Österreich über Bayern nach Württemberg

  • Lieber Bruno,

    Absender zahlte 12x CM für Österreich und 6x CM für den Postschein = Recepisse hinten notiert.

    Damit waren nur die österr. Gebühren abgegolten.

    Bayern verlangte 12x für seinen Transit, weil der Brief 1,5fach schwer war - daher war die 8x zu streichen.

    Württemberg addierte mit Rötel 9x für sich dazu = 21x total vom Empfänger.

    Der Stempel O.B.C. durfte nicht für andere Briefe, als Bilaterale (Österreich-Bayern) verwendet werden, war hier also falsch, weil Heilbronn nicht in Bayern lag. Aber es gibt sicher etwa 10 Briefe, die so bzw. ähnlich wie deiner aussehen - ich hatte selbst mal einen, der diesem sehr gleicht - vlt. ist es auch ein und derselbe?

    In jedem Fall ein seltener und schöner Brief mit Falschtaxierung und unter Reco selten. Tolles Stück! :love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bruno,

    ein sehr guter und interessanter Brief. Württemberg hatte mit Thurn und Taxis seit dem 1.10.1819 einen Lehensvertrag, der noch bis 30.6.1851 galt. Es kommt daher bei diesen Brief der Postvertrag "Österreich - Thurn und Taxis vom 16.9.1829, zur Anwendung: wortgetreu steht im Vertrag: "Die Dauer dieses Postvertrages, dessen Ratifizierung in sechs Wochen vom heutigen Tage an, oder früher, wenn es geschehen kann ....". Im Buch von Joachim Helbig "Die Postverhältnisse Thurn und Taxis - Österreich", ISBN 3-927230-08-1 wird auf die einzelnen Verträge detailliert eingegangen. Nachdem der Postvertrag Österreich - Bayern zum 1.10.1842 abgeschlossen wurde, wurde auch zwischen Österreich und Thurn und Taxis ein neuer Postvertrag abgeschlossen. Unterschrieben am 30.1.1843. In Kraft am 1.5.1843. Interessant ist sicherlich, daß der Brief zwischen dem 1.10.1842 und dem 30.4.1843 liegt, als der Postvertrag zwischen Österreich und Bayern bereits galt und der neue Postvertrag zwischen Österreich und Thurn und Taxis zum 1.5.1843 noch nicht galt. Der Stempel O.B.C. des Vertrages zwischen Österreich und Bayern zum 1.10.1842 hat auf disen Brief nichts zu suchen. Findet man aber gelegentlich auf Briefen von Österreich nach Württemberg.

    Hatte früher mal diesen Brief. Leider habe ich nur die Vorderseite gespeichert:

    Gebührenfreier Dienstbrief von Wien nach Tübingen vom 26. Februar 1847. Der Stempel „O.B.C., bzw. B.O.C. war nur bei Belegen nach den Postvertrag „Bayern – Österreich“ abzuschlagen. Zum Postvertrag „Thurn und Taxis – Österreich“ gab es keine solche Stempel.


    Beste Grüße,

    Hermann

  • Lieber Ralph,

    Absender zahlte 12x CM für Österreich und 6x CM für den Postschein = Recepisse hinten notiert.

    Die 6 Kreuzer galten nur bis zu einer Entfernung von 10 Meilen, ab 10 Meilen kostete die Rezepisse 12 Kreuzer CM.

    Ich vermute, es wurde die Rekogebühr notiert, oder es handelte sich um eine Fehltaxierung.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    ui, das wusste ich gar nicht - aber hinten lese ich 12/6 und ich meine gelesen zu haben, dass das Franko oben und die Scheingebühren unten zu notieren waren ...

    Du meinst also, dass hier 12x CM für den Schein bezahlt wurden, aber nur 6x CM für das Franko? Aber 6x CM reichten nicht bis zur bayer. Grenze. Wie würdest du den Brief als Ganzes interpretieren?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Ralph,

    ich meine, das die 12/6 für das österreichische Franko 12x und die Rekogebühr 6x stehen.

    Bei der vorderseitigen Notierung "gegen Rezepisse" dürfte es sich um die Aufgaberezepisse handeln,

    welche zu jener Zeit nichts kostete.

    Ich denke nicht, dass eine Retourrezepisse ausgestellt wurde.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    aus dieser Zeit habe ich einen Brief, der von vorn vergleichbar aussieht und bei dem man notiert hatte: "12x für die Retour-Recepisse bezahlt", ich meine aus den 1830er Jahren.

    Gibt es eine vollständige Aufstellung, wie hoch die jeweiligen Gebühren für Sonderdienste in Österreich im 19. Jahrhundert waren?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Franz, Dieter, Ralph, und Hermann, vielen Dank fuer die grosse Hilfe welche Ihr bei der Beschreibung dieses Briefes gegeben habt - so macht das Spass ^^ .

    Lieber Ralph - Du hast recht - Du hattest genau diesen Brief (mir aber liebenwerterweise ein Album mit 40-50 Briefen - alle mit Wuerttemberg-Bezug - damals in Sifi verkauft - Du wirst noch mehrere daraus sehen :P ).

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno

    Einmal editiert, zuletzt von Altensteiger (3. Juli 2022 um 18:22) aus folgendem Grund: Schreibfehler

  • Lieber Bruno,

    schon lange her, gell? Da hast du etwas Gutes abgestaubt. Ich war wohl in Geberlaune damals ... 8)8)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    Heute ein Frankobrief vom 3. November 1845 vom Magistrat? Der österr. Schlesischen Herzogl. Stadt Troppau (heute Opava in der Mährisch-Schlesischen Region Tschechiens) an das Hochlöbliche Königl. Württembergische Oberamts- Gerichts Notariat Stuttgart.

    Recto: Vermerk “Franco”, roter Z2 “Troppau 3. NOV.” , roter Z “FRANCO”, Manualnr. 3381, sowie “X” in schwarzer Tinte (als Vermerk dass alles bezahlt wurde).

    Verso: Gebührenbaum “12 / 4” – fehlt hier etwas? Ich dachte da sollten Taxen für Österreich, Bayern, und Württemberg stehen?.

    Kann da bitte jemand helfen?

    Mit liebsten Gruessen aus Beirut,

    Bruno

  • Lieber Bruno,

    der Magistrat der österreichisch schlesischen Hauptstadt Troppau frankierte korrekt 12/4x CM, also 12x CM Gemeinschaftsfranko für Österreich und Württemberg und 4x CM für Bayerns Transit.

    Die postalischen Umrechnungen hatte ich schon aufgeschlüsselt. Vor dem Gemeinschaftsvertrag Österreichs mit Württemberg hätte man für Österreich bis zur Grenze frankiert und Bayern sein Transitporto bis zur württembergischesn Grenze notiert. Dazu käme dann das Inlandsporto.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    Heute ein Teilfrancobrief aus Österreich-Ungarn vom 16.Dec. 1826 aus Arad (damals Ungarn, heute Rumänien) an Herrn ??? Winkler in Denkingen Oberamt Spaichingen? á Denkingen. Brief eines Banat-Deutschen Auswanderers nach Ungarn.

    Recto: Ovalstempel von Arad, Leitvermerk “über Ofen(Pass), ???, Ulm". Rötelkeuz und Taxe “13” und “17”.

    Verso: Taxe “14” in Rötel, sowie Siegel.

    Wer kann mehr zu diesem Brief sagen? Insbesondere die Taxierung (Teilfranco bis zur Östereischen-Bayrischen Grenze ?) würde mich interessieren.

    Liebe Gruesse,

    Bruno

  • Lieber Bruno,

    der Empfänger hieß Veit Merkle.

    Siegelseitig das Teilfranko des Absenders, 16x für Taxis plus 1x für den Boten = 17x.

    Wo die Kosten für den bayer. Transit geblieben sind, sehe ich aber nicht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    sorry mit Veit Merke bin Ich vollkommen dacor, Ich lese aber verso "14', recto "16" und "17". Ich sehe nicht Dein siegelseities Porto von 16 Kr. + 1 Kr. nicht - Wie geht das nun?

    Liebe Gruesse ,

    Bruno

    Einmal editiert, zuletzt von Altensteiger (30. Juli 2022 um 19:11) aus folgendem Grund: schreibfehler

  • Lieber Bruno,

    schrieb ich ja - siegelseitig das Franko des Absenders (14x CM). Zu der Zeit galt noch der Grenzfrankozwang. Wenn Württemberg 16x / 17x notierte, wo war Bayerns Transit? Mir scheint auch nicht wahrscheinlich, dass der Empfänger portofrei gewesen sein könnte - es bleibt immer dabei, dass Bayerns Transitkosten nicht ersichtlich sind (üblicherweise in schwarzer Tinte).

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Dieter,

    da gebe Ich Dir ja gerne recht, aber verso sind nur "14" Kr. - nicht "16 + 1".

    Von daher werde ich diese Moeglichkeit ausschliessen.

    Bayerns Transit musste ja auch irgendwie bezahlt werden - aber wie?

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno

  • Liebe Freunde,

    da war Ich jetzt komplett falsch - 16 + 1 Kr (Bote) recto koennnten natuerlich die Wuerttemb. Ansprueche erfuellen - trotzdem bleibt das Enigma der bayrischen Tarife?

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno

  • Lieber Bruno,

    was ich ganz selten gesehen habe, wäre ein Vergessen der Notation Bayerns über seinen Transit (z. B. 12x). Der Brief kam dann in ein Paket nach Ulm, wurde von Ulm geöffnet und man hat Bayern 12x gutgeschrieben "bonificirt"), obwohl explicit nichts davon auf dem Brief zu sehen ist. Evtl. "kannte" man sich auch und hat daher diesen bayer. Taxierungsfehler ungeschehen gemacht.

    Ein rein württembergisches Porto von 16x wäre sehr hoch - da der Absender aber nur 14x CM teilfrankierte, kann der Brief nur einfachen Gewichts gewesen sein. Daher vermute ich (beweisen kann das heute eh keiner mehr, ich schon gar nicht), dass in den 16x auch die Kosten des bayer. Transits enthalten sind, die der Ulmer sicher gut kannte. Er hat dann einfach die ihm bekannten Transitkosten und die Württembergs addiert und kam auf 16x.

    Eine Leitung von Österreich um Bayern herum nach Württemberg kenne ich nicht und ich glaube auch nicht, dass es eine gab.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bruno,

    der Leitvermerk lautet übrigens

    - Ofen ("Ofen" war die alte deutsche Bezeichnung für ung. "Buda"; ist also heute Stadteil von Budapest)

    - Wien

    - Ulm

    Den Text liefere ich noch nach (sieht einigermassen manierlich aus :) ).

    Viele Grüße

    Gerd

  • Hier nun der Text zum SChreiben aus Pankota :


    Pankota den 16ten Dezbr 1826


    Liebwertester Fetter und Pfleger ! - .


    Wir zweifeln nicht, daß ihn von unserer Hochzeit, durch das Schrei=

    ben welches wir durch unsere Herrschaft an euere machen lie=

    ßen werden bekannt worden sein, schon bis nächsten Febr 2 Jahr -

    Wir erhielten aber von euerer Herrschaft erst bereits in einem

    Jahr ein Schreiben an unsere Herrschaft, wo wir aber nichts

    erfuhren - als das ich mich unterschreiben mußte laut hiesigem

    Amtsgericht, dieß muß vieleicht von unserer Herrschaft verlangt

    worden sein, von wegen der Glaubwürdigkeit unserer Hochzeit -


    Liebster Vetter ! wir ließen deßwegen durch das Amt schreiben,

    weil wir wußten, daß dies doch von unserer Herrschaft verlangt wur=

    de, wegen der Glaubwürdigkeit unserer Hochzeit - Wir wollten durch

    dieß daß vielen Schreiben ersparen, nebst den Postporten - Aber wir

    erhielten bisdato nichts alswas wir schon gesagt - .


    Wir lieber Fetter ließen wir euch izt sagen durch das Amt schreiben -

    nicht darum das wir in euch kein zu trauen gehabt hätten, - da wir nun

    schon so lange Zeit keine Antwort erhalten könnten - so nehmen wir unser

    ganzes Zutrauen zu euch - und bitten auch recht vielmal, daß ihr euch

    wegen unserer Sache annehmen wollet, und uns doch in Bälde

    zu berichten, wie es mit unserer Sache stehe, ob sich wegen unser je=

    mand annehme, oder ob alles verliegen bleibe - .

    Lieber Fetter ! nehmet euch doch unser an, und betreibet doch so viel

    ihr könnet daß wir doch einmal wo nicht alles Geld auf einmal

    doch auch die Hälfte wenigstens zu geschickt werde; den(n) wir brauch=



    ten es izt sehr nothwendig, den(n) eine Schwester zu mir hat

    schon vor einem Jahr auch verheuratet, und wir müßen ihr ih=

    ren Antheil an dem Haus hinaus bezahlen, man treibt uns

    auf das äußerste hierwegen - Also liebster Fetter seht ihr das

    wir unser Geld recht nothwendig brauchten - .


    Wir ersuchen euch lieber Fetter nochmal unser anzunehmen

    so viel ihr könnt - wenn ihr uns Geld zuschiken könnt so schiket

    uns Oestreichische Thaler - oder noch lieber 20ziger, an dem Aus=

    ländischen Geld müßen wir gar zu viel verliehren, deßgleichen

    auch wen(n) das Geld Löcher hat - solltet ihr uns kein Geld mit

    nächstem zuschiken können - so schreibet uns doch wie es mit un=

    serer Sache stehe, daß wir doch einmal wissen woran wir sein -


    Übrigens grüßen wir euch recht vielmal, samt den noch übri=

    gen Geschwistern, die izt auch alle beede bej uns sein, und

    sein Gott lob gesund - auch die anderen Denkinger dahier

    sind gesund - auch grüßen wir alle unsere übrigen Fetter

    und Basen recht viel mal -


    Euer aufrichtiger Fetter

    Gregor Weber und

    Gerthruda geborene Braun -

    Liebe Grüße von der Frankenhöhe

    Gerd