Paketausgaben in Preussen

  • Liebe Sammelfreunde


    ich eröffne mal einen Thread, welcher allgemein erstmal die Procedure für die Paketversendung darstellen soll.


    Allgemein war es Vorschrift, dass Paketen ein Begleitbrief mitgegeben werden mußte. Es reichte hierfür schon eine kleiner Faltbogen. Darauf war die Adresse des Empfängers und die Signierung des Paketes zu notieren. Auf dem Paket und dem dazugehörigen Begleitbrief musste das gleiche Siegel des Absenders angebracht werden.


    Bei der Ankunft am Bestimmunhgsort wurde der Begleitbrief vom Briefträger zugestellt. Nach Einführung der Brief-Ausgabestempel, wurde auch erst dieser abgeschlagen. Die Zustellung war kostenpflichtig - Bestellgeld. Der Empfänger nahm nun diesen Brief und ging zum Postamt bzw. zur Packkammer. Nach Vorlage des Begleitbriefes bekam er sein Paket. I. d. R. musste das Paket nach 3 Tagen abgeholt haben, ansonsten hätte es Packkammergeld gekostet.


    Die erste Veränderung kam mit folgender Verordnung:


    "Stempelung der Paquet-Adressen bei Abholung der Paquete.
    General-Circulare an sämmtlich Post-Anstalten.
    18 ) Um zu verhüten, daß die bereits an die Empfänger ausgelieferten Paquete den Post-Anstalten nicht nach einiger Zeit zum zweitenmal, auf Grund der in den Händen der Adressaten verbleibenden Adresse, abgefordert werden können, ist schon früher bei einzelnen Post-Anstalten die Anordnung getroffen worden, daß die Paquet-Adresse bei der Präsentation auf der Siegelseite mit dem Auslieferungs-Stempel des Tages, an welchem die Abholung geschieht, bedruckt werden.
    Dieses Verfahren, welches zugleich den Vortheil gewährt, daß die Adresse ergiebt, wie lange die Paquete gelagert haben, soll jetzt bei allen denjenigen Postanstalten eingeführt werden, wo nicht schon besondere Stempel, bei der Abstempelung der Adressen bei Abholung der Paquete, in Gebrauch sind, oder wo die Paquete nicht ausgetragen werden, und die Adessanten über den Empfang in eigenen Büchern quittieren müssen.
    Berlin, den 09.Juni 1831 Der Gerneral-Postmeister Nagel"


    Jedenfalls setzte sich die siegelseitige "Quittierung" nicht durch, so das ein Jahr später folgendes erschien:


    "Die Bedruckung des Begleitbriefes mit dem dazu bestimmten Stempel der Post-Anstalt vertritt den Beweis der geschehenen Aushändigung. Zur Bedruckung des Begleitbriefes wird der Aufgabestempel der Postanstalt verwendet, in so fern nicht etwas der Umfang des Geschäftes die Lieferung und Anwendung eines besonderen Paket-Ausgabestempels rechtfertigt, dessen Beschaffung der Ober-Post-Direction überlassen bleibt. Die Abstempelung erfolgt auf der Vorderseite des Begleitsbriefes."


    Einige Orte führten sogenannte Packkammerstempel ein. Eine Vorschrift, wie diese auszusehen hatten gab es nicht. Andere Orte nutzen hierfür die normalen Ortsstempel, andere "ausgemusterte" oder aptierte.


    Ich hoffe jetzt nicht vergessen zu haben...


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo Magdeburger,


    sehr interessant, vielen Dank für die Erläuterungen!


    In Schleswig-Holstein, das zeitweise preussisch verwaltet und schließlich preussische Provinz wurde, haben diese Vorschriften anscheinend keine Anwendung gefunden. Denn irgendwelche Packkammerstempel oder andere Stempel zum Beweis der Einlieferung oder Aushändigung der Pakete habe ich bislang auf Begleitbriefen in Schleswig-Holstein noch nicht gesehen ...


