Österreich - Württemberg im DÖPV und danach

  • Liebe Freunde,

    hier ein kleines Briefchen mit kleiner Besonderheit - Wien 11.3.1856 nach Kupferzell in Württemberg. Wer kann die Besonderheit ausmachen und erklären?

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    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,
    hat es mit dem Leitweg über Böhmen (Prag/Bodenbach) zu tun? Immerhin wurde dies ja handschriftlich in blau ergänzt, sodass es nicht der Regelfall gewesen sein sollte.
    Vielleicht wäre der Normalweg via München/Augsburg/Ulm/Stuttgart gewesen?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    so war es - ich habe noch nie einen Brief im Postverein gesehen, bei dem die Post frontseitig einen eigenen Leitweg vorgegeben hat.

    Ansonsten ist deinen Ausführungen nichts hinzu zu fügen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Brief, den mir ein österreichisches Auktionshaus beschert hat und über den ich sehr froh bin, hier schreiben zu können.

    Aus Mscheno (nein, das ist nicht Urdu, sondern schon der deutsche Name für: Mšené-lázně) schrieb man per einfachem Brief an Herrn Joh. Pischek bei den Württembergischen Hof- und Kammersängern in Stuttgart.
    Am 14.3.1853 wurde er mit 9 Kreuzern für Postvereinsbriefe über 20 Meilen korrekt frankiert. Er lief über Bodenbach (15.3.), Dresden, Leipzig, Plauen nach Hof (16.3.), wo ihn die bayer. Bahnpost Hof - Nürnberg in die Hände bekam und sauber abstempelte.

    Über Nürnberg lief er nach Augsburg, wo die Bahn endete. Dann ging es mit der Kutsche nach Burgau weiter, wo er per Bahn Richtung Neu-Ulm - Ulm und Stuttgart weiter spediert wurde und daher schon am 18.3. ankam (Distributions-Stempel 1. Tour, also noch ganz früh!).

    Ein phantastischer Brief, der den gemischten Transport in Österreich, Sachsen, Bayern und Württemberg aufzeigt - überragend schnell spediert und dazu noch, wie ich finde, ganz passabel erhalten.

  • Hallo Christian,

    philatelistisch tröstet der über manches hinweg - nur zum Fußball reicht es nicht ganz ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen interessanten Brief, wenn man den Inhalt über alles stellt, was ich hiermit tun möchte. Geschrieben wurde er von Alexander Baron von Uexküll in Wien am 2.12.1860 und gerichtet war er an Seine Hochgeboren den königlichen Hofmarschall und Kammernherrn, Großkreuz(träger) des König - Friedrich - Ordens und des k. k. Ordens der Eisernen Krone Herrn Rudolf Grafen Uxküll Stuttgart".

    Der Vermerk "dringend" war sinnlos, denn eine expresse Zustellung war nicht gewünscht, nur erhofft. Die Zustellung erfolgte bereits einen Tag später im 3. Gang in Stuttgart - phantastisch.

    Zum Inhalt:

    Wien am 2. December 1860
    Reise nach Madeira
    Mein Engelspeps!

    Ich komme Mittwoch den 5. d. M. Vormittagas mit dem Schnellzug nach Paris durch Stuttgart - die genaue Stunde kann ich nicht angeben - doch dürfte es zwischen 10 und 11 Uhr sein.
    Hoffentlich sehe ich all die Meinen am Bahnhof und begleitet mich wenn es geht, mein lieber Peps einige Stationen weit - den 6. in der Früh komme ich nach Paris - gehe den 7. nach London schiffe mich den 10. in Southampton nach Lissabon ein - wo wir am 16. ankommen dürften - den 18. denk ich von dort wegzugehen und den 26. in Madeira zu sein.
    Ich bin Überbringer des Christkindels für Ihre Majestät - dann von Briefen etc: - für Paris, London & Lissabon Staats - Courier.
    Da ich um 10 Tage früher gehe als ich gerechnet habe cih mit meiner Toilette furchtbar zu arbeiten - aber wenn es sein muß geht Alles.
    Auf die ganze Reise freue ich mich enorm - da Paris, London - Portugal und endlich afrikanischer Boden sehr interessant sind.
    Für deinen lieben Brief immer herzlichen Dank - die Details der Kaiserreiche sind charmant - Allen viele Grüße und auf frohes baldiges Wiedersehen!
    Dein gehorsamer Sohn
    Alexander"

    Leider habe ich zu Alexander Baron von Uexküll so gut wie nichts im Netz finden können - wer helfen kann, diese Reise im Netz zu finden, sei mir herzlichst gegrüßt.

  • Liebe Freunde,

    aus Dux in Österreich am 7.12.1872 ging es für 5 Neukreuzer Franko und (siegelseitig, leider ausgeschnitten) 10 Neukreuzer für die Recommandation nach Oßweil bei Ludwigsburg, heute eingemeindet.

    Der Brief erhielt die Reco - Nummer 268 (unter dem Reco - Stempel) und durchlief Bayern (kostenlos). 2 Tage später kam er an.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    folgender Brief bereitet mir ein wenig Kopfzerbrechen:

    Portobrief aus Longarone, in der Nähe von Belluno/Venetien von 1861 nach Döttingen bei Künzelsau in Württemberg. Venetien war noch österreichisch, somit ein Postvereinsbrief.

    Aber wie ist er gelaufen? Vorne der Stempel von Longarone vom 24.7.1861, daneben ein Stempel den ich nicht lesen kann. In Niederdorf war er am selben Tag, das müsste das Niederdorf Richtung Bruneck/Brenner sein. Wie ging es dann weiter...unten rechts auf der Rückseite ist noch ein für mich nicht lesbarer Stempel. Für den weiterern Weg würde ich auf Brenner, Innsbruck, Kufstein, München, Augsburg (Bahn) und dann nach Nördlingen (26.7.), Ellwangen (27.7) und Künzelsau (28.7) tippen.

    Der Absender war von einem KK-Feldjägerbataillon, das anscheinend in Longarono stationiert war.

    Die Taxen würde so interpretieren: Longarone notiert 20Nkr. Forderung im Postverein, das wurde später (wann?) in 12x reduziert (9x PV und 3x Portozuschlag).

    Venetien, Südtirol, Österreich, Bayern, Württemberg. Nicht schlecht wie ich finde, und Nördlingen habe ich als Transitstempel Bayern so noch nicht bewußt wahrgenommen.

    LG
    Christian

  • Hallo Christian,

    ein sehr schöner Brief - klasse!

    Die 12x rh. dürften von Nördlingen sein, zumindest gab es dort in den 1850er Jahren so eine Hand (auch aus Augsburg kenne ich solch eine 12, aber da kein Stempel drauf ist, dürfte der Brief unbesehen Augsburg transitiert haben).

    Zu den Stempeln müsste sich jemand für Italien hier melden, der sich damit auskennt.

    Nördlingen wurde früher in der Literatur für Spezialisten als sog. "lokaler Paketschluß zwischen Bayern und Württemberg" geführt; ich konnte nachweisen, dass dies nicht richtig ist und viel mehr Fernbriefe (DÖPV und Ausland!) diesen Paketschluß nutzten, so dass mich hier dieser Stempel nicht verwundert. Aber man muss halt erst einmal einen Brief aus Venetien über Bayern / Nördlingen nach Württemberg finden.

    Was mir auffiel: Briefe über Bayern / Nördlingen laufen immer nach Württemberg, nie über Württemberg (z. B. dann nach Frankreich, oder Preussen usw.).

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph,

    spannend...das mit Nördlingen.

    Ich habe sowas vorher noch nie gesehen, habe natürlich auch nicht das postgeschichtliche Wissen und Erfahrung von dir. Hast du vielleicht noch Briefe über Nördlingen, wenn ja bitte zeigen.

    Ist meine Taxinterpretation richtig?

