Mein Sammelgebiet: Portugal - Südatlantik 1798 - 1877

  • ... und dann surft man (Ich) so durchs Netz ... und findet folgenden Brief:

    1874, servizio dei vapori portoghesi per lettere provenienti dall'Amrica Meridionale: lettera (scritta il 30.6.1874) del 7.7.1874 da Buenos Aires per Genova, affrancata per il porto interno argentino con 5 centavos rosso mattone (Mi. 20), annullato con "BUENOS AIRES, O.M., 7 UIL 74",tassa manoscritta "18" (dec.) confermata al verso con 1,80 (Lire), lettera affrancata a Genova con segnatasse 60 c. ocra e carminio, striscia di tre, annullata con "GENOVA, 11 AGO 74", al verso timbri "P.TRANSATLANTICO, 2/8", "AMBULANTE MODANE - TORINO, 10 AGO 74" e timbro d'arrivo; lettera molto ben conservata e rara (Sass. segn. 10).

    Das ist die Beschreibung des Auktionshauses ... und mir stehen die Haare zu Berge !

    Ich versuche mal die für mich wesentlichen Aspekte zu erklären:
    Der Brief wurde am 30.06. 1874 in Buenos Ayres aufgegeben. Versehen ist er mit dem argentinischen Inlandsporto (seit 1868 Pflicht, da die Südamerikaner auch an den Briefen verdienen wollten) 5 Centavos Marke entwertet mit dem argentinischen Stempel von Buenos Ayres.
    Befördert ist der Brief mit dem Dampfer BUENOS AIRES unter Kapitän Heidorn der Hamburg Südamerikanischen Dampfschiffahrtsgesellschaft. Der Brief erreichte am 02.08. 1874 Lissabon. P.TRANSATLANTICO (Typ 2) Kennzeichnung für die HSDG. Die Gesellschaft fuhr weder französische noch englische Häfen an, deswegen wurde der Brief bereits in Lissabon abgeladen.
    Da der Brief weder einen Stempel des Grenzpostamtes Badajoz zu Spanien noch französische Stempel trägt, wird er aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem Boten nach Genua gelaufen sein. Hier angekommen kassierte die italienische Post 18 Decimi vom Empfänger.
    Ein portugiesisches Schiff hat dieser Brief nie gesehen.

    Der Brief würde sich in meiner Sammlung natürlich sehr gut machen .....

    Rolf- Dieter

  • Hallo Rolf-Dieter,

    du hast den Stempel AMBULANTE MODANE-TORINO übersehen. Modane ist im Südosten Frankreichs unweit der italienischen Grenze. Bei Cattani, ambulanti ......., Padua 2001, ist dieser Stempel auf Seite 137 mit Frühdatum 10/1871 gelistet.
    In der Einführung des Buches ist auf Seite 33 ein Brief abgebildet, der Anfang Febr. 1874 von Bologna nach Brüssel lief. Dieser trägt auf der Vorderseite den L1 Via del Moncenisio und auf der Rückseite den Ambulante Torino - Modane. Laut Beschreibung wurde diese Verbindung (Okt.?)1871 eröffnet. Die Verbindung Torino-Modane ersetzte jedenfalls im Oktober 1871 die Strecke Torino-Susa (Endpunkt der Eisenbahn).
    Damit ist meiner Meinung nach der Nachweis erbracht, daß der Brief spätestens in Frankreich der Post übergeben wurde und auch geklärt, wie er die Grenze passierte.

    beste Grüße

    Dieter

  • Guten Morgen Klesammler,

    danke für Deinen Beitrag.
    Ich habe wegen des fehlenden Stempels des Grenzpostamtes Portugal- Spanien in Badajoz und auch wegen der fehlenden Taxen (spanisch und französisch) angenommen, das derBrief direkt bis Italien gelaufen wäre. So macht es natürlich mehr Sinn, denn die Eisenbahn wird wohl schneller und sicherer gewesen sein.
    Worum es mir bei dem Brief hauptsächlich geht, ist die Verwendung des P.TRANSATLANTICO. Lt. J.v.d. Linden wird nicht erklärt, welche Farbe welcher Reederei zuzuordnen ist. Das habe ich erst aus portugiesischen Quellen entnommen. Die verschiedenen Typen und ihre Verwendungsdauer habe ich dann selbst erarbeitet. Ohne diese Kenntnisse wird es manchmal schwer.

    Dir nochmal Danke

    Rolf- Dieter

  • Das Exponat ist eingepackt und geht morgen auf Reise.
    Da ich leider nicht nach Portugal kann, wird ein Bekannter das Exponat auf- und abbauen - Herzlichsten Dank dafür !

