von / nach / durch Dessau

  • Liebe Sammelfreunde


    durch meine Sammlung zu Mosigkau (ist ein Vorort von Dessau) nehme ich auch immer mal wieder Belege zu Dessau mit. Leider hatte ich vor einiger Zeit alles zu Dessau einem Sammlerfreund gegeben und so fange ich also bei Null an.


    Ich fange mal mit einen einfachen Portobrief vom 30.09.1854 von Dessau nach Quedlinburg an. Porto von 2 Sgr. für einen Brief excl. einem Loth zwischen 10 bis 20 Meilen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo Ulf,
    ich habe heute die neuen Preussen-Studien erhalten und beim Reinschauen festgestellt, dass du etliche interessante Artikel geschrieben hast. Der Beitrag zu den Magdeburger Nierenstempeln ist besonders interessant.
    Beste Grüße
    Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Sammelfreunde


    heute zur Abwechslung noch was nach Dessau.
    Am 13.06.1853 ging es von Nürnberg nach Dessau mit einliegenden Muster. Siegelseitig sind die Streckenstempel Leipzig. - Magdeb: und Leipzig - Berlin und damit ist klar, dass er über Hof - Plauen - Leipzig - Köthen nach Dessau lief und damit auch an Mosigkau vorbei.
    Alle bayrischen Orte sind von Dessau über 20 Meilen entfernt und damit waren 9 Kreuzer Franco für einen einfach schweren Brief fällig, was hier mit eine Nr. 5 dargestellt wurde.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ulf,


    da ich gerade meine Belege mit Zugaufgaben durcharbeite, kann ich hier einen passenden Brief von ca. 1854 beisteuern.



    Ein 2 Sgr. Francocouvert (Mi.-Nr. U9) in Dessau direkt am Zug Berlin-Leipzig aufgegeben.
    Adressiert ist er an die Frau von Carl von Salza und Lichtenau (1802-1865, Jurist, königlich sächsischer Oberappellationsrat), siehe auch hier
    Das Absendersiegel, mit 2 aufrechten Löwen und einer Krone dazwischen, sieht auch nicht ganz unbedeutend aus, konnte ich aber bisher noch nicht zuordnen.



    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael


    hier noch ein Beleg aus Dresden, wahrscheinlich sogar absolut passend, denn er ist adressiert "An der Kammerherrin Baronin von Loen geb. von Salza-Lichtenau hoch und wohlgeb." vom 15.09.1856 und richtig mit 2 Neugroschen frankiert.
    Ich wollte erst noch versuchen herauszubekommen, wer diese Dame war, möglicherweise dessen Tochter?


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde


    heute mal ein Brief, der eine ungewöhnliche Faltung aufweist.
    Aufgegeben wurde er 1812 in Dessau und ist adressiert An Frau Eleonore Fritzschin geb. Müllerin hochedelgeb. in Weisßenfels.
    Interessant ist jedenfalls der Inhalt, welcher privater Natur ist, jedoch in Wörlitz geschrieben. Der Schreiber schrieb an seine Jugendliebe, welche er wiedertraf und schwelg nochmal in Gedanken - der 2. Teil sagt etwas zu seiner sozialen Stellung und auch über seine Person und Familie.


    Hier die Transkiption:


    Wörlitz den 18ten Mai, 1812.


    Theuerste Freundin,


    Unvermuthet und angenehm überraschend empfing ich gestern Abend,
    den ersten Pfingsttag, Ihren mir sehr lieben Brief, den ich oben auf meiner
    Stube in der stillen Einsamkeit, wol dreimal überlaß und durchdachte,
    und mir dabei die süßen Scenen unsrer ersten jugendlichen reinen Liebe
    wieder ins Gedächtniß zurück rief. - Diese Rückerinnerung war aber,
    mehr als sonst mit einer innere Wehmuth vermischt und getrübt; weil
    Sie mir durch diesen Brief, fast alle Hoffnung des Wiedersehens geraubt
    haben. Schon hatte ich mir einige mal die süße Hoffnung erträumt,
    Sie vielleicht diese Pfingsten hier zusehen, und mit Ihnen die angeneh=
    men Gefilde um Wörlitz zu durchwandeln und - nun wurde die=
    ser süße Traum auf einmal zertrümmert. Was sind doch alle mensch-
    liche Hoffnungen? - Nichts als Traum! - Und doch sind auch die=
    se süßen Träume Wohlthat, sie sind der Nectar und Ambrosia für uns
    Sterbliche auf Erden. - Schade nur daß uns in der Wirklichkeit so oft Enzian
    und Wermuth zur Speise, und Essig mit Mürthen zum Getränk dargereicht wird,
    oder vielmehr, daß wir uns durch unsre Neigungen und Leidenschaften selbst
    solche Gallengerichte zubereiten. Dann sind wir - um uns zu rechtfertigen,
    nur gar zu sehr geneigt, die Schuld unsrer Versehen und Übereilungen, auf
    die gütige Versuchung zu werfen, weil diese geduldiger ist, als wir in
    manchen Fällen sind. - Lasßen Sie es uns nur offenherzig und der Wahr=
    heit gemäß gestehen: daß wir beide selbst Schuld an unsrer Trennung
    sind. - Die gütige Vorsicht führte uns an einem Ort zusammen, wo wir uns
    kennen und lieben lernten. Was konnte diese nun mehr thum, wenn sie uns als


    als freie und vernünpftige Geschöpfe wollte handeln und frei - zu unseren
    Glück wählen lasßen.- Müßten wir uns nun nicht nach einander fü=
    gen? - Müßten wir nicht ganz für einander - ohne Neckerei - zu le-
    ben suchen? - Mein Entschluß, in der ersten glüclichen Periode unsrer
    reinen zärtlichen Liebe, war gefaßt: Sie und keine andre einst und
    vielleicht spät nach meiner Mutter Tode zu ehelichen.- Aber der schon
    gedachte fatale Spaziergang mit Sageln und Ihr damaliger Trotz
    zertrümmerte auf einmal meinen Entschluß. - War nun die gütige
    Vorsicht hieran wol Schuld? - Ich glaube nein! - wir selbst. - Doch
    genug hiervon! - Lehren Sie aber Ihre Kinder, wie ich die meinigen,
    auf die Wege der gütigen Vorsicht zu merken, und nie die Schuld unsrer Ver=
    gehungen auf sie zu werfen; weil dies eine Lästerung derselben ist. -
    Ich folge Ihrem gütigen Rath, und suche mir mein Schicksal nach Möglichkeit
    erträglich zumachen und mich - an meine ehel. Beleidigerin durch Wohlthun
    zu rächen, und sie dadurch vielleicht auf besßere Gedanken zu leiten. In dieser
    Absicht habe ich vor einem Jahre, als unser Herzog den größten Theil seiner
    eignen, sonst in Pacht uns gegebenen Wiesen, meistbietend verkaufen ließ, für
    meine Frau und Kinder 4 Morgen gutes Wiesewachs für 480 Rt. eigen ge=
    kauft; damit sie nach meinem Tode jährl. wenigstens für 30 bis 40 Rt. Heu=
    futter davon ärnten und verkaufen können; überdies bekommt sie dann noch
    jährlich 30 Rt. aus der Witwenkasse und vielleicht noch ebenso viel an anderen
    Einkünften, so daß sie dann nicht Noth leiden darf, wenn sie fleißig und sparsam
    ist. - Nicht wahr, so handle ich recht? - Ach, es ist so süß, sich durch
    Wohlthun zu rächen! - Ich suche nur meiner Pflicht zu leben, und so viel
    als möglich das Wohl meiner Familie zu gründen. - Schade daß meine
    3te Tochter Leopoldine, nicht hat zu Ihnen kommen können! Ich gab ihr einen
    recht herzlichen Kuß für Sie, meine Theuerste, mit auf die Reise, der sie Ihnen,
    wo möglich, recht warm zu überbringen versprach. Den 4ten Mai, früh um


