Russland-Grossbritannien und vv

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Die Korrespondenzen zwischen Russland und Grossbritannien lag mir vorher etwas fern, und ist wohl auch immer noch so. Warum weiss ich nicht. Vielleicht ist es einfach so dass es wenige Briefe gibt und dass man selten darauf stossen?
    Die politische Verhältnisse zwischen die Länder waren mal so und mal so. Mal Freunde und mal Feinde. Und den Postverkehr war schwierig weil es so wie so Feine überall war.


    Deswegen hat dieser Brief mein Neugier geweckt. Der Brief war in St.Petersburg 17. Januar 1813 geschrieben und hat London 8. März erreicht. Ich nehme an dass es hier um zwei Kalender geht so dass die Laufzeit nicht mehr als 36 Tage lang war.
    Wie war eigentlich der Laufweg. Frankreich hatte immer noch über den ganzen West Europa die Kontrolle. Und Dänemark-Norwegen waren immer noch verbündet. Per Schiff durch Øresund war möglich aber auch nicht ohne Risiko. Einige Handelsschiffe hat Øresund benutzt.
    Ich schätze aber dass der Brief von St.Petersburg aus über Schweden gelaufen waren. Die drei Länder Grossbritannien, Schweden und Russland waren seit 1812 alliiert. Wenn ein Postverbindung reetabliert war weiss ich leider nicht. Aber in Januar 1813 sollte es ganz in Ordnung sein. Und Göteborg hat, von 1810-1812 abgesehen, immer gute Verbindungen mit England gehabt. So der Strecke mit die wenigsten Probleme war den über Schweden.


    Zu die Taxierung. Was der Empfänger bezahlt hat ist klar - 5 Schilling und dann also ein Dreifacher Brief (3 x 1 Shilling 8 Pence). In GPO notice von 1812 heisst es dass Briefe aus Nord-Europa über Gothenburg, Heligoland and all places the letters for which are sent by these routes, 1 sh/8p.


    Was der Absender bezahlt hat weiss ich nicht ganz sicher, aber ich deute der rückseitigen Vermerk so dass es 74 Kopeken bezahlt ist.


    Der Zahl vorne oben rechts ist dann eine typische schwedische Kartierungsnummer.


    Hoffentlich sehe ich auch andere Briefe hier :)


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    es ist zwar schon eine ganze Weile her, dass der Brief gezeigt wurde.


    Hier schilder ich Dir meine Version:


    Bei einem Brief der schwerer war wie ¼ Unze, wurde die Taxe einfach verdoppelt, also, die Inlands- und Seegebühr wurde mal 2 gerechnet. Für Post die nach England gesandt wurde, musste diese bis zur heimischen Küste bezahlt sein. Somit wurde nur noch die Inlandstaxe dem Empfänger in Rechnung gestellt.


    Teilfrankobriefe waren die Regel, jedoch,
    Portobriefe dagegen sind nicht so häufig anzutreffen.


    Warum dieser 2 Lot-Brief nicht bis zur schwedischen Grenze im voraus bezahlt wurde ist nicht zu klären, da England in der Regel keine mit Porto belasteten Briefe annahm. Es ist davon auszugehen, dass zwischen dem Empfänger und der englischen Post ein Sonderabkommen bestand - der Empfänger bezahlte den vollen Betrag.


    Portobrief bis 2 Lot:
    Russische Taxe: von St. Petersburg bis Göteborg = 64 Skilling Banco oder 1 Shilling 8 Pence.
    Englische Taxe: von Göteborg via Harwich (22p. Seegebühr) bis London (18p. Inlandsgebühr) = 3 Shilling 4 Pence
    Gesamtlösen: 5 Shilling


    Die Russische und Englische Taxe wurden vom Empfänger bezahlt.


    Gruß Alandsammler :thumbup:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ålandsammler


    Besten dank für die Antwort. :)


    Es ist eine Interessante Lösung die du hast.
    Was mir aber noch fehlt ist eine Erklärung zu die rückseitig vermerkte 74 was ich als russisch deute. Aber hier bin ich nicht einmal einen Laie so ich hoffe dass jemand das bestätigen oder als falsch nennen will.


    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Mal einen Brief von England nach Russland.


    In Oldham 12. März 1798 geschrieben. In Machester einen Stempel bekommen und von dort ist der Brief weiter nach London geschickt.
    Ziel in Russland war St. Petersburg. Nach 22 Tage kam der Brief 3. April an.


    Der Absender hat 1 Shilling 8 Pence bezahlt wovon 8 Pence für Inland berechnet war und 1 Shilling für die Strecke bis Hamburg, hier heisst das Über Yarmouth-Cuxhaven.
    Wie es die Reststrecke taxiert war kann ich nicht sicher sagen. Aber laut Angabe ist es 62 Silberkopeken bis russisch-polnische Grenze und 76 Silberkopeken für Russland.


    Russland war für England ein sehr wichtiger Handelspartner. Deswegen war der Handel mit und der Handelsweg nach Russland mitbestimmend für die britische Politik während die Revolutions- und Napoleonische Kriege. Es war sogar ein eigenen "englischen" Hafen in St. Petersburg, English Embankment genannt. In 1820 war es mehr als 2500 englische Familien in St. Petersburg.
    Hier im Brief ging es um Kauf von gelbe Kerzen (von Talg).


    Viele Grüsse
    Nils