Frankreich-Österreich-Markenzeit

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Brief aus Paris vom 31.3.1853 nach Steyer aus der bekannten Voith - Korrespondenz, der noch ganz nach vormarkentechnischen Gesichtspunkten behandelt wurde und auch die segensreiche Erfindung des Postvereins negiert.

    Als Portobrief aufgegeben, lief er noch über die Schweiz "unten herum" über den Vorarlberg nach Wien, wo er am 3.4.1853 einschlug. Ich meine aber, dass er das nur schaffen konnte, wenn er in Bregenz in ein Paket über Bayern gelegt wurde, weil ich mir sonst bei einer rein innerösterreichischen Beförderung diese kurze Laufzeit nicht erklären kann.

    Oder lief er etwa doch über Strasbourg oder Forbach nach Wien durch die Staaten Baden und Bayern? Leider versagt meine Literatur hier etwas.

    Definitiv prallte er von Wien aber ab und lief zurück nach Steyr, wo er am 5.4. ankam. Demnach konnte er nicht im Briefpaket Paris - Linz gewesen sein, sonst hätte er nicht über Wien laufen müssen.

    Der Empfänger zahlte die Standardrate von 29x CM für einen einfachen, bis 7,5g leichten Brief.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Bei mir ist es leider etwas eng wenn es um Briefe geht wie auch Literatur wenn es um Briefe aus Frankreich nach Österreich geht. Einmal will es sich ändern aber das hilft jetzt leider wenig. Ich habe aber ein paar Briefe aus Strasbourg nach Steyer von 1854 und 1855 die beiden über Schweiz gelaufen sind. Die waren nicht in geschlossene Pakete wie dein ganz sicher war. So eine todsichere Antwort kann man nicht geben - dafür braucht man noch andere Quellen.

    Aber wenn die Briefe aus Strasbourg nicht über Deutschland gelaufen war denke ich dass es ein Hinweis ist dass diese Briefe aus Paris nicht über Strasbourg gelaufen war. Ein nördlicher Route war wohl aber auch möglich, aber diese Briefe haben wohl auch meist einige Transitstempel, auf jeden Fall in die erste 50-er Jahren.

    Wenn überhaupt, rein Bahnmässig war wohl bei Briefe aus Paris die Strecke über Forbach die schnellste und dann weiter bis München mit dem Bahn. Das war in 1853 möglich.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    dann haben wir beide den gleichen Wissensstand - nur hilft er nicht so ganz weiter, weil ich auch denke, dass meiner über die CH geleitet worden war.

    Unterstellen wir das, müssten wir annehmen, um die Zeiten einzuhalten, dass er via Bregenz und München nach Wien gesandt wurde, sonst wäre er nicht in 4 Tagen in Wien gewesen.

    Über Forbach - München - Wien wäre auch möglich. Beim geschlossenen Transit kämen auch keine Stempel drauf; evlt. wäre sogar eine Leitung über Belgien technisch möglich - auch da geschlossen mit der preußischen Bahnpost ohne Stempel.

    Aber die Briefe aus Belgien nach Österreich über Preußen weißen 1853 IMMER preußische Bahnpoststempel auf. Das macht die Sache nicht einfacher ...

    Strasbourg über die Schweiz nach Vorarlberg und dann weiter ist klar - da fällt Preußen und Belgien aus.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Es gab bei Frankreich-Österreich viele mögliche Laufwege, meistens hing es von Absendeort an. Es gibt Briefe wo der Absender eine Bitte den Brief über Belgien und Preussen zu schicken vermerkt hat ohne dass es Beweise für den Leitweg zu finden ist - ich meine dann aus der Zeit wo die Preussen immer die Streckenstempel benutzt haben. Und wo es auch nicht unnatürlich den Brief so zu schicken. Beweisen kann man mit dieser Briefe gar nichts. Beweisen können wir es nur wenn die Stempel da sind und nicht wenn die Fehlen.

    Ich zeige hier einen Brief der schon mal gezeigt war. Der lief von Courbevoie gerade westlich von Paris nach Linz. Hier zeigt der Salzburgstempel deutlich das der Brief über München lief. Und eben dieser Salzburgstempel ist ab und zu einen Hinweis. Der Brief lief sicher über Paris, aber hier also nicht in eine geschlossene Paket.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    ja, der ist klar. Wären es doch nur alle ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Ja, leider ist es eher selten dass man einen deutlichen Leitweg zeigen kann.

    Noch einen habe ich. Aus Mulhouse in Elsass nach Graslitz in Böhmen.
    Der Brief lief in 1855 über Strasbourg, Bodenbach, Carlsbad nach Graslitz.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    ja, deshalb lieben wir die Stempel - vor allem die auf der Rückseite. ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph, hallo nils,

    mich interessiert nun noch, auf welchem Weg quer durch Deutschland der Brief von Strasburg (17.9.) nach Bodenbach (18.9.) kam, bevor er dann über Teplitz (19.9.) und Karlsbad (19.9.) an sein Ziel gelangte.

    Beste Grüße
    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    das müsste über Frankfurt am Main, Erfurt, Leizpig und Dresden gelaufen sein, sonst war das in der Zeit nicht machbar.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils,

    die Frage ist nicht, ob er über Würzburg - Hof zu leiten war, die Frage ist: Wie kommt er nach Würzburg.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Halo bayern klassisch

    Ich weiss nicht wie genau den Brief gelaufen war. Wollte nur sagen dass auch eine andere bahnmässigen Möglichkeit gab als den über Erfurt.
    Um es zu beantworten braucht man genauere Quellen als ich besitze.