    um 3 Uhr, reiseten Hl. von Matthisson mit meiner Tochter, von Wörlitz ab.
    Ach, daß war ein wehmuthsvoller Abschied! -"- Ich hätte herzlich
    gewünscht, daß Sie das gute Mädchen kennen gelernt hätten; Sie würden
    sich gewiß über sie gefreut haben: denn Leopoldine hat die meiste Ähn=
    lichkeit mit mir. Gott sei ihr Geleiter und Beschützer ihrer Unschuld;
    denn rein und keusch ist sie meinen Händen entreiset.
    Unsere verewigte Herzogin Louise, ruhet, nach ihrem Willen, auf dem großen
    neuen Gottesacker in Dessau, unter ihren Landeskindern - Ewiger Lohn für
    gute Thaten, wird gewiß ihr seliges Loß in der Ewigkeit seyn. Möchte nie
    eine unheilige Hand, die Ruhe ihrer Asche stören! - Nun wird ihr hiesiges
    Haus ausgeräumt, und die Möbels werden nach Großkühnau auf das Prinz=
    liche Schloß gebracht, weil der Erbprinz dasselbe von dem Sohn den Prinzen (Heidek)
    gekauft hat. Unser Erbprinz macht in Kühnau ähnliche Gartenanlagen, wie
    der Herzog in Wörlitz. - Sie würden jetzt die Gegend um Kühnau kaum noch
    kennen - aber doch einige Plätze -"- 'Nun, meine Theuerste, muß ich
    schließen; Ihnen aber doch noch kürzl. sagen, daß der Förster Sikert in Groß=
    kühnau vor Ostern gestorben ist (alt 72 Jahr). Auf meine Ankunft in Weißenfels
    werden Sie nicht hoffen dürfen; weil mein Amt eine solche Reise nicht verstattet.
    Kann ich aber, bei Gelegenheit, noch eine Condition für Ihren Sohn aus=
    mitteln, so werde ich solches mit Freuden thun. Der Oberamtmann Schoch in Rehsen
    ist tödtlich krank und vielleicht jetzt schon verblichen; er führte ein etwas
    wüstes Leben. -"- Suchen Sie durch Geduld, Sanftmuth, Nachgiebigkeit,
    und Freundlichkeit Ihre Lage zu verbessern und durch Achtung das Herz
    Ihres Gatten an sich zuziehen. Wir Männer mögen gern von den Weibern
    geachtet seyn, - Besonders hüten Sie sich vor unzeitigen und unbehutsamen
    Widerspruch. - Grüßen und Küssen Sie Ihren Mann und Kinder recht
    herzlich im Namen
    Ihres
    unaufhörlich treuen Freundes
    L.F.B. S_ r.


    NB. In Wörlitz lebt eine Frau, Names Müllerin, die Ihnen so ähnlich sieht, wie eine Schwester der
    anderen nicht sehen kann; bei dieser erinnere ich mich Ihrer manchmal sehr lebhaft; sie kann auch
    etwa Ihr Alter haben. Ist das nicht sonderbar?


    Mit der Herzogin Luise ist Luise von Brandenburg-Schwedt geb. 24.09.1750 in Stolzenberg gest. 21.12.1811 in Dessau, mit Heidek ist der uneheliche Sohn von Albert Friedrich von Anhalt-Dessau geb. 22.04.1750 gest. 31.10.1811 in Dessau Gustav Adolf Heideck geb. 25.04.1787 gest. 23.01.1856 Dessau gemeint.


    Scans des Briefes samt Inhalt habe ich an eine nette Dame der Dessau-Wörlitzer Kulturstiftung gesendet, da ich mir recht sicher war, dass sich eventuell der Absender ermitteln läßt, da er einige Angaben gemacht hat.


    und Glück gehabt!


    Der Schreiber war der Oberhof-Garten Inspektor Johann Georg Gottlieb Schoch in Wörlitz (01.03.1757 (58?) Groß-Kühnau - 11.(15.) 07.1826 ), verheiratet mit Magarethe Luise Eyserbeck (9.5.1769 Luisium - 17.01. (02.?) 1841 Wörlitz.


    Die Tochter ist Leopoldine Friderike Luise Schoch (22.11.1790 - 13.11.1824 Schloß Däzigen b. Stuttgart)


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Ulf,


    eine tolle Story steckt da hinter dem Brief - was für eine tolle Fleißarbeit, solch einen langen Brief zu transkribieren.


    Schön auch die Verhältnisse hinter den Kulissen so anschaulich geschildert zu bekommen - danke dafür. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bayern Klassisch


    wie ich den Brief erstmalig in der Hand hatte und grob den Inhalt verstand, war mir etwas warm ums Herz.
    So viele Informationen, wie der Brief enthielt, war irgendwie unglaublich. Mir war auch bewußt, dass der Schreiber kein "armer" Mann war. Glücklicherweise habe ich auf vielfältiger Weise Hilfe bekommen und so bekommt der Brief ein Leben.


