von und nach Russland nach dem Postvertrag vom 13.11.1843

  • Hallo,

    auch dieser Portobrief aus München vom Januar 1844 stammt aus der Zeit zwischen dem Additional-Postvertrag Preußen - Russland von 1843 und der neuerlichen Portoreduzierung in Preußen gemäß Circular vom 24.5.1845.
    Bayern belastete 12 Kr., die von Preußen in 3 1/2 Sgr. reduziert wurden. Im oben erwähnten Postvertrag von 1843 wurde der preußische Transit für Briefe aus Bayern auf 8 Sgr. reduziert. Preußen hat daher 12 Sgr. (4 Sgr. fremdes Porto, obwohl Bayern nur 3 1/2 Sgr. gutgeschrieben wurden, u. 8 Kr. Transit) an Russland belastet. Nachdem das russische Inlandsporto bei 10 Silberkopeken lag, errechnete sich ein Gesamtporto von 49 Silberkopeken. Der eigentlich obligatorische preußische Herkungsstempel BAYERN wurde hier nicht abgeschlagen.
    Zum 1.10.1845 ermäßigte sich der preußische Transit auf 6 Sgr.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    intressant, dass Preußen hier 2x oder 1/2 Sgr. aufgeschlagen hat.

    Es gibt ja genügend Briefe aus oder über Preußen nach und über Bayern, bei denen das preußische Porto von Hof bzw. Nürnberg auch um 2x erhöht wurde. Vlt. der kleine Transit via Taxisland als Kompensation?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief, geschrieben am 7.11.1844 in Nürnberg, nach Berlin forwarded und dort schon am 8.11. als Portobrief nach St. Petersburg aufgegeben. Ankunft dort am 16.11.

    Die preußische Portoforderung betrug 7 Sgr., diese wurden russischerseits in 23 Kop. reduziert. Zusammen mit dem russischen Inlandsporto von 10 Kop. hatte der Empfänger Herr Füß, Secretair der Academie der Wissenschaften insgesamt 33 Kop. (rs.) zu zahlen.
    Interessanterweise trägt der Brief als Absenderstempel den des Berliner Forwarders Lion M. Cohn, der wie aus dem Briefinhalt hervorgeht auch den geschäftlichen Kontakt insgesamt vermittelte.

    Durch Vermittlung dHerrn Lion M. Cohn in Berlin sandte ich Ihnen vergangenen Sonnabend ein ??? ...
    Kann jemand entziffern, was da versandt wurde?

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    "via Bahn" wurden die Bücher verschickt.

    Ein Klassebrief - sieht man selten aus Bayern. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    danke für die Transkription.
    Aber 1844 via Bahn? Da kam man in Preußen Richtung Osten gerade mal bis Stettin bzw. Frankfurt /O. und zwischen Bayern und Preußen klaffte auch noch eine beachtliche Lücke ...

    Oder wollte der Absender nur etwas angeben? Nürnberg war an der Entwicklung ja nicht ganz unbeteiligt. ;)

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    ja, leider fuhr der Adler ja keine Post ...

    Die Alternative wäre "im Lohn" gewesen, aber das macht für mich auch nicht so wirklich Sinn. Vlt. kommt noch ein anderer drauf, der weniger postgeschichtlich befangen ist, wie wir es sind. ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    obwohl für Charge-Brief Frankozwang bestand, ist dieser Brief vom Königl. Ministerium für auswärtige Angelegenheiten an die württembergische Gesandtschaft in St. Petersburg am 10.5.1844 als Portobrief aufgegeben worden.
    In Württemberg lief der Brief portofrei. Bayern setzte seinen Transit mit 12 Kr. an (2. Gew.-Stufe). Preußen setzte für das fremde Porto 4 Sgr. an (lt. Vertrag von 1843 hätten für Briefe aus Württemberg 5 Sgr. angesetzt werden können, doch nachdem der Brief in Württemberg portofrei lief, wurden nur 4 Kr., wie für Briefe aus Bayern angesetzt), und für den eigenen Transit 8 Sgr.
    Diese 12 Sgr. entsprachen in Russland 37 Kopeken + Inlandsporto in der 2. Gew.-Stufe von 20 Kopeken = Gesamtporto 57 Kopeken. Der Brief wurde also sowohl in Bayern als auch in Russland in der 2. Gewichtsstufe gesehen, in Preußen jedoch in der 1. Gewichtsstufe.
    Weis ein Forumsmitglied was die Anmerkung unter dem Durchgangsstempel von Berlin bedeutet?

    Grüsse von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball,

    ein interessanter und seltener Brief!

    Diese 12 Sgr. entsprachen in Russland 37 Kopeken + Inlandsporto in der 2. Gew.-Stufe von 20 Kopeken = Gesamtporto 57 Kopeken. Der Brief wurde also sowohl in Bayern als auch in Russland in der 2. Gewichtsstufe gesehen, in Preußen jedoch in der 1. Gewichtsstufe.

    ich biete mal folgende Interpretation an:

    Der Brief fiel in Württemberg und Bayern in die 2. und in Preußen und Russland in die 1.Gewichtsstufe.
    In Russland gab es zu dieser Zeit noch keine Recommandation wie in den deutschen Staaten. Statt dessen gab es die sogenannten versicherten Briefe, für die in Russland das doppelte Briefporto anfiel. Diese Versendungsform wurde in jenen Jahren regelmäßig bei eingeschriebenen Briefen von/nach deutschen Staaten herangezogen, so wohl auch hier. Daher wurde das einfache russische Briefporto von 10 Kop. für die Berücksichtigung der Recommandation auf 20 Kop. verdoppelt.

    Gruß
    Michael

  • Hallo liball,

    dein Brief wog 13/16 Loth, siehe oben. Ich weiß nicht, wer das notiert hat - Bayern und Württemberg hatten ja andere Lothgewichte, als Preußen. Bayern und Württemberg bis 1/2 Münchner Loth = Faktor 1,5 als 2. Gewicht. Preußen hatte glaube ich bis 1 kölnisches Loth als einfach - wie es bei Russland aussah, weiß ich nicht (wüsste es aber gerne). Toller Brief. :P

    Liebe Michael,

    deine Beschreibung sieht sehr gut aus. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Michael und bayern klassisch,

    vielen Dank für eure Bemerkungen. Wieder was dazu gelernt.
    Michael weist du, wann in Russland die Recommandation eingeführt wurde?
    Meines Erachtens hätte der Brief auch in Bayern nach der 1. Gew.-Stufe taxiert werden müssen, da im Vertrag Bayern-Preußen von 1834 die 1. Gew.-Stufe für den Verkehr zwischen diesen beiden Staaten bis zu 1 Loth ging. Zudem war das preußische Loth leichter als das bayerische (Preußen = 14,62 g, Bayern = 17,5 g).

    Grüsse von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball,

    offiziell wurden Einschreiben in Russland zum 13.1.1872 eingeführt.
    Davor gab es die schon erwähnten versicherten Briefe. Hier war in Russland der declarierte Wert versichert. Die Taxe lag bei einem zusätzlichen Portosatz - bei einem Brief der 3. Gewichtsstufe fiel neben dem 3-fachen Briefporto auch noch einmal das 3-fache Briefporto für die Versicherung an. Dies war bei deinem Brief so und auch während der Gültigkeit des preußisch-russischen PVs von 1852 - hierzu habe ich schon einige Beispiele gezeigt. Interessanterweise taucht 1863 der erste Recommandiert-Stempel in Polen auf (vermutlich nur für die Auslandspost), den ich auch hier gezeigt habe. Mit dem preußisch-russischen PV von 1866 wurden die russischen Tarife an die in den deutschen Staaten schon länger geltenden Usancen für Reco-Briefe angeglichen. In Russland entstand so eine Mischform aus Einschreiben / versicherten Briefen, die erst 1872 mit Abschaffung der versicherten Briefe (im Sinne der Recommandation) aufgelöst wurde.

    Hier ist noch einiges unklar, insbesondere sind auch die Vereinbarungen zwischen Preußen und Russland bezüglich der Handhabung (Versicherungsfall!) noch unbekannt.

    Gruß
    Michael

  • Hallo Liball,

    kann Dir folgende Länder anbieten: 
    1 Lot: in

    Schweden = 13,29 Gramm

    Finnland = 13,28 Gramm

    Russland = 12,79 Gramm

    Dänemark = 15,625 Gramm


    Ich hoffe das diese Info hilfreich war.


    Gruß Alandsammler :thumbup:

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein einfacher Portobrief vom 24.10.1850 aus Stettin ins baltische Pernau.

    Die preußische Portoforderung von 6 Sgr. wurde vorderseitig notiert (etwas verblaßt), rückseitig das vom Empfänger kassierte Gesamtporto von 29 1/2 Kop. notiert.

    Der rückseitige rechteckige Ankunftsstempel stammt aus Riga, Pernau stempelte bei Ausgabe seinen bilingualen Zweikreisstempel.

    Zum Leitweg: Man kann hier von dem üblichen Leitweg Stettin-Berlin-Königsberg-Tilsit-Tauroggen-Riga ausgehen. Allerdings fehlt rückseitig jeglicher preußischer Durchgangsstempel, z.B. von Berlin.
    Daher frage ich mich, ob es nicht auch eine Schiffsverbindung Stettin-Riga gab, über die dieser Brief hätte laufen können.
    Von Lübeck ist solches belegt. In den Postverträgen und auch den verschiedenen Veröffentlichungen wird immer nur die Verbindung Lübeck-Petersburg (bzw. -Kronstadt) erwähnt. In der Abhandlung "Aus der Geschichte der Post in Lübeck" (Hrsg. Senat der Hansestadt Lübeck) wird daneben aber die Verbindung Lübeck-Riga mit den in den verschiedenen Jahren über diesen Weg beförderten Briefen aufgelistet.
    Gab es eine derartige Verbindung vielleicht auch von Stettin aus?

    Gruß
    Michael

  • Liebe Freunde,

    Hier nun wieder ein Beleg der einige Rätsel aufgibt.

    Als Franco markierter Brief von Reval vom 16. Dezember 1849 geschickt nach Kupferzell in Württemberg.

    Der Brief wurde schon in Russland als "recommandirt" markiert, wobei es sich ja hier schon aus vorherigen Diskussionen ergeben hat, dass es vor 1872 in Russland eingeschriebene Briefe in dem Sinne nicht gab. Der Brief wurde also in Russland als "versicherter" Brief behandelt (auch erkennbar am roten Postsiegel auf der Rückseite) und von Preussen als recommandierter Brief anerkannt und behandelt.

    Zum ausserrussischen Porto kann ich leider nicht viel sagen. Bis zur russisch-preussischen Grenze kostete der versicherte Brief 20 Kopeken (in der 1. Gewichtsstufe oder 40 Kopeken - 2. Gewichtsstufe, was beim Format des Belegs möglich wäre, leider fehlt der Inhalt).

    Vielleicht ermöglichen die Notierungen auf dem Brief eine Bestimmung der Gewichtsstufe. Als gewünschter Leitweg ist Berlin, Behringen, Kunzelsau angegeben. Eine zusätzliche Frage zum Beleg wäre dann noch, ob er auch durch Bayern gelaufen ist. Gab es eventuell für den Empfänger in Württemberg Portofreiheit ?

    Mit vielem Dank und herzlichen Grüssen,
    Simmerer

  • Hallo Simmerer,

    ein tolles Stück - wow!

    Ich meine, dass der Brief Bayern nicht gesehen hat. Warum? Nach dem PV Preußens mit Bayern von 1834 wären 3 Porti anzusetzen gewesen: Das von Preußen, das von Bayern und das Inlandsporto von Taxis, die ja in Württemberg eine Lehenspost führten. Das ist nicht zu sehen. Stattdessen lese ich in preußischer Schrift 22 Kreuzer (allein Bayerns Transit hätte mindestens 8 Kr. gekostet, plus die Inlandstaxe von TT/Wbg, so dass Preußen hier viel zu wenig bekomme hätte).
    1849 wäre die preußische Post über Hof nach und über Bayern gelaufen - da gab es schon Stempel und Hof hätte in roter Tinte geschrieben. Das alles fehlt und weist für mich glasklar darauf hin, dass er über Taxis Nord nach Taxis Süd (Württemberg) geleitet worden war.

    Wie sich die 22 Kr. zusammen setzten, weiß ich daher nicht. Ich hoffe, es weiß ein anderer.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. Deine Antwort hilft mir schon einmal weiter. Es eine Bestätigung dass ich doch in die richtige Richtung gesucht habe, was schon ein kleines Erfolgserlebnis ist :)

    Nun hoffe ich natürlich sehr, dass sich jemand findet, der hier weiterhelfen kann das Mysterium zu lösen.

    Herzliche Grüsse,
    Simmerer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    der Brief war definitiv in der 2. Gewichtsstufe. Oben links ist eine (russische) "2" und rückseitig wurden 22 Sgr. Weiterfranko an Preußen notiert. Preußen erhielt vertragsgemäß für einfache Briefe nach Württemberg 11 Sgr.: 6 Sgr. preußischer Anteil und 5 Sgr. sogenanntes Fremdporto.

    Bezüglich des Leitweges widerspreche ich ungern, aber:
    - den Leitweg für russische Briefe nach Württemberg über Frankfurt kann ich erst für die 185xer Jahre belegen.
    - alle mir bekannten Briefe dieser Vertragsperiode liefen über Bayern. Ich besitze einen Brief, der in Nürnberg gestempelt wurde. Es gab einen Postkurs über Erfurt in diese Richtung.

    Die vorderseitigen Notierungen sind etwas schleierhaft. Wahrscheinlich wurden für Bayern & Taxis 22 Kr. vergütet, 16 Kr. hiervon an Bayern und 6 Kr. an Württemberg. Die "8" erschließt sich mir in diesem Kontext nicht - vielleicht hat ein verträumter Postler hier den bayerischen Anteil für einen einfachen Brief notiert??

    Ein sehr interessantes und seltenes Stück!

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    nach dem PV Bayern - Preußen von 1834, 1849 immer noch gültig in weiten Teilen (ich habe mir die Mühe gemacht und von 1845-49 alle bayer. VO hinsichtlich der Stichworte Württemberg, Preußen und Russland durch zu schauen - ohne tariflichen Erfolg) sollte Bayern 8x für den einfachen, hier dann 12x für den Brief über 1/2 bis 1 Münchener Loth zustehen. Kupferzell liegt in der 3x Zone von Bayerns Westgrenze, also im 2. Gewicht 4x, in summa 16x.

    Im 3. Gewicht kämen wir auf: 16x für Bayern und 6x für Württemberg und das wären dann die notierten 22x (Preußen wusste ja die Taxen für Württemberg ab der jeweiligen bayer. Grenze, weil Bayern sich verpflichtet hatte, diese umgehend an Preußen zu melden und konnte somit auch ganz frankierte Briefe aus Polen oder Russland via Bayern nach Württemberg überhaupt erst annehmen).

    Aber dann wäre es ein Briefe über 17,5 bis 26,25g gewesen, was von der Größe her schon passen könnte, nur die "2" wäre falsch und hätte durch die richtige "3" G-Stufe ersetzt werden müssen.

    Die preußischen Briefkarten waren immer auf Hof (evtl. durch Umkartierung auf Nürnberg) zu stellen und Hof hat m. E. immer Taxen und Stempel hinterlassen (1848 bis Anfang 1854 ohne Ausnahme).

    Man müsste wissen, ob er und wenn, wie er vlt. doch gleich über taxisches Postgebiet lief und was das in der 2. G-Stufe gekostet hätte. Das kann ich leider nicht sagen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    meiner Ansicht nach befindet sich auf dem Brief keine Gewichtsangabe. Ich würde die vorderseitige 2. als russische Registriernummer deuten. Die rückseitige 12. wäre dann noch eine Kartierungsnummer. Ich schliesse hier nur von den wenigen versicherten Inlandsbriefen die ich kenne auf diesen Brief. Leider kenne ich keine anderen Briefe von Reval, und auch keine anderen nach/über Preussen. Insofern beibt da sicherlich eine gewisse Unsicherheit ... Aber bestimmt wird das auch noch gelöst.

    Nochmals vielen dank für Eure Hilfe ! :thumbup:

    Herzliche Grüsse,
    Simmerer