Baden nach Bayern 1806-71

  • Liebe Sammlerfreunde,


    einen interessanten Brief möchte ich zeigen: Der königlich bayrische Generalleutnant von Hallberg

    befand sich anscheinend auf der Heimreise (von der Festung Landau in der Pfalz kommend) und schrieb

    in Bretten (Baden) am 23. September 1823 diesen Brief. Er gab ihn in der großherzoglich badischen Post-

    expedition in Bretten als Königliche (Bayrische) Dienstsache (K.D.S.) nach Landau in der Pfalz auf.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,


    es gibt ein paar vergleichbarer Briefe, also Dienstbriefe, die trotz fremder Postanstalt portofrei belassen wurden. Alle sind begehrenswert, vor allem dieser. Glückwunsch zu dieser Rarität. :love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,


    das kleine Briefchen anbei hat`s mir ja jetzt schon sehr angetan. Nicht nur, weil mal wieder ein Grobian das mit ganz feinem Papier gefertigte Kuvert vom Falz gerissen und dabei hinten zwei Riesen Löcher hinterlassen hat. Es ging von Mannheim per Kaiserslautern zu PE Otterberg, die für den Zielort Heiligenmoschel - uff pälzisch Häälischemoschl" - den Landbestellbezirk inne hatte. Von Otterberg sind es etwas über 8 km durch den Wald dorthin und das erledigte mal wieder ...der Kantonsbote (@Ralph ich hab`s mir gemerkt ;)). Was ein Glück im Unglück, dass der Falz nicht ganz über den dafür rückseitig in schwarzer Tinte notierten Botenlohn von 2x geklebt hat, sonst wäre der Nachweis evtl. auch ganz weg gewesen.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Tim,


    ein überdurchschnittlicher Brief mit nicht häufiger 2x Taxe für die Abgabe - bei Baden ist das nur vom 1.5.1851 bis zum 30.9.1858 möglich; zwar immerhin schon ein paar jahre, aber die Masse der Briefe lief halt gerade nicht in den Lokalbezirk einer PE, von daher hast du ein gutes Stück bekommen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    Briefe mit noch einliegenden Mustern gehören zu den großen Seltenheiten - hier kann ich einen Brief aus Karlsruhe vom 12.8.1843 nach dem ab 1.8.1843 gültigen Postvertrag nach Lambrecht in der Pfalz zeigen, für den der Absender 4 Kreuzer Gemeinschaftsgebühr (halbscheidig zu teilen!) bezahlte, wobei auf dem Brief selbst nichts von Mustern zu sehen ist (war auch nicht zwingend vorgeschrieben den Inhalt zu benennen).

    Über Speyer lief er nach Neustadt an der Haardt und wurde von einem konzessionierten Boten (nicht dem Ruralboten von NW !!) für 1 Kreuzer nach Lambrecht betragen, immerhin 4,5 km Fußweg einfach. Ein Ruralbote hätte, 3 mal in der Woche abgehend, 2 Kreuzer genommen.

  • Liebe Freunde,


    ein Brief aus Pfullendorf mit Postaufgabe im nahen Möskirch am 9.12.1842 (heute: Meßkirch) musste 15 km zur Post getragen werden, ehe er mit 12 Kreuzern korrekt taxiert wurden (halbscheidig zwischen Baden und Bayern). Auch er lief über Speyer nach Neustadt an der Haardt und wurde erneut von einem konzessionirerten Boten für 1 Kreuzer nach Lambrecht ausgetragen.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    ein Brief aus Bischofsheim in Baden (Tauberbischofsheim heute) lief unfrankiert nach Lambrecht in der Pfalz für 8 Kreuzer (15.11.1843), die halbscheidig zu teilen waren zwischen Baden und Bayern. In ihm liegt noch ein Stoffmuster. Über Speyer (18.11.) lief er mit der bayer. Postkutsche nach Neustadt an der Haardt und wurde dort für den konzessionierten Boten des Hauses Marx in Lambrecht hingelegt. Der Bote hatte zuerst die 8 Kr. Postporto zu entrichten und dann kam sein Bestellgeld von einem Kreuzer noch dazu, in summa also 9 Kr. vom Emfpänger einzuheben.

  • Hall Ralph,


    alles durch die Bank weg Traumteile, hast Du da ein Nest von ausgehoben ? Postgeschichtlich spannenend und zugleich Doku pur, mehr geht nicht = Spitze !


    Gratulation + Gruß

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    da gab es ein Großlos in der Bucht, das einer gekauft hat und jetzt wird das Ganze einzeln angeboten und man kann zuschlagen. 3 weitere Briefe habe ich nicht bekommen, die ich wollte, in jedem Fall ein Hammer, echte Muster in Briefen in die Pfalz zu finden. :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Sammlerfreunde,

    manchmal hält auch die Rückseite eine Überraschung parat, so auch geschehen mit dieser

    überaus normalen Ganzsache nach Speyerdorf, welche dann auf der Rückseite den

    durchaus seltenen, wenn auch hier nicht sonderlich luxuriös abgeschlagenen Stempel der

    Postagentur Lachen in der Form 18a zeigt



    beste Grüße

    bayernalbi

  • Hallo bayernalbi,


    nicht sonderlich luxuriös ist heftig untertrieben. Allerdings muß man solch einen Stempel erst mal bekommen. daher :thumbup:


    beste Grüße

    Dieter

  • Guten Morgen zusammen,


    ob man einen so reich frankierten Beleg nochmal für die benachbart gelegene bayerische Pfalz finden wird...man wird sehen. Viel interessanter ist vorliegend jedenfalls, dass es sich mal um einen Fall "zum Schaden des Postkunden" gehandelt hat. Für die 110 km = ~ 15 Meilen Luftlinie zwischen dem Aufgabeort Offenburg / Baden und dem pfälzischen Dürkheim waren 6 Kr anzusetzen, für die 2. Gewichtsstufe weitere 6 Kr, dass - so wie es auch der BPP Befund besagt - absenderseits eigentlich tarifrichtig mit 12 Kr frankiert worden war.


    Was den Postexpeditor dann geritten hat, die 2. Gewichtsstufe mit 2 Loth und Dürkheim noch 6 x Offenburg als unterfrankiert anzunehmen, wird sein Geheimnis bleiben. War es vielleicht, weil der Wert der 9 Kr Marke nicht ersichtlich war ? Die Farbenlehre der badischen Postwertzeichen dürfte aber auch er auf dem Schirm gehabt haben. Wie auch immer, der Adressat, das Königliche Landgericht in Dürkheim konnte das keinesfalls annehmen und so notierte der Postbote Elbert "Weil nicht ganz frei, die Anhame verweigert".


    Vorne steht dann auch nochmal vom Königlichen Landrichter Stegner vermerkt: "Wird nicht angenommen, da nicht frei Dürkheim 3. Jul. 1866". Also ging der Brief wieder retour nach Offenburg, wo er am 5. Juli wieder ankam und es wahrscheinlich ein ziemliches Donnerwetter gegeben haben muss. Jedenfalls kam er drei Tage später nochmal mit 12 Kr frankiert und dann unbeanstandet am 8. Juli wieder in Dürkheim an, wobei man in Offenburg auf einen weiteren Aufgabeabschlag verzichtet hat.


    Eigentlich hätte der Absender den Postexpeditor dafür in die Verwantwortung ziehen sollen, ob der seinen Fehler eingestanden und die erneute Frankatur aus Kulanz getragen hat, werden wir ebenfalls nicht erfahren. Aber was wäre passiert, wenn nun der Absender die Annahme der Retoure verweigert hätte, eben weil er der Überzeugung war richtig frankiert zu haben ? Spannende Fragen, die sich da einem noch so im Nachgang stellen.


    Der Brief wurde im Übrigen während des Deutsch-Deutschen Krieges 1866 aufgegeben, denke aber, dass der Konflikt keine Auswirkungen auf die Beförderungen hin und her gehabt hat, da die Kämpfe in Baden Anfang Juli im Raum Mosbach stattgefunden haben, das ja noch deutlich weiter östlich der Rheinschiene liegt.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Lieber Tim,


    ein ganz formidabler Brief nach meinem Geschmack und ein bisserl was zu seiner "Manipulation" = Behandlung möchte ich mir doch entlocken lassen ...


    Bei der 1. Briefaufgabe waren nur 9x frankiert worden, statt deren 12 für die 2. Gewichtsstufe (blauer Vermerk: 2fach). Du hast geschrieben 2 Loth - aber dann wäre der Brief schon 3fach gewesen, weil das Loth im Postverein exklusive galt, also wog der Brief genau 1 Loth bis unter 2 Loth, um 2fach schwer gewesen zu sein.


    In Folge dessen rechnete man: 1. Gewichts- und Entfernungsstufe bezahlt mit 6x, 2. Gewichtsstufe nur mit 3x, also 3x fehlend plus für die 2. Gewichtsstufe 3x Zutaxe = noch 6x vom Empfänger.


    Bayerische Behörden hatten in fremden Angelegenheiten (hier wohl eine badische Sache, also wollte man etwas von Dürkheim haben und nicht umgekehrt) mit Porto belastete Briefe nicht anzunehmen, dafür aber den Grund der Annahmeverweigerung hinten anzugeben mit Unterschrift und retour an die Aufgabepost (unter Korrektur der Briefkarte von Baden in die Pfalz versteht sich) zu senden, denn die Dürkheimer Post war ja von Baden aus mit 6x belastet worden, die man nicht einheben konnte.


    In Baden wurde der Brief dem Empfänger ausgehändigt, der jetzt 9x zufrankierte, nämlich die einst fehlenden 3x und die 6x, mit der die Post von Dürkheim die Aufgabepost belastet hatte. Wenn man so will, eine sehr später Auffrankatur !


    Die Nichtannahme einer eigenen, unterfrankierten Sendung war für eine Behörde praktisch nicht möglich, weil sonst die Aufgabepost den Absender juristisch in Anspruch genommen hätte, denn für die Erlegung von Porto bzw. Franko war stets der Absender verantwortlich und aus der Nummer kam man auch in Baden nicht heraus.


    Fazit: Ein spektakulärer Brief, viel hin- und hergerechne, aber wunderschön, dass er a) uns erhalten blieb als Kulturgut und b) bei dir gelandet ist, wo er auch hin gehört.:love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... zuerst waren die beiden Marken rechts aufgeklebt worden - die später applizierten Marken links haben einen ganz anderen Nummernstempelwinkel. Man hätte aber nicht bei sofort aufgeklebten 4 Marken den Winkel geändert ...


    Jede andere Beschreibung machte auch nach meinem Verständnis keinen Sinn ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ...aber bei den beiden rechts angebrachten Marken handelt es sich auch um eine 12 Kr Frankatur...


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... ach herrjeh - ich hatte zuerst mit 3x und 6x gerechnet, aber es sind natürlich 3x und 9x, da war ich zu bayernfarbenlastig.


    Dann war der Brief mit 12x korrekt frankiert und die Aufgabepost hat die 6x Nachporto sinnlos notiert.


    Wäre es so, hätte man auch nicht nochmals 12x nachkleben müssen, weil es dann ein Fehler der Aufgabepost war - sie hätte nur die falsch notierten 6x streichen müssen und den Brief ohne Nachtaxvermerk wieder abschicken müssen.


    Etwas besseres fällt mir derzeit nicht ein ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ...okay, dann können wir uns jetzt den spannenden Fragen widmen :)


    ad 1: ...dann nochmal das Szenario: Der Postbote in Offenburg steht mit der Retoure vor der Haustüre des Absenders und verlangt 6 Kr Nachporto, die Dürkheim nicht löhnen wollte. Der Absender sieht das jetzt aber auch nicht ein, denn er hatte ja korrekt frei gemacht. Was wäre passiert wenn er deswegen - nicht zu Unrecht - die Annahme (s)eines nicht gerechtferigt retoure gegangenen Briefs verweigert und ihn damit im Postkurs belassen hätte ?


    ad 2: ...warum hat Offenburg beim zweiten Mal nicht nochmals Aufgabe gestempelt ? :/


    ad 3: ...lese ich bei dem Detail anbei anstatt zuerst falsch 2Loth, jetzt richtig 2fach ?


    LG

    Tim

  • Lieber Tim,


    sodele:


    ad 1: ...dann nochmal das Szenario: Der Postbote in Offenburg steht mit der Retoure vor der Haustüre des Absenders und verlangt 6 Kr Nachporto, die Dürkheim nicht löhnen wollte. Der Absender sieht das jetzt aber auch nicht ein, denn er hatte ja korrekt frei gemacht. Was wäre passiert wenn er deswegen - nicht zu Unrecht - die Annahme (s)eines nicht gerechtferigt retoure gegangenen Briefs verweigert und ihn damit im Postkurs belassen hätte ?


    Prinzipiell hätte man 6x zahlen müssen und danach beim vorgesetzten Postamt unter Vorlage des Kuverts in Einspruch gehen sollen - ob das oft gemacht wurde?


    ad 2: ...warum hat Offenburg beim zweiten Mal nicht nochmals Aufgabe gestempelt ? :/


    In über 50% der Fälle hat man das nicht gemacht, auch wenn es hätte gemacht werden sollen. Da wollte man, weil ja nur kurze Zeit vergangen war, nicht nochmals stempeln.


    ad 3: ...lese ich bei dem Detail anbei anstatt zuerst falsch 2Loth, jetzt richtig 2fach ?


    Ich lese nur 2fach, aber der Scan ist mickrig.


    Bei 2 Loth wäre es ein Brief der 3. Gewichtsstufe gewesen, also 6 plus 6 plus 6 = 18x Franko.


    Wäre so ein Brief nur mit 12x frankiert gewesen, hätte die Post gerechnet: 1. G-Stufe mit 6x bezahlt, 2. G-Stufe mit 6x bezahlt und 3. G-Stufe nicht bezahlt, daher 6x plus 3x Zuschlag = 9x Nachtaxe. Aber die sehe ich da nicht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.