    Der Oberamtsmann Schoch, welcher auch erwähnt wird, war Johann Georg Leopold Ludwig Schoch (01.05.1760 Großkühnau - 08.06.1812 Rehsen) und verheiratet mit Wilhelmine Diener.
    Der Schreiber, also der Oberhof-Garten Inspektor, schrieb den Brief ca. 3 Wochen vor dem Tode des Oberamtsmanns.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde


    eine Adresse in Dessau hat es mir besonders angetan und zwar an den Hof- und Stiftsrath Richter. Tatsächlich handelt es sich um 2 Personen. Doktor Richter war schon zu Lebzeiten Hofrat bei der Prinzessin Anna Wilhelmine und nach ihrem Tode wurde er Stiftrath des adligen Fräuleinstifts zu Mosigkau. Sein Sohn übernahm später diese Position.


    Hier ein Beleg höchstwahrscheinlich an den Sohn von Seyda (heute Ortsteil von Jessen bei Wittenberg). Es handelt sich um ein Wertpaketbegleitbrief von 3 Pfund 1 Loth, doppelt gewogen, mit 47 Reichsthaler 6 Groschen und mit 6 Sgr. bar frankiert.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde


    heute ein weiterer Beleg an den Stiftsrath Richter, welcher am 31.10.1843 in Magdeburg geschrieben wurde. Sein Inhalt:


    An den Herrn Stifts und Regierungsrath Richter Wohlgeboren in Dessau


    Magdeburg den 31. Oktober 1843


    Auf meine früherer ergebener Gesuch um Reduction der Zinsen meiner dem
    adligem Fräuleinstifte zu Mosigkau schuldigen 15000 Rt Gold erlangte ich
    Wohlgeboren keinen Erfolg und ich wollte es auch, ehe ich zur Kündigung schritt erst
    nach etwas mit ansehen und mich vergewissern, daß Hypotheken ferner auf billige
    Zinsen vorzugsweise Anspruch machen dürfen.
    Darin habe ich mich nicht geirrt und da es bei meiner obrigen Hypothek ein Gegen-
    stand von Bedeutung ist, die Zinsen nur 1/2% heruntergesetzt zu bekommen, so frage
    ich hierdurch bei Seiner? Wohlgeboren ganz gehorsamst an:
    ob mir der adlige Fräuleinstift die Zinsen von den 15000 Rt Gold vom nächsten
    Zinstermin an, von 4 auf 3 1/2% heruntersetzen will.
    Sollte das nicht convenieren, so erlaube ich mir hiermit, dieses Capital in der Art zu kündigen,
    daß ich es in 3 Monaten zurückzahlen kann.
    Ihrer gefälligen Antwort sehe ich hierüber von Ihrer Güte wo möglich umgehend entgegen,
    um meine weitere Einrichtungen darnach treffen zu können.
    In der Kündigungsfrist kann ich mich vielleicht irren, indem ich glaube, daß ein Theil
    der 15000 Rt 6 Monat Kündigung hat. Mir würden 3 Monat jetzt lieber sein, dennoch
    füge ich mich auch hierin in Ihre Änderung, wann Sie es bei der 3 und 6monatlichen
    Kündigung belassen wollen und ich bitte mir nun geneigst wissen zu lassen, welche Summe
    3 und welche 6 monatliche Kündigung hat.
    Mit besonderer Hochachtung .....
    Seiner Wohlgeboren
    ganz ergebener Diener


    Möglicherweise von Brückner unterschrieben.


    Das adlige Fräuleinstift Mosigkau hat nach meinen Informationen auch Geld verliehen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde


    heute mal nur ein Dokument, was doch recht interessant ist (Transkiption hat immernoch wenige Lücken, aber das wesentliche ist deutlich):


    Unterthänigste Bitte des Briefträgers
    Kunze beim Postamte zu Dessau.


    Aus dem hohen Bericht Eines hochpreislichen
    General Postamts, welcher dem Herrn Postmeister
    Major (Karl-Friedrich) von Koseritz zugesandt worden
    ist, habe ich erfahren, daß Ein hochpreisliches
    General Postamt für einen Wagenmeister
    Gehülfem beim hiesigen Postamte jährlich
    70 Rt Gehalt festgestellt hat. Über diesen
    Punkt wolle ein hochpreisliches General
    Postamt geruhen meiner unterthänigste
    Bitte gnädigst anzuhören.
    Sechszehn Jahre habe ich, meine Frau u
    Tochter den Dienst als Briefträger redlich
    u treu vorgestanden, so daß weder mir
    Vorgesetzte nach Publikum haben Klage äußern
    können. Durch die Güte des ??? verstorbenen
    H(erzoglichen) Postmeister Risch bin ein ich unwissend
    u vom selbigen freundlicher weise zum
    Wagenmeister gestempelt, bin mir darüber
    verpflichtet noch auf irgendeiner Art
    darüber informiert worden, bis ich jetzt
    erst aus den Acten bin belehrt worden,
    daß ich als Briefträger u Wagenmeister
    aufgeführt bin.