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Zusammen,


    leider habe ich zur Zeit so gut wie nichts neues bekommen und muß so leider auf schon gezeigtes zurückgreifen. :(


    Ein einfacher Paketbegleitbrief vom 08.07.1856 in das etwas über 40 Meilen gelegene Rade vorm Wald.
    Versendet wurde ein Paket von ein Pfund Gewicht und somit kommt hier der Mindestfahrposttarif von 6 Sgr zur Anwendung, was vom Empfänger zu zahlen war. Dies wurde sogar hier siegelseitig notiert.


    Zur Paketausgabe, einen Tag später, wurde leider etwas schwach, der normale Ortsaufgabestempel verwendet.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo senziger


    ich geb Dir sogar recht, da so wieder viele "verlorene" Informationen reaktiviert werden können.


    Zu Deinem Brief, vielleicht noch die damalige Beschreibung:


    Brief ist frühstens 1859 gelaufen. Der Mindesttarif wurde hier bezahlt 4 Sgr = doppelte Brieftaxe bei 10 -20 Meilen. (Belgern - Eisleben 14 Meilen). Das Paket wog 8 Loth. Der Packkammerstempel, laut Prof. Bruns Nr. 28.1, zwischen 1856 - 1860 ist in schwarz und rot nachgewiesen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo Zusammen


    einen PBB, wo das Paket sogar zugestellt wurde, möchte ich hier einfügen:
    Vom 12.06.1850 von Pasewalk nach Berlin ca 16 Meilen vorneinander entfernt, wurde ein Paket mit einem Gewicht von 38 Pfund 6 Loth gesendet. Nach dem gültigen Tarif ist für je 5 Meilen je Pfund bei Bahnbeförderung 1 1/2, ansonsten 2 Pfennige zu erheben. Auch werden die Pfundteile nicht berücksichtigt.


    Berechnung: 38 Pfund * 1,5 Pfennige * 4 (20 / 5 Meilen) = 228 Pfennige = 19 Sgr.
    Unten links wurde "frei" und in rot "19" notiert, welche mit blau bei der Prüfung gestrichen wurde - also somit vom Absender bezahlt.


    Auf der Siegelseite befindet sich der K2 "1 te PACKETBESTELLUNG" (Nr. 4.10 bei Prof. Bruns) von Berlin vom 13.06. Laut Beschreibung wurde dieser 1846/7 benutzt für die "Zustellung ins Haus", also die Zustellung des Paketes an die angegebene Adresse. Desweiteren wurde eine "4" vermerkt, was nur bedeuten könnte, dass das Bestellgeld incl Paketzustellung 4 Sgr in Berlin dem Empfänger kostete.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    wären 4 Sgr. nicht ein bißchen viel für die Zustellung?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bayern Klassisch


    ich bin mir recht sicher, dass die Zustellung 4 Sgr kostete. Prinzipell ist es richtig, ohne eine Bestätigung einer solchen in den Verordnungen des Berliner Postamtes bleibt es Spekulation.


    Einzig habe ich von 1862 die Gebühren für Magdeburg, und die waren selbst zu dieser Zeit noch recht hoch. Eventuell finde ich im Landeshauptarchiv dazu noch etwas, da eine Akte aus dem Jahren um 1850 für MD dort existiert, welche ich jedoch nicht so schnell durchgearbeitet habe. Jedenfalls gibt es dort edliches zu Briefträgern, der Packkammer usw.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    danke für die Primärquelle. Wir werden sehen, ob es eine Quelle für die 4 Sgr. gibt. Wenn sie einer findet, dann du. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bayern Klassisch



    danke für die Primärquelle. Wir werden sehen, ob es eine Quelle für die 4 Sgr. gibt. Wenn sie einer findet, dann du. :)


    das muß nicht sein, da hier die Verordnungen von und für Berlin durchsucht werden müssen. Leider ist hier im Landeshauptarchiv keine solche vorhanden.

