Kriegsgefangene / POW

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Dieser Brief fand ich interessant, aber ich kann nicht alles zu diesem Brief beschreiben.


    Der Brief war in Kaiserslautern (Dep 100) 19. November 1806 geschrieben und nach Portsmouth, England geschickt. Obwohl die Postauswechslung jetzt gesperrt war, hat der Austausch von Briefe an Kriegsgefangene nicht aufgehört.


    Wie der Stempel zeigt war der Brief an Kriegsgefangene Schneider bezahlt. Ob 15 Decimes passt?
    Mich wundert es dass die Franzosen für diese Briefe etwas verlangt hatten. Die Brieten konnte wohl nichts verlangen, was die auch nicht gemacht hat, weil wer hatte Geld für einen Brief?


    Den Text habe ich nicht genauer studiert, war aber von die zwei Schwestern geschrieben.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    ich habe noch nie einen KGF - Brief von der Pfalz nach GB gesehen. Da muss man über den Zustand des Briefes hinweg sehen, weil es ein Wunder ist, dass sich so ein Beleg überhaupt erhalten hat.


    "Bruder! Schon lang erhalt ich kein Brief von dir, obschon ich darauf warte, in dem ein recht artig Hauß dahier fehl ist, wo Wir kauffen wollen für dich, mit deinem Geld! Allein senden (Textverlust) gleich eine authentische Vollmacht, daß Wir daß Geld Beziehen können.


    Dein Bruder Johannes ist ??? ??? stand frey geworden.


    Unsere Mutter sehr (Textverlust).


    Ich hoffe also sogleich von dir Nachricht und Vollmacht zu erhalten.


    Deine Schwester und Mutter Elisabeth und Margarete Schneider


    Wir alle grüßen dich herzlich!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch


    Danke für den Transkription :)


    Es ging ja immer um das Geld, kann man gut verstehen.


    Den Zustand bei diese Briefe ist meistens schlecht. Archivladen gab es selten im Lager.


    Schau mal wo die gewohnt hatten. Gemälde von Garneray der auch hier in Portsmouth sass. Und beachte, es war keine offene Schiffe


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    wo du diese Bilder immer herzauberst, sagenhaft. Tolles Gemälde, auch wenn ich lieber nicht auf einem Schiff dort wohnen würde ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Nils,


    Letters to POW (prisoners of war) dated November 1806 are not common but also not so scarce.
    All Frence and letters from the "Départements Conquis" written to POW in England must be sent by the way of Paris (for this reason you always see the red PPPP Paris transit hand stamp on these letters) and also on the back of the lettre you see the France rate of 15 centimes to be prepaid by the sender.This is the uniform French rate for POW letters to GB.
    As you know, on 21 November 1806 started the Napoleon's Continental Blockade and all letters to or from GB were forbidden. So also these letters were hold in Paris.
    POW letters that arrived in GB (before or after November 1806, and these are well scarce !) often have a censor mark or another written note.
    A good book for POW letters is written by Mr Jacques Renollaud : COURRIER DES PRISONNIERS FRANCAIS EN ANGLETERRE 1744-1815 and is written in French and English.


    Viele Grüsse,
    Willy

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Ich zeige hier einen für mich etwas überraschenden Brief.

    Der Brief war an einen englischen Kriegsgefangenen in Bitche in Frankreich gerichtet. Von Hamburg 7. Juli 1809 geschickt. Ich dachte dass es einen Brief von Grossbritannien war, aber der Absender war tatsächlich in Hamburg tätig. Und für mich überraschen war es ein Brite in Hamburg. Und das in 1809. Dürfte ein Brite in Frankreich oder französisch okkupierte Gebiete herumtreiben?

    Nein, eigentlich nicht. Nicht seit Juli 1803. Aber einige wenige Ausnahmen gab es schon. Welche Ausnahme der Absender hinunterfallen war, weiss ich nicht. Aber einige die für Kriegsgefangene arbeiteten dürften tatsächlich in Frankreich tätig sein.


    Und ja, der Absender meldete an der Kriegsgefangene in Bitche das etwas Geld auf den weg war. Die Kriegsgefangene waren mehr oder wenig von Unterstützung abhängig und das Geld kam natürlich von Grossbritannien. Und je nach Rang und Hintergrund hatten die POW ein von einfachen Leben mit guten Wohnungen bis zum im Gefängnis zu sitzen.

    Bitche war der absolut schlimmste Ort für einen Kriegsgefangenen. Hier gab es meist nur Kriminellen und Gefangene die von andere Orte geflüchtet hatten.


    Noch bin ich nur im Anfang und kenne die postgeschichtliche Verhältnisse bei diese Briefe.

    Aber sicher ist, der Absender hat 12 Schilling Courant bis Bitche bezahlt. Die volle Frankierung ist mit ein roten Port Pate bestätigt.

    Angehängt auch einen Bild vom Gefängnis in Bitche. Leute die mit Krieg 1870/71 beschäftigt ist kennt wohl auch diesen Burg gut.


    Viele Grüsse

    Nils

  • Hallo Nils,


    Gratualtion zu diesem Beleg ! Wenn Du mal in der Nähe von Bitche bist, fahre hin, es lohnt sich ! Ich fahre sehr gerne über die Grenze nach Frankreich, denn dort ist sofort Ruhe, kein Stress, keine Alltagshektik wie bei uns zu verspüren. Dann die über der Stadt thronende, von keiner Streitmacht je genommene Zitadelle....eine Ansicht, die sich zwar in Wirklichkeit nicht so krass überzeichnet, wie in dem von Dir gezeigten Bild darstellt.


    Aber das auf den Felsrücken gesetzte Vauban-Bauwerk hat nichts an seiner imposanten Wirkung verloren, ob man unterhalb oder oben drauf steht. Wenn man durch die in den Fels gehauenen Kasematten geht, z.T. feucht, mufflig, stickig, mit nur wenig natürlichen Licht aus den Schießscharten, dann kann man sich schon denken, wie es den kriegsgefangenen Engländern dort ergangen sein muss.


    Im Krieg 70/71 hat man dort während der Belagerung durch bayerische Truppen von den Grenzschlachten bei Wissembourg und Woerth-Froeschwiller versprengte Kranke und Verwundete abgesondert untergebracht, damit diese das aus allen möglichen Truppengattungen zusammengewürfelte Verteidigungskontigent nicht demoralisierten. Bei den während den napoleonischen Koalitionskriegen gefangenen Briten handelte es sich um Militärangehörige vom Feldheer, aber auch viele von der Marine und auch zivil internierte Engländer, die unglücklicherweise (irgendwie) zwischen die Fronten geraten waren.


    Welcher Gruppe der Deinige angehört hat, könnte man evtl. aus dem Inhalt des Briefs ableiten. Wenn es ein Armeeangehöriger war, dann könnte es ein bei der Schlacht von La Coruña am 16. Januar 1809 von den Franzosen gefangenen genommener Soldat / Seemann gewesen sein. Unter dem Kommando von Sir John Moore war ein britische Expeditionskorps in Spanien gelandet, musste sich aufgrund der Übermacht der Franzosen aber wieder in den Hafen von La Coruña zurückziehen, wo es letztendlich eingeschlossen wurde.


    Ein Großteil des Expeditionskorps konnte zwar mit der britischen Flotte ausgeschifft werden, es gab aber auch rd. 900 Tote und Verwundete, einige gerieten in Gefangenschaft. Einen guten Eindruck über die Verhältnisse, mit denen die Gefangenen in Bitche auskommen mussten findet man der Leseprobe hier:


    https://books.google.de/books?…cad=0#v=onepage&q&f=false


    Bitte im Inhaltsverzeichnis "In the Dungeons of Bitche an Sedan" anklicken, dann hast Du 10 Seiten Information aus erster Hand ;)


    Viele Grüße

    Tim

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tim


    Danke für die Antwort und den Link. Diese Quelle kante ich nicht.

    Ich habe noch nicht herausgefunden zu welcher Gruppe er hingehört hatte. Meine erste Gedanken war Richtung Hamburg und Wirtschaft, aber nachdem ich jetzt etwas mehr gelesen habe, bin ich jetzt nicht so sicher. Habe den Brief noch nicht transkribiert, nur durchgelesen.


    Hier auch ein interessanter Link:

    https://www.cairn.info/revue-n…e-2014-3-page-74.htm#pa61


    Stelle hier den Text ein falls jemand es auch gern lesen will. Relativ einfacher Text zu lesen.


    Viele Grüsse

    Nils

  • Hallo Nils,


    bei dem Absender, dem guten Freund des Adressaten tappe ich mit dem, was ich so auf die Schnelle entziffern kann weiter im Dunklen. Demgegenüber ließ sich für den Adressaten William Kerr dies finden:


    https://peoplepill.com/people/…-6th-marquess-of-lothian/

    https://www.geni.com/people/Wi…thian/6000000002188496934


    Diesen Quellen zufolge gab es in der Zeit Deines Briefes also einen William Kerr 6. Marquis von Lothian (1763-1824) der als Oberst in dem schottischen Kontingent der britischen Armee gedient hat. Da man ihn mit seinem Offiziersrang mit Edinburgh verbindet, ist anzunehmen, dass er bei den Royal Scouts, dem älteten britischen Linienregiment gedient hat. Und dieses Regiment war dieser Quelle nach...


    https://en.wikipedia.org/wiki/…onary_and_Napoleonic_Wars


    ...u.a. auch auf spanischen Boden im Einsatz gegen die französische Revolutionsarmee unterwegs.


    Gruß

    Tim

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tim

    Wahrscheinlich bist du hier auf den richtigen Spur. Es gab aber immer noch auch ein 5th Marquis of Lothian der immer noch gelebt hat. So sicher darf man hier nicht sein.

    Irgendwann taucht auch anderen Briefe an der Empfänger.


    In der Archive in Kew habe ich nur für die Jahre 1805 und 1815 Listen gefunden. Aber ich nehme trotzdem an dass es irgendwo Quellen gibt.


    Danke für deine Mühe

    Nils

  • ...den 5. Marquis von Lothian hatte ich auch gesehen, er diente in der Zeit Deines Briefes ebenfalls in der britschen Armee als Colonel bei den 11th Hussars (Prince Albert`s Own). Ich habe ihn aber aufgrund einer Ausführung in dieser Quelle:


    https://en.wikipedia.org/wiki/11th_Hussars


    "With the exception of a short spell in Egypt in 1801, the regiment did not see active service again until it was sent to Portugal in April 1811, where it joined the Peninsular War campaign"


    ...sicher ausgeschlossen.


    Gruß

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tim


    Man kann auch nicht automatisch davon ausgehen dass der Gefangene William Kerr sicher als Militär gefangen genommen war, obwohl es sehr nahe an was wir erwarten können liegt. Man soll nicht vergessen dass Napoleon in Juni 1803 alle Briten die in französisch besetzten Gebieten zurückgehalten hatten. Ein Politik der auch weiter geführt war bis sein Rücktritt in 1814. So man darf keine Personen ausschliessen vor man sicher ist :)


    Viele Grüsse

    Nils

  • ....ich hatte lediglich den von Dir in Betracht gezogenen 5. Marquis von Lothian ausgeschlossen und weiter oben bereits erwähnt, dass in Bitche auch britische Zivilisten interniert waren...nicht mehr und nicht weniger ! Solange ich aber keinen Zivilisten "William Kerr" als in Betracht kommenden Adressaten nachgewiesen habe, werde ich darüber nicht spekulieren.


    Tim

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