von und nach Russland nach dem Postvertrag vom 13.4.1852

  • mit deiner Vermutung, dass Briefe nach Arnheim nur 5 Cents kosteten, liegst Du richtig

    Hallo Michael,

    das ist keine Vermutung. Ich habe etliche Briefe an die Firma Frowein und andere Adressen in Grenznähe um zu wissen, daß die Niederlande 5 Cent berechneten. Den PV dazu habe ich auf der Festplatte.

    Die 45 Cents Gesamtporto bei deinem Brief resultieren neben den 5 Cts. für die inländische Strecke bis Arnheim aus 40 Cents für Preußen, die sich folgendermassen aufschlüsseln: 3 Sgr. für den preußischen Transit + 3 1/4 Sgr. für das russische Porto. Diese Umrechnungsformel 10 Kop. (russ. Inlandsporto) = 3 1/4 Sgr. basieren noch auf dem alten preußisch-russischen Vertrag von 1843. Dieses Währungsverhältnis war zum Zeitpunkt des preußisch-niederländischen Vertrags von 1851 noch gültig und wurde so übernommen. Dieser Vertrag war zum Zeitpunkt deines Briefes noch gültig und so erklärt sich, warum 40 statt 35 Cts. für das ausländische Porto angesetzt wurden.
    Diese vertraglich vereinbarten Reduktionsverhältnisse galten weiterhin, obwohl mit dem 1852er Vertrag zwischen Russland und Preußen das Umrechnungsverhältnis 10 Kop. = 3 Sgr. festgelegt wurde und Preußen dies auch auf den Portobriefen so notierte (siehe die notierten 6 Sgr. auf deinem Brief und nicht 6 1/4) !

    Die 6¼ Sgr wurden also großzügig aufgerundet zu 40 Cent, die eigentlich 7 Sgr entsprachen.


    Vielen Dank für die Erklärungen

    Dieter

  • Hier ein Brief aus St. Petersburg vom 25.6./7.7.1865 nach Montpellier. Folgende Stationen sind durch Stempel dokumentiert:

    25.06.1865 jul. St. Petersburg

    08.07.1865 Portostempel auf der Strecke Alexandrowo-Berlin

    10.07.1865 Post aus Preußen über Erquelines

    10.07.1865 Ankunft in Paris

    Die Ankunft in Montpellier ist nicht vermerkt. Möglicherweise ist es der unleserliche Stempel über der Versiegelung.

    In Aachen wurde der Postvertragsstempel P.33. gesetzt.

    Die blaue 3 steht für die Forderung Preußens im DÖPV von 3 Sgr

    Die Empfänger des Briefes durften 11 Déc. bezahlen.

  • Mit diesem Beleg geht es am 7./19.11.1864 aus St. Petersburg nach Montiglio in Italien, wo der Brief vermutlich am 24.11. eintraf. Durch Stempel dukumentiert sind:

    07.11.1864 jul. St. Petersburg

    21.11.1864 Bahnpost Eydkuhnen-Bromberg

    22. ???? Badische Bahnpost ??

    24.11.1864 Bellinzona

    24.11.1864 Turin

    24.11.1864 oder 25. Montiglio

    Der Stempel Aus Russland franco wurde vom Eisenbahn-Postamt XI auf der Strecke Königsberg-Bromberg angebracht. Wurde da auch der PD-Stempel abgeschlagen? Oder ist der aus Petersburg?

    Der Transport durch die Schweiz nach Italien erfolgte sehr zügig.

    Auf der Rückseite finden wir mit Blaustift f 10 und 7/3. Wie ist die Aufschlüsselung?

    Die Vorderseite zeigt mit blauer Tinte 3¾ und mit Rötel 12. Das ist wohl der Anteil von 12 xr für die Schweiz und Italien (je 6 xr?)

    Wo wurde der kleine Ovalstempel franco. gestempelt?

    Der Brief ist Chivasso per Montiglio adressiert. Chivasso liegt jedoch ca. 25 km nordwestlich von Montiglio nahe Turin, aber eine Villa Puzzi habe ich auf Google Maps nur 2 km östlich von Montiglio gefunden. Die Post kam anscheinend trotzdem ohne Probleme an, da es keine sonstigen Vermerke gibt.

  • .... und noch ein Brief aus Rußland nach Lille in Frankreich. Dieser kommt aus Moskau und wurde am 21.6.(3.7.)1861 geschrieben und am 23.6.(5.7.) aufgegeben. Auffällig ist bei diesem Stempel, daß die Lettern nicht kyrillisch sind sondern lateinisch. Das Datum ist aber wie üblich julianisch.

    Der Brief wurde wurde links unten mit porto markiert, was ziemlich ungewöhnlich ist.

    Bereits am 8.7. war der Brief auf der Bahnstrecke Königsberg - Bromberg unterwegs, wo auch der Stempel Aus Russland angebracht wurde. In Aachen wurde dann der Vertragsstempel P.35. gestempelt. In nur 2-3 Tagen legte der Brief die weite Strecke vom fernen Ostpreußen nach Lille zurück, was durch den Grenzübergangsstempel und den Ortsstempel dokumentiert wurde. Die beiden Taxierungen auf der Rückseite kann ich nicht einordnen.

    Irgenwie hat man sich am Ziel in Lille vertan und 22 Déc angeschrieben, die jedoch gestrichen und durch 11 ersetzt wurden.

    Mir dem Schreiben werden insgesamt 600.000 Nadeln laut beigefügter Muster bestellt. Erstaunlicherweise gingen diese Muster in den vergangenen 160 Jahren nicht verloren.


    Dieter

  • ..... und noch ein Brief aus dem Rußland-Angebot.

    Mit diesem Brief aus Odessa, geschrieben am 13./25.10.1852 geht es wieder an die Firma Roederer in Reims. Vom Ortsstempel Odessa ist leider nur der Ort lesbar. Die Preußen haben den weiteren Transport nach Westen gut dokumentiert:

    03.11. Myslowitz - Breslau

    03.11. Breslau - Berlin

    04.11. Berlin - Minden

    04.11. Minden - Deutz

    06.11. Prusse 3 Valenciennes 3 (in Paris)

    06.11. Paris

    06.11. Reims

    Mir erschließt sich zuerst nicht ganz, warum der Brief über Valenciennes nach Paris lief und dann zurück nach Reims. Ein Blick auf die Entwicklung der Eisenbahn in Frankreich zeigt aber: Die Strecken Valenciennes - Paris - Reims waren Ende 1850 bereits fertiggestellt. Zu Belgien habe ich keine Unterlagen.

    Wir sehen also, daß der Brief von der Grenze bei Myslowitz bis Reims nur ca. 3½ Tage brauchte.

    Der gezackte R1 AUS RUSSLAND wurde auf der Strecke Myslowitz-Breslau angebracht.

    Auf der Rückseite wurde der Brief in Rußland Porto. gestempelt.

    War der Brief nur bis zur russischen Grenze frei? Von den Taxen auf Vorder- und Rückseite ist mir nur klar, daß Roederer bei Ankunft 14 Dec. bezahlte.

    Wer kann etwas zu den Taxen beitragen?


    Dieter

  • Hallo Dieter,


    der rückseitige Porto-Stempel ist russisch und dort wurden auch die 3 Sgr.-Portoforderung der russischen Post notiert.

    Vorderseitig heisst es nicht franco, sondern france


    Ein schöner Abschlag des Zackenstempels, der 1 Jahr vorher eingeführt wurde.


    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich zeige den Brief mal hier.

    Der Absender vermerkte "über Stettin".

    Da ich den FRANCO Stempel auf Briefen nach Russland noch nicht gesehen habe, gehe ich davon aus, er wurde auch nur bei Transport über Stettin verwendet.

    Liege ich da richtig oder hat jemand Erkenntnisse dazu?

    Gruß

    bayernjäger


  • Es geht weiter mit den Rußland-Briefen.

    Hier einer aus Riga vom 30.7./11.8.1859 an die bekannte Firma Frowein in Arnheim. 2 Tage später war der Brief mit der Bahn Königsberg-Bromberg unterwegs und kam am 16.8.1859 in Arnheim an.

    Wenn ich die Zahlen richtig deute berechnete Preußen 3 Sgr bis zur eigenen Grenze und verlangte von den Niederlanden 6 Sgr. Diese kassierten vom Empfänger 40 Cent. Richtig so?

    Den blauen Vermerk unter dem Aus Russland-Stempel kann ich nicht entziffern


    Dieter

  • 45 Cents

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Das kann eigentlich nicht sein, da Arnheim weniger als 25 km von der Grenze entfernt ist. Die 6 Sgr entsprachen 35 Cent + 5 Cent für NL. Ich habe auch überlegt, was die Zahl bedeuten soll, aber nach dem Vertrag vom 26.1.1851 waren für Briefe an Orte unter 30 Niederl. Meilen von der Grenze aus gesehen 5 Cent zu berechnen.


    liebe Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,


    das Thema hatten wir letzten Monat hier.

    Preußen hat zwar 6 Sgr Porto-Forderung notiert, bekam aber tatsächlich 6 1/4 Sgr. von der niederländischen Post erstattet. Deshalb wurde gerechnet: 40 Cts. Porto an Preußen + 5 Cts. bis Arnheim. Hintergrund dafür siehe meinen verlinkten Beitrag.


    Gruß

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo bayernjäger,


    die Leitwegangabe "über Stettin" war eine unverbindliche Empfehlung des Absenders. Land- und Seeweg war gleich teuer und so wurde von der Post entschieden, welcher Verbindungsweg aktuell schneller war. Man kann nur in Ausnahmefällen definitv bestimmen, dass der Seeweg gewählt wurde. Es gibt auch Briefe mit Leitvermerk "via Lübeck", die über Stettin liefen ...

    Den FRANCO-Stempel kann man Stettin meines Wissens nicht sicher zuordnen. Auf die Schnelle habe ich bei mir 2 Briefe nach St. Petersburg damit gefunden: 1x aus Barmen (Rheinprovinz) und 1x aus Leipzig (Sachsen), beide ohne Leitwegvermerk Stettin.


    Gruß

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • ..... und noch einer aus St. Petersburg.

    Der Brief wurde am 5./17. Mai 1865 in St. Petersburg geschrieben. Wie der in Petersburg angebrachte kleine Ovalstempel franco (v.d.Linden 1430) rechts oben beweist, wurde der Brief voll bezahlt. Der rückseitige Aufgabe-Stempel zeigt den 5. (18.) Mai. Am folgenden Tag war der Brief auf der Strecke Eydkuhnen-Bromberg unterwegs, wie der rote K2 (v.d.Linden 333) beweist. 8 Sgr wurden weitergereicht, davon 3 für Preußen und 5 für Belgien/Frankreich. Bereits am 21.5. kam der Brief auf französischem Gebiet an (PRUSSE LILLE und LILLE (57) ).

    Die kleine blaue 2 links oben kann ich nicht deuten. Doppeltes Gewicht kann meiner Meinung nach nicht passen. Oder??

  • Hallo Michael,

    der Stempel lässt sich also Stettin nicht zuordnen, schade.

    Deine Briefe lassen vermutlich auch nicht erkennen welchen Weg sie nahmen?

    Mir sind noch zwei Briefe aus Bayern nach Bergen in Norwegen bzw. Copenhagen in Dänemark mit fast identischem Stempel (der Rahmen scheint 2 mm höher) bekannt.

    Ansonsten wird es Richtung Osten und Norden sehr dünn mit dem Rahmen FRANCO. Stempel.

    Könntest du deine beiden Briefe zum Vergleich zeigen? Du kannst sie mir aber ggf. auch per PN schicken.

    Gruß

    Udo

  • Hallo Udo,


    der konkrete Leitweg ist bei Russland-Briefen häufig nicht genau zu belegen.

    Werde mal schauen, ob ich noch mehr Briefe mit diesem Stempel habe. Vielleicht sollten wir die Belege mit diesem Stempel mal in einem extra Thema sammeln?


    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Ich habe noch einen Brief aus Riga, der über Preußen lief. In Hamburg ging es dieses Mal in Richtung Norden, nach Kopenhagen.

    Geschrieben wurde der Brief am 17. Octb 1855 (greg.) und wurde am gleichen Tag (5./17.10.) in Riga aufgegeben und voll bezahlt. 2 Tage später (19.10.) war der Brief auf der Strecke Königsberg-Marienburg unterwegs. Dieser Bahnpoststempel war nur wenige Jahre im Einsatz, da die Lücke zwischen Marienburg und Danzig-Bromberg im Jahr 1857 geschlossen wurde.

    Auf dieser Bahnstrecke wurde auch der vorseitige L1 Aus Russland angebracht.

    Dank des bereits recht gut ausgebauten Bahnnetzes war der Brief bereits am 21.10 morgens um 6-7 Uhr in Hamburg, was der Stempel des Dänischen Oberpostamtes beweist. Die Preußen haben vor der Übergabe den roten FRANCO-Stempel abgeschlagen.

    Auf der Rückseite finden wir eine blaue 5 und vorne eine blaue 2. Bedeutet das 5 Sgr für Preußen, von denen diese 2 Sgr an Dänemark weiterreichten? Oder sind das 2 Skilling?