von und nach Russland nach dem Postvertrag vom 13.4.1852

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein (Franko)brief vom 14.4.1857, von Berdytscheff nach Paris.

    Vorderseitiger französischer Stempel PREUSSE VALENCIENNES 2? AVRIL 57.

    Siegelseitiger Stempel MISLOWITZ und Ankunftsstempel PARIS 23 Avril.

    Vorderseitig wurde in rot f 3/5 notiert.

    Siegelseitig in blau ?20?

    Wer musste was bezahlen? Wie setzen sich die Gebühren zusammen?

    Wie war der Leitweg?

    Bitte um eure Hilfe.

    Liebe Grüße

    Franz


  • Lieber Franz,

    der Stempel MISLOWITZ ist ein Bahnpoststempel, wie er zu der Zeit in den östlichen Landesteilen benutzt wurde. In meinen Unterlagen habe ich ihn nicht gefunden. Das Datum scheint der 21.4. zu sein.

    Neben dem Paris-Stempel prangt noch ein PARIS POSTE RESTANTE.

    liebe Grüße

    Dieter

  • Lieber Franz,

    der Stempel MISLOWITZ ist ein Bahnpoststempel, wie er zu der Zeit in den östlichen Landesteilen benutzt wurde. In meinen Unterlagen habe ich ihn nicht gefunden. Das Datum scheint der 21.4. zu sein.

    Neben dem Paris-Stempel prangt noch ein PARIS POSTE RESTANTE.

    liebe Grüße

    Dieter

    Liebe Freunde,

    der Stempel gehörte zum Eisenbahnpostamt Nr. 5 und lautete wohl MAYSLOWITZ BRESLAU. Siehe Fotos aus Münzberg, Preussen Postanstalten Band 8 E60 und E63

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Franz, hallo zusammen,

    der Brief wurde voll frankiert aufgegeben, der vorderseitige Franco-Stempel links oben ist russischen Ursprungs. Als Weiterfranko an Preußen wurden 8 Sgr. berechnet (rückseitig), die vorderseitig oben rechts nochmal aufgeschlüsselt notiert wurden: 3 Sgr. an Preußen, 5 Sgr. an Frankreich.

    Der Brief lief wohl im geschlossenen Transit durch Österreich und wurde bei Myslowitz von der preußischen Bahnpost übernommen. Der Kursstempel lautet meiner Meinung nach MYSLOWITZ-KANDRZIN. Weiter ging es über Breslau und Berlin nach Aachen (P.D. gestempelt). Der Stempel PRUSSE 3 VAELCIENNES stammt aus Paris.
    Briefe an das Bankhaus Rothschild in Paris sind fast durchweg Poste restante gestellt worden.

    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,

    vielen herzlichen Dank für die ausführliche Info:thumbup::thumbup: Super, jetzt kann ich den Brief gut dokumentieren.

    Wenn ich alles richtig verstanden habe, zahlte der Absender 8Sgr. = 24,8 (25) Kopeken Franko.

    Lieber Erwin,

    vielen herzlichen Dank für die Stempelinfo:thumbup::thumbup:

    Liebe Grüße

    Franz

    Einmal editiert, zuletzt von Altsteirer (13. Juli 2021 um 11:05)

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein Portobrief vom 9.6.1865, von St. Petersburg nach Paris

    Der Empfänger zahlte 11 Decimes.

    Vorderseitiger roter preußischer Stempel "AUS RUSSLAND PORTO 23.6" und schwarzer Stempel P.33. (??preußisch??)

    Siegelseitiger Ankunftsstempel PARIS 25 JUN 65.

    Wurde der P33 Stempel in Preußen abgeschlagen?

    Wofür steht die blaue 3 auf der Siegelseite?

    Bitte um eure Hilfe.

    Liebe Grüße

    Franz

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Franz,

    der P.33. ist ein Verrechnungsstempel zwischen Preußen und Frankreich, siehe hier, der in Preußen abgeschlagen wurde. Die rückseitige blaue 3 steht für die russische Portoforderung von 10 Kop. = 3 Sgr. Der rückseitige PORTO-Stempel ist russischen Ursprungs.

    Viele Grüße

    Michael

  • Liebe Freunde,

    der folgende Brief an Das Königliche Hochlöbliche Württembergische Oberamts Gericht in Calw in Württemberg von 1852 besticht nicht durch seine Optik, zeigt aber schön den Leitweg auf.