    Was in dieser Hinsicht die Verkürzung meines
    Gehalts seit 1824 anbelangt, schmerzt auch zu
    sehr, nun solches noch in Erwähnung zu bringen
    ich habe blos noch die Großmuth des herzoglichen
    Postmeister Risch in Erinnerung zu bringen
    daß ich von demselben für alle treu geleistete
    Dienste Monatlich einen Thaler aus seinen
    Tasche erhalten habe, u dafür die ganze Last
    des Wagemeister Dienstes getragen, ohne
    weiters einen Groschen von dem Wagemeister
    Einkommen zu genießen. Der herzogliche Post Meister
    hielt zwar noch einen Gehülfen, aber nur
    den Namen nach. Da ich nun nebst meiner
    Frau in den Jahren bin, wo man nicht
    mehr vorwärts sondern rückwärts
    schreitet, so ist meine einzig unterthänigste
    Bitte, mich von den Wagenmeister Dienst gänzlich
    zu entbinden, da wir drei vollauf zu
    thun haben um den Briefträgerdienst
    ordnungsmäßig zu verrichten, was auch
    Ein Hochpreisliches General Postamt recht
    gut wird beurtheilen können. Den
    wer Dessau kennt (gestrichen) mit seiner nächsten
    Umgebung kennt, weitläufig gebauet,
    zwischen 11 bis 12000 Einwohner, mit
    stark korrespondierender Judenzahl, u den
    noch 40 Dörfer, wo so mancher saure Weg
    vorfällt den ich selbst verrichten muß, da



    läßt es sich wohl nicht bezweifeln, daß ich den
    Wagenmeister Dienst nicht vorstehen kann.
    Da sich nun aus der Verhandlung u dem Berichte
    welcher der H Postmeister Major von Kosewitz
    erhalten, ergibt daß ich den Wagenmeister
    dienst nicht entbunden wurde, so bitte ich
    flehentlich u unterthänigst, da er sowohl
    nicht mehr in meinen Kräften steht, als
    als auch meine wieder zur Unordnung in
    meinen Dienst führen führen würde, mich gnägst
    aus den Wagenmeister Dienst zu entbinden.
    16 Jahr habe ich gelitten u geduldet u würde
    ich würde sonst in der nämlich ?????
    ???? wo ich so viel gelitten ud geduldet
    habe.
    In der Erwartung einer gnädigsten Erhörung
    meiner unterthänigste Bitte verharre
    ich mit tiefster Hochachtung
    Euer hochpreislicher General?
    unterthänigst Diener


    F. Kunze


    Leider läßt sich das Dokument nicht eindeutig datieren, aber um 1830 - 1835 dürfte eventuell passen. Der Briefträger Kunze ist auch nur einer der wenigen, welcher namentlich bekannt wurde.
    Für die heutigen Vororte von Dessau, wie Alten, Kochstedt, Mosigkau, Mildensee, Waldersee usw. wird allgemein 1840 als Jahr eines Land-Briefträgers angegeben.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ulf,


    danke für das Zeigen dieses sehr interessanten Briefes, dessen Inhalt die damaligen Gepflogenheiten und Probleme im Postdienst sehr anschaulich vor Augen führt.


    Gruß
    Michael

  • Liebe Sammelfreunde


    nach dem Tode der Anna Wilhelmine 1780 wurde das Schloss Mosigkau zu der adligen Frauenstift für unverheiratete Frauen. Bis 1945 gab es insgesamt 46 Stiftsdamen und 8 Äbtissinnen, welche immer die 1. Stiftsdame war. Maximal konnten 6 Stiftsdamen gleichzeitig im Schloss wohnen, was auch die maximale Anzahl der Wohnungen war.


    Leider fehlt mir bis heute eine Liste der Namen, was sicherlich sehr hilfreich wäre. So war ich froh, den folgenden Beleg zu bekommen.


    Er ist in Rötha geschrieben worden und an "Sr. Hoheit dem regierenden Herzog Leopold zu Anhalt Dessau u.s.w. zu Dessau" adressiert, welcher auch bar frankiert wurde. (Stellt mich doch vor Rätsel.)