    Diese Regelungen sind als "örtlich" anzusehen. Was für Berlin galt, muß nicht in Cöln oder MD so gewesen sein.
    Leider habe ich von MD so einen direkt zugestelltes Paket noch nicht gefunden, obwohl es vermutlich edliche geben wird. Wie immer ist hier der siegelseitige Bestellgeldvermerk das entscheidene. Leider schien man in Preussen im allgemeinen dies nicht so genau zu nehmen. :(


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde


    heute war ich in Halberstadt zur Börse. Vieles gab es nicht. Zwar waren einiges dabei, was mich hätte interessieren können, aber Qualität und Preis passten einfach nicht zusammen.


    Einen Porto-Beleg vom 21.10.1865 nach Quedlinburg habe ich jedoch mitgenommen. Ein relativ leichtes Paket von 1 Pfund 6 Loth wurde mit ihm versendet. Am Folgetag wurde dies am Bestimmungsort abgeholt. Auch ist nur der Mindestfahrposttarif von 2 Sgr hier fällig gewesen.


    Besonders fand ich das "H"? unter der Gewichtsangabe und bisher auch so noch nicht gesehen habe. Ich denke, dass es sich hierbei um ein Namenskürzel eines Beamten der Packkammer in MD handelt.


    (Mit einem Sammlerfreund aus MD habe ich noch dort gesprochen und er sagte mir, dass er für mich aus den Adressbüchern die Postangestellten herauskopieren lassen könnte. :) )

    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde


    jetzt mal wieder nur "Text" aus der neuen Dienstordnung vom 30.September 1851 des Packkammerlokales in Magdeburg.


    Im Paragraphen 6 ist folgendes geregelt:


    a. Packet-Ausgabe


    Die Packet-Ausgabe findet unter spezieller Aufsicht des ersten Packmeisters statt. Es wird dazu einer von den fixirt angestellten, in der Packkammer also längere Zeit verbleibenden Packboten bestimmt, welcher die Begleit-Adresse entgegenzunehmen, daß Packet nach der auf der Rückseite der Adresse befindlichen Nummer in dem Packet-Lager-Register aufzusuchen, die Eintragung mit der Adresse zu vergleichen und letztere mit dem Packet-Ausgabe-Stempel zu bedrucken, hiernächst, wenn ein zweiter Packbote anwesend, diese diesem die Adresse zum Auffinden des Packets einzuhändigen, sodann, wenn es gefunden, dasselbe nochmals nach Signatur, Siegel, Verschluß und Gewicht mit der Adresse zu vergleichen und selbiges, nach Richtigbefinden, unter Vermerk des Ausgabe-Datums und des Namenschiffre in dem Lagerbuche anzugeben hat. Etwaige Differenzen sind sofort durch Gewichtsermittlung und erforderlichenFalls durch Öffnen des Packet seitens des Adressaten unter Hinzuziehung eines Expeditions-Beamten und es anwesenden Packmeister aufzuklären.
    Fehlt ein Packet, so wie auch ein desfallsiger Vermerk auf der Begleit-Adresse, so ist der Ausgabestempel unter Besetzung des Namens desjenigen, welcher nach dem Packete gesuchet, zu streichen und sodann dem Beamten du jour, welcher der Packkammergeschäfte zu besorgen hat, resp. dem Expeditions-Vorsteher sofort Anzeige zu erstatten.