    LG
    Christian

  • Hallo Christian,

    ja natürlich, Taxe ist richtig. Es ist recht selten, dass die Italiener (bzw. "echten" Österreicher) erst mit 20 Nkr. taxierten. Die wussten normalerweise alle recht gut, dass sie in der Währung der Abgabepost zu taxieren hatten. Ich habe diese falsche Antaxierung in den DÖPV keine 5 Mal gesehen.

    Zu Nördlingen: In meinen Artikeln zu Bodenbach sind glaube ich 2 Briefe aus Württemberg via Bayern - Bodenbach nach Österreich dabei, die ihn auch zeigen.

    Alternativ hier in die Forumssuche "Nördlingen" eingeben, dann hast du sicher auch etwas zu lesen und zu staunen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen mit 18 Kreuzer frankierten Brief aus Wien vom 20.11.1857 nach Schwäbisch-Gmünd, der am 23.11. in Nördlingen war und noch am selben Tag beim Empfänger bestellt wurde.

    Halten wir uns die Bahnsituation des Jahres 1857 vor Augen: Bayern war über die spätere Strecke Rosenheim mit Österreich noch nicht verbunden, daher erfolgte die Leitung via Prag, Bodenbach (diesmal ohne Stempel), Dresden, Leipzig, Hof, Nürnberg und Augsburg, ehe er nach Nördlingen umgeladen wurde.

    Bei spätabendlicher Aufgabe in Wien (18.00 oder 20.00 Uhr) war das in knapp 3 Tagen schon eine fesche Sache für die damaligen Korrespondenten.

  • Danke Christian, gerade höhere Gewichte (die ja auch das Salz der Suppe darstellen) sind gar nicht so häufig zu finden, noch dazu mit der "Doppel - Leitung" Bodenbach und Nördlingen.

    Drucksachen wären allerdings noch besser, unterfrankierte Briefe auch, mit Rückschein (Stempel Bodenbach auf der Rückreise!) würde ich auch nehmen und per Express schlägt eh alles. Ui, was ich noch alles suche zu diesem Thema ... 8o

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Der war gut! Man überschätzt mich gnadenlos ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    ein Brief aus dem kroatischen Petrinja (damals: Petrinia), ca. 50 km südlich von Zagreb, war mit 9 Kreuzern korrekt als DÖPV - Brief nach Württemberg am 25.7.1857 frankiert worden. Die Anschrift an die Madame la Contesse (als die Frau Gräfin) kann ich nicht sicher lesen, auch weil die Marke über ihrem Nachnamen geklebt wurde, was die Erforschung der Empfängerin sehr erschwert, aber es scheint eine geborene Gräfin von Spiegel gewesen zu sein, die auch einen maltesischen Orden an ihr Revers hatte heften dürfen.

    Der Absender vermerkte vorne als Laufwegsvorgabe: Wien, Leipzig, Ulm, Ochsenhausen und der Zielort war Thanheim, ca 80 km süd-südwestlich von Stuttgart.

    Siegelseitig sehen wir den Transitstempel von Agram (damals Zagreb) vom Folgetag und dann erst vom 29.7. einen Stempel von Stuttgart und einen von Zug 14 der württ. Bahnpost, dazu einen Stempel von Biberach vom 30.7. und einen für mich nicht lesbaren von O????sen auch vom 30.7.. Hier wäre ich für Hilfe dankbar.

    In jedem Fall war der Brief von Kroatien innerhalb von 4 Tagen in Württemberg und ich denke, dass er das nur schaffen konnte, wenn er über Bodenbach - Leipzig - Hof - Nürnberg lief, also so, wie der Absender es auch angegeben hatte. Da bayerische Stempel mangeln, dürfte er in Wien oder Prag in einen Postsack via Bodenbach nach Stuttgart eingepackt worden sein.

    Gerne lese ich Meinungen dazu. Den Inhalt füge ich bei - ein hochintelligenter Mensch hat in gehetzter Schrift seine Reiseeindrücke der Baronin kurz wiedergegeben - allerdings scheint nichts Weltbewegendes darunter zu sein.