    Die Aufgabe erfolgte in Płock an der Weichsel (K2 und FRANCO-Stpl., beide in rot vs.), von dort ging es zum polnischen Grenzpostamt in Słupce (roter K2 rs). Dieses hatte einen direkten Kartenschluß mit Berlin (schwarzer L2 rs. und AUS RUSSLAND FRANCO vs.), was erklärt, dass der Brief keinen preußischen Bahnpoststempel einer südöstlichen Bahnstrecke aufweist. Statt dessen wurde dann BERLIN-LEIPZIG (rs) gestempelt. Nach dem geschlossenen Transit durch Sachsen erhielt der Brief den nächsten Stempel bei der Umkartierung in Bayern mit BAHNP. HOF-NÜRNBERG (rs). Am Zielort Calw in Württemberg kam dann noch der blaue Ankunftsstpl. rs. dazu.

    Der Absender hatte 20 Kop. Franko + 2 Kop. für einen Einlieferungsschein bezahlt (vs. links unten), die polnische Post notierte dann auch direkt daneben f und rückseitig 3 (Weiterfranko an Preußen 3 Sgr.). In Berlin wurde dieses Weiterfranko nach Kontrolle rückseitig in blau wiederholt und vorderseitig, ebenfalls mit blauer Tinte, mit f der Franco-Status noch mal für die folgenden Postbehörden bestätigt.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    da hat einer in Polen die deutsche Currentschrift beherrscht? Respekt, ist so nicht zu erwarten (oder war es dort, wie die Bayern sagen, ein "Zuagraisda"?).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Michael,

    du zeigst einen interessanten Beleg zu einer Destination, die von Polen aus sicher nicht häufig war. :) Um die Beschreibung zu erstellen hätte ich zumindest teilweise Hilfe benötigt. Desonders die doppelte Bestätigung des Franco kannte ich bisher nicht.

    viele Grüße

    Dieter

  • Liebe Freunde,

    da der Inhalt nicht beiliegt, kann man nur vermuten, dass ein Zugereister der Verfasser ist.
    Doppelte Franko-Bestätigung sieht man nur hin und wieder. Hier war (meiner Meinung nach) alles zuzuordnen, deshalb die etwas ausführlichere Beschreibung.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Freunde,

    mit diesem Brief ging es am 11./23.9.1862 aus Riga - damals russisch - an die bekannte Adresse der Brüder Frowein im niederländischen Arnheim, wo der Brief am 26.9.1862 ankam.

    Der Brief weist nur 4 Stempel auf:

    11.9.1862 Riga (Greg. 23.9.1862)

    24.9.(1862) Königsberg - Bromberg

    ??.9.1862 Aus Russland von wem?

    26.9.1862 Arnhem

    An Taxierungen finden wir folgendes:

    eine blaue 3 auf der Rückseite. Porto bis zur preuss. Grenze?

    eine blaue 6 auf der Vorderseite.

    Die niederländische Taxe auf der Vorderseite verwirrt mich. Soll das eine 45 sein? Die 6 Sgr bon Preußen wurden nach der Tabelle von 1851 zu 35 Cent reduziert. Normalerweise waren von der Grenze bis Arnheim aber nur 5 Cent zu bezahlen. 5 Cent extra wegen Porto? Wer kennt die Antwort?

    Der Stempel Aus Russland paßt nicht zu denen, die im Feuser gelistet sind. ??

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    der Ra1 "Aus Russland" wurde vom ambulanten Bahnpostamt XI auf der Strecke Königsberg-Bromberg eingesetzt.

    Zu den Taxen: mit deiner Vermutung, dass Briefe nach Arnheim nur 5 Cents kosteten, liegts Du richtig. Das galt auch für Briefe aus Russland, wie der folgende Beleg von 1860 zeigt. Dies war ein Frankobrief aus Russland nach Arnheim und Preußen vergütete an die niederländische Post 5 Cents.

    Die 45 Cents Gesamtporto bei deinem Brief resultieren neben den 5 Cts. für die inländische Strecke bis Arnheim aus 40 Cents für Preußen, die sich folgendermassen aufschlüsseln: 3 Sgr. für den preußischen Transit + 3 1/4 Sgr. für das russische Porto. Diese Umrechnungsformel 10 Kop. (russ. Inlandsporto) = 3 1/4 Sgr. basieren noch auf dem alten preußisch-russischen Vertrag von 1843. Dieses Währungsverhältnis war zum Zeitpunkt des preußisch-niederländischen Vertrags von 1851 noch gültig und wurde so übernommen. Dieser Vertrag war zum Zeitpunkt deines Briefes noch gültig und so erklärt sich, warum 40 statt 35 Cts. für das ausländische Porto angesetzt wurden.
    Diese vertraglich vereinbarten Reduktionsverhältnisse galten weiterhin, obwohl mit dem 1852er Vertrag zwischen Russland und Preußen das Umrechnungsverhältnis 10 Kop. = 3 Sgr. festgelegt wurde und Preußen dies auch auf den Portobriefen so notierte (siehe die notierten 6 Sgr. auf deinem Brief und nicht 6 1/4) !
    NB: ich habe mehrere Briefe nach Arnheim, die genau so wie deiner taxiert wurden, also kein Fehler sondern System.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte