Schweiz - Thurn und Taxis

  • Liebe Freunde,


    der folgende Brief ist etwas für den fortgeschrittenen Sammler. Wer mag ihn interpretieren?


    Zürich 23.4.1853, bar siegelseitig frankiert nach Oerlinghausen - Lippe Detmold.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    der Absender musste 40 Rappen zahlen. Umgerechnet 12 Kr aufgeteilt in 3 Kr für die Schweiz und 9 Kr für ? - ich tippe auf einen Laufweg über Württemberg.
    Aber dann bin ich auch schon am Ende mit meinem Latein. Was die rote Notiz links bedeutet müsste ich raten, das ist vermutlich ein Weiterfranko in eine andere
    Währung. Ich bin gespannt auf die Auflösung.


    Viele Grüsse
    kantonal

    Einmal editiert, zuletzt von kantonal ()

  • ... das ist schon mal ein guter Anfang. :)


    40 Rappen sind richtig: 10 Rappen = 3 Kr. für die Schweiz im 1. Rayon und 30 Rappen = 9 Kr. für Thurn und Taxis im 3. Rayon. Der Brief lief im geschlossenen Transit via Basel, Efringen, Heidelberg nach Frankfurt, siehe den siegelseitigen Aufgabestempel / Transitstempel von Frankfurt am Main. Baden erhielt für ihn knapp 2 Kreuzer, da unter 1 Loth schwer.


    Der "Franco" - Stempel stammt von Zürich, das ist auch klar. Auch die siegelseitigen 3 / 9 in typisch Zürcher lila Tinte sind klar. Links daneben 3 Pfg. Bestellgeld vor Ort bedürfen auch keiner weiteren Nachbetrachtung. Aber etwas ganz großes an diesem Brief blieb noch gänzlich unerwähnt ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Aber etwas ganz großes an diesem Brief blieb noch gänzlich unerwähnt


    Lippe-Detmold ist zwar nicht groß, als Destination für schweizer Briefe aber selten.


    Gruß
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Liebe Freunde,


    ui, schon am 1. Abend (und das ist wahrlich kein einfacher Brief) geklärt.


    Zum Zeitpunkt der Aufgabe war das Zielland nicht im DÖPV Mitglied. Das machte hier aber nichts aus, weil für die CH der PV mit Taxis vom 15.10.1852 galt und die CH interessierte sich nicht für taxische Interna. Für die CH war es wichtig, dass ihre Absender für jetzt nur noch 3 Kr. aus dem 1. Rayon der CH in taxische Postgebiete bezahlen mussten. Zuvor war das anders ...


    Auch die 9 Kr., die Taxis von der CH bekam, reichten aus, denn Taxis hatte mit der CH geschlossene Transite über Baden vereinbart, so dass regelmässig Frankfurt am Main "Vereinsaufgabepost" wurde und somit das Weiterfranko für den Postverein kassierte (und nicht Baden!). Daher war es eine win-win-Situation, denn die Tarife für die Korrespondenten waren damit auch wesentlich wohlfeiler geworden, als noch zuvor (zuvor galt noch das halbe Loth mit 50%iger Progression, also nicht zu vergleichen mit den Postvereinsgewichten).


    Wie der liebe Michael schon schrieb, dürfte es nicht viele Briefe dieser Periode von der CH nach dorthin gegeben haben - heute vlt. ein Unikat.


    Was ich vergessen hatte zu schreiben: Nicht mein Brief (hatte ja auch nichts mit Bayern zu tun), sondern ein Schuß eines lieben, in Bayern residierenden Schweizsammlers. Schweizer müsste man sein! :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo zusammen,


    in Bezug zu dem Brief in Schweiz-Wü-Thread vom März 1853 mit Markenfrankatur, ist hier festzuhalten, dass auch Barfrankatur im April 1853 noch möglich war, oder hat das damit zu tun, dass Detmold-Lippe noch nicht im DÖPV war?


    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Christian,


    nein - die CH hat noch 1854 mindestens barfrankiert; da gab es keine festen Vorgaben. Mit dem Zielland hatte es nichts zu tun.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ... diese Frage darfst du wohl 20 Postverwaltungen stellen (die berühmtesten davon: GB, Frankreich, Italien, USA, Thurn und Taxid, Preußen etc.).


