Österreich - Sardinien

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier ein weiterer Brief, der in Odessa geschrieben nach Brody forwarded wurde. Dort wurde er bei der Post aufgegeben - Stempel BRODY IN GALIZIEN - und mit 14 Kr. der österreichische Anteil bezahlt. Über die Lombardo-Veneto erreichte er via Mailand bei VOGHERA sardisches Gebiet und wurde mit 91(21?) Centesimi od. Soldi (?) bis Genua taxiert.
    Aufgabe in Brody am 13.9.1824
    Zustellung in Genua am 29.3.



    Weiß jemand, ob 1824 schon ein sardisch-österreichischer Postvertrag bestand?
    Stimmt die "krumme" Taxe?


    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael,


    der 1. Vertrag Österreich - Sardinien trat am 1.1.1819 in Kraft (siehe Rundbrief DASV 456).
    Ich lese als Porto 21 Soldi.


    Grüße von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball,


    danke für die Angabe. Bei der Recherche im Rundbrief-Archiv hatte ich mich von der Angabe "Sardinien-Frankreich" täuschen lassen ... :whistling:


    Da der Brief in Österreich 14 Kr. kostete, lag das Gewicht bei <= 1/2Loth.
    Wie kommt man dann auf 21 Soldi Inlandsporto? Bei einer Entfernung von ca. 50 sard. Meilen (Voghera-Genua) fielen 7 Soldi für einen Brief bis 6g an, 21 Soldi für einen Brief von >20g.
    Es gab anscheinend auch Zuschläge für Briefe aus dem Ausland, diese betrugen 4 Soldi (Mailand) bzw. 6 Soldi (LV) - passt also auch nicht ... ?(


    Gruß
    Michael

  • Abend
    von mir nur Bruchteile.. :)


    Die Österreicher haben 14 Kr CM/Ausland über 12 Poststationen - bis 8,75g/ bis Sardische Grenze verlangt.
    Die Entfernung in gerade Linie (Sardinien) hast 65km, was 26,3 Sardische Meilen waren/ 5s.
    Fraglich ist was dein Brief in Sardinien wog, 6g war schon zweites Gewicht.
    Für dem Auslandszuschlag war es relevant von wo der Brief kam, komme bei berechnen auf 9s:
    5s + 9s = 14s x 1,5 (zweites Gewicht) = 21s


    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Adriana,


    ein kleines Problem vorneweg: Wieviel mass eine sardische Meile damals?
    Du beziehst dich auf eine Angabe von 2,47 km. In dem o.g. Artikel gibt J. Vogel 1,28 km an.
    Gerade gefunden:
    In dem alten Massgewichte-Handbuch von Michel wird bei Sardinien auf Piemont verwiesen und dort stehen ebenfalls 2,47 km.
    Da scheint sich in dem Vogel-Artikel ein Fehler eingeschlichen zu haben ...


    Wenn ich nun von dieser Entfernung ausgehe, kann ich deine Berechnung fast nachvollziehen. Fast, weil der Auslandszuschlag für innerösterreichische Briefe (einfaches Gewicht) bei 10 Soldi lag und nicht bei 9. Oder ?


    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael,


    der Auslandszuschlag bei innerösterreichischen Briefen lag eindeutig bei 10 Soldi.
    Entscheidend ist nun wie schwer der Brief war.
    Wenn er unter 6 g wog, dann kämen nur 15 Soldi zusammen (5 sard. Porto + 10 Zuschl.).
    Wenn er jedoch über 6 g wog, dann kämen 23 Soldi zusammen ( 8 + 15).
    Ich vermute, dass der Brief unter 6 g wog und in Sardinien fälschlicherweise der Auslandszuschlag für Briefe die über Österreich geliefert wurden, denn dieser betrug 16 Soldi + 5 Soldi Sard. Porto = 21 Soldi, bei diesem Brief angewandt wurde.
    Den Tarifauszug für den Auslangszuschlag habe ich angehängt.


    Grüße von liball

  • Hallo Michael,
    die Frage zur Sardische Meile hab ich mir auch schon mal gestellt.
    Alte Längenmaß war bemessen wie in Deutschen Gebieten auch, ein Italiener lebte halt auf größeren Fuß als der andere oder war die Spanne bei ausgestreckten Armen länger.. :D
    Sehr verwirrend ist, da Sardinien in J 1811 Dezimal System schon hatte/50km – 6g – 20 centesimi, jeder weitere 50km 10 cent mehr. Nach dem Französischen Zeit Rückehrung zur Meilen.
    Warum in die zwei Artikel unterschiedliche S. Meilen angegeben sind, keine Ahnung. Vielleicht liegt es da ran das Frankreich seine Briefe als Portobriefe schicken könnte?
    Wo oder wie Hr. Vogel die Eingaben entnommen hat/Sar. Meile = 1280m? ?(


    Die Sardische Meile/2466m:
    https://books.google.de/books?…UAhWQaVAKHVvaAxcQ6AEIOjAE
    auf Deutsch
    https://de.wikipedia.org/wiki/Miglio#Turin



    Karl, so musste Sardinien vermutlich was Österreich abgeben, oder?


    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    vielen Dank für die interessante Diskussion und die Überlegungen dazu.
    Mich interessiert jetzt noch die schon von Filigrana aufgeworfene Frage, ob dieser Auslandszuschlag für die sardische Post komplett bei dieser verblieb oder ob davon etwas abgegeben wurde. So ganz erschliesst sich mir die Berechtigung dieses Zuschlags nicht, denn Sardinien erhielt die Briefe doch grenzfrankiert, so dass es eigentlich egal war, woher diese stammten.
    ?(


    Vielen Dank & Gruß
    Michael

  • Hallo,


    von diesem Auslandszuschlag wurde unmittelbar nichts von der sardischen Post abgegeben.
    Die sardische Post musste jedoch an Österreich eine jährliche pauschale Summe von 14.000 italienische Franken bezahlen. Dafür lieferte Österreich die Korrespondenz aus Drittstaaten frei sardische Grenze. Briefe aus Bayern zum Beispiel wurden an Österreich Franko bayerisch-österreichische Grenze geliefert. Österreichisch musste diese Briefe dann an Sardinien ohne Portobelastung liefern.
    Mit diesen gestaffelten Auslandszuschlägen refinanzierte Sardinien die jährliche pauschale Zahlung an Österreich. Es wurde dabei kein Unterschied gemacht, ob der Brief bis zur Grenze Sardiniens bezahlt war, wie bei Österreich, oder nicht, wie bei Bayern.


    Grüße von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball,


    vielen Dank für diese sehr interessanten Informationen. So wird das Bild jetzt klarer.
    Muss sagen, das Thema der österreichisch-italienischen Post ist spannend. Die relevante Literatur ist vermutlich nur in italienisch verfügbar?


    Gruß
    Michael