Zeitung im Postversand

  • liebe Sammlerkollegen,
    ich zeige hier eine Zeitung, Kreisblatt des Nieder-Barmischen Kreises vom Freitag dem 24. Februar 1860. Es befindet sich ein Zweikreisstempel ohne Jahreszahl von BERLIN auf dem Stück. Ich vermute, dass die Zeitung im Streifband versandt wurde, der Stempel aber daneben abgeschlagen wurde.
    Interessant ist noch der Hinweis links oben neben dem Adler, dass der Zeitungspreis im Vierteljahr bei wöchentlichem Erscheinen 11 Sgr. beträgt, bei Lieferung durch ein Postamt 12 Sgr. 3 Pf.
    beste Grüße
    preussen_fan
    Erwin W.

  • Nur zum Verständnis:


    Berlin hatte zu dieser Zeit eine Sonderstellung innerhalb der Provinz Brandenburg. Sie gehörte eigentlich zum Regierungsbezirk Potsdam, konnte aber auch eigene Reglungen treffen (daher auch Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin). Berlin war aus alter Zeit her die Kreisstadt des Niederbarnims, daher gab es in Berin auch noch ein Kreisgericht für dieses Landkreis.


    Und zum zweiten: Es gab bei der preussischen Post noch so etwas wie den Postzeitungsvertrieb, d.h. die Post lieferte die Zeitungen nach Haus und kassierte dann in regelmäßigen Abständen die Abo-Gebühren zzgl. eventueller Bestellgebühren. Die Amtsblätter des Königlichen Postdepartements haben in regelmäßigen Abständen über die entsprechenden Gebühren für die Zeitungen und Zeitschriften berichtet. Außerdem wurde auf diese Weise auch in gewissem Maße Zensur betrieben. Es gibt immer wieder Verfügungen in diesen Amtsblättern, in denen die Einstellung des Vertriebs bestimmter Zeitungen und Zeitschriften mitgeteilt wird (siehe Beispiel).

  • hallo Dieter,
    ich zeige hier mal zwei frankierte Exemplare der gleichen Zeitung mit der Beschreibung . Sie stammt aus der Versteigerung der Kurt-Metzer-Sammlung in der 26. Kruschel-Auktion 1987.
    Danke preussensammler für deine Erläuterungen zum preussischen Postzeitungsdienst.
    beste Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Freunde,


    da das folgende Schreiben von einer Zeitungs-Expedition stammt, stelle ich es mal in hier ein.

    1819 sandte die Erfurter Postamts Zeitungs Expedition ein Paket an den Buchhändler Breitkopf et Haertel in Leipzig. Die Begleitadresse (mit einem Postamts-Siegel verschlossen, weist keinen Aufgabestempel auf, zeigt aber innen einen 1-zeiligen Erfurt-Stempel. Versand wurde 1 Paket mit einem Gewicht von 2 Pfd. 10 3/4 L., freigemacht mit 6 G.Gr. Dies reichte aber nicht, es wurde unterhalb des frey-Vermerks reicht nicht notiert und noch 1 Gr. vom Absender eingezogen. Das große Rötel-"B" kennzeichnet ein Beutelstück.

    Das Schreiben wurde auf Stempelpapier geschrieben, der Wertstempel von 8 G.Gr. aber annuliert.



    Bei dem Text habe ich eine Stelle in der 2. Zeile nicht entziffern können. Vielleicht kann jemand helfen?


    P.P. d 6. April 1819


    Nach der specificirten Zeitungs Rechnung vom

    31. Maerz erhalten Sie noch 44 ???? in

    beikommenden Paket befindlich sind, und

    bitten wir ergebenst, die beikommende

    Rechnung zu quittiren.


    Der rechts unten befindliche Stempel Gr. Postamts Zeitungs-Expedition lässt mich fragen, wofür das Gr. in diesem Stempel steht. Hat jemand eine Idee?


    Den Adressaten Breitkopf & Härtel gibt es heute noch in Leipzig. Die Firma wurde 1719 gegründet und bezeichnet sich heute als den ältesten Musikverlag der Welt.


    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,


    "44 Reichsthaler welche" lese ich.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... vlt. sogar dasselbe? :P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    danke für die Hilfe.

    Hat jemand noch eine Idee zu dem "Gr." in dem Postamt-Zeitungs-Expedition-Stempel ? Wofür könnte die Abkürzung stehen?

    Oder kennt jemand vergleichbare (preußische) Stempel?


    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,


    wenn Gr. für "Große" stünde, sollte es dort auch vlt. eine Kl. für "Kleine", oder eine Un. für "Untere" geben? Woanders gab es Zeitungs- und Hauptzeitungsexpeditionen mit unterschiedlichen Befugnissen. Ob das für Preussen analog galt, weiß ich aber nicht ...

    Sonst wäre Gr. für "Großherzoglich" gestanden, aber für Erfurt traf das ja gar nicht zu.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Michael,

    in den meisten Internetfunden steht es für Großherzoglich, aber wie Ralph schon sagt, kann das hier wohl nicht zutreffen

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • ... das wäre dann "Gen." ... außerdem ist dieser Terminus eher postfern, aber wer weiß?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch ()

  • Dake für die Überlegungen.

    Vermutlich muss man mehr über die Struktur der Zeitungs-Expeditionen wissen. Kennt jemand Literatur dazu?


    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Gr. Zeitungs-Postamts-Expedition, da sollte man mal nach dem politischen Status suchen. Vielleicht ja irgendein kleines Fürstentümle. Wäre in Thüringen durch aus möglich – rund um Erfurt.

    Gruß Taxis107

    Mitglied im DASV

  • Ich würde mal Gr.(enz) in die Rund werfen. Bildausschnitt aus 1819.


    Liebe Grüße

    Harald


    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main



  • Hallo Heinrich,


    das hatte ich überprüft, einige Landbezirke um Erfurt kamen 1815 von Preußen direkt an Sachsen-Weimar-Eisenach - da hätte dann ein "Gr." gepasst. Erfurt selber war preußisch.


    Hallo Harald,


    manches eigentlich naheliegende kommt einem nicht in den Sinn. Grenz-Postamt Erfurt ist natürlich sehr plausibel und 1819 auch noch ein gebräuchlicher Terminus. Danke, auch für den sehr interessanten Screenshot dazu. :thumbup:

    Aus welcher Quelle stammt das?


    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte