Overland Mail Baghdad-Haifa, Aktuelle Forschung und Website Updates

  • Es ist bekannt, dass mehrere Unternehmen Post der Overland Mail befördert haben, eines davon, Haim H. Nathaniel, ist eines der weniger bekannten Unternehmen:


    https://fuchs-online.com/overl…iel_Transport_Company.htm


    Ich habe gerade bei einer Auktion den abgebildeten Briefkopf mit der Inschrift wie folgt "gewonnen":


    TRANSPORTS & VOYAGES INTERNATIONAUX

    Haim H. Nathaniel

    Service Transdesertique Syro-Iraquien

    Affrètement Transi Courtage Maritime.

    Agent des Chemins de Fer de I'Iraq

    Service Officiel de la Malle Postale du Gouvernement de I'Iraq

    Service Transdesertique Rapide

    Correspondants dans les principales du monde

    Bureau Principal : BAGDAD


    Eine Liste weiterer Büros im Irak, in Syrien/Libanon und Persien ist ebenfalls hinzugefügt.


    Dies wird eine schöne Seite in meinem Exponat werden.

  • Von der ersten offiziellen Overland Mail Bagdad-Haifa, die am 30. August 1923 stattfand, sind nur sehr wenige Belege bekannt. In dem Archiv, das ich pflege, habe ich Bilder von 3 solcher Belege, die alle mehr oder weniger identisch aussehen und alle von derselben Person verschickt wurden, und alle mit 9 Annas frankiert waren (3 Annas Porto, 3 Annas Einschreiben und 3 Annas Overland Mail Zuschlag. der Absender war H. Hampton, RAF-Offizier, der an den Pionierflügen auf dieser Strecke in den Irak teilnahm. Die Fahrzeuge der Overland Mail Bagdad-Haifa folgten teilweise den Routen des Pionierfluges.


    Wie aus zeitgenössischen Zeitungsberichten hervorgeht, wurden bei dieser ersten offiziellen Postannahme 3000 Belege transportiert.


    Ich konnte nun einen schönen, auch an diesem Tag beförderten Umschlag finden, das Erscheinungsbild ist ein echter Bedarfsbeleg, frankiert mit insgesamt 27 Annas für einen Umschlag der 5. Gewichtsklasse (81-100 Gramm). 9 Annas Porto (3 Annas plus 4x1,5 Annas), 15 Annas (5x3 Annas) Zuschlag für Overland Mail und 3 Annas Einschreiben. Als nette Beilage trägt sie eine 1-Rupien-Marke, die auch auf Briefen nicht oft zu sehen ist.


    Allen bekannten Belegen dieser ersten offiziellen Postannahme ist gemeinsam, dass die Belege im Gegensatz zu späteren eingeschriebenen Belegen keinen Durchgangs-/Eingangsstempel aufweisen. Die Gründe dafür sind mir nicht bekannt..., vielleicht lag es an der ersten offiziellen Postannahme...

  • Es muss nicht unbedingt das wichtige und schließlich teure Stück sein das ich liebe, auch Briefe wir der hier gezeigte ist etwas das mir Spaß macht. Es war ein Schnäppchen bei einer Online-Auktion. Zuerst dachte ich, es sei ein Umschlag mit einem Route Instruction Handstamp (Collins Typ HS-81, ein seltener Typ), aber nachdem ich den Umschlag erhalten und den Handstempel vermessen hatte, bemerkte ich, dass es sich um einen zuvor nicht erfassten handelt, da Größe und Farbe unterschiedlich sind. Daher habe ich ihn jetzt auf meiner Website als HS-N64 aufgeführt.

    https://fuchs-online.com/overlandmail/

  • ...kann mir gut vorstellen, dass so eine Neuentdeckung runtergeht wie Kokosoel. Der Brief ist, wenn ich das richtig sehe von 1935, da wird man sicher nicht mehr, wie in post42 für das Jahr 1923 festgehalten, im Flugwesen von Pionierarbeit reden können. So müsste es 1935 doch auch längst schon recht leistungsfähige internationale Flugpostrouten von/nach Baghdad gegeben haben. Da, wie ich am Schluss des Ausstellungsteils gelesen habe, die overland-Geschichte sogar aber noch bis nach dem II. WK angehalten hat, frage ich mich langsam aber sicher schon, was die eigentlich in der Konkurrenz zur FluPo noch so lange so lohnend gehalten hat. Lag das etwa an einem deratigen Gebührenunterschied, dass da sogar Geschäftsleute den Landweg noch lange bevorzugten ?


