Sachen gibts ....

  • ... die gibt es gar nicht. Eigentlich. Oder so 8)


    der Absender aus Berlin wollte ein paar Details klären und sandte dazu am 27.11.1952 eine Postkarte nach Giessen. Aber nicht irgendeine Postkarte, sondern er verwendete eine Bild-Ganzsachenkarte des schönen Bad Kudowa (Schlesien), ab 1926 mit dem Wertstempel "Neuer Bundesadler" herausgegeben und bis 1930 gültig (DR - P164-015). Die 2 Pf. Notopfer Marke musste er in Berlin nicht ergänzen. Die Berliner Post stempelte mit dem Maschinenwerbestempel BERLIN SW11 - ai "UNESCO 10.Dezember / ALLGEMEINE ERKLÄRUNG DER MENSCHENRECHTE". Sie wurde unbeanstandet und nicht mit Nachporto belegt ausgeliefert, wie man aus den Bearbeitungsvermerken des Empfängers schließen kann.


    So wurde diese Ganzsachenkarte 22 Erdenjahre (politisch lagen weit über 1000 Jahre dazwischen) nach Ende der Frankaturgültigkeit unbeanstandet aufgebraucht.



    Ein Erklärungsversuch: In Berlin nicht bemerkt, hielt der Giessener Postbote eine grüne Bildpostkarte, die entfernte Ähnlichkeit mit der neuen Posthorn Bildpostkartenserie hatte, in der Hand und hat nicht weiter hingeschaut. Grün ist Grün (seit langen Jahren die (UPU)-Farbe auch für Inlandspostkarten) und zwei mal 5 im Wertstempel ist ja auch 10 (der aktuelle Tarif) und das Deutsche Reich ist ja nicht untergegengen (an die 2+4 Verträge war noch nicht mal zu träumen) und überhaupt die Berliner: verwendeten die Kontrollratsausgaben aus 1945 noch 1951 und wer weiss denn schon, was bei denen noch alles weiter gültig ist ;(


    besten Gruß
    stampmix

  • ...ein Hoch auf die Postautomation :thumbup:


    Schon ein sehr schön kurioses Kuriositätenstück !


    + Gruß


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Sachen gibts ....


    ... die gibt es gar nicht. Eigentlich. Oder so 8)


    Eine Einzelfrankatur der 2Pf. Posthornmarke ist so selten, dass im MICHEL noch nicht mal ein -,- zu finden ist. Dafür die Anmerkung, dass die EF bisher nur als Gefälligkeitsentwertung bekannt ist. Hier ist sie nun, die 2Pf. Einzelfrankatur auf Bedarfsbeleg, mit Maschinenwerbestempel am Ostersonntag 1952 entwertet, gelaufen, nicht beanstandet, nicht zustellbar, auch noch weitergeleitet und ohne Nachgebühr zugestellt. $$$ 8)


    Postkarten mit bis zu 5 Wörtern waren 1952 mit dem Drucksachentarif von 4Pf. freizumachen. Für einen 2Pf. Tarif muss man schon weit in die Vergangenheit reisen: letztmals als Ortsdrucksache am 30.6.1906 im Kaiserreich möglich. Aber es gibt Hoffnung: In der BRD war vom 1.9.1948 bis 30.6.1954 (der 13.4.1952 in Bremen passt also :) ) die Drucksache als Postwurfsendung (bis 20gr.) mit 2Pf. freizumachen. Augenscheinlich wurde dieser Tarif hier angewendet, wobei ich nicht weiß, ob man von Bremen nach Vegesack die Post werfen kann und ob dann nicht zusätzlich eine Nachbarortsluftpostzuschlaggebühr anfallen würde 8) . Wie dem auch sei, am 15.4. weitergeleitet wird sie den Empfänger am 16.4.1952 ohne Nachgebühr und zu spät für die 4-Worte-Osterwünsche erreicht haben. Vielleicht galt hier als Ausnahme zur Regel: Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben :thumbup: oder am 13. April lief alles gut ;(



    Rückseite:



