Berlin-Marken und Ganzsachen in Bayern verwendet

  • hallo zusammen,


    neben dem "Berliner-Modell" existierte für manche Beförderungswege ein sehr wirkungsvolles Portosparmodell. Im Ortsverkehr, der in der BRD bis 28.2.1963 möglich war, betrug das Briefporto nur 10Pf. anstelle 20Pf. für Fernbriefe. Dies nutzte der Briefmarkenhändler aus Krailling, das nahe der Münchner Stadtgrenze im Landkreis liegt, und gab den Brief am 1.6.1952 zum Ortstarif innerhalb des Münchner Stadtgebietes auf.


    Frankiert ist der Brief mit der 10Pf. Marke aus der 2. Serie mit dem Motiv der Berliner Freiheitsglocke (Mi.83). Diese erschien 1951 mit Klöppel links, 1952 mit Klöppel rechts und 1953 mit Klöppel in der Mitte.


    mit bestem Gruß
    stampmix

  • hallo zusammen,


    finden sich in Bayern verwendete Berliner Sondermarken bei gezielter Suche noch hin und wieder, muss man bei der 1. Berliner Bautenserie auf Zufallsfunde warten. Offensichtlich wollte man, wenn schon Berliner Marken, dann aber Sondermarken frankieren und eine Bautenserie gabs in Bayern ja auch schon seit 1948.


    Die Münchner Lebensversicherungs AG sandte am 10.2.1951 einen Einschreibebrief postlagernd (ich wusste garnicht, daß das überhaupt möglich ist) nach Kipfenberg in Mittelfranken und frankierte ihn portogerecht mit der 60Pf Bautenmarke (Mi.54) . AKS vom 11.2.1951.


    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,


    na ja, für mich sind alle deine hier gezeigten Briefe Besonderheiten - auch wenn die schon bisher hier gezeigte Anzahl nicht unbedingt für diese These spricht, aber ich ahne, unter welchen Massen du sie heraus gefischt haben könntest und bleibe daher bei meiner Aussage.


    Zitat

    postlagernd (ich wusste garnicht, daß das überhaupt möglich ist)


    Warum sollte das nicht möglich sein? Der Postdienst Einschreiben hatte ja nichts mit der Art der Zustellung zu tun und poste restante war damals zwar ungewöhnlich, aber sicher nicht unmöglich (gibt es diesen Postdienst auch heute noch? Als Altpostgeschichtler ist man da leider überfragt ...).


    In jedem Fall wieder eine absolute Rosine - und wenn ich bedenke, wie schön deine hier gezeigten Briefe sind, kann man als Altpapiersammler schon ein bisschen neidisch werden, obwohl ich diese Eigenschaft gar nicht besitze.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • hallo bayern klassisch,


    das Wühlen in Kisten kennst du doch sicher auch - und auch das befriedigende Gefühl, wenn dabei gelegentlich die Mundwinkel nach oben gezogen werden. Da die hier gezeigten Briefe allesamt keine Auktionsware waren, blieb auf die freundliche Frage der Händler, was ich denn sammeln würde, meist der Hinweis, selbst danach zu suchen. Mit Zeit und Muße kommt dann schon was zusammen.


    Hier zeige ich einen Beleg, den ich nach langer Suche unlängst auf einer Auktion erwerben konnte. Im Beitrag #13 stellte ich die Berliner Sonderganzsache mit dem Motiv zum Wiederaufbau der Berliner Philharmonie vor, die in einer Auflage von 9.000 Stück gedruckt wurde. Von dieser Sonderganzsache wurden weitere 1.000 Stück mit dem Aufdruck "50 Jahre Berliner Ganzsachen-Sammler-Verein" (Berlin P23-II) gedruckt, da im Frühjahr 1951 der Berliner Ganzsachen-Sammler-Verein sein 50 jähriges Jubiläum feierte.


    Wie wir dem Kartentext entnehmen können hat der 2.Vorsitzende des Münchner Ganzsachen-Sammler-Vereines Karl Rieger davon 100 Exemplare erhalten, von denen er einige zur Korrespondenz verwendete. Rieger unterhielt einen engen Kontakt mit seinen Berliner Kollegen und wir finden auch hier einen interessanten und aufschlußreichen Kartentext an Geheimrat von Bahrfeldt, damals Mitglied des Vorstandes; Herr Beckhaus hat damals die Belege für den Neuen Ganzsachen-Katalog beschafft.


