Fälschungen und Verfälschungen bei klassischen Stücken

  • Hallo zusammen,

    ebenfalls bei Ebay habe ich das folgende Los entdeckt. Die faire Beschreibung des Verkäufers lautet:

    "BAYERN: Mi-Nr. 1 "Schwarzer Einser" interessante Ganzfälschung auf Briefstück, rückseitig entsprechend signiert, ideal für Vergleichszwecke und Dokumentationen"

    Es gab zwei Interessenten und das Los wurde für 3,99 EURO plus 1 EURO Versand zugeschlagen.

    Ostergrüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Liebe Sammelfreunde

    nach den vielen bayrischen Fälschungen, mal etwas preussisches.

    Vor etwa einem Jahr wurde dieses Los bei Ebay angeboten:

    Eine vollrandiger Nr 9 mit Bug wurde auf eine Postinsinuation "geklascht" und gleich mit zwei Falsch-Stempel richtig unbrauchbar gemacht.
    Der VK zog es nach meiner Info das Los zurück. :)

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    da ist wenigstens noch die Marke echt (und die Unterlage). Aber der Mist, welcher unter der schwarzen Eins "curriert", ist maßlos traurig und so grottenschlecht, dass man sich als Sammler sein Lehrgeld auszahlen lassen sollte, wenn man darauf bietet.

    Gut, dass du reklamiert hast und das Ding in der Versenkung verschwunden ist. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    gerade habe ich in meinen Unterlagen gefunden, woher der "Schwarze Einser" stammt, den ich in Nr. 80 gezeigt habe und der für 221,20 EURO einem Unwissenden verkauft wurde. 1919 wurde eine Wohltätigkeitsausgabe zugunsten der bayrischen Kriegsbeschädigten herausgegeben. Hierzu wurde Ludwig III Marken mit einem fünfzeiligen Aufdruck versehen . 5 Pf. - für Kriegs- beschädigte - Freistaat - Bayern. Ebenfals wurden Erinnerungskarten gedruckt, die zum einen mit den Ludwigsmarken beklebt waren und zur Verkaufsförderung oben inks in der Ecke den besagten "Schwarzen Einser" mit der Abstempelung des geschlossenen Mühlradstempels 159 -Bad Kissingen- hatte. Diese Karten wurden in den Kurbädern gerne als Mitbringsel gekauft. Soche Karten sind mir in etwas anderer Art auch von Bad Brückenau und Bad Bocklet bekannt.

    Ostergrüße aus dem langsam dunkel werdenden Frankfurt
    hasselbert

  • Lieber Bayern Klassisch


    ...Aber der Mist, welcher unter der schwarzen Eins "curriert", ist maßlos traurig und so grottenschlecht, dass man sich als Sammler sein Lehrgeld auszahlen lassen sollte, wenn man darauf bietet.

    ...schon allein der bezahlte Preis sollte den Käufer zu nachdenken anregen. Eine "echte" hätte sicherlich einiges mehr gebracht.

    Glücklicherweise gibt es nicht so viele Fälschungen bei den Preussen. Meistens werden 0815 - Belege genommen und sinnlos mit billigen oder mangelhaften "Marken" versucht aufzuwerten.

    Ich glaube und dass wird für jedes Sammelgebiet zutreffen, als Interessent eines Loses sollte man sich vorher informieren, wenn man es selbst nicht einschätzen kann. Auch ich kann eine echte von einer falschen Schwarzen Eins nicht unterscheiden. :(

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Aber der Mist, welcher unter der schwarzen Eins "curriert", ist maßlos traurig und so grottenschlecht, dass man sich als Sammler sein Lehrgeld auszahlen lassen sollte, wenn man darauf bietet.

    Lieber bk,

    das Problem besteht darin, daß die betreffenden
    Schnäppchenjäger noch nie Lehrgeld gezahlt haben, daß auszahlbar wäre.
    Vermutlich amüsieren sie sich über die Trottel, die Geld für
    Fachliteratur ausgeben, während sie es wesentlich klüger bei ebay
    anlegen. Wer ein Medikament gegen die menschliche Dummheit erfände,
    könnte steinreich werden!

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Hallo hasselbert,

    exzellente Hintergrundarbeit - traurig genug, für so etwas über 200 Euro auszugeben.

    Lieber Ulf,

    Zitat

    Auch ich kann eine echte von einer falschen Schwarzen Eins nicht unterscheiden

    dafür gibt es hier einen Thread:

    1 Kreuzer schwarz

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen.

