• Liebe Freunde,

    vlt. kann der ein oder andere einen Brief hier zeigen, der von der gezeigten Verordnung betroffen war. Ich wage mal zu behaupten, dass es kein Thread mit 20 Seiten wird ...

    P.S. Es ist keine Schande, den Text mehrfach zu lesen - wenn er einfach wäre, hätten sie ihn schon damals alle verstanden ...

  • Verordnung durchgelesen, danke Ralph.

    Falls die Post ein Bündel an Briefen bekommt, mit bitte der Versenders die Briefe einzeln weiter zum verschicken, wird jedes Brief von Absender bis Bestimmungs Ort nachtaxiert, was leider der Empfänger trifft. Das Franco von Absender für das Briefen Päckchen wird nicht bei Nachtaxierung berücksichtigt.
    So, Strich für Kaufmänner mit sparen..so verstehe ich es.

    Interessant wäre nicht nur diese Briefe zum entdecken aber auch die von Forwarder als Überbringer?
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Hallo Adriana,

    der entscheidende Satz ist der letzte der 1. Seite: Wenn also einer aus X Briefe an die Post in Y mit Adresse "Zu Händen der Postexpedition Y" verschickt und diese mit jeweils 1 Kr. Marken frankiert, wäre alles in Ordnung. Jedenfalls lese ich das so.

    Im Anhang einer, der mir heute von der Post gebracht wurde und der nur ein Viertel von dem kostete, was man hätte denken können ...

    Geschrieben von Christ & Kress in München am 22.3.1860 an Friedrich Mittler in Augsburg. Der Inhalt betrifft eine Bestellung von 25 Pfund Chromgelb.

    Ankunftgestempelt wurde der Brief am 21.3.1860 im Augsburger Bahnhof um 09.00 Uhr Morgens oder Abends.

    Die Marke wurde abgestempelt in der Filiale in der Stadt am 21.3.1860 zwischen 09.00 und 10.00 Uhr Morgens, oder zwischen 21.00 und 22.00 Uhr Abends, das kann man sich aussuchen. Ich halte Morgens für wahrscheinlicher, obwohl dann die Daten von München und Augsburg dann gar nicht mehr passen wollen.

    Ich denke, dass der Münchner seinen Kunden im nahen Augsburg Briefe schrieb, die unter einem frankierten Kreuzband lagen. Jeder dieser Briefe war mit einer 1 Kr. rosa vorfrankiert worden und das "Paket" kam in Augsburg an und wurde siegelseitig gestempelt bzw. jeder einzelne Brief wurde siegelseitig gestempelt. Dann übergab die Hauptbriefpostexpedition am Bahnhof die Briefe, die in die Stadt gehörten, der Filiale, die die Aufgabestempelung und Entwertung vornahm. Einfache Briefe mit Postaufgabe in München kosteten 3 Kr. das Stück - die Ersparnis war also bereits bei wenigen, derart verschickten Briefen erheblich, denn Ortsbriefe kosteten nur 1 Kr..

    Damit keiner auf die Idee kommt, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei, kann ich beifügen, dass der Brief von Peter Sem lt. Zettel als in jeder Beziehung echt und die Marke entsprechend makellos geprüft wurde.

    P.S. Dass der m. E. herrliche Brief aus dem Jahr 1860 stammt, macht ihn für mich noch besser.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Warum wundere mich Ralph nicht das du hier ein verstellst? :)

    Vielleicht hieß der Absender Christian Kress?
    LG A

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    W. v Humboldt

  • Hallo bk,

    habe die VO vom 03.03.1852 mehrfach gelesen und zwei nicht einfach zu verstehende Stellen gefunden.

    ...im Nachtrag zur vorallegierten Ausschreibung

    Das ist ein Verweis auf die am Anfang stehende (~vorstehend zitierte) Ausschreibung vom 25.10.1847. In dieser hatte man bereits Regelungen zur Taxierung von voradressierten Briefen getroffen, die gemeinsam eingeschlossen in einer Briefsendung an eine Postanstalt geschickt wurden, um von dort dann weitergeleitet zu werden. Die VO vom 03.03.1852 trifft nun Nachträge für den Fall, dass eine (größere) Anzahl von Briefen in frankierten oder nicht frankierten Briefpacketen zur Weiterleitung an eine Postanstalt geschickt wurden.

