Österreich - Bayern im Postverein

  • Lieber Ralph,


    Die zweitägige Laufzeit lässt schon die Annahme zu, dass der Brief über München lief. Fragt sich nur, was den Absender zu dem an sich absurden Wunsch veranlasst hat.
    Riedl kommt im übrigen als Absender bayerischer Briefe durchaus nicht selten vor.


    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,


    du hast in allem Recht - aber wenn man ein Briefepaket nach München schnürte, dessen Inhalt dann zu weiteren Orten in Bayern zu leiten war, hat man i. d. R. auch Ankunft gestempelt. Natürlich nicht immer - auf der anderen Seite hätte ab der bayer. Grenze ein Einzeltransit (also von Postexpedition zu Postexpedition) i. d. R. zahlreiche siegelseitige Stempelabschläge nach sich gezogen, die es aber nicht gibt. Von daher ist via München doch wahrscheinlicher, als die wesentlich attraktivere Variante (die auch nicht schneller gewesen sein musste).


    Ist es nicht schön, worüber wir uns heute Gedanken machen? ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    Es gibt da einen ähnlichen Fall einer Korrespondenz von München nach Ering. Da wurde immer verlangt "Nicht über Passau, sondern über Altötting" . Die Post kam diesem Wunsch aber nie nach, denn sonst könnten die mir erinnerlichen Briefe keine Bahnpoststempel der Ostbahn tragen, was sie aber tun. Leider kann ich im Moment keine entsprechende Abbildung zeigen.


    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,


    ja, ich weiß, was du meinst - diese Leitwegsvorgaben waren nicht bindend für die Post, zumal sie keine Auswirkungen auf Franko/Porto hatten und eher "Goodwill" darstellten. Interessant sind sie dennoch, denn ab und zu bekommt man aus dem Inhalt heraus, warum diese Vorgaben notiert wurden und dann wird es erst richtig spannend.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Stary,
    kleine Internet Recherche zum deinem Brief.


    Brief datiert 21.11.57.
    Die Bahnstrecke zwischen München und Kufstein war mit gr. Waschreinlichkeit im Augst im Betrieb. Strecke zwischen Kufstein und Rosenheim war wegen fehlende Schienen Lieferung nicht im J 57 fahrbar...


    https://books.google.de/books?…ZAhWHmbQKHZHmDmUQ6AEIUDAI


    LG S

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Freunde,


    der folgende Brief ist leider nicht datiert und für mich auch nicht datierbar, muss jedoch zwischen 1861 und 1867 verschickt worden sein. Das tut meiner Freude aber keinen Abbruch, denn es ist wohl ein fast einmaliges Stück.


    Aufgegeben wurde er in Wien unter Recommandation und gerichtet war er an Ihre Hochwohlgeboren Frau Louise von Stahl geborene Almasy de Török Sz Miklos in Salzburg. Der Absender war wohl kein Österreicher, sonst hätte er verwaltungskonform den Brief mit 15 Neukreuzern als Franko innerhalb Österreichs über 20 Meilen geklebt, aber die Recogebühr von 10 Neukreuzern siegelseitig angebracht. Um so schöner für uns heute, denn die beiden roten K. K. Brief - Filialamt - Recommandirt - Wien 18.9. - Stempel sind eine echte Augenweide; danke dafür, liebe Freunde damals.


    Er lief dann mit der österr. Eisenbahn bis Salzburg, wurde dort jedoch nicht zugestellt, weil die Empfängerin wohl in Nonnthal N. 32 wohnte. Nonnthal lag bei Berchtesgaden in Bayern, so dass der Brief ca. 10 km weit über die Grenze lief und man versuchte, ihn dort zuzustellen. Dies gelang nicht, so dass man Nonnthal bei Berchtesgaden strich und ihn nach Berchtesgaden zurück brachte, jetzt aber mit "poste restante" versehen.


    Die gute von Stahl scheint ihn dort auch irgendwann in den nächsten 6 Monaten (bei recommandirten Schreiben verdoppelte sich die Lagerzeit!) abgeholt zu haben, denn eine Rücksendung ist nicht ersichtlich.


    Liest man sich meinen Text durch und schaut sich den Brief von vorne an, könnte man glauben, dass es siegelseitig eine Vielzahl von Vermerken und Stempel geben sollte, oder zumindest könnte. Leider ist hinten gar kein Stempel angebracht worden, nur von der Hand des Absenders Harkenfels No 459 Stadt sein Name und sein Logis in Wien.


    Da er zuerst nicht per poste restante nach Salzburg gelaufen war, wurde er auch nicht ausgeliefert, so dass es keine Taxe für eine erneute Postaufgabe geben durfte. Als Abzugsbrief hätte ihn Salzburg aber vorne auf der Marke abstempeln müssen. Bei seiner Auslieferung in Berchtesgaden aber hätte er zwingend mit dem Ortsstempel bedruckt werden müssen, weil bei poste restante Briefen ab diesem Datum die Lagerzeit zu laufen anfing. Auch das war unterblieben. Die 4 Kreuzer, die er bei seiner Auslieferung an die adelige Dame kostete, stehen natürlich auch nirgends, so wenig wie die Lagernummer, unter der er im Lagerbuch aufgeführt werden musste, erkenntlich ist.


    Halten wir also mal kurz die Contraventionen bei diesem Brief in chronologischer Reihenfolge fest:


    1. Absender verklerbt Recomarke von 10 Nkr. vorne, statt hinten.
    2. Abgabepost in Salzburg stempelt nicht Ankunft dort.
    3. Aufgabepost in Salzburg stempelt nicht vorne auf der Marke für den Abzug des Briefes nach Bayern.
    4. Ankunft in Berchtesgaden nicht mit Stempel bestätigt.
    5. Grund für die Nichtzustellbarkeit in Nonnthal nicht notiert, nur gestrichen, poste restante und Berchtesgaden notiert.
    6. Stempel der Abgabepost in Berchtesgaden bei der Rücksendung von Nonntal nicht abgeschlagen.
    7. Lagerbuchnummer des jetztigen poste restante Briefes in Berchtesgaden vergessen.
    8. 4 Kreuzer Lagergebühr zu notieren vergessen.


    Ich denke, man wird sehr lange suchen müssen, um einen weiteren Brief mit 8 Fehlern zu finden, wenn einem das überhaupt einmal gelingen sollte - ich bin da eher skeptisch!

  • ...die machten wohl damals bei der Post was sie wollten 8) :D


    Spitzen-Brief mit Spitzen-Erklärung, danke fürs Zeigen!


    LG
    Christian

  • Danke Christian - gerne doch. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    ich stelle gerade mit Erschrecken oder Entzücken fest, dass es sowohl ein Nonntal in Salzburg, als auch eines in Berchtesgaden gab und gibt. Wenn der Brief nicht die eierlegende Wollmilchsau ist, dann weiß ich es auch nicht mehr ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    den folgenden Brief habe ich mir kurz angesehen und sofort kaufen müssen - weil er interessant, lustig und lehrreich ist. Fangen wir mit den Fakten an:


    Geschrieben von der Firma Gasperi & Conpa. in Cilli am 12.4.1860 liest sich seine Adresse so:


    Herrn Kasperiter Kaslieferant Feldkirch Tyrol


    Nun, das war ein bisschen verwirrend und bei seiner Ankunft in Feldkirch schrieb eine dortige Hand folgendes dazu:


    Herrn Kaspar Ritter Käsehändler Andelbuch Tyrol.


    Die Aufgabepost hatte noch 12/4 Cilli oben links als Aufgabeort mit Datum hinzugefügt, weil der Stempel das nicht hergab (wer zu diesem Stempel etwas beitragen kann, ist gerne gesehen) . Siegelseitig zeugen 9 Stempel von dem letztlich erfolgreichen Versuch, ihn zuzustellen. Dabei lief er auf seiner Odyssee auch über das Berchtesgadener Land, womit Bayern im Spiel war, auch wenn ihn nie ein bayerischer Beamte zu Gesicht bekommen hat.


    Ich hoffe, er macht euch so viel Spaß wie mir!

  • Liebe Freunde,


    weit weniger lustig, aber auch ganz nett (vor allem wegen der Farbfrankatur) zeigt sich dieser Brief an Kasper Ritter in Egg bei Bregenz, der via Linz, Salzburg, Bayern und Bregenz nach Egg gelangte (Schrems 16.2.1860 bis 20.2.1860 unterwegs, gar nicht so kurz).


    Auch er lief über Bayern, auch wenn man ihm das nicht ansieht, wie bei den allermeisten Briefen an Ritter in Egg.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    ein Brief aus Dauba vom 3.11.1858 an Salomon Tuchmann in Fürth bei Nürnberg zeigt uns den Absenderleitvermerk "p(e)r Leipzig", womit die Leitung über Bodenbach mit der sächsischen Eisenbahn nach Hof usw. gemeint war.


    Dergleichen Vermerke führen, mal zu Recht, mal zu Unrecht, immer noch ein Schattendasein in der Postgeschichte; die damaligen Korrespondenten waren nicht dumm und ihre bei Geschäftskorrespondenzen vorgenommenen Notationen sollten nicht bei der Betrachtung des großen Ganzen hintan gestellt werden. Ich jedenfalls tue das nicht ...


    Leider ist der Ankunftsstempel fragmentiert, so dass man das Datum nicht erkennen kann.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    mal ein kleiner Knobler heute: Wie lief der Brief aus Wien vom 5.6.1861 nach Häselgehr Post Reutte in Tirol genau? Und was bedeuten die Zahlen oben linksund mittig rechts? In welcher Währung wurden sie vorgenommen?


    Ich bin sicher, dass es hier mindestens einen Spezialisten gibt, der das locker aus dem Ärmel schüttelt. :P

  • Hallo Ralph,
    ...da sich der Spezialist nicht meldet, übernehme ich mal. :P



    Der genaue Laufweg könnte gewesen sein: Wien, Salzburg, Rosenhein, Kufstein, Innsbruck, Imst, Fernpass, Reutte, Lechtal, Häselgehr.
    Die 15 oben links weiss ich nicht, die 3 sind der Botenlohn in Kreuzer.
    LG
    Christian

  • Hallo Spezialist, ääh Christian, :D


    ja, so war es - an diesem Tage hatte der Lechtalbote 5 Briefe für seinen Chef nach Häselgehr zu tragen; da er in rheinischen Kreuzern bezahlt wurde, schrieb er auf den obersten des Briefpackerls die Summe für seinen Dienst.


    Das war schon alles ...


    Danke fürs Lösen - ich mag diese Briefe, denen man gar nichts bayerisches ansieht, die aber über Bayern liefen und in bayerischer Münze ausgehändigt wurden.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,
    ...ich mag sie auch, auch weil sie noch für kleines Geld zu bekommen sind. Sehen ja nur nach österreichischen Inlandsbrief aus.
    LG
    Christian

  • ...das passiert mir unerklärlicherweise auch schon seit längerem und was einem auch gelinde gesagt auf den Keks geht, sind die unnötigen Editiervermerke, zumindest dann, wenn noch niemand auf ein post geantwortet hat.

    + Gruß
    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen Brief mit interessantem Laufweg, den zu belegen mir lange nicht geglückt ist - jetzt schon.


    Die Postaufgabe erfolgte am 19.4.1862 in Oberleutensdorf, unter Leutensdorf leichter zu finden, welches sich ca. 20 km westlich von Teplitz befand. Da der Brief nach Waldkirchen, ca. 15 km nordöstlich von Passau gelegen, gerichtet war, könnte man annehmen, dass er fast ganz Böhmen durchmessen sollte, um an der Grenzstadt Passau ausgetauscht zu werden. Aber das ist nicht passiert!


    Tatsächlich wurde er nicht südwestlich Richtung Passau, sondern nordöstlich nach Teplitz (20.4.) und dann weiter nordöstlich Richtung Bodenbach (20.4.) geschickt, wo er auf sächsischen Boden kam und über Dresden, Plauen, Lichtenfels, Bamberg, Nürnberg, Schwandorf, Regensburg, Straubing nach Passau lief, von wo aus er wieder reexpediert werden musste in das 15 km entfernte Waldkirchen.


    Aber es war immerhin in 3 Tagen alles geschehen und ob ein direkter Transfer unter Zuhilfenahme von Kutschen und der Eisenbahn über österreichische Land schneller gewesen wäre, darf bezweifelt werden.