    Sehe Karte 1854:
    http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/gif/e854d_a4.htm


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    hast du schon unseren 65. Rundbrief? Nach Norwegen kann es ja ein bischen dauern, daher meine Frage.

    Im Bodenbach - Artikel zeige ich ja Laufwege auf, die nach Bodenbach führten.

    So wenig sich Baden und Taxis riechen konnten - was die "fremden" Korrespondenzen anging, gab der eine dem anderen gerne etwas im geschlossenen Transit (nicht offen!).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Der Rundbrief ist da, aber ich habe noch keine Zeit gehabt er genauer zu lesen. Habe jetzt dein Artikel schnell durchgelesen. Ich kann leider keine Hinweise zu der mögliche Leitwege über Erfurt oder Würzburg-Hof finden.
    Ich denke dass die Änderungen so schnell kamen dass was 1852 richtig war nicht unbedingt in 1854 Gültigkeit hatte. So ich denke dass man noch Quellen und Briefe brauche um was sicheres zu sagen. Und ich denke man muss die Briefe etwas gruppieren um den Übersicht zu zeigen, also welche Bedingungen es war um den Leitweg überhaupt über Bodenbach zu benutzen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    sicher wird es sehr, sehr schwer werden, glasklare Daten zu finden. Vermutlich wird man das nie, weil es a) keine Primärakten mehr gibt und es b) kaum Briefe gibt, die einen eindeutigen Weg belegen.

    Was bleibt ist die Erfahrung eines guten, alten Postgeschichtlers und die Suche in einem sehr guten Forum. Auf mehr zu hoffen wäre vermessen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph, hallo Nils,

    vielen Dank für die interessante und anregende Diskussion. Eine Zusatzfrage sei mir noch gestattet: Könnte man eventuell auf der Grundlage von Eisenbahnfahrplänen zu einer Lösung des Problems kommen?

    Beste Grüße
    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    für Baden habe ich die Fahrpläne, für Bayern und die hessischen Bahnen zu dieser frühen Zeit noch nicht. Theoretisch wäre das eine Möglichkeit, aber wie gut man koordiniert war (ich bin der Meinung, man war gut koordiniert, andere teilen dies eher weniger), lässt sich nicht immer sagen.

    Schon wenn man simple DÖPV - Korrespondenzen überprüft, z. B. Köln - München, findet man Briefe, die mal 2, mal 3 Tage brauchen (da reden wir von den Ausreißern noch nicht). War der eine Zug 1 Std. verspätet, reichte es für den 2. Zug schon nicht mehr, für den 3. schon gar nicht. Aber wenn der 3. Zug wegen Problemen 1/2 Tag ausfiel, konnte es wieder reichen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Brief aus Paris nach Wien vom 15.11.1872, dessen Laufweg wegen des geschlossenen Transits nicht nachvollziehbar ist. Mit 60 Centimes zwar korrekt nach Österreich (nach Deutschland nur 40 Centimes) frankiert, wurde er aber zu spät am Schalter aufgeliefert und erhielt den Verzögerungsstempel "APRES LES DEPART", also "nach Postabgang".

    Immerhin kam er am 17.11.1872 in Wien an - wow kann ich da nur sagen.

    "Tete beche" haben wir natürlich nur optisch vor uns und nicht im richtigen Leben - was schade ist.

  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier meine jüngste Errungenschaft aus der Bucht:

    Portobrief aus Straßburg nach Steyr in Österreich vom 03.05.1851. Empfänger musste 29xCM bezahlen.

    Lt. van der Linden wurde der L.F-Stempel in Genf abgeschlagen, da der Punkt zwische den Buchstaben nicht am Boden, sonder mittig steht. Das passt aber nicht ganz, weil rückseitig der Grenzübergangstempel von Basel " Bureau Francais a Bale" in rot abgeschlagen ist.

    Meine Frage an die Experten, gab es den L.F-Stempel mit mittigem Punkt auch in Basel?

    Über Basel ging es dann anschliessend nach St.Gallen, Feldkirch (4.5), Arlberg, Landeck nach Innsbruck (5.5).

    Beim weiteren Weg gibt es dann 2 Möglichkeiten: von Innsbruck nur über österreichisches Gebiet nach Linz (7.5.) nach Steyr (7.5) oder über Kufstein, Berchtesgadener Land, Salzburg nach Linz und Steyr. Die 2 Tage sprechen vielleicht für die österreichische Variante, aber dann hätte er eigentlich nicht nach Linz gemusst, da Linz nördlich von Steyr liegt.

    Freue mich auf eure Antworten.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Christian,

    im van der Linden steht so einiges ...

    Der hier lief sicher über St. Louis nach Basel und hat Genf nie gesehen. Diese Vertragsstempel waren Masse und Punkte oben, mitte oder unten waren da gängig.

    Er lief m. E. über österreichisches Gebiet und nicht über das Berchtesgadener Land. Lief ein Brief in Österreich weiter, als er hätte laufen müssen, war es der Kartenschluß des vorletzten österreichischen Postamts, der nicht zu einem vorher gelegenen Postamt existierte. Macht sich ja auch sehr gut auf einer Karte ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.