Postbetrug + Postschein

  • Liebe Freunde,


    einen Postbetrug in der Vormarkenzeit (VMZ) nachzuweisen, dürfte mit das schwierigste sein, was man sich zur Aufgabe stellen kann. Da ich seit ca. 1,5 Jahren versuche, eine Contraventionssammlung auch der bayerischen VMZ zusammen zu tragen, habe ich mein Augenmerk auf Belege gerichtet, die dergleichen aufweisen könnten, wiewohl ich nicht wirklich damit gerechnet habe, jemals einen solchen Glücksfang zu machen, zumal in der VMZ ohne Marken die Beweisbarkeit immer problematisch sein wird.


    Als immerhin theoretische Möglichkeit hatte ich mir einen Postschein ausgeknobelt, der hinsichtlich seines betrügerischen Vorsatzes eindeutig sein musste - jedoch, woher einen solchen Postschein nehmen?


    Das Glück kam mir zu Hilfe und ich fand diesen hier, der wie folgt ausgefertigt wurde: An Herrn Graveur Weihinger in Zweybrücken. Inhalt Ein Packet angeblich dreizehn Gulden 54 Xr = 13 fl 54x. Kandel, den 9.11.1842.


    Postexpeditor Rothaas nahm jedoch einen Postschein der Briefpost, die für Wertpakete gar nicht zuständig war und ließ die dort eingedruckte Scheingebühr von 6 Kreuzern (Sondertarif, galt nur in der Pfalz) stehen, obwohl für Scheine der Fahrpost damals nur 4 Kr. zu zahlen waren! Da der Absender mit genau 14 Gulden zu ihm gekommen war, zog er ihm schnell die 6 Kr. ab und übrig blieben nur noch 13 Gulden 54 Kreuzer! Die 6 Kr. steckte sich unser sauberer Herr Rothaas in den Sack.


    Unter vermerkte er noch schön aufschlußreich: Oben abgesandt 13 f 54 x
    Postschein 06 / Zusammen 14 fl.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber bk,


    es ist immer wieder verwunderlich, dass es so etwas gab, und (!) dass Du dann auch noch die Belege dazu findest...


    Meine Gratulation zu diesem etwas, äh...., absonderlichen Stück.


    Gruß
    Andreas

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • Lieber Andreas,


    vielen Dank - reines Glück!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    ja, wenn in der Pfalz alles so einfach wäre: Hier ist ein Fahrpostschein von Kirchheimbolanden (mit Satzfehler beim Ortsnamen) von 1839, der eindeutig 6 Kreuzer als vorgedruckte Gebühr ausweist. Ich habe auch einen von 1820, da stehen 4 Kreuzer drauf.


    Man müsste einmal alle vorhandenen Postscheine aus der Pfalz nebeneinander legen und schauen, was wann wo berechnet wurde. Nach dem Warum trauen wir uns gar nicht erst zu fragen!


    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Dietmar,


    kurios - hast recht, müssten mal die Tausende, die wir haben, alle in eine Datenbank einpflegen und schauen, ob wir was ableiten könnten.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.