    Viele Grüße

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    die Gebühren waren in der Tat viel höher. Ich hatte vor einiger Zeit unter Ungarn (Link) einen Luftpostbrief nach Bagdad vorgestellt und er kostete mehr als das Fünffache der normalen Gebühr.

    Schönes Wochenende


    Martin

  • Nur zur Klarstellung, die Luftpostgebühren vom Irak waren in den späteren Jahren etwas so hoch wie für die Overland Mail Briefe, die lieferten sich hinsichtlich den Gebühren teilweise eine Konkurrenz. Aber, in den späten Jahren ging die Overland Mail durch de Wüste teilweise 2 mal, evtl. sogar häufiger und dann war der Zeitgewinn noch immer gut. Luftpost ging ja nur meist nur wöchentlich. Müsste da mal die Luftpostlinien studieren wenn das von Interesse ist.


    Hinzu kommt dass .B. die Britische Armee auch Verträge mit der Nairn Firma zum Transport von Personal etc. durch die Wüste hatte und da kamen die Briefe halt mit in den Bus...


    Aber, und das muss man klar sagen, die Mehrzahl an Briefen in den späten Jahren mit der Overland Mail ging in die Nachbarländer, da war die Overland Mail der Luftpost überlegen...


    Schlusswort, schön zu sehen dass mein Exponat auch im Detail studiert wird..., das mit dem Ende der Overland Mail ist ja das letzte Blatt, da lässt die Aufmerksamkeit gerne nach...

  • Es ist schon eine ganze Zeit her dass och einen noch nicht bekannten Leitwegstempel der Overland Mail finden konnte der NICHT im Irak verwendet wurde. Gestern Abend war es soweit und ich konnte den gezeigten Brief ersteigern. Der Handstempel ist nun von mir mit HS-N65 registriert, verwendet auf eine Brief der Banque Imperiale Ottomane in Kairo, Ägypten auf einem portogerechten Einschreibebrief der 1. Gewichtsklasse bis 20 Gramm verwendet. Porto 45 MM (15 MM Porto bis 20 Gramm, 15 MM Einschreiben und 15 MM Overland Mail Zuschlag). Rückseitig Ankunftsstempel Baghdad vom 9. November 1924.

    https://fuchs-online.com/overl…ion_Handstamps.htm#HS-N65

  • Hier eine neue Entdeckung, gerade erst gekauft, noch nicht eingetroffen.


    Es sind keine Postzuschläge aus Lettland für die mit der Overland Mail Haifa-Bagdad beförderte Post bekannt. Es gab auch keine bisher bekannte Post, die von Lettland in den Irak über die aus politischen Gründen vermutlich übliche Route "über Russland" und den Iran nach Bagdad geschickt wurde.



    Vorderseite des Umschlags mit Registrierungsmarkierung von LIEAJSA / LETTLAND und (gestempeltem) Manuskript Routenanweisung "VIA RUSSIE". Neue Routenanweisung "Par Automobile Beyrouth - Bagdad".



    Einschreibebrief aus Liepaja / Lettland, datiert vom 16. Februar 1934, nach Bagdad/Irak geschickt. Die ursprünglich vorgesehene Route war gemäß der Leitweganweisung "VIA RUSSIE". Aus unbekannten Gründen wurde der Umschlag nach Beirut geschickt (Ankunftsstempel Beyrouth 25. Februar 1934), wo die alte Routenanweisung "VIA RUSSIE" gestrichen und durch "Par Automobile Beyrouth - Bagdad" ersetzt wurde, gleichzeitig mit einer handschriftlichen Notiz in französischer Sprache auf der Rückseite: "In Beirut angekommen, um von der Special Motor Sercvice weitergeleitet zu werden.


    Der Posttarif von 75 santīmi bezieht sich auf einen eingeschriebenen internationalen Brief des ersten Gewichtsschlags (35 santīmi Porto + 40 santīmi Einschreibung) in der Zeit vom 21. Dezember 1931 - 15. Dezember 1940. Portozuschläge waren zu der Zeit nicht mehr nötig.

  • ...in meinen Augen völliger Traumbeleg on top mit Dreiecksmarken...wo ich eh drauf abfahre. Sind das nicht FluPo-Werte ? Das wäre ja noch der Oberhit dazu !

