100 Departement Donnersberg: Private Post mit dem Militär

  • Während der gesamten napoleonischen Zeit, aufbauend auf dem Grundprinzip des Gesetzes vom 27. Juni 1792, waren Briefe aus Frankreich an Miltärangehörige und von diesen nach Frankreich nur mit dem innerstaatlichen Porto, d.h. ohne das Porto von der französischen Grenze bis zum Bestimmungsort bzw. vom Standort der Truppe bis zur französichen Staatsgrenze, belegt.

    Mit Gesetz vom 5. Nivôse Jahr V (= 22.12.1796) bis zur Proklamation des Kaiserreichs betrug das Porto für einen einfachen Faltbrief (< 6 Gramm), freigemacht (port payé) aus Frankreich und an das „Militär unter der Flagge“ adressiert, 15 Centimes oder 3 Sous. Schwere Briefe und solche mit einem Umschlag erforderten eine Taxe gemäß dem jeweils gültigen Tarif bis zur französischen Grenze.

    Briefe von Angehörigen der Truppe nach Frankreich unterlagen einheitlich und ohne eine Differenzierung nach Gewicht oder Umschlag dem jeweils gültigen Tarif von der französischen Grenze bis zum Bestimmungsort.

    Mit Gesetz vom 27. Frimaire An VIII (= 18.12.1799) erfolgte dann eine Gewichtsmodifikation des Militärtarifs dergestalt, dass ein einfacher Brief nunmehr < 7 Gramm betragen konnte.

    Schließlich wurde durch ein „Reglement für die Militärpost“ vom 31. August 1809 erstmals ein Tarif für die Korrespondenz zwischen den Standorten der Truppe ein-geführt. Das Porto betrug hier einheitlich 2 Decimes für einen einfachen Brief; schwere Briefe unterlagen der Gewichtsprogression nach dem gültigen Allgemeintarif.

    Mit Dekret vom 9. Februar 1810 wurde dann der Militärtarif grundlegend erneuert:

    Die Taxe für einen einfachen Faltbrief bis < 6 Gramm (laut Gesetz vom 14. Floréal An X = 4.05.1802) aus Frankreich hat für Unteroffiziere und einfache Soldaten nunmehr 25 Centimes, freigemacht (port payé), betragen; schwere Briefe und solche mit Umschlag unterlagen dem jeweils gültigen Tarif bis zur französichen Grenze.

    Die Korrespondenz der höheren Dienstgrade unterlag keiner Gewichtsprogression bzw. der Berücksichtigung von Umschlägen; sie wurde einheitlich mit einer Taxe nach dem Tarif bis zur französischen Grenze belegt.

    In umgekehrter Richtung, d.h. vom Standort der Truppe nach Frankreich, gab es keinerlei Unterscheidung zwischen den Dienstgraden. Hier hat das Porto für alle Dienstgrade einheitlich gemäß dem jeweils gültigen Allgemeintarif von der Grenze bis zum Bestimmungsort betragen.

    Für die Korrespondenz zwischen den Standorten der Truppe hat das Porto unabhängig von der Distanz 2 Decimes für einen einfachen Brief betragen; schwere Briefe unterlagen der Gewichtsprogression nach dem Allgemeintarif.

    Hierzu der nachfolgende Brief:
    1813: Brief aus Homburg an einen Soldaten in Haynan in Schlesien. Aufgabestempel P.100.P HOMBOURG (44 mm). Quervermerk auf der auf der Briefvorderseite und handschriftlich „Prisonnier“ (= Gefangener). Rückseitig handschriftlich prisonnier de guerre (= Kriegsgefangener) und Deboursé-Stempel: DEB. Bau SEDENTAIRE / GRANDE-ARMEE.

    Die auf der Briefrückseite vermerkten 25 Centimes (25 Cs) waren dieser vorbeschriebene Sondertarif (Dekret vom 9.02.1810) für Soldaten und Unteroffiziere, den der Einlieferer zu entrichten hatte.

  • Hallo Dept. 100,

    ein phänomenaler Brief, wie man ihn sich nicht besser erträumen könnte. Nur dass ich es recht verstehe: Kriegsgefangener war der in Preußen, oder der in Homburg?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • 1812: Frankobrief aus P.100.P. HOMBOURG an einen Caporal der Grande Armeé, adressiert ins Hospital von Halberstadt.

    Querstrich über die Briefvorderseite, darüber handschriftlich "Mort" (= verstorben).

    Rückseitig der bereits besprochene "Soldatentarif" von 25 Centimes ("25 Cs") und der Vermerk "blessé" (= verwundet).

    Im Hospital selbst wurde der blaue Vermerk "1812 mort" (= 1812 verstorben) aufgebracht. Ebenso der Deboursé-Vermerk

    der Grande Armeé und der Brief zurückgesandt (vgl. handschriftlich auf der Briefvorderseite unten links).

    Toller Brief, wenngleich nicht perfekt erhalten.