Österreich-Schweiz

  • Hallo zusammen,


    Portobrief aus Triest nach Wangen bei Bern vom 12.02.1861. Gelaufen ist er über Wien (14.02), Bodenbach nach Dresden. Leipzig, Kassel, Frankfurt, dann weiter mit der badischen Bahnpost (15.02.) Richtung Süden, wo er schon am 16.02. vormittags in Bern eintraf und wahrscheinlich am selben Tag in Wangen zugestellt wurde.


    Bei der Taxe bin ich mir noch unsicher. Die blaue 15 und 9 sind wahrscheinlich von der badischen Bahnpost, die 9x die Portoforderung von Österreich an Baden, und die 15 sind Neukreuzer. Hat die österreichische Bahnpost 15Nkr.notiert und Baden dann in 9x reduziert???


    Der Empfänger in Wangen zahlte auf jeden Fall 40 Rappen. (30 Rappen PV und 10 Rappen Schweiz).


    LG
    Christian

  • Hallo Christian,


    die Aufgabepost notierte 15 Neukreuzer als Forderung Österreichs an die folgenden Posten.


    Er wurde Baden zukartiert und die badische Bahnpost musste nun diese 15 Nkr. in ihre rheinische Währung reduzieren, was sie tat, indem sie 15 strich und 9 Kr. rheinisch dafür ansetzte. Das war auch korrekt. Man muss ja wissen, dass es viele 15 rheinische Kreuzerbriefe in die Schweiz gab (3. Rayon DÖPV + 2 Rayon CH), so dass man hier gut daran tat, so zu verfahren.


    Schönes Beispiel der Darstellung der damaligen Kreuzerwährungen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,



    Man muss ja wissen, dass es viele 15 rheinische Kreuzerbriefe in die Schweiz gab (3. Rayon DÖPV + 2 Rayon CH), so dass man hier gut daran tat, so zu verfahren.


    ...und die Schweizer dann die 15 als Kreuzer angesetzt hätten und 50 Rappen vom Empfänger verlangt hätten. Ich hoffe, dass ich es verstanden habe. ^^


    LG
    Christian

  • ... genau so ist es ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ...und noch einer:


    Frankobrief aus Wien vom 18.05.1859 über Bodenbach, badische Bahnpost (20.05.) Curs V.II. Mannheim-Heidelberg, Luzern 21.5 nach Locarno.


    Kann jemand die weiteren Stempel rückseitig entziffern, der rote würde mich besonders interessieren.


    Spannend ist auch der Vermerk rechts unten "per muraldo"...muralto ist ein Ort kurz vor Locarno, wieso wurde dieser kleine Ort speziell notiert?


    Bezahlt wurde der Brief mit 25Nkr., Österreich notierte 10Nkr.Weiterfranko, die Schweiz überschrieb diese mit 6x, ihre Forderung an Baden.


    LG
    Christian

  • Hallo Christian,


    nettes Stück! :P


    Die Schweiz hat nur in rheinischen Kreuzern Notationen auf Briefen vorgenommen, wenn sie ein Weiterfranko von Italien in den DÖPV weiter zu geben hatte (sehr selten), oder wenn sie ein Porto einer DÖPV - Postverwaltung anzulasten hatte (Zürich, die Bahnpost Olten und Basel machten das) - die Überschreibung der 10 Nkr. Weiterfranko für die CH mit 6 Kr. rh. machte die badische Bahnpost.


    Den roten Italiener müssten unsere Italien - Spezialisten knacken können.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    ein kleines Kleinod ist mir wieder mal in die Hände gefallen - Brief der Firma Geipel & Jaeger aus Asch (Böhmen, ganz nah an Bayern!) nach Basel an Marcus Boelger. Das Datum war der 14.12.1870.


    Der Absender frankierte 10 Neukreuzer, die sich in 6 Neukreuzer für Österreich und 4 Neukreuzer für die Schweiz aufteilten. Aus "naheliegenden" Gründen wählte man in Asch den lokalen Paketschluß Oberkotzau in Bayern, wo er am 14.12.1870 eintraf und hinsichtlich seines Weiterfrankos zu berichtigen war, denn Bayern rechnete direkt mit der Schweiz ab und konnte daher das frontseitig notierte Weiterfranko von 4 Neukreuzern so nicht stehen lassen. Folgerichtig waren die 4 Nkr. zu streichen und durch 3 Kreuzer rheinisch zu ersetzen, was perfekt realisiert wurde.