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Auch mir gefällt der Beleg optisch sehr gut..., noch dazu der doch recht exotische Weg..., ich denke dass ich da mal einen Artikel für die ARGE Lettland, wenn es die gibt, verfasse. Evtl. gab es einen Grund warum der Beleg damals anstelle über Russland über den Libanon lief...

  • Ich gehe auch davon aus dass die Streichung des "Via Russie" erst in Beirut erfolgte. Näheres nach Erhalt des Briefes, dauert aber noch da ich derzeit nicht zuhause bin und ich den Brief erst versenden lasse wenn sichergestellt ist dass ich dann auch zuhause bin.


    Mal sehen ob ich auch herausfinden kann wer damals der Controller in Beirut war welcher den neuen Leitvermerk anbrachte.

  • ...in meinen Augen völliger Traumbeleg on top mit Dreiecksmarken...wo ich eh drauf abfahre. Sind das nicht FluPo-Werte ? Das wäre ja noch der Oberhit dazu !

    Ja, das sind Flugpost Marken. MI-Nr. 131 (der Höchstwert aus dem Satz von 3 Werten der Mi.Nr. 129-131), ausgegeben am 1. Mai 1928.

  • Zwischenzeitlich bekam ich Dankenswerterweise von der ARGE Baltikum weitere Hinweise welche ich unten stehend aufführe.

    • Der Brief ist portorichtig frankiert für einen eingeschriebenen Auslandsbrief bis 20g der 14. Portperiode vom 21.12.1931 - 14.04.1935 (nicht 15.12.1940): 35+40=75 Santim.
    • Die Verwendung von Flugpostmarken sagt nichts aus über das Transportmittel. Flugpostmarken besaßen Frankaturgültigkeit ebenso für den Land- und Seetransport.
    • Unbeachtlich des handschriftlichen Vermerks "VIA RUSSIE", aber folglich der dann portorichtigen Frankatur mit 75 Santim, wurde der Brief von der lettischen Post gemäß den UPU Bestimmungen per Land- und Seetransport und mit hoher Wahrscheinlichkeit zunächst nach London transportiert und von dort per Schiff nach Beyrouth. Indiz: Die vorder- und rückseitig angebrachten, und für "britische" R-Briefe typischen, Blaukreuze.
    • Alternativ wäre auch der Land-Seetransport über Frankreich in das französische Mandatsgebiet Groß Syrien möglich, was wegen der Blaukreuze jedoch für weniger wahrscheinlich gehalten wird.
    • Eine postalische Verordnung der lettischen Postverwaltung betreffend eines speziellen Overland Tarifs ist (aktuell) icht bekannt. Sie wäre hier auch unerheblich, da der Overland Vermerk erst in Beyrouth angebracht wurde.
    • Der Absender hat den handschriftlichen Vermerk "VIA RUSSIE" u.U. angebracht in der Erwartung eines vergleichsweise tarifgünstigeren Lufttransports über die UdSSR. In diesem Fall wären angefallen:
    • Zusätzliche Flugpostgebühr für Flugpostbriefe in die asiatische UdSSR (und über diese per Teheran nach Baghdad) 35 Santim je 5g, mindestens 50 Santim (Portoperiode vom 27.06.1933 bis 30. März 1934), hier also uU weitere 4x35 Santim= 140 Santim für 20g,
    • alternativ zusätzlich weitere 200 Santim je 20g für Flugpost über nichtsowjetische, europäische Flugpostverbindungen nach Asien (Portoperiode vom 27.06.1933 bis 30. März 1934).

    Ein Nachwort von mir bzgl. der vermutlichen Route über London. Vor einigen Jahren bei einem meiner London Besuche hatte ich das Britische Postmuseum (damals noch Postal Heritage genannt) nach den Unterlagen zur Overland Mail Baghdad-Haifa durchsucht und da einige handschriftliche Aufzeichnungen mit Briefstatistiken des Transitpostamtes von London gefunden wo auch Lettland Briefe welche mit der Overland Mail versandt wurden, vermerkt waren. Muss diese Kopien mal rausuchen und werde sie dann hier zeigen. Ein sicher exotischer Weg, die Gründe dazu müssen sicher noch etwas detaillierter erforscht werden, aber interessant. Leider sind zumindest mir keine anderen Lettland Briefe (über Russland und den Iran) nach Baghdad bekannt wo man evtl. die Postlaufzeiten vergleichen könnte.





  • ...super Sach`wenn man den Dingen so genau auf den Grund gehen kann, ebenfalls chapeau:thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis