GB in die deutschen Staaten

  • Hallo Franz,

    eigentlich ist die Interpretation dieses Briefes ganz einfach. Je Gewichtsstufe (1/2 Unze) musste der Absender 2 1/2 Pence bezahlen. Da 11 Marken zu 2 1/2 Pence verklebt sind, gehörte der Brief also zur 11. Gewichtsstufe. Eine halbe Unze entspricht in etwa 14 Gramm. Somit muss der Brief zwischen 140 und 154 Gramm gewogen haben. Die Einschreibegebühr war durch den Wertstempel (2d) auf dem Einschreibeumschlag bezahlt.

    Viele Grüße

    Theo

  • Heute beim Aufräumen meiner alten Scans gefunden;




    Erstagsbrief der Edward Serie vom 01-01-1902, würde sagen an die Verwandschaft in Braunschweig.


    Leider wurde "damals", ich glaube es war kurz vor der Jahtausendwende noch sehr klein gescannt.

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Sehr schönes Stück, die Empfängerin ist die preußische Kronprinzessin Victoria (1840-1901), Tochter von Queen Victoria und als Ehefrau von 99-Tage-Kaiser Friedrich III. spätere Deutsche Kaiserin im Jahr 1888. Als Witwe führte sie den Namen Kaiserin Friedrich, lebte zuletzt in Bad Homburg im Taunus.


    Der Titel "Princess Royal" (üblicherweise Ehrentitel der ältesten Tochter der britischen Königin oder des Königs, derzeit ist es Princess Anne) ist für 1879 falsch. Victoria führte ihn nur bis 1858, bis zu ihrer Hochzeit mit dem preußischen Thronfolger. 1879 war der offizielle Titel "Her Imperial and Royal Highness The Crown Princess of The German Empire, Crown Princess of Prussia". Zu diesem Zeitpunkt war ihr Schwiegervater Wilhelm I. König von Preußen und Deutscher Kaiser.


    Welche Botschaft der (unbekannte) Absender mit dem Bibelspruch senden wollte, erschließt sich mir leider auch nicht auf Anhieb. Victoria war jedoch immer zerrissen zwischen ihrem Geburtsland Großbritannien und ihrer Wahlheimat Preußen und auch immer wieder Anfeindungen in beiden Ländern ausgesetzt. Möglicherweise ist diese Karte in diesem Zusammenhang zu sehen.


    Übrigens gibt es incoming mail von Monarchen des 19. Jahrhundert nicht selten, auch Post an Kaiser Wilhelm II. zum Beispiel. Das ist oft schöne Stücke. Zu viel sollte man dafür aber nicht bezahlen alleine wegen der Anschrift. Wirklich begehrt sind Stücke, die sich die Royals untereinander geschickt haben. Auch die gibt es, aber das ist natürlich eine andere Kategorie als Post "vom Volk".

    Mitglied

    Royal Philatelic Society London * Forschungsgemeinschaft Großbritannien e.V. im BDPh e.V.

    Arge Jugoslawien und Nachfolgestaaten e.V. im BDPh e.V. * Military Postal History Society (APS affiliate)

  • Auch ein toller Beleg. Der Empfänger war der britische Diplomat Sir Henry Howard, damals Gesandter am niederländischen Hof. Auf der Rückseite machte er Notizen zum Umschlag (und zum Inhalt des Briefes): "First postage stamps issued bearing King Edward's portrait".


    Bemerkenswert: Der Brief wurde in Windsor erst portofrei aufgegeben (König Edward VII. hatte 1901 ja wieder die Portofreiheit für sich und den Königlichen Haushalt eingeführt) und dann - weil er ins Ausland gerichtet war - in London am Ersttag mit zwei Exemplaren der neuen 2 1/2 d-Marke nachfrankiert. Großartig!


    Absender war Sir Lionel Cust, damals eigentlich (siehe Notiz) Direktor der National Portrait Gallery, aber auch (siehe rückseitiges Wappen) Surveyor of the King's Pictures und als solcher zuständig eben für die Porträts des Souveräns. Das links unten auf der Vorderseite dürften die Initialen von Cust sein ("Ct"?). Solche Initialen sind bis heute auf royaler Post üblich. Die königliche Familie macht das, aber auch höhere Mitglieder des königlichen Haushalts. Queen Elizabeth II zeichnet mit "ER", Charles mit einem simplen langgezogenen "C". Edward VII. zeichnete als König ebenfalls mit "ER", die Handschrift war aber eine vollkommen andere als die seiner Urenkelin Elizabeth.


    Das "Deutsche Haus" in Braunschweig war übrigens früher das Gästehaus des Braunschweiger Schlosses. Der Diplomat dürfte Anfang 1902 also Gast am Hofe von Prinz Albrecht von Preußen gewesen sein, der Regent des Großhezogtums Braunschweig war.

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    Einmal editiert, zuletzt von Real Royal Mail ()

  • Hallo Peter,

    vielen Dank für die Erklärungen! :)

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Real Royal Mail,
    danke für die Erläuterungen zu meinem Kärtchen an die Kronprinzessin Victoria.
    Was mich wundert ist, dass solche Post an Royals überhaupt im Umlauf ist, und ich frage mich, ob die Royals sie tatsächlich selbst in der Hand hatten (oder von einem Sekretariat "abgefangen" und bearbeitet wurde).
    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Pälzer,


    du hast im dritten Beitrag zu diesem Thema vor langer Zeit eine Postkarte gezeigt



    und dich dabei über das Format gewundert.


    Diese Postkarte erschien im Jahr 1895 auf dickem, hellrahmfarbenem Postkartenkarton in den Maßen 115 x 89 mm (Größenangaben bei Ganzsachen werden immer in Millimetern angegeben). Es ist die einzige Ganzsachenpostkarte von Großbritannien in diesem Format. Von der Karte existieren zwei Varianten, die sich durch das Wappen in der Kartenmitte unterscheiden. Bei dem Wappentyp II hat das Pferd auf der rechten Seite nur ein Halsband, bei der Type III hängt da zusätzlich noch eine Halskette dran.



    Das Bild ist eine Vergrößerung aus deiner Karte. Danach wird deine Postkarte bei Michel als P 7c III geführt, bei Higgins & Gage (siehe nachfolgenden Katalogauszug) als P 16d.



    Auch wenn ihr euch mehr für die Portostufen und nicht für die Ganzsachen interessiert, so wollte ich doch angesichts deiner damaligen Frage noch eine passende Antwort nachreichen.


    Viele Grüße

    Ingo

    Einmal editiert, zuletzt von Cantus ()

  • Vielen Dank,


    ich interessiere mich immer auch für die Ganzsache, alleine wegen der korrekten Beschreibung in der Sammlung wegen.


    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Real Royal Mail,
    danke für die Erläuterungen zu meinem Kärtchen an die Kronprinzessin Victoria.
    Was mich wundert ist, dass solche Post an Royals überhaupt im Umlauf ist, und ich frage mich, ob die Royals sie tatsächlich selbst in der Hand hatten (oder von einem Sekretariat "abgefangen" und bearbeitet wurde).
    Viele Grüße
    nordlicht

    Hallo Nordlicht,


    das ist unterschiedlich. Manche solcher Belege in meiner Sammlung tragen handschriftliche Anmerkungen des Monarchen (König Edward VII., Kaiser Wilhelm II.), viele andere aber nicht. Da kann es sein, dass sie von Höflingen geöffnet wurden. Bei privater Post innerhalb der Familie kann man aber davon ausgehen, dass der Empfänger persönlich den Umschlag geöffnet hat.


    Viele Grüße aus Delhi


    Peter

    Mitglied

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  • Liebe Freunde,


    netter Beifang auch hier: Postkarte 1/2 Penny von Sowerby-Bridge vom 29.8.1891 an "Israel & Winnerlich" ?? in Hof, wo sie 2 Tage später ankam.

    Es hätte wohl eines ganzen Pennys bedurfte, daher galt die Karte als unterfrankiert und man notierte 5 Centimes Fehlfranko, das dann in 10 Pfennigen Nachtaxe konvertiert wurde. Den "T-Stempel" muss man erst mal finden - da wäre eine andere "Farbe" als schwarz sicher sinnvoll gewesen.

    Praktisch eine Parallele zu # 31.

  • Liebe Freunde,


    hier sind Spezialisten gefragt, aber keine Bayerischen ...


    Per "book post" aus Harrow wurde am 9.1.1886 ein Kuvert zu einem Penny nach München geschickt, wo es dank des netten Stempels der Briefpost - Übernahme dort am 12.1.1886 eintraf.


    Interessieren würde mich, was man exakt damals unter der "book post" verstand und welche Auswirkungen das auf die Gebühr hatte. Danke sehr!

  • Hallo zusammen,


    muss ich mal loswerden, zumal die GBPS in diesem Forum für mich unverständlich auch schon nicht so gut weggekommen ist:

    Die GBPS-Website ist phantastisch. Der Webmaster Maurice Buxton leistet hier seit Jahren ganz tolle Arbeit. Völlig verdient hat er auf der FIP-Ausstellung in London in diesem Jahr nicht nur Large Gold in der Literaturklasse "Digital" erhalten, sondern ist zudem auch "Best of Class" geworden.


    Viele Grüße

    Martin


  • Liebe Freunde,


    vielen Dank für die Links - wenn ich das richtig lese, war zum Zeitpunkt meines Stücks die Rate von einem Penny für das Gewicht über 2 bis 4 Unzen korrekt. Aber das waren 60-120g circa und ich glaube nicht, dass der (fast könnte man sagen) Damenumschlag soviel gewogen haben kann. Oder interpretiere ich da etwas Falsches?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,

    also ich interpretiere das genauso richtig oder falsch wie Du. Aber, warum sollte der Umschlag denn nicht dieses Gewicht haben?

    Viele Grüße

    Martin