    Was sagen die Experten zu diesem Brief.
    Keine große Kostbarkeit, aber auch hier sieht man, dass man immer auf alles achten sollte.

    Eigentlich ein recht unscheinbarer Brief, wo man sich nicht denkt, sieht ganz gut aus. Auch der MR sieht auf dem ersten Blick ganz gut aus. Er schlägt auch hinten durch das Papier.
    Aber.....

    Die Marke wurde ausgetauscht! Wenn man sich mit den Leitwegen und den Taxen auskennt, werden einem schon Zweifel kommen. Hier gehörte eine 6 Kreuzer auf den Brief.
    Vielleicht hat sich ja auch der Expeditor vertan und den Brief etwas billger gemacht. :( Leider nicht.
    Die Marke wurde geschickt an einem Stempelfragment angesetzt und angepasst. Das kann man an dem negativ, welches ich angehangen habe erkennen. Unter der Marke selbst, befindet sich noch
    ein Teil eines MR-Stempels der sich schon auf den Brief befand.

    Es ist schon schade, dass so rumgetrickst wird.

    Viele Grüße
    Kreuzerjäger

  • Hallo Kreuzerjäger,

    gut aufgepasst - 6 Kr. wären das treffende Franko gewesen. Ein ganz schlauer ginge jetzt noch hin und schriebe "reicht nicht, noch 6x" auf den Brief.
    Gott-sei-Dank haben 99,9% der Fälscher von PO keine Ahnung.

    Ich würde die Marke ablösen und das Briefchen separat aufbewahren, damit keiner auf dumme Ideen kommt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo kreuzerjäger,

    Eine optisch eigentlich gut gelungene Manipulation. Ich frage mich nur, welchen materiellen Gewinn hat sich der Manipulateur da versprochen. Der liegt doch allenfalls im Bereich von € 20,-- oder 30,-- . Oder wollte er einfach nur mal was ausprobieren?

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo maunzerle.

    Ja, dass frage ich mich auch.
    Ich nehme mal an, dass er eine Spätverwendung der 2 II Platte 2 vorgaukeln wollte. Der Brief ist laut Datum von 1856.
    Ansonsten sehe ich keinen Grund.

    Viele Grüße
    Kreuzerjäger

    Der Öffentlickeit ist ein simple Lüge lieber als eine komplizierte Wahrheit.

    (T.R. Richmond)

  • Hallo Kreuzrjäger,

    abgesehen davon, dass es keine Marke von 1856 ist, was aber die allerwenigsten wissen dürften, wären auch 20 Euro für diesen Brief ein stolzer Preis, den kaum einer zahlen dürfte (ich hoffe, du hast ihn nicht bezahlt!).

    Die mit Abstand häufigste Spielart von Verfälschungen ist das Aufpappen von Marken auf Dienstbriefen R.S., die zu ihrer Entstehungszeit keiner Marke bedurften. Hierfür hat man früher Dienstbriefe nach Gewicht gekauft (der Zentner zu 10 - 50 DM) und alle mit Ortsstempeln, zu denen es Mühlräder gab, aussortiert und gleichzeitig qualitativ hochwertige, aber nicht teuere Mühlradstempelsammlungen erworben. Dann wurde geschaut, ob die möglichen Mariagen so hergesetellt werden konnten.

    Dabei wurde auch mal ein Dienstbrief aus der Zeit der 1. Verteilung mit einer Marke der Ausgabe von 1862 mit offenem Mühlradstempel aufgewertet. Fiel das einem Sammler auf, dann wurde, wenn der Briefinhalt noch vorhanden war, das Datum darin übermalt oder gar heraus geschnitten. Dass die Type des Aufgabestempels in den meisten Fällen zeitlich nicht mehr zur Marke passte, war dieser Spezies von Filoutelisten i. d. R. nicht bewußt, denn Halbkreiser der Typen 11, 12, 13 oder 14 gab es in Bayern eben nicht immer und überall. Allein aus diesem Grunde wäre die Auffrischung des an sich hervorragenden Winkler - Handbuches vom Beginn der 1950er Jahre dringend erforderlich, wenn es nicht viele andere, wichtigere Gründe schon dafür gäbe.

    Bei Briefverfälschungen ist immer auf die Kombination zu achten, die sich aus (wenn vorhanden) Datum, Marke(n) mit ihren oft "verräterischen" sprich zeitbestimmenden Merkmalen, Stempeln der Auf- und Abgabe, der Schrift mit ihrem Duktus, der postalischen Behandlung, der Währung, der Tarife, der Gewichte usw. ergibt. Das alles gut in den Griff zu bekommen, bedarf umfangreichen Materials und einer Kennerschaft, über die kaum einer dieser Gesellen verfügt(e).

