgebühr von 10 Pf bewährt worden ist. Ansonsten lässt sich das eigentlich auch kaum erklären. Ein Taxierfehler von LU kann es m.E. nicht sein.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Lieber Franz,

    Gerade über deinen Beitrag gestolpert. Ich habe die von dir zitierte Verordnung gelesen.
    Möglicherweise war der Brief etwas schwerer, als die 60 gr. und daher frankiert.
    Es steht auch nicht "...Angelegenheit", sondern "...Angelegenheiten" geschrieben, vielleicht ein Hinweis auf mehr Inhalt !


    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

  • Guten Abend Sammlerfreunde,


    die Karte anbei hat eine kleine Odysse im bayerischen Wald hinter sich gebracht. Nicht alle Stempelabschläge sind erkennbar, aber das Ziel wurde offenbar nach mehreren Zustellversuchen erreicht. Der aus Speyer portofrei in eigener Angelegenheit angeschriebene Angehörige des Kgl. Bayerischen 11. Infanterie-Regiments "von der Thann", der Herr Vizefeldwebel der Reserve Herr Rabner, befand sich demnach im September 1900 bei den Manövern der 6. Division (5. Infanteriebrigade). Die Regimentsgeschichte (S.449) erwähnt für das Aufgabejahr 1900 die Herbstmanöver bei Geiselhöring und Viechtach. Wenn man sich den Vermerk Neukirchen bei heilig Blut und die Durchgangsstempel Eschlkam, Koetzing und Blaibach betrachtet, dann liegt der zuletzt vom 12. September datierende Abschlag von Blaibach 60 km weiter nordöstlich von Geiselhöring und 19 km nördlich von Viechtach. Von daher sollte der Herr Vizefeldwebel d.Res. mit seiner Einheit im Raum Viechtach übend unterwegs gewesen sein.


    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo miteinander,

    Soldatenbriefe mit dem bekannten Vermerk "eigene Angelegenheit des Empfängers" sind auch in der Brustschild Zeit nicht häufig anzutreffen. Ich kann hier auch nur einen zeigen, Paketbegleitbrief, 2 Groschen, kl. Schild von Bautzen nach Oschatz. Bin mir nur nicht sicher, ob ein max. Gewicht von 4 oder 6 Pfund als Obergrenze für das vergünstigte Porto galt. Heisst das Gewicht links oben 6 Pfund oder 6 Loth?....kann mir da bitte geholfen werden?

    Gruß von pappnase Andreas

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-M ()

  • Lieber Andreas,


    6 Pfund steht da (Lothe wurden L, Lth, oder Lh abgekürzt).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Da hast du wohl Recht - ich hatte das damals Adam Riese vorgeschlagen und er hat die Abbreviation akzeptiert. Gute Sache! 8)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich immer noch nachfragen muss wieviel das denn nun genau ist,wenn meine Mutter (82) mich bittet 1 Pfund Zucker zu kaufen....es hapert also nicht nur beim Lesen.... 8|

    gruss von der pappnase andreas