• Hallo Pälzer,

    um deine Frage zu beantworten: Klar, es galt der PV Badens und Bayerns zu CH vom 1.9.1868, in dem vorgeschrieben war, wie die Pfalz ihre Sendnungen in die CH zu leiten hatte - nämlich, wie hier gut zu sehen, über die badische Bahnpost Mannheim - Karlsruhe - Efringen - Basel badischer Bahnhof. Hierfür musste die Aufgabepost 1 Kr. an die badische Bahnpost vergüten, der vorne notiert wurde und Baden musste diesen Kreuzer später in Basel der Schweiz weitervergüten, arbeitete hier also kostenlos.

    Drucksachen aus der Pfalz in die Schweiz sind nicht häufig!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    wie lange brauchte ein Brief 1871 von der Westpfalz in die Schweiz? Richtig, maximal 24 Stunden!

    Am 25.3.1871 sandte man einen mit 7 Kreuzer frankierten, einfachen Brief bis 1 Loth aus Pirmasenz (seltener Stempel mit "z" hinten) nach Basel,

    Die Aufgabepost notierte links unten "3" Kreuzer Weiterfranko für die Schweiz, die zuerst den badischen Bahnposten bonifiziert werden musste. Noch am selben Tag traf er in Basel ein und wurde ausgetragen.

    Danke auch dem Zweibrücker Postler, der seinen Transitstempel mustergültig abschlug, klasse!

    Ein Pirmasenser Heimatsammler wird sich sehr über diesen Brief freuen, da bin ich mir ganz sicher.

  • Morsche Ralph,

    da ein echter Pirmasenser so doof gar nicht sein kann, wird man dort kein Einfluss auf das Entstehen dieses Kuriosums gehabt haben. Die Aufträge für die Stempelgeräte hat ja wahrscheinlich das OPA in SP oder evtl. sogar das Ministerium der Posten in München erarbeitet. Vielleicht hat von da einer den Ortsnamen so irrtümlich an den Stempelhersteller gesendet, der das möglicherweise erst Recht nicht zu korrigieren wußte. Der besagte Heimatsammler müsste so wie ich ihn kenne, den Hergang der Dinge dieser netten Nummer kennen.

    Schönen Gruß

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Morsche Tim,

    die Stempel wurden entweder lokal, oder im Bezirk des OPA Speyer von eben diesem besorgt. Pirmasens/z wurde wohl mal so, mal so geschrieben, das gab es ja auch von anderen Orten.

    Daher halte ich eher einen weniger gebildeten Stempelschneider der Tat dringend für verdächtig. Vermutlich war der vorherige Stempel schon am Ende angelangt und bei einer routinemäßigen Kontrolle durch das OPA Speyer war dies festgestellt und ein neuer Stempel in Auftrag gegeben worden - nur war der neue Stempel in alter Schreibweise so mies in seiner Qualität, dass er kaum verwendet wurde (ob wegen des End-Z, oder aus anderen Gründen, stelle ich mal dahin). Jedenfalls kenne ich kaum Belege, die diese Type zeigten und damals war Pirmasens nicht unbedeutend wegen seiner bekannten Schuhindustrie, dürfte also ein recht ordentliches Postaufkommen gehabt haben.

    Dazu dann noch als Farbfrankatur ins Ausland ... nachdem ich meinem Freund den Brief gezeigt habe, hat er mir den dreifachen Betrag vorgegeben, zu dem ich ihn endlich kaufen konnte. Sagt auch schon etwas aus ...

    Dann noch die Zustellung innerhalb desselben Tages über 2 Landesgrenzen hinweg bei ca. 300 km Leitung - da kann man als Heimatsammler nicht meckern.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    nach dem, was ich bisher wußte und was ich im Internet gefunden habe, kann man von Industrie wohl erst ab den 1870er Jahren sprechen. Auch wenn vorher schon ins Ausland geliefert wurde, war die Herstellung selbst noch sehr lange handwerklich geprägt. Meine Vorfahren mütterlicherseits kommen aus der Branche: Urgroßväter, Großvater, Mutter und Onkel. Ich war noch nicht in der Schule, da kannte ich bereits die Arbeitsweise einer Fersenzwickmaschine. ;)

    Dieter

  • kann man von Industrie wohl erst ab den 1870er Jahren sprechen

    ...dann musst Du genauer suchen: Nur mal ein paar von später deutlich ca. 240 Unternehmen der Schuherstellung in Pirmasens: Schuhfabrik Peter Kaiser gegr. 1838, Schuhfabrik Carl Semler gegr. 1863, Schuhfabrik Ludwig Kopp gegr. 1857, Schuhfabrik Heinrich Weis (Kufenberg) gegr. 1862...es werden sich noch weitere finden lassen.

    8o

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber Dieter,

    Tim hat natürlich Recht - Pirmasens war schon von alters her ein Zentrum der Schuhindustrie Deutschlands, nicht nur Bayerns, oder der Pfalz. Und über die meisten Firmen damals wird man im Netz gar nichts finden, weil die nichts Verwertbares hinterlassen haben.

    Man braucht nur, und jetzt schlage ich eine Brücke zu den Marken, sich hohe Nominalen (12x, 18x, 1 Mark) aus den 1860er und 70er Jahren und danach ansehen, die i. d. R. nur bei schweren Briefen, Wertbriefen, Paketkarten usw. vorkamen und uns heute noch zeigen, dass die Industrie dort das Gros des Postaufkommens darstellte (ich denke 90% aller frankierten Belege).

    P.S. Ein Teil meiner Familie waren Industrielle dort in der Stiefelherstellung ab ca. 1850, oder, wie man in der Pfalz sagt(e): Schlabbefligger.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.