    ...jedesmal für jeden Einschluss das tarifmäßig treffende Porto vom Aufgabeort bis zum Bestimmungsorte nachträglich zu berechnen und von den einzelnen Adressaten einzuheben, von dem allenfalls bei der Aufgabe entrichteten Franco hierbei selbstverständlich ganz Umgang zu nehmen.

    Das meine ich ähnlich wie Du es schon geschrieben hast so zu verstehen:

    ...von dem ~möglicherweise bei der Aufgabe entrichteten Franco hierbei, das heißt von einer Portoerhebung gegenüber dem Adressaten selbstverständlich ganz Abstand zu nehmen.

    + Gruß

    vom Pälzer...der öfters auch mit neuen Verordnungen zu tun hat, die auch heutzutage kein Mensch versteht

  • Hallo Adriana,

    ja, du hast Recht, der Absender hieß wirklich Christian Kress - er hat im Brief, worauf ich geschaut hatte, Christ und eine Ligatur verwendet, die man auch als "&" lesen könnte, aber es war Christ(ian) Kress und nicht Christ & Kress, wie ich geschrieben hatte. Ich werde das korrigieren. Sehr gut aufgepasst! :)

    Hallo Pälzer,

    1847 konnte man ja Briefe, die gebündelt an eine Poststelle zur dortigen Verteilung ankamen, seitens der Absender nicht frankieren. Aber ab dem 1.11.1849 konnte man das (mit 1 Kr. schwarz sogar), von daher hat es etwas gedauert, bis die Zentrale in München darauf reagierte.

    Die VO stelle ich hier ein, wenn mein Canon wieder geht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich glaube bayern klassisch sucht Briefe, welche unfrankiert unter Band bei der Postexpedition eingingen und folglich für den Versand innerorts mit Porto belegt wurden. Wenn ich diese und spätere VO richtig deute, musste der Empfänger dann nicht das 3 xr Ortsporto, sondern das Porto von dort zahlen, wo der Brief eigentlich herkam.

    Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand unfrankierte Briefe zur Weiterverteilung an eine PE geschickt hat. Die Empfänger hätten sich wegen des Portos sicher nicht gefreut. Aber warten wir, vielleicht taucht ja doch irgendwann ein Beleg dafür auf.

    Ich möchte nochmal auf den oben vorgestellten Brief von bayern klassisch eingehen.

    Für seine Theorie möchte ich kurz die Informationen eines leider viel zu früh verstorbenen Augsburg-Sammlers weitergeben.

    - Die Fa. Mittler lag im Zustelbereich der Bahnhofsexpedition

    - Bei den Stundenangaben in den Stempeln von Augsburg (und auch anderswo) wurden in der Regel für die Zeit von 1 - 12 Uhr arabische und von 13 - 24 Uhr in römische Ziffern ( I - XII ) verwendet.

    Folglich würde es sich hier um einen Brief handeln, welcher der Statdpostexpedition zugesandt und von dort an das Bahnhofspostamt zur Postabgabe in dessen Zustellbereich weitergeleitet wurde. Nach der Aussage das Augsburg-Sammlers wäre lt. Uhrzeiteinstellung und der Abfolge der Behandlung rückseits der Ankunftstempel der an die Fa. Mittler abgebenden PE zu sehen.

    Wenn der Brief am 22. in München geschrieben wurde sollte man überlegen, ob das Datum der Stempel nicht evtl. der 24. sein soll. Beide etwas unvollständig angebrachte Stempel könnte auch dieses Datum zeigen.

    Gerne zeige ich aber einen Brief, der ebenfalls per Einschluss (hier von Rothenburg) nach Augsburg gesandt wurde.

    Aufgabestempel vorne und Abgabestempel rückseits 18/6 4 (Uhr). Hier könnte die Theorie von bayern klassisch ebenfals zutreffen, zumal die Stempeldaten genau identisch sind.

    Ich möchte aber noch zu bedenken geben, dass bei Streifbändern sämtliche Stempel auf dem Streifband und nicht auf den einliegenden Schriften anzubringen waren.

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    ausweislich zweier VO dürfen wir getrost davon ausgehen, dass es viele Versuche gegeben haben muss, auf diese Weise Geld zu sparen bzw. seine Versendungen laufen zu lassen.

    Danke für den Hinweis zu Mittler - wenn man nicht gerade Augsburger ist, ist es schwierig festzustellen, zu welchem Zustellbezirk ein Geschäft im 19. Jahrhundert gehörte.

    An 24. statt 21. im Datum glaube ich nicht. Vlt. hat der Absender etwas vordatiert? Das wurde hin und wieder gemacht, um seine Angebote oder seinen Kenntnisstand optisch aufzubessern.

    - Bei den Stundenangaben in den Stempeln von Augsburg (und auch anderswo) wurden in der Regel für die Zeit von 1 - 12 Uhr arabische und von 13 - 24 Uhr in römische Ziffern ( I - XII ) verwendet.

    Wenn das stimmte, wäre der Brief 09.00 - 10.00 Uhr morgens am 21. abgestempelt worden, aber Ankunft erst um 21.00 Uhr Abends im nahen Bahnhof - das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Die Bediensteten der Filiale in der Stadt mussten ja jedes Mal mit der Schubkarre die Poststücke zur Hauptexpedition an den Bahnhof karren - da konnte man die Post schlecht 12 Stunden liegen lassen. Aus dem Hinterkopf kann ich nicht mehr genau sagen, wie oft das gemacht wurde, aber sicherlich mehrfach am Tag (Briefpost war viel, aber Fahrpost physisch weit mehr, so dass man kaum große Mengen Post hätte in der Stadt liegen lassen wollen, können und dürfen).

    Anbei einer, bei dem die Marke über den Vermerk "Einschluß" geklebt wurde - warum auch immer. In Preußen (Nordhausen) geschrieben als Brief und mit 1 Kr. als Ortsbrief in Würzburg frankiert sparte man sich 8 Kr. plus Währungsgewinn - ein nettes Sümmchen.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    ja durch den Versand per Einschluss konnt man damals sehr viel Geld sparen. Folglich hätte ein Versand unfrankierter Briefe genau das Gegenteil bewirkt.
    Trotzdem hoffe ich, dass ein Belegexemplar ans Tageslicht kommt. Möglich ist alles.

    Ich hatte auch schon vermutet, im Bahnhofsstempel hat man einfach die falsche Uhrzeit eigesetzt, sprich römisch für Nachmittag statt arabisch für Vormittag. Dann würde der Transport der Briefe (meinetwegen auch per Schubkarre) in der Zeit von 9 - 10 Uhr Vormittags gewesen sein. Beide Stempel zeigen ja eigentlich dieses Zeitfenster.

    Gruß
    bayernjäger

  • Lieber Ralph,


    vielleicht besteht nach so langer Ruhe im Thread kein Interesse mehr, aber ich gebe trotzdem mal meinen Erklärungsversuch für das Datum des 22. März in Deinem Brief.


    Den Zweikreisstempel von Augsburg habe ich bisher noch nicht mit römischen Zeitangaben gesehen, aber mit arabischen Zeitangaben 2-3, 3-4 und 4-5 schon öfters.
    An Nachtarbeit glaube ich da weniger, eher daran, dass auch die Zeiten zwischen 13 und 24 Uhr in arabischen Ziffern im Stempel angegeben wurden.

    Daher ist meines Erachtens die Angabe 9 Uhr abends im Bahnhofstempel für mich plausibler.


    Die Absenderangaben stammen meiner Ansicht nach nicht vom Absender persönlich, sondern wurden von einem Angestellten (Buchhalter?) rückseitig vermerkt, um den Brief in der Ablage leichter wieder zu finden.

    Da er den Brief wohl am 22. März erhalten hat, hat er dieses Datum vermerkt. Oft findet man hier auch Angaben, wann ein Brief beantwortet oder eine Rechnung beglichen wurde.


    Hat Dein Brief Inhalt, Datum?


    Gibt es Belege für den Augsburger Zweikreiser mit römischen Zeitangaben ?


    Beste Grüße

    Will

  • Lieber Will,

    deine Beiträge sind immer lesenswert - nur ob ich den Brief auf die Schnelle noch finde, ist fraglich. Inhalt hat er komplett - das kann man auch sehen und er ist auf den 21.3. datiert.

    Augsburger Zweikreiser gibt es mit römischen Stunden, aber wohl sehr selten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.