Charge - Briefe

  • Liebe Freunde,


    ab und an sieht man Briefe, vor allem dienstliche, nur mal schnell an, weil sie selten Bewegendes, oder zumindest Interessantes aufzeigen. Aber man kann auch mal einen Tick genauer hinschauen und Glück kann man auch mal haben, so wie hier bei einem Dienstbrief des Fiscalats an das Appellationsgericht von Niederbayern in Passau vom 12.10.1850.


    Die Absenderbehörde hatte alles richtig gemacht und nicht vergessen, auch "Recommandirt" zu schreiben, so dass der Brief nur eingeschrieben versandt werden sollte, aber just das geschah nicht, denn es wurde offensichtlich kein Schein gezogen, keine Reco - Nummer vergeben und auf dem Brief und dem Schein notiert und auch nachträglich, ja, das kam vor, konnte ein Brief im Rahmen seines Postlaufs noch eingeschrieben werden. Daher dürfte man ihn auch ganz normal der Empfängerbehörde zugestellt haben. Siegelseitig ist er blank, also wissen wir es nicht. Wäre er verloren gegangen, hätte man sich zwar 6 Kreuzer Reco - Kosten gespart, aber auch keine 24 1/2 Gulden bekommen.


    Dergleichen Briefe suche ich noch für meine "Mini - Sammlung" "Chargé, Recommandation und Einschreiben" 1806-75. Wenn da einer noch ein gutes Stück haben, aber nicht benötigen sollte, schaue ich mir das gerne an.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Erwin,


    ich auch nicht, aber die hätte der Inhaber eines Postscheins über eine recommandirten Brief bekommen, wenn dieser im Gewahrsam der Post abhanden gekommen wäre.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ... wo relativ zum Aufkommen die meisten Recobriefe "nicht ankommen" ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    ein Brief unter Recommandation lief am 9.11.1817 von München an Herrn Baron von Malsen (hier phonetisch und damit falsch geschrieben) nach Bayreuth, für den der Absender 15 Kreuzer Franko und 4 Kreuzer Chargégebühr bezahlte. Die präzise Anschrift war "beym königlich bayerischen 2. Husarenregiment". Doch bei seiner Ankunft in Bayreuth war entweder das Regiment, oder nur der Herr Baron bereits nach Bamberg disloziert und daher musste der Brief unter anderer Reco-Nummer weitergeleitet werden. Da er in Bayreuth nicht dem Militär (oder sonst wem) ausgeliefert worden war, erfolgte die Weiterleitung kostenlos.

  • Hallo Freunde,


    ein Chargébrief musste in der Regel auf der Vorderseite

    - einen entsprechenden Vermerk des Absenders ("Gegen Postschein", "Recommandirt" o.ä.),

    - einen Chargé-Stempel und

    - ein Chargé-Nummer / Manualnummer

    zeigen. Das war auch schätzungsweise bei 99% aller Chargebriefe der Fall.


    Selten kam es vor, dass vergessen wurde, die Chargé-Nummer zu vermerken. Einen solchen Brief zeigt uns oisch hier im Thread in Beitrag 31.

    Genau so selten, evtl. noch seltener gibt es Chargé-Briefe, bei denen zwar die Manalnummer vermerkt, der Chargé-Stempel aber vergessen wurde. Das war bei meinem Bischofsbrief mit dem blauen Fingerhutstempel von Peiss der Fall.


    Viele Grüße

    bayern-kreuzer

  • Lieber Wolfgang,


    feines Stück dieser vormarkenzeitlichen Contravention, klasse! :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • .... und mit einem absolut sauberen Fingerhutstempel.

    Ist die Adresse gedruckt? Mir scheinen lediglich unten links einige Ergänzungen in hellerer Tinte gemacht worden zu sein.


    viele Grüße


    Dieter

  • Hallo Klesammler,

    ja, sauber aufgesetzt ist er. Und der blaue Stempel von Peiss gehört schon zu den besseren Fingerhutstempeln.


    Die Anschrift ist bei diesen Bischofsbriefen komplett gedruckt (bis hin zu "Zum hochwürdigsten Ordinariate").

    Darunter steht dann von Hand geschrieben: "R.S. Allgemeine Kchensache (wohl Abkürzung für Kirchensache) und "Gegen Postschein".


    Neben den vorgedruckten Bischofsbriefen gibt es aber auch - auch noch in der Markenzeit - Bischofsbriefe, bei denen die umfangreiche Anschrift an den jeweiligen Bischof komplett mit der Hand geschrieben ist.


    Viele Grüße

    bayern-kreuzer

  • Hallo,


    ich habe vor einiger Zeit einen einfachen Bischofs-Brief gezeigt, bei dem die komplette umfangreiche Adresse von Hand geschrieben war. Die Entzifferung war nicht ganz einfach.


    viele Grüße


    Dieter

  • Liebe Freunde,


    leider nur eine Briefhülle, datiert auf 1820 (kommt hin) aus Neuburg mit dem alten Stempel V.NEUBURG lief an das Kgl. bair. Landgericht in Rain und der Absender war wohl im Range eines Barons, wenn ich mir das Siegel und die Krone (7 Zinken) dort ansehe.


    Der Herr Baron frankierte wohl mit 6 Kreuzern, zahlte auch 4 Kreuzer für die Einschreibung, wünschte aber für sein Schreiben auch die Herbeibringung einer Post - Retour - Recepisse (Rückschein), wofür wieder 12 Kreuzer fällig wurden, in summa also stattliche 22 Kreuzer.


    Unten links lesen wir "frey Hypotheken Sache betreffend", es ging also wohl um sehr viel Geld, was die Ausgabe von 22x wieder moderat erscheinen läßt.


    Es gibt nur relativ wenige Briefe der Vormarkenzeit (VMZ) von Privaten mit dem Vermerk Post - Retour - Recepisse und ich bin froh, dieses Stück für meine kleine Spezialsammlung erworben haben zu können.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch ()

  • Lieber Dieter,


    danke - dann passt es ja. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    auch nach gut 40 Jahren der Bayernsammelei kommt immer mal wieder etwas Neues auf meinen Schreibtisch, so wie dieser Brief des Oberpostamts Augsburg an die königliche Postverwaltung Neuburg in Schwaben, welcher als Regierungs - Sache portofrei war, aber auch recommandirt versandt wurde.


    Nun wird man sich wundern, warum recommandirt, lagen doch Aufgabe- und Zielopost im selben Bezirk, nämlich in bayerische Schwaben. Der Inhalt hat sich leider verabschiedet, so dass wir nicht wissen, worum es genau damals ging.

    Mein Hauptinteresse galt aber dem was links oben steht: "Charge Nr. 2005". Ui, ich dachte zuerst an einen Lese- oder Schreibfehler, denn Reconummern kannte ich bisher nur im 3stelligen Bereich, also nicht 1.000 bzw. sogar 2000 und darüber. Aber Reconummern wurden auch nur einfach vermerkt, ohne ihnen Chargé, oder sonst irgendewas voraus zu schreiben.

    Ich nehme an, dass die Mittelbehörde, also unser Oberpost- und Bahnamt in Augsburg, etwas ganz Wichtiges nach Neuburg zu schicken hatte und dafür in ein eigenes, nur dort und nicht bei der Poststelle befindliches Register diese extrem hohe Reconummer eintrug. Im Gegensatz zu sonstigen Augsburger Briefen aus diesr Zeit sind auch beide Stempel ganz frisch geputzt worden, wofür ich an dieser Stelle noch nachträglich dem dafür Verantwortlichen herzlichst danken möchte.

    Das Siegel hinten habe ich auf 1.200 dpi vergrößert, damit man gut erkennen kann, dass es das des OPA Augsburg ist. Einen weiteren Brief mit 4stelliger Reconummer von Bayern kenne ich nicht ...

  • Congrats - Sei froh dass er keinen Inhalt hat, sonst würde ich richtig neidisch werden! ;)

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Lieber Ralph,


    immer wieder etwas Neues von Dir. Unglaublich, Deine Spürnase!


    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • ...dem kann ich mich nur anschließen. Man stellt sich dann ja schon so ein bischen die Frage, wie das damals eigentlich genau gehandhabt wurde. Da wird es wohl ein Extra-Manual für eingeschriebene Dienstpost neben dem Reco-Buch für die Kundenpost gegeben haben, oder ? Habe sowas jedenfalls noch nie gesehen. Klasse :thumbup:


    Viele Grüße !

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,


    habt vielen lieben Dank für eure netten Kommentare.


    Hallo Udo,


    sieht tatsächlich nach 1004 aus, aber der Scan ist nicht so toll, vlt. soll es auch etwas anderes bedeuten. Wenn der Brief bei dir ist, wäre ein guter Scan nett.


    Derzeit gab es wohl die Scheine der Aufgabeposten, die der k. Advokaten und Notare und die der Postbehörden (OPÄ). Wer weiß, vlt. kommen noch mehr dazu, Bayern ist für alles gut und das ist doch etwas ganz tolles. :love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.