Braunschweig - Schweiz

  • Hallo Sammlerfreunde,


    ich zeige einen Vorvertragsbrief vom August 1852, bei dem ich bei der Beschreibung unsicher bin. Links unten sind 9 Kr für den Postverein notiert und darunter in Rötel 10 Rappen für die Schweiz. Einige norddeutsche Staaten notierten die bar kassierte Gebühr auf der Adress-Seite. Ich vermute daher, der Absender hat die 9 Kr bar bezahlt = Taxe bis zur Grenze. Sollte dann aber nicht ein "franko Grenze" notiert sein? Wenn dagegen der Empfänger alles zu zahlen hatte, dann müsste doch die Gesamtgebühr von 40 Rappen angeschrieben sein. Was meinen die Experten?


    Viele Grüsse
    Bruno

  • Hallo Bruno,


    kannst du den Brief mal so falten, wie er damals gefaltet worden war?


    Siehst du, ob die blaue Tinte vorne über der roten liegt?


    Die rote Tinte ist todsicher von Frankfurt am Main - ebenso wie der kaum leserliche Stempel hinten in schwarz.


    Ist der Inhalt sicher aus 1852?


    Ich harre mal deiner Antworten, auch wenn ich danach nicht unbedingt wissen werde, wie er zu beschreiben sein wird ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Bruno,


    ich fürchte, dass die rote Frankfurter Tinte a) verblasst und b) nicht vollständig zu sehen ist.


    M. E. ist es ein Portobrief, für den Taxis 9 Kreuzer = 2 1/4 Gutegroschen an Braunschweig zu vergüten hatte.


    Taxis selbst hatte ihn im geschlossenen Transit über Baden geleitet - weil sonst kein Basel - Stempel zu sehen wäre. Wegen des o. g. Tintenproblems weiß ich nicht, wie viel Taxis bekommen hatte.


    Wenn ich vorne unten in rot 20 lese, wären das 20 Kreuzer: 9 an Braunschweig, 9 an Taxis und 2 für die Schweiz bis 10 Wegstunden.


    Aber ich bin kein Experte, von daher wäre es gut möglich, dass einer mich gänzlich widerlegt.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,
    danke für deine Erklärungen. Ich hatte auch erst 20 gelesen, konnte mir die aber überhaupt nicht erklären.
    Ich werde deine Beschreibung übernehmen. Vielleicht findet sich ja irgendwann mal ein vergleichbares Stück.
    Dürfte aber etwas dauern, Briefe aus Braunschweig in die Schweiz aus dieser Zeit sind nicht gerade Massenware.
    Viele Grüsse,
    Bruno

  • Hallo Bruno,


    mein kleines Gehirn kennt keine 10 Briefe aus den 1850er Jahre von Braunschweig in die Schweiz (es wird aber doch viel mehr gegeben haben). :thumbup:


    Hier geht es um die Zeit zwischen der Verstaatlichung der Schweizerpost am 1.1.1849 und dem 1. großen Postvertrag mit Postvereinsstaaten von 1852 und das ist zwar theoretisch ein ganz schön langer Zeitraum, aber wenn man so etwas von Braunschweig in die Schweiz sucht, wird es ganz schön eng werden (selbst von Bayern aus laufen einem da die Briefe nicht in Scharen über den Weg!).


    Von daher: Glückwunsch zu dieser Seltenheit und schlecht aussehen tut er ja auch nicht gerade - also alles richtig gemacht. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Guten Abend allesamt,


    heute möchte ich euch gerne zwei neue Errungenschaften vorstellen, bei denen jedoch noch ein paar Fragen offen sind.


    Der erste Brief datiert vom 20.12.1843 und wurde zwischen 7 und 7.30 Uhr aufgegeben, insofern ich den kleinen ovalen Stempel hier richtig deute. Adressiert wurde er an Hr.Isler in Wohlen, wo ja bereits mehrmals erwähnt wurde, dass es sich hier um eine äußerst bekannte und auch große Korrespondenz handelt.


    Nun zum schwierigeren Teil, der Taxierung bzw. des Laufweges:


    Die 9 Kreuzer für Braunschweig (im Gebührenbaum im Nenner) setzte Frankfurt am Main (Taxis) an, notierte dann aber 22 Kreuzer (im Zähler), die falsch waren und demzufolge gestrichen worden. Rechts korrigierte man dies in 9 Kreuzer und für Thurn und Taxis bis Basel bei der Leitung im geschlossenen Transit durch Baden noch 20 Kreuzer, insgesamt also 29 Kreuzer. Hinzu kamen dann aber noch 3 Kreuzer für Basel und Aargau, sodass wir auf eine Endsumme von 32 Kreuzern kommen, die in Rötel notiert wurden und vom Empfänger eingezogen wurden.


    Den zweiten Brief versendete man am 27.10.1846, also drei Jahre später, und adressierte ihn wieder an Jacob Isler in Wohlen. Dieses Mal setzte sich die Portotaxe jedoch anders zusammen:


    Erst wurden wieder wie oben die 9 Kreuzer von FFM (Taxis) an Braunschweig vergütet, was 2 Gutengroschen entsprachen. Thurn und Taxis nahm für sich wieder bei der Leitung im geschlossenen Transit durch Baden 20 Kreuzer, sodass an der Postgrenze ein Porto von 29 Kreuzern zustande kam. Nun wird die Beschreibung wacklig, wir sehen oben die Notierung "40" in Rötel, was auch Kreuzern entspricht (und von wem notiert wurde?). Eine Theorie wären 10 Kreuzer für Schaffhausen, Basel und den Aargau, sodass wir dann auf 39 Kreuzer kämen, die auf 40 Kreuzer aufgerundet wurden, weil man im Aargau keine ungeraden Kreuzer akzeptierte.


    Ich hoffe, jemand kann mir bei den Fragen behilflich sein und dass ihr Gefallen an den Briefen findet.


    LG


    Kevin

  • Danke für die Bilder, Ralph! Vor allem die Portoerklärungen auf den beiden Albumseiten sind sehr hilfreich. Jetzt muss ich nur noch einen schönen neuen Braunschweig-Brief in die Schweiz finden, um das neue Wissen anzuwenden...

  • ... aus der Isler-Korrespondenz nach Wohlen gibt es ein paar Portobriefe; Frankobriefe in die CH sind m. E. sehr selten (die frankierten Briefe an Isler wurden ihrer Marken beraubt und dann entsorgt).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.