    b Packet-Annahme


    Die Packet-Annahme besorgt auch einer der älteren fest angestellten, unter Hülfsleistung eines zweiten Packboten, welcher die Bezettelung der Packete haltbar und so zu bewirken haben, daß die Register-Nummer unmittelbar neben der Signatur angebracht wird. Hiernächst wird das Packet vorsichtig und so, daß die Register-Nummer nicht verloren gehen kann, auf den Transportwagen gelegt und letztere wird, sobald er vollständig beladen, nach den hinteren Lagerräumen hingezogen. Während der Zeit, in welcher abgesandte Posten verlassen werden, bleibt zur Verhütung von Unregelmäßigkeiten der Transport und die Vertheilung der auszuliefernden Packete ausgesetzt.
    In Beziehung auf Verpackung-Signatur u.s.w. der Fahrpostgegenstände ist die Bekanntmachung des Königl. General-Post-Amts vom 1ten Januar 1850 streng zu beachten und es sind die Aufgaben in Differenzfällen darauf hinzuweisen. Auf Erörterungen, welche erfahrungsgemäßig öfter Streit und Beschwerden zur Folge haben, hat sich der annehmende Packbote durchaus nicht einzulassen, vielmehr in jedem solchen Falle den Aufgeber an dem am Packetannahme-Fenster arbeitenden Expeditionsbeamten, resp. an den Expeditionsvorsteher zu verweisen. Wünschen die Aufgeber, daß etwaigen Manquement bei der Verpackung, Signatur rp. durch die Unterbeamten der Packkammer abgeholfen werde, so ist ihnen hierunter zu willfahren und es ist sodann eine mäßige Vergütung zu bedingen. Pack- und Signatur-Material haben die betr. Packboten aus eigenen? Mitteln zu beschaffen.
    Ueber 50 Pfund schwere Kisten müssen mit festen Stricken oder Handhaben und Päckereien, welche noch den auf einem am Annahmefenster befindlichen Aushange benannten Ländern noch Nicht-Zoll-Vereins-Gebieten rp. bestimmt sind, müssen mit Inhalts-Declarationen versehen sein. In dieser Beziehung sind die Aufgeber jederzeit an den betr. Expeditionsbeamten zu verweisen.
    Darauf, daß die kleineren unter 1 Pfund wiegenden Päckereien, sofern sie nach Form und Inhalt zur Versendung im Briefbeutel sich eignen, mit der Begleit-Adresse zugleich an den Annahme-Expedienten gelangen, hat der betr. Packbote sein Augenmerk mit zu richten und den Aufgebern diesfallsige Weisung zu ertheilen. Die zu diesen Poststücken gehörigen Begleit-Adressen werden mit dem Packet-Lagerraum-Stempel nicht bedruckt. Der Gewichts-Notiz der Gelder und Werthgegenstände fügt der betr. Packbote seinen Namen hinzu. Die Aufgeber dürfen in die Packkammer=Räume nicht eindringen.


    Ich hoffe, irgendwann mal die komplette Verordnung "übersetzt" zu haben bzw. zu bekommen, viele Seiten, so 70 an der Zahl.... es dauert nur noch ein Weilchen....und zieht sich durch alle Expeditionen durch


    Der letzte Absatz fand ich interessant, denn leichte Paketbegleitungen haben oft ein "B" vermerkt. Bisher bin ich auch davon ausgegangen, daß das Paket selbst in Form eines "Beutel" versendet wurde. Nach dem Absatz würde ich es als "Versandform" in einem "Briefbeutel" ansehen.
    Meinungen dazu hätte ich mal gern von anderen....

    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf


    P.S. Dies befindet sich als Original "Acte G6 Nr 42" im Landeshauptarchiv in Desseau.

  • Lieber Magdeburger,


    ich lese das so, dass mehrere Kleinpakete zusammen befördert wurden, indem man sie in einen geschlossenen Beutel legte und so versandte. Das B steht daher für Beutelstück. Die anderen waren sog. bloßgehende Pakete, die jedes für sich einzeln versandt wurden.


    Die Stempelaussage ist m. E. klar - keine Stempel auf den Beutelstücken des Lagers.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bayern Klassisch,


    ich hoffe, dass wir beide jetzt nicht aneinander vorbeireden.
    Meines Erachtens wurde auf dem Begleit-Brief das "B" dann vermerkt, wenn das dazugehörige (unter einem Pfund wiegende) Paket im Briefbeutel versendet werden konnte. ( Dies könnte sogar allgemein in Preussen so gewesen sein, eventuell sogar im DÖPV. )
    Dafür entfiel das Abstempeln mit dem "Lager-Stempel". Bei Einführung dieser Stempel entsprach das Lager = der Cammer = dem Curs. Leider konnte ich noch nicht ermitteln, wie der Gebrauch der Stempel zu dieser Zeit war.


