Ausland - Luftpost - EIlboten - Einschreiben - Doppel Zensur

  • Zeigen möchte ich heute einen weiteren Fang aus Sindelfingen.


    Luftpostbrief von Berlin nach Madrid Spanien, insgesamt sind 190 Pfennig frankiert.
    Nach INFLA Buch 24 lässt sich die Gebühr wie folgt zerlegen:
    - 30 Pfennig EInschreiben
    - 50 Pfennig Eilboten
    - 25 Pfennig bis 20 Gramm
    - 10 Pfennig LP Zuschlag für 20 Gramm


    Ergibt 115 Pfennig
    Bleibt ein Rest von 75 Pfennig.


    Über 20 Gramm waren die Gebühren wie folgt:
    - 15 Pfennig Gewicht
    - 10 Pfennig LP Zuschlag
    das ganze dreimal - und die 75 Pfennig gehen genau auf !


    Führt dann zu folgender Beschreibung:
    Luftpostbrief von Berlin nach Madrid, Eilboten, Einschreiben, Luftpost, in der Gewichtsstufe 60-80 Gramm.


    An und für sich schon relativ selten - die Frankatur mit 3 kompletten Heftchenblättern und weiteren Marken macht diesen Beleg nicht uninteressanter!


    Zusätzlich noch zu erwähnen ist dass der Beleg sowohl in Deutschland wie auch in Spanien durch die jeweilige Zensur kontrolliert wurde!

  • Lieber Uli!


    Ich kann deine Begeisterung nachvollziehen - tolles Stück! Wahrscheinlich hat es tatsächlich nur bis heute nur "überlebt", weil die Frankatur so außergewöhnlich war. Meine SiFi-Funde waren dieses Jahr recht kärglich, dafür hatte ich Zeit, mir mal in Ruhe einige Postgeschichts-Exponate anzuschauen...

  • hallo Ulrich,


    es ist nicht ganz einfach, zu deinem interessanten Beleg und dem dezidierten thread-Thema was passendes zu finden. Ich versuchs mal:


    Die Wanderer-Werke in Siegmar-Schönau hatten am 18.10.1941 ein dringendes Anliegen an die Patentanwälte Young, Emery & Thomas in Washington D.C. . Die Wanderer Werke waren damals ein bedeutender Kriegsmittel Zulieferer.




    Auslandsbrief <20gr. (25Rpf) - Einschreiben (30Rpf) - Luftpost ( 4*40Rpf) - Eilbote (50Rpf) der Wanderer-Werke am 18.10.1941 in Siegmar-Schönau aufgegeben und mit den Absenderfreistempel 215Rpf und 50Rpf tarifrichtig frankiert. In Berlin wurde der Brief von der Deutschen Zensur freigegeben und weiter mit Luftpost über München nach Lissabon gesandt. Dort übergab man ihn der Pan American Airways zum Weitertransport per Luftpost Lissabon - Horta (Azoren) - Hamilton (Bermuda). Auf Bermuda durchlief er die Britische Zensur und wurde weiter mit Luftpost über New York nach Washington D.C. geleitet.


    Die ABP Berlin brachte den Verschlusstreifen an und stempelte mit dem roten Handprüfstempel UB "b". Die violette "1371" war zur Behandlung des Einschreibebriefes zusätzlich erforderlich. Der Britische Zensor auf Bermuda verschloss den Brief mit seinem Verschlussstreifen Typ CL5-1G "OPENED BY EXAMINER 5421", der vom 1.9.1941 bis 24.7.1942 in Hamilton registriert ist und korrigierte den Einschreiben-Kontrollstempel auf "48162". Durchgangsstempel New York 7.11.1941 und Washington 8.11.1941. Zustellstempel Duplex (1) Washington Special Del. vom 8.Nov.1941 - 9AM.




    Die Postbeförderung durch die Clipper der PAA kann man in dem kleinen Filmchen ansehen. Die riesigen Flugboote Boeing B314 waren ab 1939 die einzige Möglichkeit der Flugpostbeförderung über den Nordatlantik. PAA bediente dabei die Südroute über die Azoren. Der Luftpostzuschlag betrug 40Rpf./5 gr. und PAA erwirtschaftete damals bis zu 70% der Einnahmen mit der Luftpostbeförderung.


    Vielen Dank an Wolfgang, der mich zu Fragen der Luftpost und Zensur entscheidend unterstützte und mir folgenden Literatur Tipp gab:
    Peter A. Flynn: Intercepted in Bermuda - The Censorship of Transatlantic Mail during the second World War
    (online vefügbar über Collectorsclub of Chicago )


    besten Gruß
    Michael

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  • hallo zusammen,


    der am 10.1.1941 in Neuwied aufgegebene Brief wurde als Luftpost-Eilboten-Einschreibebrief nach Chicago gesandt und mit 145 Rpf portorichtig für <5gr. frankiert. Er wurde mit Luftpost über Berlin-Lissabon-Bermuda-New York befördert und durchlief die Zensurstellen in Berlin und Bermuda. In Chicago wurde er am 1.2.1941 zugestellt.




    Trotz des leichten Gewichts dokumentiert der Briefumschlag ein schweres Schicksal. Versandform, Eingangsstempel und Archivlochung deuten ein wichtiges Anliegen an, das durch den Zwangsvornamen Sara erahnbar scheint. Die Absenderin wurde 1942 deportiert und über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Hier macht philatelistische Recherche betroffen.


    besten Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,


    da kann ich dir nur beipflichten - Postgeschichte toll, Historie grausam.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.