    Interessant ist auch sein Inhalt (Korrekturen gern gesehen):


    Durchlauchtigster,
    gnädigster Herzog
    und Herr!



    Da der von Seiner Hoheit auf das
    unterthänigste Gesuch meiner Schwester,
    der Stiftsdame von Jagemann zu
    Mosigkau, allergnädigst bewilligte


    außerordentliche Urlaub seinem Ende sich
    naht, diese aber leider! noch immer, wie
    das beiliegende ärztliche Zeugniß besagt,
    an das Krankenbett gefesselt ist und ihre
    Rückkehr nach Mosigkau daher wenigstens
    so bald noch nicht zu ermöglichen seyn
    dürfe: so ergeht an Seiner Hoheit die
    ganz unterthänigste Bitte im Namen
    meiner Schwester, die nicht selbst zu
    schreiben vermag, daß von Seiner Hoheit
    derselben hulderichst ein außerordent-
    licher Urlaub bis zu ihrer Wiedergenesung,
    wo sie dann nicht säumen wird, pflicht-
    schuldigst in dass Stift zurückzukehren,
    ertheilt werde.
    Auf die gnädigste Gewährung dieses
    durch die Verhältnisse nöthig gewordenen



    allerunterthänigsten Gesuches hoffend,
    erstirbt in Unterwürfigkeit und Ergeben-
    heit


    Eure Hoheit


    Rötha den 2. December 1847


    ganz unterthänigster
    Ludwig Wilhelm von Jagemann
    Pastor.


    Leider gibt es so gut wie nichts momentan über die Stiftsdame in Erfahrung zu bringen. Einzig fand ich noch die Nachricht ihres Ablebens in der Leipziger Zeit von 1857.
    Siegelseitig gibt es bis auf den Ankunftsstempel nicht weiter.

    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde


    mir ist es nun endlich gelungen, die Namen der Äbtissinnen, Stiftsdirektoren, Stiftsräte und der Stiftsdamen zu bekommen, dank der Hilfe der Archivarin der Dessau-Wörlitzer Kulturstiftung. So ist der Name der Stiftsdame im vorherigen Beitrag richtig Emilie von Jagemann (19.06.1793 - 13.04.1869), welche von 1830 bis zu ihren Tode diese Position inne hatte.


    Auch ist bekannt, dass Agnes Charlotte Maria Freiin von Loën (21.03.1821 - 10.11.1906) ab 1855 Stiftsfräulein war, ab 1858 zur Stiftsdame wurde und sogar ab 1869 bis zum Tode die 6. Äbtissin war. Der im Beitrag #6 vorgestellte Beleg ist m.E. jedoch nicht an diese Dame gegangen sein, sondern wie von Michael schon richtig aufgeführt.


    Jedoch ist es mir bisher gelungen einen Beleg an einer (späteren) Stiftsdame zu bekommen:
    Aufgegeben ist er in Stendal und adressiert an Ihrer Hochgeborene Der Gräfin Louise von Waldersee zu Dessau Im goldenen Beutel. Diese Dame lebte von 30.03.1788 - 21.12.1880, aber zur Zeit des Briefes war sie noch lange nicht Stiftsdame, erst ab 1875. Jedoch lebte sie nie im Stift.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde


    heute mal zwei Belege, welche eigentlich nicht mehr der klassischen Zeit zuzuordnen sind.


    Als erstes eine Jahrhundertpostkarte, welche am 28.12.1899 aufgegeben wurde und an den Hofphotograph Herman Koch in Neuwied gesendet wurde. Der Sohn Siegfried verklebte jedoch noch weitere 6 Pfennig sinnloser Weise mit auf der Karte.


    und noch diese Postkarte:
    gesendet am 03.12.1923 nach Olpe frankiert mit 50 Milliarden Papiermark, welche nun nur noch 5 Rentenpfennig entsprechen. Leider ist die Karte leicht verkürzt...


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde


    heute mal wieder nur eine Briefhülle adressiert an "Seiner Hochwohlgeboren Dem Kammerherrn Herrn Baron von Bodenhausen auf Reckershausen bei Göttingen". Die Entfernung beträgt etwa 22 Meilen und somit waren 3 Sgr. als Franco zu zahlen, was hier bar geschah.
    Erst nach längeren Suchen bin ich auf den Ort gekommen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf