von und nach Russland nach dem Postvertrag vom 13.11.1843

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    dieser Brief zeigt einige Besonderheiten:

    Aufgegeben am 4.Mai 1844 in Libau lief er über Preußen nach Copenhagen. Ankunft dort 7 Tage später (Empfängernotiz).
    Libau (kyrillischer L3-Aufgabestempel vorderseitig links, verwendet 1843-60) stand mit Memel im direkten Kartenschluß. In Memel wurde der alte L2-Stempel rückseitig aufgesetzt. eine sehr späte Verwendung dieses L2-Stempels, der K2 war schon 4 Jahre in Benutzung.
    Da der Brief franco Ruß. Grenze freigemacht war, verzichtete man anscheinend auf einen entsprechenden Grenzeingangsstempel. Grenzfrankatur war lt. Vertrag von 1843 möglich, wurde aber fast nie genutzt. Dies ist mein erster Beleg dazu.
    Das preußische Transitporto wurde entsprechend dem Vertrag vom November 1843 mit 8 Sgr. notiert.
    Die rückseitigen (russischen ?) Zahlen sind für mich unklar. Mit Jahresbeginn war das russische Inlandsporto auf 10 SKop. festgesetzt worden. Diese Taxe galt auch für Auslandsbriefe, daher hätte dies hier wohl auch gelten müssen.
    Leider fehlen auch dänische Durchgangs- oder Ankunftsstempel sowie eine Aufsummierung des Portos. Da hier kein Hamburger Stempel zu finden ist, tippe ich auf die direkte See-Verbindung Stettin-Kopenhagen, die lt. Bruns (Nordische Korrepondenz via Preussen 1824-1867, DASV 2003) 1843 mit Abschluß eines Postdampfschiff-Vertrags aufgenommen wurde.

    Hat jemand Ideen hierzu ?

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    toller Brief - Glückwunsch! Siegelseitig hat Dänemark seine Kartierungsnummern und die Taxe(n) notiert. Das müssten aber unsere Norddeutschen aufschlüsseln.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael

    zu diesem schönen Brief kann ich nichts betragen.

    In Memel wurde der alte L2-Stempel rückseitig aufgesetzt. eine sehr späte Verwendung dieses L2-Stempels, der k2 war schon 4 Jahre in benutzung.

    Einige alte Stempel, wie bei diesem Beispiel "Memel" noch super schön, wurden hier und da gern weiter als Transitstempel genutzt. Aus MD ist mir dies zwar nicht bekannt, jedoch soweit ich herausbekommen habe aus Hamburg. Damit sind wir wieder bei unseren nordischen Freunden.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Danke für die Kommentare.

    Lieber bayern klassisch,

    ... Siegelseitig hat Dänemark seine Kartierungsnummern und die Taxe(n) notiert. Das müssten aber unsere Norddeutschen aufschlüsseln.

    diese Idee hatte ich auch, aber in Unkenntnis der dänischen Tarife und auch der geltenden Umrechnungskurse bin ich hier unsicher.
    Wenn (!) dieselben Umrechnungskurse wie 20 Jahre später galten, könnten die rückseitig notierten 35 RBS den umgerechneten 8 Sgr. entsprechen.
    Wie hoch war das Inlandsporto ?

    Hier bleibt die Hoffnung auf die Nordspezialisten ...


    Lieber Ulf,

    Einige alte Stempel, wie bei diesem Beispiel "Memel" noch super schön, wurden hier und da gern weiter als Transitstempel genutzt. ...

    es ist tatsächlich ein überraschend klarer und deutlicher Stempelabschlag. Er wurde übrigens auch schon zu seiner Glanzzeit parallel als Aufgabe- und Transitstempel benutzt.

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Hans,

    vielen Dank für diese sehr interessante Quittung! Schön, so was mal zu sehen.


    Liebe Freunde,

    der folgende Beleg besticht durch seine Einfachheit: 1 Aufgabestempel und 2 Taxen - sonst nichts.

    Der Brief stammt aus dem Jahr 1850. Aufgegeben wurde er beim preußischen Postamt in Bremen. Er wurde mit der preußischen Taxe von 6 Sgr. belastet nach St. Petersburg geschickt (der Leitweg ist leider nicht zu benennen). Dort erhielt er rückseitig die Notierung 30 Kopeken: 20 Kopeken für das preußische und 10 Kopeken für das russische Porto.
    Der Brief gewinnt noch etwas durch den Adressaten Heinrich Schliemann (zu dieser Zeit schon ein erfolgreicher Kaufmann mit eigenem Handelshaus in St. Petersburg).

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    schlicht ist hier klasse - wer hätte nicht gerne einen Auslandsbrief an Schliemann?

    Glückwünsch zu dieser Rosine, die man erst einmal finden muss (ich kenne 2 Briefe an ihn in Würzburg, was Bayern anbelangt, auch nicht gerade viel).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Michael

    Von Wikipedia:

    Der Briefwechsel mit seinem Bruder Ludwig, der in Kalifornien Goldgräber war, zog Schliemann 1850 bis 1852 nach Amerika.


    Hat der Brief Innhalt? Vielleicht war der Brief von seinem Bruder?


    Sonst würde ich nicht Auslandsbriefe an Schliemann als selten halten, es gab kaum was anderes, wenn man seine Reisen sehen. Er war ja auch seit 1847 Russischer Staatsangehörig.


    Sehr interessanter Typ Herr Schliemann ;)


    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nils,

    Der Briefwechsel mit seinem Bruder Ludwig, der in Kalifornien Goldgräber war, zog Schliemann 1850 bis 1852 nach Amerika.

    meines Wissens müsste der Bruder zu dieser Zeit schon in Amerika gewesen sein.

    Hat der Brief Innhalt? Vielleicht war der Brief von seinem Bruder?

    Leider ist der Brief ohne Inhalt.

    Sehr interessanter Typ Herr Schliemann ;)

    Ja, man könnte - mit der entsprechenden Geduld - versuchen, seinen Lebensweg mit Briefen zu dokumentieren. 8)

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    meines Wissens müsste der Bruder zu dieser Zeit schon in Amerika gewesen sein.

    Hallo Michael.
    Ja, sicher war der Bruder in Amerika. Ich habe es so gedacht dass der Brief mit jemand nach Bremen mitgegeben war. Bremen war ja der grosse Auswanderungshafen. Nur eine Idee. Lässt sich ja nie feststellen. Genau so wahrscheinlich ist es dass es mit seine Reise nach USA zu tun hatte.
    Ein Brief ohne Innhalt oder Absendervermerke lässt den Fantazie spielen ;)


    Aber es ist vielleicht eine Idee sein Leben durch Briefe zu dokumentieren? In sein "Vorphilaleben" wäre es vielleicht ökonomisch möglich. :D

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Da es gerade um schwere Briefe ging:

    1847, von Barmen nach Odessa an J.W. Klein Lehrer an der reformit. Kirchschule im Hause d. Herrn Pachaloff genau über der Polizei
    Der Brief fiel mit 1 3/8 Loth in die 2. Gewichtsstufe. Hier irrte zunächst der Postbeamte bei der Portoberechnung, da er für die 2. Gewichtsstufe das doppelte Porto ansetzte, obwohl nur das anderthalbfache anzusetzen war.
    Die falsche Taxierung - 6 Sgr. x 2 = 12 Sgr. - wurde wieder gestrichen und durch die korrekte - 6 Sgr. x 1,5 = 9 Sgr. - ersetzt.
    Rückseitig ist notiert Porto 50 Kop. Silber
    Die korrekte Umrechnung ergibt allerdings 45 Kopeken, die auch unten links notiert wurden. 5 Kopeken Bestellgeld ??

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    5 Silberkopeken für die Ortsbestellung scheinen mir wahrlich etwas hoch zu sein, aber ich habe auch keine andere Erklärung hierfür.

    Weil es mir gerade auffiel: Gibt es auch preußische Briefe, die über Österreich nach Südrussland liefen?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    5 Silberkopeken für die Ortsbestellung scheinen mir wahrlich etwas hoch zu sein, aber ich habe auch keine andere Erklärung hierfür.

    vielleicht schaut ja unser Russland-Spezialist Hans7 mal vorbei.

    Weil es mir gerade auffiel: Gibt es auch preußische Briefe, die über Österreich nach Südrussland liefen?

    Ja, im geschlossenen Transit per Eisenbahn. Leider ist dieser Leitweg in der Regel nur bei Briefen aus Russland (Odessa, Taganrog, etc.) nach Preußen belegbar. In Gegenrichtung kann man es behaupten (und die Möglichkeiten der verschiedenen Leitwege bieten nicht viele Alternativen), aber nicht hart belegen. Zumindest habe ich bisher keinen entsprechenden Brief gefunden.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    danke für deine Antwort - ich habe auch noch keinen gesehen, aber auszuschließen ist es wohl nicht. :) Ich werde meine Augen aufhalten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael,

    bezugnehmend auf den Brief von 1847, kann ich mit einer Zahl dienen die aus der Porto-Taxliste von Thurn u. Taxis aus dem Jahre 1839 stammt. Und zwar wurde da angegeben: Fahrpostsendungen aus und nach Russland bestehen aus zwei Portosätzen, aus Preussen bis Laugszargen, sollte aus dem Fahrposttarif des Königreiches Preussen bekannt sein, von Laugszargen bis Odessa sind dann noch 17 1/2 Sgr. angegeben. Der Brief von Dir ist 8 Jahre später, so war 1843 (wahrscheinlich nur mit Österreich) glaube ich ein neuer Postvertrag vorhanden. 1 Sgr. war glaube ich mit 3,25 Kop. umzurechnen, also wären die 17 1/2 Sgr. bereits mehr als 50 Kop. Wahrscheinlich gab es eine Portoermäßigung und deshalb könnten die 50 Kop. Silber für diesen Weg doch zutreffend sein. Eine Zustellgebühr gab es zu diesem Zeitpunkt in Russland noch nicht, soweit ich weiß.

    Mit der Eisenbahn über Österreich kann ich mir ganz schlecht vorstellen! Außerdem war ja in Russland das Bahnnetz noch nicht soweit ausgebaut, wie das in den westlichen Ländern der Fall war. Es bestanden ja nur Teilstrecken, und ob die für die Postbeförderung zur Verfügung standen steht auf einem anderen Blatt Papier. Die Bahnstrecke von Petersburg nach Wien wurde erst 1848 eröffnet, damit wurden die Truppen zur Niederschlagung des ungarischen Aufstandes transportiert, das war die erste Amtshandlung dieser Eisenbahnverbindung, und dann kam irgendwann mal die Postbeförderung!!

    Was ich so an Tarifen aus dem Norddeutschen Raum kenne, so war die Beförderung ab der belg. Grenze, Holstein usw. mit 49 Kop. für den Weg nach Russland angegeben, so könnten die 50 Kop. wahrscheinlich stimmen. Die Postbeförderung ging damals entweder über Petersburg, oder was ich in diesem Falle bevorzugen würde, über Moskau nach Odessa.

    Mehr kann ich dazu nicht beitragen.

    Liebe Grüße Hans

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    den folgenden Brief möchte ich zeigen:

    Er wurde am 4.2.1852 in Warschau aufgegeben und war nach Gera, Fürstentum Reuß j.L. (Taxis-Post), adressiert.

    Zunächst die Rahmenbedingungen:
    Per 13.1.1851 war die polnische Post von der russischen übernommen worden. Ab diesem Datum galten dann auch die Bedingungen des russisch-preußischen PVs von 1843, die polnisch-preußische Postkonvention von 1827 war hinfällig.
    Ab dem 13.4.1852 galt dann der neue russisch-preußische PV, in den das Königreich Polen direkt mit aufgenommen worden war.

    Der Brief fiel also in jene 15 Monate dauernde Interimsphase.
    Er wurde mit 39 3/4 Kopeken vollständig bar bezahlt, Preußen erhielt davon - gemäß dem PV von 1843 - 10 Sgr. Weiterfranko (davon 8 Sgr. preußisches Transitporto und 2 Sgr. Fremdporto).
    Aus Berlin stammt der Grenzeingangsstempel AUS RUSSLAND FRANCO - mein bisher frühester Brief aus Polen mit einem "RUSSLAND"-Eingangsstempel.
    Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass sich in den Briefkisten hiesiger Forumsmitglieder Briefe mit einem früheren Datum finden lassen. 8) Nicht genieren, bitte zeigen. :)

    Leider ist die Rückseite mit dem Leitweg nicht vollständig erhalten.
    Ausweislich der Kursstempel ging es von Berlin nach Magdeburg und dann auf den Kursen MAGDEBURG-LEIPZIG und LEIPZIG-HOF Richtung Gera.
    Diesen Leitweg finde ich etwas ungewöhnlich. Kann hier jemand was dazu sagen ?

    Viele Grüße
    Michael

  • Liebe Freunde,

    ich hatte in einem anderen Forum diesen Brief bereits vorgestellt, aber da jetzt hier neue Kenner der Materie hinzu kamen, erhoffe ich mir eine Lösung dieses Problembriefes auf diese Weise.

    Diese eierlegende Wollmilchsau wurde im württembergischen Ludwigsburg am 18.1.1851 als Portobrief aufgegeben. Siegelseitig fehlt es an Stempeln, aber die Leitung über Bayern und Preußen nach St. Petersburg dürfte gesichert sein.

    Die Adresse lautet: Herrn Gustav Hauff mit Briefen d(er) Herren Müller & Hauff St. Petersburg anhängend Carmin Muster ohne Werth.

    Demnach hätten wir einen Brief mit Briefen und gleichzeitig einen Brief mit Muster ohne Wert. Die Taxen 8x, 6 3/4 Sgr. und 11 Sgr. sind deutscher Natur.

    Siegelseitig lese ich 5 1/2 von Preußen, 173 von Russland und 46.

    Wer etwas zur Klärung beitragen kann, darf dies gerne tun. Vlt. schaffen wir es, diese Rosine zu knacken.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    ich hatte meinen Senf schon einmal zu diesem Brief beigesteuert, drum halte ich mich jetzt bedeckt ... ;)
    Vielleicht hilft aber folgender Vergleichsbrief von 1848 bei der Klärung (auch schon mal irgendwo gezeigt, aber vermutlich nicht im Zusammenhang mit deinem interessanten Problemkind). Er stammt aus derselben Vertragsperiode. Die inner-russische Weiterleitung interessiert in diesem Zusammenhang nicht.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    4x für Württemberg, 8x für Bayern (Nürnberg), Prueßen notierte 11 Sgr., siegeleitig die 45 3/4 preußischen Groschen und der Gesamtbetrag in Kopeken?

    Sehr schöner Brief - vlt. bekommt er meinen als Brüderchen, wie wäre das?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    4x für Württemberg, 8x für Bayern (Nürnberg), Prueßen notierte 11 Sgr., siegeleitig die 45 3/4 preußischen Groschen und der Gesamtbetrag in Kopeken?

    die gestrichenen 36 (Kop.) entsprechen der preuß. Forderung von 11 Sgr.
    Die 45 3/4 (Kop. - preuß. Groschen waren ab 1843 nicht mehr nötig) müßten das Gesamtporto darstellen (frag mich mal, warum 45 3/4 und nicht 46 ... :whistling: )

    Im Vergleich zu deinem Brief ist - meiner Meinung nach - zunächst mal ersichtlich, dass beide Briefe ab Eingang Preußen gleich taxiert wurden (als einfache Briefe).

    Sehr schöner Brief - vlt. bekommt er meinen als Brüderchen, wie wäre das?

    die beiden würden sich wohl gut verstehen :rolleyes:

    Vielleicht meldet sich ja noch der eine oder andere mit einer Idee zur Taxierung.

    Viele Grüße
    Michael