Niederlande - Großbritanien

  • Diesen Brief habe ich für einen Artikel gekauft. Nun habe ich weder Erfahrung noch Unterlagen welche es mir erlauben die britischen Taxen zu bestimmen .


    Ostende war Zielhafen für Briefe von/nach den südlichen Niederlanden (Belgien u. Luxemburg). Der Beleg ohne Inhalt wurde offensichtlich Ende Juli (28?) 1820 in Ostende aufgegeben. Zielort Edinburg. Austauschhafen mit Ostende war Dover. Einen Postvertrag NL-UK gab es seit November 1818. Es bestand Frankierungszwang bis zum Zielhafen. Verschifft wurde in geschlossenen Postkisten. Wenni ch den PV richtig verstehe, war jeder Herr seiner eigenen Portotarife, keine Vergütung oder so.


    Auf der Rückseite wurden 3 décimes/sol vermerkt. Dies war scheinbar das niederländische Porto für den Seeweg bis Dover. Kein weiterer niederländisch/belgischer Taxvermerk. Meine Quelle äussert sich da nur sehr wage. Beispiele aus der Zeit gibt es keine. Auf dem Verso befinden sich noch 2 Stempel: einen Ankunfts und einen Abgangsstempel vom 29 JY. Der Zweikreis ist ein Nachtstempel. Der FPO = Foreign Post office. Ich gehe davon aus dass beide in London abgeschlagen wurden. Auf der Vorderseite in rot ein Ankunftsstempel vom 1 August, vermute aus Edinburg.


    Die britischen Taxen: in Form von einem Stempel 1/2 = 1 shilling 2 pence. Konnte diesen Stempel leider nicht im meinem Handbuch finden. Des Weiteren ein Handvermerk 2/3 = 2 shilling 3 pence


    Hier kann ich nur vermuten : Dover-London 1/1 + London-Edinburg 1/2 = gesamt 2/3 :?:


    Für jede Hilfe/Richtigstellung bin ich dankbar

  • Hallo Zockerpeppi,


    die vom Empfänger in Edinburgh zu zahlende Gebühr berechnet sich wie folgt:


    1sh/4d. (einfacher Brief Niederlande => Vereinigtes Königreich)
    + 1sh/1d. (11. Entfernungsstufe (400 bis 500 Meilen) nach dem Tarif von 1812)
    - 2d. (long distance reduction)
    2sh./3d.


    Der Stempel "1/2" steht für einen halben Penny, der zu dieser Zeit zusätzlich in Schottland zu zahlen war, die sogenannte "Scottish Additional Halfpenny Mail Tax". Insgesamt waren also 2sh./31/2d. zu zahlen.


    Viele Grüße,
    nitram


  • @ Nitram
    vielen Dank :thumbup:


    Das mit der schottischen Taxe hat mir gestern ein Kollege erklärt. Ich habe nun auch das Datum dieser Taxe heraus gefunden --> act 53 - 3.6.1813



    P.S : gibt es ein Handbuch für die Britischen Postgebühren ?

    Phila-Gruß


    Lulu

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Lulu


    Es gibt mehrere.
    Ich habe selbst nur einen:


    Colin Tabeart: United Kingdom Letter Rates Inland and Overseas, Second Edition 2003


    Obwohl es hier einige Lücken gibt und und in meinem Zeitraum nicht immer so gut bearbeitet ist, reicht das Buch lange für mich. Da ich nur einen habe kann ich auch nicht sagen wer der besseren ist.


    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Hallo Zockerpeppi,


    persönlich benutze ich am meisten für die Zeit bis 1840 bzw. für die Zeit ab 1840 bis Allgemeinen Postverein die folgenden beiden Bücher:


    Robinson, David: for the Port & Carriage of Letters, 250 S., o. O.: David Robinson (Scotland), 1990


    Moubray, Jane/Moubray, Michael: British Letter Mail to Overseas Destinations 1840-1875, 512 S., London: The Royal Philatelic Society London, 1992


    Es gibt sicher auch noch andere, vor allem für Spezialthemen, diese beiden decken aber schon ziemlich viel ab.


    Viele Grüße,
    nitram


  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein Grenzfrankobrief von Brüssel nach Edinburgh, vom 27.7.1817.

    Vorderseitig ein roter "BRUSSEL FRANCO" Stempel, weiters ein englischer 1/2 Penny Stempel.

    Vorne in der Mitte wurde ein roter achteckiger Stempel " AUG 4 1817 W M " abgeschlagen.

    Der Absender bezahlte 7 decimes auf der Siegelseite in schwarz notiert.

    Die Empfängergebühr (2/3 in schwarz notiert) hat Martin beim vorherigen Brief bereits gut erklärt:

    1sh/4d. (einfacher Brief Niederlande => Vereinigtes Königreich)
    + 1sh/1d. (11. Entfernungsstufe (400 bis 500 Meilen) nach dem Tarif von 1812)
    - 2d. (long distance reduction)
    2sh./3d.

    Wo wurde der achteckige Stempel abgeschlagen?

    Bitte um eure Hilfe.

    Liebe Grüße

    Franz



  • Hallo Franz,

    beginnen möchte ich mit den beiden Stempeln auf der Rückseite des Faltbriefs. Der sogenannte Dotted-Circle-Stempel FPO AU 1 1817 stammt von der Foreign Branch in London, also der Abteilung, die für die Auslandspost zuständig war. Von der Foreign Branch ging der Brief dann an die Inland-Branch im Londoner Hauptpostamt. Dort wurde, ebenfalls am 1. August, der andere Stempel auf der Rückseite abgeschlagen. Nun ging der Brief per Postkutsche nach Edinburgh. Im Hauptpostamt in Edinburgh wurde der achteckige rote Stempel auf der Vorderseite abgeschlagen, und zwar am 4. August.

    Und nun noch kurz zu dem schwarzen Add. 1/2-Stempel auf der Vorderseite. Dieser dokumentiert eine Zusatzgebühr (Additional Halfpenny Wheel Charge), die ab Juni 1813 (bis zum 05.12.1839) für solche Briefe verlangt wurde, die innerhalb Schottlands mit einem Fahrzeug mit mehr als zwei Rädern befördert wurden, also in der Regel Postkutschen. Damit wurden Briefe, die innerhalb Schottlands befördert wurden, ab Juni 1813 so gut wie immer mit dieser Zusatzgebühr belastet.

    Alles klar?

    Viele Grüße

    Theo

  • Hallo Theo,

    vielen herzlichen Dank für deine Erläuterungen :thumbup: :thumbup: :thumbup:damit hast du mir sehr geholfen.

    Jetzt kann ich den Brief gut beschreiben :)

    Liebe Grüße

    Franz