    Nicht immer waren (die passenden) Marken verfügbar, wenn es mal schnell gehen musste, wenn die Schere weg war ...


    Wir müssen immer schauen auf die Vorschriften bei der Einführung der Marken - steht da nicht expressis verbis, dass aber dem X. Y. die Frankatur nur noch mittels Marken zu bewirken ist (wie Bayern das schrieb), dann lief es im Parallelbetrieb.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Sammlerfreunde,


    am 30.Mai 1856 wurde dieser Portobrief aus Sils im Engadin über Silvaplana und Chur auf dem Weg nach Hamburg gebracht. Die Röteltaxe -6- interpretiere ich als den der Schweiz zustehenden Anteil von 6 x, welche in 2 1/2 Schilling umgerechnet und mit zusätzlich 4 Schilling für den Postverein nun mit 6 1/2 Schilling in Hamburg beglichen werden durfte.


    Mit besten Grüßen
    bayernalbi

  • Hallo Albert,


    genau. Interessant der alte Stempel Schweiz nach Thurn und Taxis (wozu Hamburg ja gehörte). Der Brief wurde geschlossen via badische Bahnpost (bekam knapp 2 Kr. später von Taxis vergütet) nach Frankfurt am Main gefahren, wo das Schweizerische Briefepaket geöffnet wurde und die CH - Briefe diesen Nebenstempel erhielten, damit jedem klar war, auf welche Weise sie in den DÖPV gelangten (wichtig bei unbestellbaren Briefen bei der Rückrechnung der Porti - daher nur auf Portobriefen wie hier zu finden!).


    Durch diesen cleveren Trick wurde Frankfurt am Main (Taxis) Vereinsaufgabepost und nicht Efringen in Baden - clever!

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Albert,


    ja, werde wohl Donnerstag und Freitag dort sein. Samstag schenke ich mir heuer, da ich nicht ausstelle (dafür darf man sich die wundervolle Sammlung unseres Emmanuel dort anschauen - ein Hammer!). :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    wer über 20 Jahre lang sucht, hat manchmal auch ein bisserl Glück - Brief aus Interlaken vom 1.7.1867 nach Bremen an Frau Dr. Carstens mit siegelseitigem Ankunftsstempel vom Folgetag.


    Es ist der 1. Brief dieses speziellen Datums, den ich in meinem Leben sehe - wer weiß, warum er etwas ganz Besonderes ist (und die Frankatur oder Taxe wäre völlig egal dabei)? Es ist aber, das will ich vorab sagen, ein sammlerischer Endstufenbrief. Wer darüber hinaus die Taxen interpretieren möchte, darf das natürlich gerne tun. Nur Mut!

  • Hallo Ralph,
    Als blindes Huhn tippe ich auf Ende der Thurn und Taxis'schen Post (30.06.) und Anfang einer neuen Postära. Ich habe einen bareingezahlten Brief dieser Tage, wahrscheinlich hatten die T&T Post Ämter noch keine neuen Preussen Briefmarken...
    Aber Interlaken ist nicht T&T Gebiet, daher kann es das wohl nicht sein.
    Ich fuege mal meinen Brief bei. Am 30.06 geschrieben, aber erst am 03.07.1867 aufgegeben, Taxgebuehr 10x … auf dem Postamt waren auch 32 Thaler eingezahlt.
    LG Andreas

  • Hallo Andreas,


    das ist schon sehr gut, was du da eruiert hast und richtig obendrein - am 30.6.1867 endete die lange Zeit des taxischen Postwesens.


    Die Frage allerdings ist, wie die Taxierungen zu verstehen sind und noch mehr, warum der Brief so aussieht, wie er aussieht. Dabei wäre zu beachten, welche Folgepostanstalten TT ablösten und welchen Laufweg der Brief genommen haben muss, auch wenn Indizien in Form von Transit- bzw. Vertragsstempeln fehlen (und wie wir später lesen werden auch fehlen müssen).


    Auch ist der Zielort von Bedeutung - nur mit Briefmarken hatte es gar nichts zu tun ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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