Französische Post in der Levante

  • Smyrna - Ludwigshafen a.Rh. 23.06.1903


    Hallo Sammlerfreunde,


    das Spannende an incoming-mail ist das urplötzliche Auftauchen von Belegen aus Postgebieten, von den man A) bislang kaum glauben konnte, dass man von dort etwas für sein Sammelgebiet findet bzw. B) von denen man überhaupt gar keine Ahnung hat. Ich gebe es offen zu: Von dem nachstehenden hatte ich bisher nicht den Hauch einer Ahnung.


    Frankiert ist der Brief mit dem Höchstwert der im Jahre 1902 verausgabten Freimarkenserie Allegorie zu 25 Centimes bzw. 1 Piaster (Überdruck). Die Transportdauer von nur 5 Tage aus dem asiatischen Teil des Osmanischen Reiches (Ägäische Region) ist schon bemerkenswert, evtl. war hier ab Istambul der seit 1883 eingerichtete Orient Express (Konstantinopel - Paris) zwischengeschaltet.


    + Gruß


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    hier noch einige Anmerkungen zu deinem Beleg.

    1. Der Brief lief Dienstags von Smyrna nach Hayda Pascha (Bahnhof im asiatischen Teil Constantinopels), anschliessend wurden die Postsäcke via Fähre in den europäischen Teil verbracht
    und in Sirkedji (Bahnhof im Westen Constantinopels) wieder verladen. Dieser Vorgang dauerte in der Regel (wir sind im Orient) einen guten Tag.
    2. Der Ostende-Orient-Express (via Bukarest, Budapest, Wien) verliess ab dem 1.5.1903 um 10.00 Dienstags am Morgen Constantinopel/Sirkedji.
    3. Der Orient Express (via Belgrad, Sofia, Budapest, Wien) verliess ab dem 1.5.1902 um 13.53 Mittwochs Constantinopel/Sirkedji. Am selben Tag
    verliess auch der Konventionszug (via Belgrad, Sofia, Budapest, Wien) um 20.00 Constantinopel/Sirkedji.

    Da der Brief keinen Abgangs-Stempel von Constantinopel oder Weitere, die über seinen Verlauf Aufschluss geben, aufweist, bleibt die tatsächliche Verbringung leider Spekulation. Übrigens sprechen wir in der Zeit noch vom Osmanischen Reich, die Türkei wurde erst 1923 durch Kemal Attatürk gegründet.


    Beste Grüße aus Schwäbisch Gmünd
    Madeleine

  • Liebe Madeleine,


    das nenne ich mal eine höchstkompetente Antwort - vielen Dank! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ...unn isch hab glei de Deggschd geännerd :thumbup:


    Gruß !


    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,


    ich zeige euch eine Karte der französischen Post, abgestempelt in Konstantinopel-Pera nach Bremen. Verschickt am 12.12.1907 erreichte die Karte den Zielort Bremen am 15.12.1907 am frühen Abend. Die Karte brauchte also nur rund 3 Tage für den Transport, der vermutlich mit der Eisenbahn über die Balkanroute erfolgte.
    Der Absender bittet um Zusendung von Pflanzenfettmustern einer Nußart zu den zuletzt gezahlten Preisen. Die Art der Nuß konnte ich nicht entziffern.
    Leider mit Bug, dafür aber aus der 0,50 €-Kiste.


    Dieter

  • Hallo zusammen,


    wieder einmal etwas für diesen thread, und ich vermute, angesichts der Durchgangsstempel und dem danach weitestgehend nachvollziehbaren Leitweg diesmal bilderbuchmäßig.


    Das kleine Brieflein anbei - frei gemacht für den Auslandsnormalbrief zu 25 Centimes = 1 Piaster (roter Überdruck) - wurde am 14. April 1902 in Jerusalem aufgegeben, erhielt am 16. April rückseitig den Durchgangsstempel Port Said (Ägypten) und dann am 17.04 einen mir bisher von seiner Form her nicht geläufigen Seepoststempel LIGNE T. / PAQ. FR. N°4. Ich nehme mal an, das war eine französische Seepostverbindung über`s Mittelmeer zwischen Marseille und Port Said.


    Wie aber lief die Sendung von Jerusalem nach Port Said ?


    Ich bezweifle stark über den Landweg und nehme einmal an per Eisenbahn nach Jaffa und dann per Seepostverbindung nach Port Said, richtig ? Ankunft war dann am 22.04 in Speyer am Rhein, also wurde hier mit den verschiedensten Transportmitteln weit mehr als 5.500 km Laufweg gerade einmal in 8 Tagen bewältigt. Ich habe heute eine Sendung aus Italien (Mailand) erhalten, das hat trotz zich-fach besserer Logistik des 21. Jahrhunderts für 575 km Wegstrecke "schmale" 16 Tage gebraucht...


    + Gruß !


    vom Pälzer

  • Hallo Laurent,


    das Brieflein war ja nun nicht gerade zum "Sparpreis" zu haben. Umso wertiger sehe ich dieses jetzt nach dem post von Dir.


    Linie Sydney / Colombo / Aden / Port-Saïd / Marseille !


    Da lief die Seepostverbindung zu dieser Zeit also sogar von "down-under" über Sri-Lanka durch den Suez-Kanal nach Europa !


    Du wirst sicherlich interessiert, und vielleicht erstaunt sein...


    ...so ist es, so ist es :thumbup:


    Lieber Laurent - herzlichsten Dank ! Es ist schon fantastisch, was Du alles recherchiert hast. So werden die Beschreibungen in der Sammlung richtig spannend und schön.


    Viele Grüße !


    Tim 8o

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

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