    Osterkarte am 13.4.1952 nach Vegesack gesandt und mit der Einzelfrankatur der 2Pf.Posthorn-Marke frankiert. In Bremen mit dem Maschinenwerbestempel (22) BREMEN 5 ax - "WERBEANTWORTSENDUNGEN besonders wirksam" entwertet und am 15.4.1952 nach ??? weitergeleitet und ohne Nachgebühr zugestellt.


    besten Gruß
    stampmix

    2 Mal editiert, zuletzt von stampmix ()

  • Hallo stampmix,


    ich lese Elmers - da gibt es einiges in und um Bremen, aber einen Ort habe ich nicht konkret gefunden.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • aber einen Ort habe ich nicht konkret gefunden.


    Hallo Ralph,


    Es spricht viel für Elmers, aber auch nach intensiver Recherche habe ich keinen Ort gefunden. In der Nähe von Bremervörde gibt es Elm und eine Elmer-Landstraße. Das wars auch schon. Mal schauen, vielleicht löst sich auch dieses Rätsel noch.


    besten Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix, Hallo Ralph,


    mit einem kleinen Trick aus der klassischen Postgeschichte habe ich vielleicht die Antwort gefunden.
    Nach dem Adressenverzeichnis von Bremen 1952 hat ein gewisser Carl Lüdeke in der Poststr. 40 im Stadtteil Vegesack gewohnt.


    Das Adressverzeichnis Bremens aus den Jahren 1794 bis 1957 kann unter http://brema.suub.uni-bremen.de/periodical/structure/928434 konsultiert werden.


    Anbei die entsprechende Seite von 1952:


    Spalte 3, Zeile 4 findet ihr C. Lüdeke.


    Es handelt sich also um eine Ortsbeförderung, denn der Brief wurde in die Poststrasse weitergeleitet.
    Im Verzeichnis von 1951 hat C. Lüdeke noch nicht in der Poststrasse 40 gewohnt:



    Schönes Wochenende


    Martin

  • mit einem kleinen Trick aus der klassischen Postgeschichte habe ich vielleicht die Antwort gefunden.


    hallo Martin,


    du hast nicht vielleicht, sondern die volle Lösung des Rätsels geliefert! Große Klasse :thumbup:


    Der Buchhändler Carl Lüdeke wohnte 1951 in der Grüne Str.2 und 1952 in der Poststraße 40 - und zwar bei Karl Ellmers, seines Zeichens Buchdrucker. Da bleiben keine Fragen mehr offen,


    Tolle Idee mit dem digitalisierten Straßenverzeichnis. Ich kenne diese Wälzer noch aus meiner Jugend, wusste jedoch nicht, dass sie auch digitalisiert wurden.


    besten Dank :thumbup:
    stampmix

  • Hallo Martin,


    klasse Idee - darauf wäre ich nie gekommen, weil ich einen Ort gesucht habe.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Sachen gibts ....


    ... die gibt es gar nicht. Eigentlich. Oder so 8)



    200m Ortsbrief innerhalb Fürth 1951 mit Hubschrauberbeförderung.


    Für den Transport eines eingeschriebenen Ortsbrief über 200m Luftlinie wurde nicht nur "Mit Luftpost", sondern auch "Mit Hubschrauber" verlangt. Und so wurde der am 5.6.1951 in Fürth aufgegebene Brief zum 1.Helikopter Postflug Wuppertal-Düsseldorf am 10.6.1951 aufgeliefert und erhielt am 11.6.1951 den Ankunftstempel in Fürth. Nach 1 Woche erreichte er seinen um die Ecke wohnenden Empfänger und wurde gegen Bezahlung der Nachgebühr von 8Pf. ausgehändigt.