    2 Tage später traf der Brief in Basel ein und wurde zugestellt. Im Inhalt ging es um wechselseitige Bestätigungen von Telegrammen, deren Eintreffen und korrekte Ausführungen. Hat man ja auch nicht alle Tage und wenn jemand mal ein Telegramm aus dem Dezember 1870 aus Asch nach Basel sehen sollte, wäre ich über eine Meldung erfreut.

  • Liebe Freunde,


    den folgenden Brief zeige ich für diejenigen, die beim Anblick einer "Ruine" gleich weiterblättern. Er passt aber in mehrere Sammlungen von mir, daher konnte ich nicht an ihm vorbei gehen.


    1. Aufgabe in Wien am 29.7.1867


    Jetzt war das Franko zu berechnen: Österreich nach PV vom 1.11.1852 mit der Schweiz 15 Neukreuzer (Nkr.) bei über 20 Meilen von den Grenztaxpunkten je Loth und die Schweiz 5 Neukreuzer für den 1. Rayon (weil Solothurn in der Liste der begünstigten Orte aufgeführt war zu allen AD - Ländern ab dem 1.9.1859).


    Demnach ergaben sich je Loth folgende Gesamtfranki:


    Bis 1 Loth: 20 Nkr.. Bis 2 Loth: 40 Nkr.. Bis 3 Loth: 60 Nkr.. Bis 4 Loth: 80 Nkr.. Bis 5 Loth: 100 Nkr..


    Dazu kam noch jeweils die gewichtsunabhängige Recogebühr von 10 Nkr., zu verkleben siegelseitig.


    Es war auszuweisen das Weiterfranko für die Schweiz in Neukreuzern und das erste, was wir hierüber sehen ist eine (später) gestrichene 25. Bei 25 Nkr. Weiterfranko hätten wir also eine 5. Gewichtsstufe vor uns mit einem Gesamtfranko von 100 Nkr.


    Doch nach Streichung der "25" schrieb man "15" Nkr. als offenbar korrektes Weiterfranko auf, was immer noch einem Brief der 3. Gewichtsstufe gerecht wurde. Demnach wäre das Gesamtfranko 60 Nkr. gewesen, die auch auf dem Brief heute kleben.


    Doch einst klebten oben noch weitaus mehr Marken, als heute. Diese wurden von der Post komplett abgenommen und nach Neuberechnung neben die bereits frankierten 10 Nkr. Marken geklebt, wobei nun natürlich die Stempelübergänge überklebt wurden bzw. es keine geben konnte.


    Möglich wäre, weil alle Marken vorne und hinten den 29.7. 5 - 7 Uhr zeigen, dass der Brief schon aufgegeben worden war und dann vor der Abspedierung etwas entnommen werden musste, wie das bei Bankbriefen schon mal vorkommen konnte. So wären immerhin ca. 2 Loth (ca. 33g!) weniger plausibel - einen Verwiegefehler von 2 Loth bei einem Recobrief kann man fast ausschließen, jedenfalls in Wien, wo die Elite der Postler residierte.


    Über den Bodensee (via Bayern und Württemberg) ging es nach Romanshorn (Bahnpost Romanshorn - Zürich 31.7.) und dann mit der Bahnpost Zürich - Olten weiter (31.7.) Richtung Solothurn, so dass der Brief ab Wien komplett mit der österreichischen, bayerischen, württembergischen (Friedrichshafen - Romanshorn) und Schweizerischen Bahnpost transportiert wurde.


    Der Ankunftsstempel von Solothurn mangelt - aber man kann nicht alles haben. Jedenfalls war er poste restante gestellt worden und gerade hierfür war es doch unabdingbar, einen Ankunftsstempel abzuschlagen, weil der Brief 3 Monate lang vorrätig zu halten war und erst nach Ablauf dieser Frist wieder mit dem Vermerk: "Geschah keine Nachfrage" der Aufgabepost zu remittieren war.

  • Hallo bk,
    .
    eine verrückte Sache. :D
    .

    Doch einst klebten oben noch weitaus mehr Marken, als heute. Diese wurden von der Post komplett abgenommen und nach Neuberechnung neben die bereits frankierten 10 Nkr. Marken geklebt, wobei nun natürlich die Stempelübergänge überklebt wurden bzw. es keine geben konnte.

    Es ist in der Tat bemerkenswert, dass alle Marken, die da noch anhaften vom 29.07 sind, wobei man das bei der Marke hinten anhand vom vorliegenden scan nicht erkennen kann.


    Aber wenn ursprünglich vorne 9 x 10 Nkr geklebt haben und nur 3 davon auf ein reduziert zu berechnendes Franco zu entfernen waren, warum räumt man dann vorne "alle Neune" ab und klebt 6 davon mit einem erheblichen Aufwand mehr völlig neu ? :wacko:.


    Ferner sieht man auch frische weiße Marken und z.T. unterschiedlich graue Verfärbungen (Alterungen?) der Marken, die eher zu anderen Stellen des Briefes passen, was ich für berücksichtungsbedürftig halte.



    + Gruß!
    .
    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,


    gut beobachtet!


    Ich denke, die beiden oberen rechten Marken waren ursprünglich oben befestigt gewesen und wurden "replatziert", denn die Stempel der anderen 4 Marken gehen eindeutig über, aber bei der Marke unten links geht der Stempel auch auf die unten rechts über.


    Bei Auslandsbriefen passte es manchmal halt nicht - hier ist es ein sogenannter "Leinenbrief", der eigentlich für die Fahrpost wegen des Geldversandes vorgesehen war (schwer illegal zu öffnen). Ich könnte mir vorstellen, dass er erst als Wertbrief frankiert wurde (mit weit höherer Nominale als jetzt), dann aber vlt. das Geld entnommen wurde und er "nur" als Brief der 3. Gewichtsstufe lief.


    Aber für 10 Euro habe ich eine schöne Zeit mit ihm, passt er doch in folgende meiner Sammlungen: poste restante, Bayern - Schweiz, Bayern - Österreich und Bayern - Österreich - Transit. Kopien habe ich gemacht, also etwa 2,50 Euro pro Sammlung. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,

    .

    yipp, das könnte so gewesen sein, dass die Post den Brief nur dort um 3 Werte "gerodet" hat, wo die sich halt am einfachsten haben abnehmen lassen. Ich gehe davon aus, dass das auch zulässig war. Das könnte dann danach im Original wie ein gerupftes Huhn ausgesehen haben, was irgend jemand später evtl. nicht gefallen und dazu bewogen hat, die Marken en bloc unten links vereint zu platzieren. Das abschließend zu beurteilen, bedürfte allerings der Kenntnis der dort gegenwärtig überklebten Stempelübergänge.

    .

    + Gruß!

    .

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... ich glaube nicht, dass da nach Wien etwas an den Marken gemacht wurde. Die haben einfach oben 5 Marken, wenn ich es recht sehe, abgenommen und die beiden passenden (40 Nkr. klebten ja schon unten) 10er dazu geklebt.


    Bayern und Württemberg habe den Brief nie gesehen, Wien hat das Paket zugemacht, also auch da keine Kontrolle oder was auch immer und die Schweiz hat ihre 15 Nkr. gutgeschrieben bekommen - so waren alle zufrieden.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,


    Die haben einfach oben 5 Marken, wenn ich es recht sehe, abgenommen und die beiden passenden (40 Nkr. klebten ja schon unten) 10er dazu geklebt.


    stimmt ! Jetzt sehe ich das auch erst richtig, die Stempelübergänge sind halt wirklich nicht einfach. Original haften dann die zwei unten und die zwei links oben drüber. Also eine verrückte Sache :thumbup:


    + Gruß!
    vom Pälzer

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    2 Mal editiert, zuletzt von Pälzer ()

  • ... aber der Brief sieht halt aus, als hätte einer mal 5 oder 6 Marken entfernt und ein anderer 2 sinnlose draufgepappt, um einen 6er Block zu kreieren - dabei ist das alles von der Post gemacht, ohne "Tuning". Für 10 Euro ... :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ...im wahrsten Sinne des Wortes: eine verrückte Sache :thumbup: 8o :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Guten Abend,


    hier noch eine schöne GA-Karte von Wien nach Basel, geschrieben am 10.01 und versendet am 11.01.1877 und angekommen am 13.01. in Basel.
    Es gab natürlich schon damals die Möglichkeit direkt eine 5 Kreuzer GA zu verschicken, der Absender verklebte jedoch 3 Kreuzer und nutzte eine 2 Kr GA, was defintiiv fürs Auge die schönere Variante gewesen ist :D .

    Liebe Grüße

    Kevin

  • Hallo liebe Freunde,

    ich möchte euch gerne eine neue Errungenschaft vorstellen, die gleich zwei Besonderheiten aufweist.


    Aufgegeben wurde der Ganzsachenumschlag am 11.05.1873 in Innsbruck und wurde adressiert an "JH.(?) Wohlgeboren Fräulein Laura (?)" nach Ragaz, Schweiz.

    Ragaz (heute Bad Ragaz) ist eine politische Gemeinde im Kanton St.Gallen und bildet das touristische Zentrum des Sarganserlandes.
    Der GU nahm die Route über den Arlberg und Feldkirch in die Schweiz und konnte dem Empfänger zwei Tage später zugestellt werden.

    Nun zur Taxierung: Laut Postvertrag vom 01.09.1868 bis zum 01.07.1875 waren einfache Briefe der 1.GS mit 10 Neukreuzern zu frankieren.
    Unterfrankierte Briefe waren wie gänzlich unfrankierte Briefe zu behandeln, jedoch unter Abzug des Werts der verklebten Marke (hier also 5 Nkr).
    Frankobriefe kosteten 25 Rappen, Portobriefe das Doppelte (50 Rappen) und umgekehrt 10 Neukreuzer sowie 20 Neukreuzer für einen Portobrief aus Österreich.


    Die 5 Nkr. wurden, wie es die Regelung besagte, angerechnet und von der Schweiz in 10 Rappen konvertiert/ umgerechnet.
    Unfrankierte Briefe kosteten 50 Rappen, abzüglich der 10 Rappen verblieben 40 Rappen, die in Rötel markiert wurden und vom Empfänger eingezogen wurden.
    Die "Rötel" "12/1/2" dürfte dann die Umrechnung gewesen sein: 5 Nkr. waren zu wenig frankiert, das entsprach 12/1/2 Rappen.


    Nun kommen wir zu einer weiteren Besonderheit, nämlich der vorderseitig abgeschlagene zweizeilige Stempel "Bollo Insufficiente" (unzureichend frankiert).
    Jetzt kann man sich die Frage stellen, was macht ein italienischer Stempel auf einem österreichischen Ganzsachenumschlag?

    Nun eine mögliche Hypothese wäre, dass die Schweiz bekanntlich dreisprachig ist und ggf. der Stempel für Zielländer vorgesehen gewesen ist, in denen man italienisch sprach. Es gibt ja auch den Stempel "affranchissement insuffissant", der evt. für den französischsprachigen Teil der Schweiz bestimmt gewesen ist.
    Die Hypothese eines Sammlerfreundes von mir und Ralph war,dass man den Stempel vermutlich irgendwann aus einem Postbüro der ehemaligen österr. Gebiete Lombardei und Venetien entnommen hat.


    Wer kann hierzu mehr sagen?

    Liebe Grüße

    Kevin

  • Guten Abend Kevin,
    für den italienischen "Bollo insufficiente" habe ich auch keine passable Erklärung, aber für die 5 Kr. Frankatur.
    In Tirol galt ein vergünstigtes Grenzporto wenn der Zielort in der Schweiz nur 7 geographische Meilen entfernt ist. Vielleicht wohnte der Absender etwas westlicher von Innsbruck (z.B. Wenns), kannte diese Portovergünstigung und dachte sie sei auch von Innsbruck anwendbar, was aber nicht ging. Die genaue Aufstellung aller Orte ist in den Tarifen vorhanden (wenn Du sie benötigst muss ich sie mal scannen).
    Schönen Sonntag
    Martin

  • Hallo Martin,


    ein sehr interessanter Ansatz, dann wäre zumindest geklärt warum der Absender nur 5 Kreuzer verklebte.
    Wenn du die Tarife scannen und mir schicken würdest, wäre ich dir sehr dankbar ^^

    Liebe Grüße


    Kevin