Spanien – Portugal

  • Brief vom 20. Juli 1844 aus Norfolk VA (USA) via Malaga (Spanien) nach Madeira.


    Der Brief wurde vermutlich privat bis Malaga befördert und dort dem Forwarder "John Clemens & Co" zur Weiterleitung nach Madeira übergeben. Er weist zwei etwa 15 mm lange Schlitze auf und könnte bei Ankunft in Spanien oder Madeira desinfiziert worden sein.


    Der Empfänger hatte 160 Réis zu entrichten. Bis zu welchen Gewicht galt dieser Portobetrag? Lief der Brief von Malaga aus direkt nach Madeira oder über Portugal?


    Beste Grüße,
    André

  • Hallo Andrè,


    der Brief wurde in Malaga desinfiziert und lief direkt nach Madeira.
    Die Beförderungsgebühr entspricht nach dem vom 19.7. 1828 bis 13.8. 1861 geltenden Tarif der Gebühr für einen einfachen Brief bis 2 Oitavos (ca 8 gr) befördert durch ein Handelsschiff.
    Portugal hatte zu jener Zeit so seine Schwierigkeiten mit Briefen aus von Krankheiten gefährdeten Gebieten. Am liebsten nahm man diese eben nicht an. Der Brief weist zudem keine Stempel auf, die auf einen Transit durch Portugal schließen lassen.


    Mit freundlichen Grüßen


    Rolf- Dieter

  • Hallo Andrè,


    der Empfänger ist übrigens eine englische, noch heute aktive, Handelsfirma für Madeira- Weine.
    Nach dem Vertrag von Methuen (siehe PN) hatte sich England den Alleinvertrieb von Madeira Wein gesichert. England brauchte diesen höher prozentigen Wein als Medizin für die Seeleute.


    Rolf- Dieter

  • Hallo Rolf-Dieter,


    herzlichen Dank für Deine Anmerkungen. Wenn sich die Desinfektion in Malaga bestätigt würde der Beleg natürlich bestens in meine Spanien-Sammlung passen. Nachfolgend ein Brief vom Britischen Konsulat in Cadiz per britischem Postschiff nach Porto. In welche Kategorie fällt das britische Postschiff: mit Vertrag oder ohne?


    Die 120 Réis dürften die Gebühr für die Schiffsbeförderung und die 40 Réis für die Strecke Lissabon-Porto sein.


    Beste Grüße,
    André

  • Hallo Andre,


    Contract Ship. Hier die Peninsular Steam Naivigation, ab (ca) 1850 Peninsular und Oriental Steam Ship Comp. Schau in die Gebührentabelle. Es gab 2 Gebührenperioden, bei denen der Satz für einen normalen Brief bis 2 Oitavos gleich war. Der Unterschied liegt dann in den Steigerungsraten.
    Dein Brief wird vor 1851 sein, denn bis dahin kam zum Seeporto noch das Inlandsporto, in diesem Fall 40 Reis Lissabon - Porto.
    Der P.BRIT. kam zu Beginn der Dampfschiffpost Verbindungen in Lissabon zum Einsatz. Bei diesem Brief erfolgte die Desinfektion in Porto. Vergleichbare Briefe, auch aus Cadiz habe ich auch. Grundlage hier war die Angst der Portugiesen vor Krankheiten aus Ägypten. Briefe des Konsulats der Engländer aus Cadiz wollte und konnte Portugal nicht ablehnen.
    Die P & O Line hatte bereits ab 1840 organisierte Reisen (Idee stammte vom englischen Prediger James Cook, heute Cook Reisen) nach Ägypten an die Pyramiden durchgeführt. Für zahlungskräftige Kunden, versteht sich. Die Farben der Reederei entsprechen den Flaggen von Spanien rot und gelb und Portugal blau und weiß.


    Rolf- Dieter

  • Hallo Rolf-Dieter,


    das ist es, was mich bei eine postgeschichtlichen Sammlung so fasziniert, dass es wirklich viel zu entdecken gibt. Vielen Dank für den Exkurs!


    Der Cadiz-Beleg stammt aus 1849. Eigentlich werden Beleg gleich an der Grenze desinfiziert, das man diesen erst von Lissabon nach Porto befördert haben soll finde ich ungewöhnlich.


    Beste Grüße
    André

  • Hallo Andre,


    nein es ist nicht ungewöhnlich. Es lag an den verworrenen politischen Verhältnissen, anfangs wegen des Bürgerkrieges, später wegen der Unruhen infolge der Zusammensetzung der Cortes. In den 1830iger und 40iger Jahren wurde vielfach statt Lissabon gleich der Hafen in Porto angelaufen. Wobei sich die Zwangsläufigkeit der Desinfektion von Briefen auch in Porto ergab. Ich habe auch Briefe aus Südamerika, die über Porto nach Portugal gelangten (Eingangsstempel BARRA DO PORTO) und in Porto behandelt wurden.


    Rolf- Dieter

  • Hallo Rolf-Dieter,


    wenn Porto ohne Umweg über Lissabon angelaufen wurde, ergibt die Sache wieder Sinn. Wären die 40 Réis dann trotzdem angefallen?


    Beste Grüße,
    André

  • bei der Anlandung und Abholung in Porto kam die Inlandsgebühr nicht mehr dazu.
    Schau mal meine beiden Vergleichsbriefe unter der Rubrik "Ending time of Sailingships.


    Rolf- Dieter

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein einfacher Portobrief von Sevilla nach Lissabon. Der Brief wurde am 29.1. 1862 in Sevilla aufgegeben.

    Der Empfänger musste 45 Reis bezahlen. Auf der Vorderseite schwarzer Stempel 45

    Siegelseitiger Ankunftsstempel LISBOA am 1.2.1862

    Der Brief wurde schon am nächsten Tag zugestellt (Empfängernotiz).

    Bitte um eure Korrektur.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,


    einfach, aber schön und fein gestempelt - da gibt es nichts zu korrigieren. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.