    Einschreiben-Ortsbrief Fürth mit Beförderung durch den 1.Helikopter Postflug am 10.Juni 1951 von Wuppertal nach Düsseldorf. Dieser Postflug wurde von der SAS mit einem Bell 47 Hubschrauber durchgeführt. Frankiert wurde das Schreiben mit einer extrem spät verwendeten Berliner 20Pf. Grünaufdruck (auf Kontrollrat-Arbeiterserie) Marke, sowie 5Pf und 40Pf. der Bauenserie mit Motiv Kölner Dom. Dabei weist die 40Pf rechts eine doppelte Zähnungsreihe auf. Die Entwertung erfolgte mit dem Sonderstempel zur Fürther Gartenschau 1951 am 5.6.1951. In Wuppertal erhielt der Brief am 10.6.1951 den Sonderstempel zur Deutschen Luftpost Ausstellung in Wuppertal-Elberfeld. Der Helikopter Postflug wurde mit dem violetten Flugpostbestätigungsstempel dokumentiert.


     





    Zum Thema Nachgebühr wird es schwierig. Frankiert wurde ein Fernbrief (20Pf) Einschreiben (40Pf) mit Hubschrauberflugzuschlag (5Pf) = 65Pf. Soweit, so gut, wie unbeanstandet bei vielen Belegen zum Helikopter Postflug zu finden. Nicht für den Fürther Postbeamten. Ich unterstelle, dass er die zusätzlich gewünschte Luftpostbeförderung, zumindest für den Hinflug, zusätzlich frankiert sehen wollte und deshalb 5Pf + 50% Strafzuschlag = 8Pf Nachgebühr erhob. Da nicht freigemachte Zusatzleistungen nur in einfacher Höhe nachgefordert werden dürfen, wären nur 5Pf Nachgebühr zulässig gewesen. Er akzeptierte auch nicht die sorgfältig durch doppelte Zähnung erfolgte 8-elung der zweiten 40Pf Marke (=5Pf) und übersah geflissentlich, dass das Ortsbriefporto (Fürth-Fürth) auch nur 10Pf anstelle 20Pf betrug. Somit eigentlich: Ortsbrief (10Pf) Einschreiben (40Pf) mit 2mal Luftpost (Nürnberg-Düsseldorf und retour) (2*5Pf) und Hubschrauberflug (5Pf) = 65Pf, wie frankiert. Hier bleiben viele unbeantwortete Fragen offen, da der Brief ausreichend frankiert war, der Empfänger die 8Pf Nachgebühr jedoch entrichtete.


    besten Gruß
    stampmix

    3 Mal editiert, zuletzt von stampmix ()

  • Sachen gibts ....


    ... die gibt es gar nicht. Eigentlich. Oder so 8)


    2.März 1950. Seit der Gründung der BRD ist über ein 3/4 Jahr vergangen und die der DDR ist auch schon 5 Monate her. Und doch wurde in Düsseldorf diese Geschäftspostkarte mit der DDR-Marke zur "Gewerkschaftinternationale der Postler im WGB" über-frankiert. Was die Postbeamten nicht weiter störte. Zusätzlich mit der vorgeschriebenen Notopfermarke versehen, erreichte die Nachricht ihren Empfänger in Kirchheimbolanden.



    Fernpostkarte nach Kirchheimbolanden am 2.3.1950 in Düsseldorf aufgegeben und mit der DDR-Marke zu 12Pf. überfrankiert.



    DDR-Marke Gewerkschaftinternationale der Postler im WGB 27.-29.10.49 über 12Pf (Mi-243)


    Wie konnte das passieren? Motiv und vor allem die Farbe der Marke sprechen eine klare Sprache, waren doch Fernpostkarten mit den GRÜNEN 10Pf. (die Ausnahme (mit grünem Aufdruck) bestätigt auch hier die Regel ;) ) Werten zu frankieren. Und hiervon gab es im März 1950 eine wirklich große Auswahl frankaturgültiger Marken:



    aus Wikipediazusammengestellt. Dort findet man zwischenzeitlich schon fast alle Basisinfos zu Briefmarken. Ohne Preistabelle :D . Entsprechende Kataloge und Foren werden es schwerhaben


    besten Gruß
    stampmix

    Einmal editiert, zuletzt von stampmix ()

  • ... sensationelles Stück - wow!


    Dass es die Kataloghersteller zukünftig schwer haben werden, ist mir klar. Bei den Foren gibts gute und weniger gute. Die Guten bleiben, die Schlechten eher nicht.


    Freuen wir uns also, dass unsere Zukunft hier gesichert ist. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Sachen gibts ....


    ... die gibt es gar nicht. Eigentlich. Oder so 8)


    Da hat der Drucker "Blumen für die Dame" falsch verstanden und Lisa del Giocondo ein Veilchen verpasst, das dann auch mit einem eher trotzigen Lächeln quittiert wurde.


    Die 1952 verausgabte Sondermarke mit dem Motiv der Mona Lisa war die erste bunte Briefmarke Deutschlands und stellte die Drucker vor echte Herausforderungen. Obwohl ihr Frankaturwert mit 5Pf. zu keiner gebräuchlichen Portostufe passte, war sie innerhalb kurzer Zeit vergriffen und musste nachgedruckt werden. Die 2.Auflage zeigte dann auch ein deutlich schärferes Druckbild. Auf dem recht schönen Brief an den Prüfer Franz Pfenninger wurden zur Freimachung zwei Pärchen der Marke verwendet, die eine markante und zunehmende Passerverschiebung zeigen.


    .....


    Fernbrief nach Grünwald in München am 23.6.1952 aufgegeben und mit 4 Marken der 5Pf. Mona Lisa portogerecht frankiert.


    besten Gruß
    stampmix

  • Sachen gibts .... ... die gibt es gar nicht. Eigentlich. Oder so


    In diesem Falle wundere ich mich wie die typischen Abreißspuren von Rollenmarkenspendern auf Bogenmarken kommen.


    Nun viel mir ein Belegin die FInger wo der obere Bogenrand auf einen unteren Bogenrand geklebt wurde. Mit etwas Phantasie könnte man sich vorstellen dass hier Rollen "gebastelt" wurden.

    Hat jemand vergleichbare Exemplare, oder schon von Rollen gebastelt aus Bogen gehört?

    Oder eine andere Erklärung für diese "Abrisskanten", manchmal sieht man den Wald ja vor lauter Bäumen nicht!


    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Lieber Ulrich,


    früher gab es Schreibunterlagen bei denen die losen Seiten mit Klemmleisten fixiert wurden. Dabei gab es glatte, sowie sägezahnartige Klemmleisten.


    So etwa wie diese:


    Aus schmerzhafter Erfahrung weiß ich, dass es auch scharfe Abreißzähne gab.


    besten Gruß

    Michael

  • hallo zusammen,


    Sachen gibt´s :/


    Ich nahm bisher fest an, dass auf Freimarken "DEUTSCHE BUNDESPOST" für offiziell verausgabte und frankaturgültige Briefmarken steht. Und dann kommt mir am Tauschtag dieser Beleg unter: Ein Ersttagsbrief zum 65 jährigen Bestehen ... frankiert mit einer 65 Pf. Marke der "VEREINIGUNG KARLSRUHER BRIEFMARKENSAMMLER" der DEUTSCHEN BUNDESPOST. Der Stempelabschlag vom 6.5.57 mit dem original KGS "KARLSRUHE / (BADEN) 1e"ist zweifelsfrei echt.



    Es ist anzunehmen, dass der zuadressierte Beleg auch innerhalb Karlsruhes befördert wurde.



    Was haltet ihr davon? Ist es eine Vignette der DEUTSCHEN BUNDESPOST oder eine Freimarke? Wäre es eine Vignette, hätte sie doch nicht postalisch entwertet werden dürfen - Oder? Gab es das damals auch anderswo? Fragen über Fragen ...


    besten Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,


    der Stempel ist eher schlecht als gut gefälscht. Ich habe schon wesentlich gefährlichere Fälschungen gesehen.


    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Admin


    Ich vermisse in diesem übergeodneten Ordner: Deutschland ab dem 9.5.1945 den Unterordner : Amerikanische Besatzungszone (Südwestzone). Hier könnten dann Briefe aus Bayern eingestellt werden.


    Ich kann einen solchen Ordner nicht erstellen.


    Oder habe ich etwas übersehen?


    Sammlergruss


    Martin