Baden nach Bayern 1806-71

  • ... wunderschöner Brief, von hinten fast noch besser, als von vorn, wobei zu sagen ist, dass dieser Postexpeditor zu den absoluten Schönstemplern in Baden gehörte. :P:P


    Die Leistung der Post damals verleitet heute in lauen Sommernächten manchmal zum Träumen, jedenfalls ist das bei mir so.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ...hast. 8o
    .

    Wobei im vorliegenden Fall noch eine nun wirklich tadellos geschnitte 7 mit dem (einzigst dafür gelisteten) Plattenfehler "Einfassungslinie der rechten unteren Eckrosette beschädigt" daherkommt.


    Viele Grüße
    vom Pälzer

  • ... ja, alles sehr schöne, qualitativ hochwertige Briefe, vorn wie hinten - hast du da in eine Tüte gegriffen? :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    für den folgenden Brief könnte man mehrere Überschriften wählen: Frankreich - Baden - Bayern, oder Baden - Bayern, oder Schmuggelbriefe oder Wer Augen hat, der sehe ...


    Auf der Avers steht oben links "Factura (= Rechnung) von Strasburg" und als Anschrift lesen wir "Herrn Carl. Ant. Venino Würzburg". Die Aufgabe erfolgte nicht in Strasbourg im Elsaß, sondern über den Rhein im badischen Kehl, wo man für den einfachen Briefe 12 Kreuzer mit Rötel taxierte bis zur bayer. Grenze bei Tauberbischofsheim. Ab da kamen für Bayern bei einer Entfernung bis zum Zielort 3 Kreuzer in Ansatz, so dass der Empfänger total 15 Kreuzer zu zahlen hatte.


    Der Absender, die Firma D. Druprat & Müller, hatte ihn am 15.2.1816 in Strasburg verfasst; am 20.2. kam er in Würzburg an und am 8. Juni ( !!! ) wurde er beantwortet. Mir ist derzeit kein anderer Geschäftsbrief geläufig, der 3 1/2 Monate seiner Beantwortung harrte.


    Zum Inhalt: Venino hatte einen Auftrag erteilt, denn die Franzosen in rheinischer Münze bezahlt wissen wollten (ja, Napoleon hatte gerade den Krieg verloren und die eigene Währung war wohl nicht so sicher, wie die Rheinische). Der Betrag von läppischen 452 Gulden und 24 Kreuzern war im 24 Gulden Fuß zu bonifizieren. Wenn das erfolgt war, wollte man das Schiff von Mainz aus nach Würzburg abgehen lassen.


    Kommen wir zur Ersparnis: Bei einer korrekten Postaufgabe in Frankreich wären 6 Kreuzer (2 Decimes) aus dem 1. französischen Rayon fällig geworden. Baden hätte auch 12 Kreuzer für seinen Transit angesetzt und für Bayern hätte es auch eines 3 Kreuzer Portos bedurft, so dass die Ersparnis hier allein beim Kunden lag, der 6 Kr. Porto weniger zu berappen hatte. Dafür hat er sich dann aber auch viel Zeit gelassen ...

  • Liebe Freunde,


    eigentlich ein Brief aus Frankreich (Strasbourg), aber aus finanziellen Gründen erfolgte die Postaufgabe im nahen Kehl am 10.5.1870, also kurz vor dem Krieg. Der Absender zahlte ab 1.1.1868 nur noch 3 Kreuzer bis 1 Loth, statt 40 Centimes = 12 Kreuzer für 10g. Günstiger war das also schon deutlich für 300 m Überfahrt auf dem Rhein bzw. über die Brücke zu gehen, vor allem, wenn man mehrere Briefe nach und über Deutschland aufzugeben gewillt war.

    Ankunft in Passau schon am Folgetag, besser als heute also und die Firma Ullmann in Strasbourg wird schon ihr Geschäftchen gemacht haben. Ob die Antwortbriefe des Passauers poste restante Kehl gerichtet wurden, oder für 12 Kreuzer zum Empfänger durchfrankiert worden waren, kann ich leider nicht sagen ...

  • hallo zusammen,


    der Badener Ganzsachenumschlag zu 9 Kr. U8I wurde am 13.4.1862 in Heidelberg ausgegeben und erreichte seine Adressatin in München am Folgetag. Die Beförderung erfolgte durch die Badische und Württembergische Eisenbahnen und dank des Münchner (Distributions?)-Stempel wissen wir das Kalenderjahr.




    Die Empfängerin Emilie von Dessauer ist die Tochter von Georg Dessauer, der als wirklicher Geheimrat 1837 von Ludwig I. in den erblichen Adelsstand erhoben wurde. Diesen verlor er 1859 wieder, seine 11 Kinder behielten ihn jedoch. Die Initialen des Siegel kann ich nicht entziffern, jedoch spricht viel dafür, dass der Brief von ihrem späteren Ehemann Carl vom Lemcke stammt, der 1862 in Heidelberg habilitierte.


    besten Gruß

    Michael

    2 Mal editiert, zuletzt von stampmix ()

  • Hallo Michael,


    ein schönes Kuvert - prima! Aber hinten gibt es nur den Ankunftsstempel von München - Distributionsstempel gab es in dem engeren Sinne nicht - nur Briefträgerstempel (Zahl im kleinen Kreis).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo stone,


    sehr schön, Baden 1 Kr schwarz im 3er-Streifen ist immer ein Hingugger. Man sieht hier on top, dass seinerzeit noch nicht jeder mit der Bequemlichkeit der Markenperforation vertraut und noch nach "old school" die Schere zur Hand genommen hat.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,


    vielen Dank.

    Da gebe ich Dir Recht, die Scherentrennung hat mein Stück erst möglich gemacht - meistens ist es ja genau anders herum und die Zähne fielen der Schere zum Opfer :)


    Viele Grüße


    Stone

  • Hallo liebe Freunde,


    hier eine Drucksache vom 10.11.1870 von Mannheim nach Speyer.


    Schöne Grüße

    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)


    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Lieber Volker,


    gut aufheben - diese DS sind gar nicht so häufig, wie man meinen könnte, vor allem in die Pfalz sind sie keine Massenware.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde.


    Wenn es mir zeitlich möglich ist, dann schaue ich schon einmal in meine "da haue ich erst einmal alles rein Kiste" und finde hin und wieder einen netten Brief.


    Als ob ich nicht schon genug Sammelgebiete hätte, werde ich leider nicht davor verschont, noch weitere Sammelgebiete zu finden, die mich interessieren.


    Jetzt hat mich neben dem schweren Drang nach Bayernbriefen zu suchen, auch noch das Badenfieber gepackt.


    Deshalb schnell mal diese schöne Brief aus Mannheim von einem Julius Jordan (05.11.1868 geschrieben) an den Carl Werzinger aus Pleinfeld in Bayern. Dreimal finden wir den Stempel von Mannheim auf der Vorderseite. Auf der Marke so la la... dann unten am Rand schon besser (aber wohl noch nicht gut genug) und schliesslich der beste Stempelversuch direkt an der unteren linken Ecke der 3 Kreuzer Marke.

    Aber wenn man genauer hinsieht, dann entdeckt man noch einen vierten Versuch diesen Stempel aufzubringen. Ein halber Stempel aber nur ein Teil des oberen Kreises.


    Viele Grüße

    kreuzerjäger



    Der Öffentlickeit ist ein simple Lüge lieber als eine komplizierte Wahrheit.

    (T.R. Richmond)

  • Lieber Ronald,


    schön, dass du weiter in deiner Kiste suchst ... würde ich auch tun und könnte dir gfs. noch ein wenig helfen. ;)


    Das Stempeln hing mit dem "Schichten" der Briefe zusammen, die man kurz vor Abgang abstempelte und sie überlappend hinlegte, aber 4 Abschläge bei einer einzigen Marke ist natürlich außergewöhnlich und ich finde den Brief attraktiv. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    Sendungen aus Baden konnten, wenn die "Destination" Südpfalz war, über Karlsruhe, den Rhein und dann nach Westen laufen, oder die nördliche Route über Mannheim und Ludwigshafen nehmen.


    Hier ein Beispiel aus Kehl vom 21.5.1869 über Karlsruhe, Mannheim, Ludwigshafen und Kaiserslautern nach Pirmasens, heute wie damals in der Westpfalz gelegen. 3 Kreuzer reichten bis 1 Loth aus, die Entfernung war ab dem 1.1.1868 egal. Der Inhalt mangelt, aber die Leitung zählt.


    Fast schon selten, dass der Absender nicht aus Strasbourg stammte und in Kehl seine Post aufgab, um sich viel Geld zu ersparen, sondern tatsächlich in Kehl residierte.

  • Hallo Sammlerfreunde,


    aus dem südbadischen Emmendingen innerhalb von einem Tag ins pfälzische Ludwigshafen gelaufen, da haben sich die hübsch verklebten 9 Kr gelohnt. Heutzutage wird in immer kürzeren Abständen das Porto erhöht, die Leistung nimmt ab. Die persönliche Bilanz der letzten sechs Monate: 4 Recos weg, 1 Normalbrief weg, 1 Normalbrief schwer beschädigt, eine als Wertbrief aufgegebene Prüfsendung ohne meine Empfangsbestätigung vor die Haustüre geschmissen, ein teuer bezahltes Expresspaket mit Folgetagszustellung zunächst verschwunden, dann erst nach einer Woche zugestellt. Und das im Zeichen des Digitalzeitalters mit allem möglichen app-Schnickschnack, den man zumeist nicht wirklich braucht, als vielmehr nur eine verlässliche Zustellung. So u.a. vor 155 Jahren geschehen mit dem Brief der Tabakfabrik C.A. Ringwald Emmendingen an das Rheinschiffahrts-Transportunternehmen Clemens Grohé in Ludwigshafen a.Rh., in dem es höchstwahrschenlch um einen wichtigen Transportauftrag mit Terminfracht gegangen ist.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Sammlerfreunde,


    abgesehen davon, dass es für die eigene Sammlung der erste Portobrief aus Baden überhaupt ist, es wird wahrscheinlich schwierig werden überhaupt noch einen schöneren zu finden. Mit vor einigen Tagen rein gar nichts dazu in den Händen, hat das Belegstück zur Recherche eines "halben Kriminalromans" geführt, doch zuvor erst einmal das "Postalische".


    Aufgegeben wurde das amerikanische Kuvert mit dem Motiv des "Virginia Hotels" in St. Louis / Missouri an einem 6. Mai in Freiburg i. Br. Der rote Zweizeiler von Freiburg wurde nach den vorliegenden Informationen im Zeitraum vom 5. Juni 1850 bis 1. November 1851 verwendet. Damit kann es nur der 6. Mai 1851 gewesen sein, also nur wenige Tage nach Eintritt des Großherzogtums Baden in den DÖPV. Alledings wird hier:


    https://books.google.de/books?…na%20Hotel%201853&f=false


    ...die Eröffnung des auf rd. 400 Gäste ausgelegten "Virginia Hotels" in St. Louis auf das Jahr 1853 angegeben, so dass dieses oder auch das Folgejahr 1854 in Betracht kommen könnte.


    Wie auch immer, die Portoforderung von 9 Kr deutet auf jeden Fall auf die Zeit während des DÖPV hin. Adressiert wurde ins südpfälzische Langen-Candel / Baviere Rhenane und dies augenscheinlich von einem französischen Absender. Wie die oder der Selbige nun nach Freiburg i. Br. und an das amerikanische Kuvert gekommen ist, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Dafür konnte in Bezug auf die Adressatin Madame S. Keller née (= geborene) Schoenlaub / Langen-Candel doch einiges, z.T. durchaus Spektakuläres herausgefunden werden.


    Johanna Salomea Schoenlaub war Ehefrau des Friedensgerichtsschreibes Georg Jacob Keller, welcher aufgrund mutmaßlich kriminellen Mißbrauchs seines ihm anvertauten Amtes - auf durch die Gendarmerie nach Frankreich vermuteter Flucht - im Jahre 1834 im Speyerer "Rheinbayer" sowie im "Amts- und Intelligenzblatt des Königlich Bayerischen Rheinkreises" vom 12. bzw. 14. August steckbrieflich gesucht wurde. Er stand unter dringendem Verdacht mehrfach wiederholter Erpressungen, Fälschungen öffentlicher Akten und Unterschlagung. Anbei der Steckbrief aus dem Intelligenzblatt:



    Das Ehepaar Keller hatte sechs Kinder, der nächsten Quelle zu Folge u.a. eine Tochter Carolina Stephanie Keller. Wenn man nun den Brief so wie vorderseitig mit "verte" notiert wendet, dann findet man als Weiterleitungsadressatin eine Stephanie Nowack geb(orene) Keller. So wird die Mutter entweder gerade zu Besuch oder vielleicht auch längerere Zeit bei ihrer Tochter in Karlsruhe gewesen sein. Und das war dort, wie sich gleich zeigen wird, nicht gerade die schlechteste Adresse.



    Wie schon dankenswerterweise von unserem guten @bk herausgearbeitet, handelte es sich bei dem Ehemann um den Post-Revisor Eduard Nowack (1819-1894), welcher seine äußerst erfolgreiche Beamtenlaufbahn als Revisor des Großherzoglichen Hauses und der Äußeren Angelegenheiten begonnen und ab 1873 als Kanzleirat bei der Oberrechnungskammer gearbeitet hatte. Er wohnte dem Adressbuch von Karlsruhe zu Folge im Anwesen Lange Straße 73 in KA-Rüppur und hatte in der damaligen Bahnhofstraße (heute Baumeisterstraße) acht Häuser errichtet, seit 1864 Nowack-Anlage benannt.


    https://ka.stadtwiki.net/Eduard_Nowack


    Das soweit zum Hintergrund des leider ohne Inhalt verbliebenen Briefkuverts. Es weist trotz seiner Adressierung ins pfälzische Langen-Candel keinen Durchgangsstempel von dort auf, lediglich einen badischen Bahnkursstempel und einen Ankunfsstempel von Karlsruhe noch vom Aufgabetag. Interessant wäre noch zu wissen, ob man bei einer rein innerbadischen Destination FR - KA im Vergleich zum DÖPV-Porto von 9 Kr evtl. noch etwas gespart hätte, oder ob das im Prinzip auf`s Gleiche herausgelaufen wäre. Ansonsten wäre ich über weitere Tipps, insbesondere zum - potenziellen - Absender natürlich sehr erfreut.


    Viele Grüße

    vom Pälzer