Salegg-Korrespondenz, Hengersberg

  • Hallo Bernd,

    eine sehr schön geschnittene 2II2a vom Oberrand findet sich auf dem Brief.

    Aber wo kam diese Marke auf den Brief?

    Geschrieben wurde der Brief von Franz Achatz am 16. August 1851 in Bodenmais (eigene Postexpedition erst am 1.10.1856), etwa 13 km Fahr- oder Fußweg von Regen. Das waren sicher mehr als 2 Stunden Gehzeit. Und abgestempelt ist sie in Regen noch am selben Tag.

    Bodenmais gehörte zum Postbestellungsbezirk Regen. Gab es damals bereits einen Postboten, der nach Bodenmais kam und Briefe auch mit nach Regen nahm?

    Es gab aber doch damals auch bereits eine Karriolpost von Kötzting nach Regen, oder?

    Konnte jemand in Bodenmais dieser Karriolpost Briefe nach Regen mitgeben?

    Musste auf dem Brief bereits eine Marke kleben oder bekam der Fuhrmann 3 Kreuzer, um in Regen eine Marke aufzukleben?

    Wie lief denn sowas damals ab?

    Beste Grüße

    Will

  • Hallo Will,

    im Vorphilahandbuch von Friedrich Pietz steht zu Kötzting und Regen u.a. folgendes: Kötzting: Briefsammlung ab 1.4.1830 - Botengang mit Cham (Dienstag und Freitag); Ab 1.7.1843 dreimal wöchentlich Botengang mit Cham; 1.7.1845 - tägliche Carriolfahrt mit Cham; Botengang eingestellt;

    Regen: 1.7.1843 - tägliche Carriolfahrt mit Deggendorf und Zwiesel; 1.7.1843 - 3 x wöchentliche Briefpost Regen - Cham über Viechtach; 1.10.1849 - tägliche Carriolfahrt Deggendorf - Zwiesel über Regen;

    Bodenmais lag jedesmal abseits der Routen. Die Personen aus Bodenmais, die einen Brief aufgeben wollten, mußten diesen daher entweder selbst ins 13 km entfernte Regen bringen, oder sich eines evtl. privaten Boten bedienen.

    Beste Grüße,

    Hermann

  • Hallo Sammlerfreunde,

    Bodenmais Nd mit eigener Postexpedition erst ab 1.10.1856,

    da musste ich doch gleich mal in den Sem schauen.

    Für die verbliebenen etwa acht Wochen in der 1. Stempelverteilung

    bekam Bodenmais den MR "601" zugeteilt.

    Ob sich die Verwendung des MR "601" in Bodenmais nachweisen lässt?

    In meiner Statistik habe ich noch keinen Beleg registriert.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Danke Hermann und Will für die Erklärungen.

    @Kilian habe auch noch keinen MR 601 (1. Verteilung) von Bodenmais nachweisen können, suche zwar nicht speziell danach, aber alles was in "meinem Gebiet" ist interessiert mich.

    LG Bernd

  • Meine lieben Salegg-Sammler und -Experten!

    Es ist ganz wunderbar mitzulesen, wie sich dieses altpostgeschichte-Kapitel nach einem längeren Dornröschenschlaf erneut von seiner produktivsten Seite zeigt. All die o.g. Details zu den eingescannten beiden Briefen stellen eine wahre Fundgrube dar, herzlichen Dank!

    LG,

    Ernst

  • Hallo liebe Freunde, hallo Ernst,

    .... ich glaube, den Brief hier habe ich noch nicht gezeigt:

    04.01.1856 ab Regensburg nach Hengersberg. 2II2c ..

    Schöne Grüße

    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Hallo Rottaler,

    ein Beleg von "601" Bodenmais Nd wäre für die Heimatsammlung unübertrefflich.

    Auch für die Mühlradsammlung ist ein Beleg mit 600er Nummer aus der 1. Verteilung

    sehr begehrenswert. Nur zwei Belege sind mir bekannt. Einer von "600" Winden Pf

    und einer von "603" Ipsheim Mf.

    Nicht selten ist der Beleg aus der 2.Verteilung von "601" Zeil Uf .

    Gruss Kilian

  • Hallo Volker, liebe Forumsmitglieder,

    Gustav Wilhelm Henle war Inhaber einer der bedeutenderen Donauspeditionen zu jener Zeit und taucht in der Salegg-Korrespondenz immer wieder mal auf - vorliegendes Exemplar ist indes das einzige mir bekannte, in dem sich Henle ohne Formvordruck persönlich an Salegg wendet (die Zeile unterhalb seiner Unterschrift dürfte darüber hinaus von seiner eigenen Hand stammen). Während seine Firma keine eigene Geschäftskorrespondenz hinterlassen zu haben scheint, gilt das für seinen ebenfalls in Regensburg ansässigen Konkurrenten Johann Wilhelm Troeger übrigens nicht: habe vor einiger Zeit einen ganzen Stapel von Reise-Avisos an letzteren aus der Zeit um 1870 in der Hand gehabt, in einer Regensburger philatelistischen Handlung. Das sind eben nicht nur hübsche philatelistische Belege, sondern auch hochgradig wertvolle Quellen zur Wirtschaftsgeschichte der niederbayerischen Donau zur Mitte des 19. Jahrhunderts - vielen herzlichen Dank für's Zeigen! Da ich in Zeiten von Homeoffice meine "Freizeit" für "digital detox" nutze, habe ich leider in letzter Zeit nicht oft ins Forum geschaut, hätte mich ansonsten viel früher gemeldet ...

    Was Belege aus Bodenmais angeht: Die Salegg-Korrespondenz hilft hier leider kaum weiter. Ich habe nur einen einzigen Beleg mit gMR 52 - kann aber auch den, falls gewünscht, gerne zeigen. Generell weist unsere Salegg-Korrespondenz mehr Belege von den Zulieferern aus dem Zollvereinsgebiet als von den Kunden aus der näheren Umgebung auf.

    Liebe Grüße vom

    Donauwalzer - Ernst!

  • Lieber Ernst,

    schön dich wieder hier lesen zu dürfen - und ja bitte gerne zeigen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Donauwalzer,

    zum Thema Kunden von Salegg aus der Umgebung kann ich zwei Briefe beisteuern.

    Die Bestellung der Gebr. Schiedermaier aus Zwiesel wurde am 14. Juni 1866 aufgegeben, die 3 Kreuzer rot der Stöckelserie 3 ist mit dem gMR 606 entwertet. Ein Ausgabestempel von Hengersberg ist nicht abgeschlagen.

    Der zweite Brief mit Rechnung stammt von dem eingesessenen Handelshaus Ph. Rothbauer aus Passau.

    Frankiert ist der Brief mit einer 2II4?, entwertet mit dem oMR 385. Aufgegeben wurde der Brief am 21.12.1860, Ausgabestempel Hengersberg 22.12.

    Berechnet wurden hier offenbar Kolonialwaren vom Salz über Heringe bis zu Terpentin (wenn ich das richtig gelesen habe).

    Interessanterweise wird in beiden Briefen Math. Schweighofer aus Deggendorf erwähnt: einmal erfolgte die Lieferung über ihn (1860), im anderen Fall sollte die Bezahlung durch Nachnahme bei ihm erfolgen (1866).

    Beste Grüße

    Will

  • Hallo Will,


    zwei schöne Briefe zeigst Du uns. Die blaue Drei mit kompletten Schnittlinien und ein glasklarer Passaustempel, ein Traum.


    Liebe Grüße aus einem frühlingshaften Frankfurt

    Heribert

  • Liebe Forumsmitglieder, lieber Will und lieber Hasselbert!

    Zwei in der Tat sehr schöne Belege, von welchen mich ersterer besonders anlacht - das überlieferte Salegg'sche Ausgangsbuch hört nämlich mit dem Januar 1866 auf, weshalb mir Schiedermaier aus Zwiesel trotz jahrelanger recherche bisher unbekannt geblieben ist. Danke, lieber Will! :)

    Philipp Rothbauers Witwe in Passau, unter der Leitung von einem Sprössling des ebendort ansässigen Kaufhauses Pummerer, gehört zu den häufigsten Korrespondenten (und entsprechend Lieferanten) Saleggs, ist aber auch gerade deswegen schon wieder interessant, weil man an diesem Beispiel sehen kann, wie sich eine Geschäftsbeziehung über Jahrzehnte (!) hinaus sowohl prägend auswirkt als auch bedürfnisorientiert weiterentwickelt.

    Im Übrigen bin ich noch eine Abbildung schuldig - siehe unten den Beleg an Salegg aus Bodenmais, leider mit zunehmend unsichtbarer werdender Tinte ...

    Mit allerherzlichstem Dank und lieben Grüßen

    vom

    Donauwalzer - Ernst

  • Hallo Freunde,

    es folgen 2 Briefe aus der Salegg-Korrespondenz.

    Der 1. Brief lief am 1.4.1854 von Deggendorf in das nur 1,3 Meilen entfernte Hengersberg. Der Brief hat einen kurzen Inhalt; es geht um rein geschäftliche Dinge.

    Auch der 2. Brief lief von Deggendorf an Salegg nach Hengersberg.

    Er hat zwar seinen kompletten, kurzen Inhalt, ist aber nicht datierbar. Es handelt es sich nicht um einen Geschäftsbrief, sondern wohl um einen Privatbrief.

    " P. P.

    Joseph ist gesund u. gut eingewöhnt, aber

    mit seinem Fleiße sind wir bis jetzt nicht

    zufrieden, auch ist sein Betragen ziemlich

    roh, u. seine Fähigkeiten, wie er bisher

    sich gezeigt, scheinen ihn für das Studium

    nicht zu eignen. Hoffen wir, daß

    es besser gehe.

    P. . . . Feiner (?) "

    Bei dem Brief gefiel mir weniger der Inhalt als das knallgelbe Briefpapier mit dem schönen Kontrast zur aufgeklebten blauen Marke.

    Viele Grüße

    bayern-kreuzer

  • Lieber bayern-kreuzer!

    Ja, so einen Inhalt muss man als Empfänger nicht unbedingt mögen - der gleichnamige Sohn und Nachfolger in Hengersberg hat wohl mit Latein und dem Leben im Mettener Klosterseminar nicht sehr viel anfangen können; er hat dann später auch an eine kaufmännische Schule wechseln "dürfen" ... :( Danke für's Zeigen, das sorgt für den persönlichen "Touch" der Korrespondenz!

    Mich würde allerdings auch der rein geschäftliche Inhalt des zweiten Belegs interessieren, da ich eine möglichst vollständige Liste aller Salegg-Geschäftspartner anstrebe. Könntest Du den bitte oben noch hinzufügen? Herzlichsten Dank! :thumbup:

    Mit vorösterlichen Grüßen und Wünschen,

    Donauwalzer - Ernst

  • Lieber Donauwalzer,

    der 1. Brief hat folgenden - auch kurzen - Inhalt:

    "Deggendorf den 1ten April 54

    Herr Salegg

    Ich zeige Ihnen an das Ballot wurde ihn

    München übersehen und wurde wieder

    auf den Wagen nach Deggendorf geladen

    Das Ballot hat Herr Pflaum Dienstag

    den 31ten März erhalten.

    Schönstens Grüße

    Georg Blechinger"

    Schöne Ostertage

    bayern-kreuzer

  • Liebe Freunde,

    einen merkwürdigen Brief muss ich euch zeigen:

    Verfasst am 10.3.1857 in Arnstorf von Ludwig Petz wurde er am Folgetag im ca. 42 km südlich gelegenen Simbach am Inn mit 3x richtig frankiert aufgegeben. Den Inhalt füge ich bei - interessant. Dann erhielt er am 12.3. einen Transitstempel von Straubing, ehe er in Hengersberg (ohne Stempelbeleg) zugestellt wurde.

    Aber der Weg Arnstorf - Simbach - Straubing - Hengersberg machte genau NULL Sinn, siehe Link, der alle 4 Orte verbindet.

    https://www.google.de/maps/dir/Arnst…2d48.781507!3e0

    Für Erklärungen dieser Leitungen und Postaufgabe stehe ich gerne zur Verfügung.