    Rolf- Dieter Wruck

  • Guten Abend ins Forum,

    ... und wieder ein kleiner Baustein für mein Exponat.
    Der gezeigte Stempel P.BRITANNICO / LISBOA ist nur in 1875 eingesetzt worden. Er wurde in Lissabon rückseitig auf Briefen aus England nach Portugal abgeschlagen.
    Der gezeigte Brief lief aus England mit einem englischen Schiff bis Lissabon. Von dort mit einem portugiesischen Dampfer auf die Azoren.

    Schönen Abend noch

    Rolf- Dieter

  • ... und wieder ein neuer Brief für mein Exponat:

    (Losbeschreibung des Auktionshauses)
    1872, USED IN BRAZIL-RIO DE JANEIRO: cover bearing 2d. blue and 1s. green to Fürstenwalde/Prussia/Germany, tied by barred numeral cancellation "C83" of Rio de Janeiro (partly blurred), by Rio "Paid" cds (March 24) and London "Paid" cds (April 15). "PD" in oval and manuscript "per Neva" alongside. On reverse a oval (forwarder-?) mark (not identifiable) is deleted with red pencil. The cover with some patina and slight stains, nevertheless a fascinating item.

    ... und die Frage in die Runde, was das mit Portugal zu tun hat .... :D

  • die Erklärung ...

    der Brief trägt rückseitig natürlich keinen Stempel eines Forwarders.
    Es ist der Stempel PORTO PAGO DO RIO DE JANEIRO A LISBOA

    also bezahlter Brief bis Portugal... wohin er aber nicht laufen konnte, denn Portugal hätte die Zahlung des portugiesischen Inlandsportos verlangt - für die Weiterleitung.
    Also ging der Brief über das englische Auslandspostamt über England nach Preußen.

    Die Gebühren von 1 sh (bis England) und 2 d (Weiterleitung und preußischer Portoanteil) sind mit Marken belegt, die mit dem Stempel des englischen Auslandspostamtes in Rio C 83 entwertet sind.

    Rolf- Dieter

  • Hallo Rolf-Dieter,

    Glückwunsch, deine Briefe sind immer eine Augenweide. 8o

    ...und warum ging er nicht über Portugal, Spanien, Frankreich nach Preußen? War über England aus Brasilien nach Altdeutschland der übliche Weg?

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,

    Portugal bestand auf die Bezahlung der Gebühren im eigenen Land. Dies geschah vorwiegend über Forwarding Agents in Lissabon. Ebenfalls geregelt, war der Ausgleich der Gebühren für Briefe nach Spanien. Für Weiterleitungen fühlte sich eben niemand zuständig, was dazu führte, dass Briefe eben liegen blieben, bis evtl. der Forwarder in Lissabon die Gebühren verauslagte. Erschwerend kam hinzu, dass die Beförderung über Land im Vergleich zum Seetransport bis England - dann mit der Eisenbahn bis London - und von dort kurz über den Ärmelkanal viel schneller war.
    Ab 1871 transportierte auch die Hamburg Südamerikanische Dampfschiffahrtsgesellschaft Briefe bis Hamburg. Bei dem vorliegenden Brief war wohl die schnellste Möglichkeit der Transport mit einem Dampfer der Royal Mail. Briefe wurden in der Regel dem ersten abfahrenden Dampfer mitgegeben.
    Bei dem gezeigten Brief ist für mich interessant, dass er erst als bezahlter Brief bis Lissabon laufen sollte (Porto pago do Rio de Janeiro a Lisboa). Erst die Überprüfung ergab, das dieser Weg eben zu umständlich war und die Streichung des rückseitigen Stempels dokumentieren den dann gewälten, schnelleren Weg.

    Rolf- Dieter

  • ... in diesem Beitrag habe ich bereits weitere Briefe, die im Transit durch Portugal gelaufen sind, gezeigt.
    Bitte einfach mal etwas zurückschauen.
    Da ist ein Brief, der von einem Forwarder aus Brasilien kommt und an den Forwarder in Lissabon gelaufen ist, damit dieser dann die Gebühr innerhalb Portugals zahlen konnte und so den Weitertransport über Spanien und Frankreich in die Schweiz ermöglichte.
    Ein umstrittenes Beispiel ist der Brief mit brasilianischen Marken bis Lissabon. Dann fast 4 Wochen liegengeblieben, bis der Forwarder die portugiesische Gebühr verauslagte und der Brief so nach Italien laufen konnte. Dieser Brief hat 2 Atteste, die die Echtheit bestätigen - des Briefes, der Marken und die Verzögerung erklären.

    Rolf- Dieter

  • Guten Morgen ins Forum,

    tja Sindelfingen 2016 ist vorbei.
    Vieles, was ich mir vorgenommen hatte, ging aus zeitlichen und beigeisterungs mäßigen Gründen leider nicht.
    Vieles konnte aber auch "abgearbeitet" werden.
    Ich versuche mal der Reihe nach vorzugehen.
    Wir kamen zu spät und ich konnte mein Exponat erst Do. kurz nach 11°° Uhr einlegen. Zum Glück wurde es noch mit in die Bewertung genommen.
    Der Grund der Verspätung, falsch, die Gründe, lagen darin, dass ich am Tag davor noch mit der Mutter meiner Frau beim Notarzt war und wir dann entschlossen erst in der Nacht auf Donnerstag loszufahren. Jeden erdenklichen Stau auf der Strecke haben wir dann genießen können und haben bis Sindelfingen (über Bonn ca 750 km) fast 10 Stunden gebraucht.
    Ich hatte 2 Briefe im Gepäck, die ich dem Internationalen Prüferverband vorgelegt habe. Der eine von Madeira nach Genua (siehe anderen Beitrag) wurde als Fälschung erkannt.
    Der 2. Brief (siehe oben) mit der brasilianisch- portugiesischen Mischfrankatur wurde als echt bezeichnet. Ich werde ihn jetzt vereinbarungsgemäß an Herrn van der Linden mit der Bitte um Prüfung schicken. Von dieser Versendung sind nur 3 Briefe bekannt.
    Erwartungsgemäß waren meines Empfindens nach weniger Zuschauer in der Halle. In vielen Gesprächen wurde die allgemeine Situation und das Aussterben der Mitglieder in den Vereinen beklagt. Meiner Meinung nach haben viele einfach noch nicht begriffen, dass sich das Vereinsleben, wie wir es wohl alle noch kennen, überholt hat. Die zunehmende Spezialisierung der Sammelgebiete und die veränderten Kommunikationsmöglichkeiten über das Netz in den verschiedensten Foren locken heute niemanden mehr in einen Verein, in dem alten Zeiten nachgetrauert wird und keine Aktivitäten mehr stattfinden.
    Neue Wege unter Beteiligung von Sponsoren sind gefragt.
    Meine Ausarbeitung über den Stempel P.Transatlantico (siehe auch hier den entsprechenden Beitrag 1 Rahmen Exponat) werden die ArGe Portugal und die ArGe Brasilien als Sonderbeilage in den Rundbriefen nächstes Jahr bringen. Ich habe das ganze um einen postgeschichtlichen Teil erweitert, sodaß ich auf 40 Seiten alles wichtige über den Stempel, die Typen und die entsprechenden farblichen Verwendungen zeigen werde. Tja, und das kostet Geld. Herr Gärtner vom gleichnamigen Auktionshaus hat sofort nach Durchsicht der Ausarbeitung seine Bereitschaft gegeben, das Projekt zu finanzieren. Darum habe ich mich natürlich riesig gefreut und ich kann nur hoffen, dass auch andere Projekte über Sponsoring Würdigung und Verbreitung finden.
    Nebenbei habe ich sogar noch 2 neue Briefe (zeige ich demnächst) für mein Exponat gefunden.
    Ich hatte den Eindruck, dass trotz sinkender Zuschauerzahlen, das Interesse allgemein an der Philatelie gestiegen ist und die Besucher fachkundig waren und sich gern beraten ließen. Ich habe mir die Zeit genommen und vielen Besuchern/ Betrachtern mein Exponat erklärt und Fragen beantwortet. Leider habe ich dadurch für andere Sachen weniger Zeit gehabt. Aber der Bezug zu Leuten, die vielleicht etwas nachmachen wollen oder sich einfach nur informieren wollten, war mir (mit einem gewissen Eigenstolz) wichtiger.
    Aber viele Bekannte konnte ich treffen und auch mal die Zeit freischaufeln mit denen gemütlich den einen und anderen Kaffee zu trinken.
    .... und so habe ich die Verleihung der Posthörner verpaßt.
    Für mich war Sindelfingen schon wegen den Gesprächen eine wertvolle Veranstaltung.

    :thumbup::thumbup::thumbup: ...und mitgenommen habe ich ja auch noch etwas.....

    Rolf- Dieter