    Ans Herz legen möchte ich Euch zudem den Text aus der Festschrift 1951


    mit bestem Gruß
    stampmix

  • hallo zusammen,


    der Aschaffenburger Briefmarkenhändler hatte 1949 bemerkenswerte Firmenumschläge anläßlich der !00 Jahre Bayern Marken drucken lassen, die er auch 2 Jahre später noch aufbrauchte. Doch die damals erschienenen Sondermarken waren nur bis August 1950 gültig, sodaß er am 16.10.1951 die schön kontrastierende Marke der Freiheitsglockenserie verwendete.


    mit bestem Gruß
    stampmix

  • hallo zusammen,


    der Altmeister Deutscher Briefmarkenprüfer, Franz Pfenninger, sandte am 3.1.1951 einen Brief an den Briefmarkenhändler Juan M. Gosse in Buenos Aires per Luftpost, den er mit Briefmarken der Berliner Bautenserie frankierte. Das Porto betrug für den einfachen Auslandsbrief 30 Pf. zuzüglich 60 Pf. Luftpostgebühr. Er frankierte mit waagerechten Paaren der 10 Pf. und 20 Pf. Bautenmarken aus dem Markenheftchen und dem senkrechten Zusammendruck SZ3B mit 20+Z+4 (Pf.) aus dem Markenheftchenbogen MHB_1. Jetzt fehlten nur noch 6 Pf, die er allerdings mit der 10 Pf. Marke aus der Bautenserie der BiZone frankierte. Der rückseitige Ankunftstempel Buenos Aires am 10.1.1951 zeigt eine Beförderungsdauer von 7 Tagen.


    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,


    ja da schau her - ein früher Brief vom seligen Franz; das hätte ich nicht in dieser Rubrik erwartet. Um so schöner, so etwas sehen zu dürfen und, auch wenn es prima vista nicht nach Bedarf, sondern eher nach einem Sammlerbrief aussieht, ist es sicher reiner Bedarf gewesen, denn so weit ich weiß hat der Franz keine Sammlerbriefe "gemacht".

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber bk,


    Ich sage jetzt mal: das ist ein "Bedarfs-Sammler-Brief", denn auf sammlerfreundliche Frankaturen haben die alten Prüfer, allen voran Peschl, doch mehr geachtet als die heutigen. Auf jeden Fall ein wunderschöner Auslandsbrief mit auch zu jener Zeit nicht alltäglicher Destination.


    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber maunzerle,


    ich denke, dass der Franz seinem Kunden vorab die Rechnung für seine Prüfstücke geschickt hat und weil er schnell das Geld sehen wollte, durfte es auch per Luftpost sein. Kam dann der Betrag per internationaler Postanweisung, ging das Prüflot nach Argentinien ab. Von daher sehe ich da reinen Bedarf - der natürlich optisch super präsentiert wird, aber es ist reiner Bedarf, ganz sicher.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber bk,
    Ja, daran zweifle ich doch keine Sekunde, aber es ist halt der Bedarf eines Sammlers, daher meine Wortschöpfung.


    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber maunzerle,


    wenn man einem philabegeisterten Argentinier ein paar schöne Zusammendrucke zukommen lassen kann, noch dazu aus Berlin mit Aufgabe in Bayern, dann hat man sich um ein gutes Kundenverhältnis sehr bemüht. Von daher haben wir beide Recht. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • lieber maunzerle und bayern klassisch,


    nachdem der Name Peschl schon gefallen ist, möchte ich Euch einen seiner "Bedarfs-Sammler-Briefe" - oder wie man ihn sonst nennen mag - zeigen.
    Hier versammelte er so Alles, was damals die Berliner Briefmarkenausgaben hergab. Die Sondermarken zum ERP und zum Wiederaufbau der Philharmonie mit Kehrdruckpaaren aus dem Markenheftchenbogen 1, abgerundet mit zwei 5 Pf. Marken der BiZone Bautenserie in Type I und V und natürlich der Notopfermarke. Das Ganze als Einschreibebrief 20-40gr. mit AKS portogerecht frankiert und zentrisch (13b) PASSAU 2 s - 11.4.51 abgestempelt. Den Düsseldorfer Sammler dürfte es mehr als erfreut haben.


    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,


    wusste nicht, dass du in Düsseldorf wohnst ... :D

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • wusste nicht, dass du in Düsseldorf wohnst ... :D


    hallo bayern klassisch,


    ich auch nicht, bin ich doch eher der etwas südlich linksrheinisch gelegenen Kleinstadt CCAA verbunden.


    Ich habe den Brief aus dem Nachlaß des Adressaten erworben, der zeitlich gesehen mein Geburtshelfer hätte sein können. Dessen Schluckimpfung gegen den bazillus antihumoricus wende ich regelmäßig in der bekannt homöopathischen linksrheinischen Dosis an.


    Übrigens, finanziell gesehen hat sich das damalige Porto von 80 Pf. 60 Jahre lang bei Zinsansammlung mit 7% p.a. (steuerfrei) verzinst; auch nicht zu verachten für die Aktie des kleinen Mannes.


    mit bestem Gruß
    stampmix

    Einmal editiert, zuletzt von stampmix ()

  • Hallo stampmix,


    war auch nicht ganz ernst gemeint ... immer schön, solche Stücke noch von den damaligen Adressaten bekommen zu können. Es braucht nicht mehr viele Jahre und dann wird das keiner mehr sagen können.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • 4.8.51 die Sondermarke, aber 7.8.51 die Notopfermarke - dass die Post das so noch akzeptiert hat?


    hallo zusammen,


    ich möchte nochmals auf die Beiträge #20 - #23 zurückkommen. Slightly offtopic, da die Berlinmarke in Baden (damals noch ohne - Württemberg) verwendet wurde.


    Ausstellungssonderkarte zur Jubiläums-Ausstellung 100 Jahre Baden-Marken mit Berliner Bautenserie 8 Pf. frankiert und dem Gelegenheitsstempel der Ausstellung am 28.4.1951 abgestempelt. Diese Karte wurde 13 Tage später mit der 2 Pf. Marke der BiZone Bautenserie zur Verwendung als Fernpostkarte auffrankiert - nicht zu vergessen: die Notopfermarke - und mit dem Tagesstempel (17a) Karlsruhe (Baden) vom 11.5.1951 entwertet. Es ist die bisher längste dokumentierte Zeitspanne zwischen Gelegenheitsstempel und Tagesstempel, die mir vorliegt.


    Rückseitig schöner philatelistischer Bedarfstext von Dr.Alois Joerger an Dr.Otto Nicodemus.


    mit bestem Gruß
    stampmix

  • hallo zusammen,


    so war das früher, bevor es sms, facebook, whatsapp und Co. gab. Man sandte eine Nachricht um sich zu verabreden.


    Hier eine Berliner Ganzsachenkarte mit dem Werteindruck der 8 Pf. Bautenserie für den Ortsverkehr (Mi.P4), für den Fernverkehr auffrankiert mit der 2Pf. Bautenserie der BiZone und natürlich Notopfermarke am 8.6.1951 von Erlangen nach Kempten gesandt.


    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,


    etwas off topic: Gibt es auch Poststücke aus Berlin mit Bundmarken in das Gebiet der Bundesrepublik, oder waren die, wie mir mal jemand sagte, dort gar nicht gültig?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • hallo bayern klassisch,


    die Verwendung der Marken der Bundesrepublik Deutschland (und der TriZone) war in Berlin ab 27.10.1949 zugelassen und offiziell am 4.2.1950 erlaubt; die Verwendung der Berliner Marken war ab 20.1.1950 im Gebiet der BRD erlaubt.


    Da Bund in Berlin verwendet nicht in mein Sammelgebiet fällt, kann ich nur einen nicht ganz alltäglichen (Sammler-) Ersttagsschmuckbrief des Beethovenblocks zeigen, der mit dem Gelegenheitsstempel anläßlich des 400.Tauschtages des B.S.V. Berliner Bär gestempelt ist. Als Orts-Eilboten-Einschreibebrief mit 120 Pf. portogerecht frankiert.


    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,


    danke für die weiterführenden Informationen - dann lag mein Tippgeber von vor 40 Jahren also falsch, wie bei so vielen Dingen damals, wenn sie sich um die Philatelie drehten.


    Ein toller Brief - Bothe sagt mir dann auch noch etwas, vor allem, wenn es um die Kolonien ging ... ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.