    Daher ist es viel leichter, Briefstücke und loses Material zu türken, als Ganzstücke, bei denen zu viel stimmen müsste, um sie wirklich gefährlich zu machen.

    Der Gedanke des lieben maunzerle, den Brief (und wohl etliche andere auch) als Übungsplattform für preislich ambitioniertere Stücke anzusehen, kann also durchaus richtig sein. Gut, dass die allermeisten Belege von unseren Prüfern und Kennern der Materie eindeutig als (Ver-)Fälschung klassifizierbar sind. Diejenigen, die es nicht sind, würde ich hier gerne mal zur Diskussion gestellt sehen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    hier einmal ein Brief der eigentlich zumindest was die Vorderseite angeht komplett echt ist. Weshalb ich ihn dann hier zeige, fragen alle :?: :?:
    Das ist ganz einfach, da der Knackpunkt die richtige Bestimmung der Platte der 3 Kreuzer blau ist. Der wunderschöne Brief mit den super abgeschlagenen Stempeln ist nicht nur ein Augenschmauß, sondern auch eine super Beleg für eine extreme Spätverwendung vom 10. Juli 1857 von Wunsiedel mit dem geschlossenen Mühlradstempel 600 der zweiten Verteilung, wenn es denn eine 3 Kreuzer blau Platte 1 wäre. So war der Brief jedenfalls beschrieben. Und zur Bestätigung dieser Erkenntnis wurde auf den Prüfstempel des bekannte Altdeutschlandexperten Georg Bühler auf der Rückseite verwiesen. Ein Brief der Erstausgabe mit einem Stempeldatum nach der Umtauschzeit ist schon eine kleine Seltenheit. Aber der Bayernkenner läßst sich nicht aufs Glatteis führen :!: :!: Die Frage ist jetzt nur noch, hat sich Herr Bühler geirrt oder hat ein Filutelist etwas nachgeholfen :?: :?:

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,

    ein schöner Brief, in allenTeilen echt, aber halt keine Platte 1! Dafür eine hübsche Platte 3 nach Sem mit zugelaufner rechter, unterer Ecke, wie das bei dieser Platte um diese Zeit hin und wieder vorkommt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo hasselbert,

    Das wäre nicht das erste Mal, dass Herr Bühler sich geirrt hat.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo hasselbert und alle,
    eindeutig Pl. 2IIIa (Vogel), wie sie ab Herbst 1856 verausgabt wird und in 1857 dominiert. Weit davon entfernt, eine 2I zu sein (s. rechte untere Ecke!).

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    dann sind wir uns ja bezüglich der 2II Platte 3 Sem einige bei @hasselberts Briefchen.

    Hier zu dem Stempel 37 der 2. Verteilung einer aus meiner Sammlung, der garantiert echt ist (weil es auch keine gefälschten Stempel auf Dreierstreifen der 3I gibt) und der zum Vergleich dienen soll.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    du zeigst einen schönen Dreierstreifen von der Mi.3 I mit Mr "37" zum Vergleichen mit dem MR "37" auf der Mi.7.

    Einen Unterschied bei den Ziffern und bei den Mühlrädern kann ich nicht erkennen. Wie aber im post 6 bei dem Falschstempel MR "248"

    auf der Mi.5 zu sehen ist, scheint es Stempelfälschungen zu geben, bei denen ein Falschstempel vom Originalabschlag nicht

    unterscheidbar ist. Ob der MR "248" aufkopiert wurde?

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo kilke,

    ich kann mir kaum vorstellen, dass ein erfahrener Sammler nicht den Unterschied zwischen einem aufkopierten und echten Stempel mit der Marke vor sich erkennt.

    Bei aufkopierten Stempeln fehlt der typische Durchschlag auf der Rückseite. Spätestens unter Zuhilfenahme einer 10fach Lupe dürfte auch der beste Falschstempel leicht zu diagnostizieren sein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    es ist also möglich einen Stempel so zu schneiden, dass er vom Originalstempel nicht unterscheidbar ist, wie wir bei dem

    falsch geprüften offenen Stpl."248" aus Kissingen sehen können. Nur die 160 Jahre alte Druckschwärze kann in diesem Fall

    bei einer Prüfung die Echtheit bestätigen. Um das erkennen zu können braucht es dann wohl Spezialwissen, Vergleichsmöglichkeiten,

    eine Menge Erfahrung und ein gutes Mikroskop.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.