    ( Ein großes Problem besteht darin, dass es zwei Fahrpostexpeditionen zu dieser Zeit in MD gab. Einerseits war es die Packkammer am Breiten Weg 204/5 und bei der zweiten spricht vieles dafür, dass sie sich am Fürstenwall-Bahnhof befunden hat. Also liegt noch eine Menge Ermittlungsarbeit vor mir... )

    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    nein, wir reden sicher nicht aneinander vorbei. Wäre ja auch das erstemal ...


    Da liegt noch viel Forschungsarbeit vor dir - freu dich, Langeweile ist etwas anderes.


    Wenn man es nicht auf andere Weise erkennen können sollte, wäre die Absenderangabe wichtig für die Zuordnung, wo ein Paket aufgegeben worden ist, weil die Leute sicher zu dem näheren Amt mit ihrem Paket liefen, als zu dem weiter entfernteren.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bayern Klassisch


    ich versuche mal mein Kenntnisstand zu MD hier zusammen zu fassen. Dazu habe ich mir schnell noch die Kopien zu Rate gezogen, welche ich noch nicht übertragen hatte. Hätte ich es mal nur vorher gemacht..... :(
    Ab 30.September 1851 fand ich den Hinweis auf eine zweite Fahrpostexpedition. Bei der Fahrplanänderung im Eisenbahnverkehr im Mai 1851 gab es noch keinen Hinweis.


    Also nun die zu bearbeitenden "Curse" der beiden Fahrpostexpeditionen:
    Fahrpost-Expedition I
    Abfertigung folgender Eisenbahnzüge und Personen-Posten:

    1. Eisenbahnzug nach Leipzig 3mal täglich, um 6 Uhr V. 12 Uhr Mittag und 5 Uhr Nachmittags (Abfahrt vom Posthofe resp. 4 ½ V, 11 V und 4 N.)
    2. Eisenbahnzug nach Berlin, 2mal, 6 Uhr Vormittags und 5 Uhr Nachmittag (Abfahrt vom Posthofe 4 ½ V. u. 4 ½ N.)
    3. Personenpost nach Helmstedt 3 Uhr N.
    4. Personenpost nach Aschersleben 4 Uhr N.
    5. Personenpost nach Lohburg 4 Uhr N.
    6. Personenpost nach Atzendorf 4 ½ Uhr N


    Fahrpost-Expedition II
    Abfertigung folgender Eisenbahn- und Personen-Posten:

    1. Eisenbahnpost von Berlin nach Deutz einmal täglich 1 ½ Uhr Vormittags vom Posthofe
    2. Eisenbahnpost von Magdeburg nach Hannover einmal täglich 3 ½ Uhr Nachmittags vom Posthofe
    3. Eisenbahnpost von Magdeburg nach Wittenberge zweimal tägl. 5 Uhr V. und 4 Uhr N. vom Posthofe
    4. Personenpost nach Salzwedel zweimal tägl. 7 Uhr V. u. 7 Uhr N.
    5. Personenpost nach Neuhaldensleben zweimal täglich /: an fünf Tagen in der Woche 6 Uhr V u. 4 Uhr N. an den anderen Tagen 6 Uhr V. und 10 Uhr Ab. :/
    6. Personenpost von Magdeburg nach Zerbst, 4mal wöchentlich Sonntag, Dienstag, Donnerstag, Sonnabend 5 Uhr Nachm.


    Danach müssen sich beide Expeditionen im Postamt befunden haben. Es war also nur interne Teilung.


    Ich sollte vielleicht nicht immer vorschnell sein..... ;)


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    was sich auf Anhieb wie ein seltsames Unterfangen anhören mag, macht in Wirklichkeit durchaus Sinn.


    Bei der Fahrpost war ja immer der Raum das Problem. Von daher ist es logisch, dass bei hohem Aufkommen 2 "Brigaden" separat die Poststücke bearbeiteten, damit alle Termine eingehalten werden konnten. Wie und ob man das stempelmässig dokumentieren kann, wird die Zukunft erweisen.


    Bei Bayern gab es Parallelen, wenn auch etwas später - dort hat man die Brief- und Fahrpost mit den Königlichen Güterexpeditionen (KGE) zusammen gelegt (nur räumlich!) und was kam dabei heraus? Briefpoststempel bei der Fahrpost oder der KGE, Fahrpoststempel bei der Briefpost oder der KGE und natürlich als Highlight Stempel der KGE bei der Brief- und Fahrpost.


    Wenn ich das auf die Situation Magdeburgs ummünze, dann wird es ganz schwer werden, eine innere Systematik veranschaulichen zu können. Aber wenn es einer kann, dann bist das du. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammelfreunde


    ich habe mal geschaut, ob ich nicht wieder hierzu etwas schreiben kann.
    Dazu habe ich mir zwei Briefe von Berlin in das ca. 32 Meilen entfernte Posen herausgesucht.


    Der erste vom 10.08.1854 und begleitete ein Paket von 4 Pfund. Zur vollständigen Frankatur fehlt leider eine weitere Nr 4. Der Mindestfahrposttarif betrug bei über 20 Meilen 6 Sgr. Die Ausgabe des Briefes war am Folgetag den 11.08.


    Der zweite ist nur eine Hülle vom 05.10. aufgegeben am Postdamer Bahnhof "An das königliche K...starium". Eine Kiste von 49 Pfund wurde portofrei befördert. (Auch den Portofreiheitsvermerk kann ich nicht entziffern :( )
    Auch hier war die Ankunft am Folgetag. Die Bleistiftnotierung von 1855 könnte plausibel sein, den der 5.10.1855 war Freitag - Zustellung war demzufolge am Samstag.


    Bei den Briefen ist gemeinsam, dass sie vorderseitig zwei rote Stempel tragen. Laut der Liste von Prof. Bruns sind es für den K2 die 83.2 und für den Rahmenstempel die 83.3.


    Angeblich soll der K2 bei der Ankunft verwendet worden sein. Dies würde datumstechnisch beim 2. Brief nicht passen, den hier ist deutlich der 8.10. zu lesen (Dienstag - Voraussetzung 1855 stimmt)
    Der Rahmenstempel sagt schon aus, wozu er bestimmt war - wurde also bei der Packausgabe verwendet und soll immer in Verbindung mit den K2 abgeschlagen worden sein.

    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    dein Brief lief an das Konsistorium und hatte die Franchise "hgeistl. Sache", also einen religiösen Hintergrund.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammelfreunde


    ich habe mir gedacht, daß ich es mir heute einfach mache.
    Dazu habe ich mir Sendungen nach Stettin ausgewählt, leider sind es alles Hüllen.


    Die erste lief wurde am 20.12.18xx in Gülzow aufgegeben und da kein Paketzettel vorhanden ist, ist er also vor 1848 gelaufen.
    Die zweite Hülle lief von Massow und siegelseitig ist ein Packetaufkleber vorhanden, was für eine Zeit um 1850 spricht.
    Der dritte im Bunde lief von Hohenkrug auf mit einer leichtgewichtigen Rolle. Hier ist zeitlich guter Rat teuer. Einen zweiten Beleg habe mit gleichem Stempel aus den Jahre 1866 und diesen habe ich auf dem Bild 5 dazu gesetzt.
    Der letzte ist aus dem Jahre 1869 und lief von Cammin aus zum Ziel.


    Alle hier vorgestellten Stettiner Packkammerstempel habe ich auf Bild 5 nebeneinander gestellt. Die Angaben sind die von Prof. Bruns.
    Gemeinsam ist allen, dass sie zur Paketausgabe genutzt wurden, wenn die zu begleitenden Gegenstände abgeholt wurden.


    Es fehlen noch 3 Stempel - vielleicht hat jemand diese....


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf