Österreich - Bayern 1.1.1868 - 30.6.1875

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen hinsichtlich der Stempelung in München etwas sonderbaren Brief.


    Geschrieben wurde er in der Leopoldstadt in Wien am 14.1.1870 und in ein 5 Nkr. Kuvert eingetütet. Dieses kam am 15.1. gegen 16.00 - 17.00 Uhr in München an und wurde nach Vorschrift siegelseitig ankunftsgestempelt.


    Dann aber sehen wir addressseitig zwei Abschläge des alten Münchener Zweizeilers vom 16.01. - zuerst um VIII Uhr morgens (8 Uhr für die Lateiner unter uns), dann unten um IX Uhr (9 Uhr morgens).


    Wir sehen somit einen simplen Brief mit 3 Eingangsstempeln vor uns. Wer mir das sachlich erklären kann, bekommt ein Küsschen. :thumbup:8o:thumbup:

  • Liebe Freunde,


    und noch gleich einen hinterher - Triest im 2. Gewicht (es gab nur 2, also über 1 - 15 Loth schwer) nach München - Giesing. Der Absender war kein geringerer als der "Verwaltungsrath der Dampfschiffahrt - Gesellschaft des Oesterreichisch - Ungarischen Lloyd".


    Im Inhalt der dortigen Speditions - Abtheilung bestätigte man am 17.4.1874 den Empfang von 3 Colli (Kisten) Lederwaren vom 17.2., 14.3. und 24. 3. nach Smyrna (heute: Izmir) und Pyräus (heute: Piräus).


    Beigefügt waren 3 Duplicat - Ladescheine, daher auch das hohe Gewicht des Briefes.

  • Der Empfänger war nicht bekannt, und der Brief wanderte in München umher? Ein Küsschen ist nicht nötig. :D


    Hallo Leitwege,


    das glaube ich weniger - dann hätte man ihn einem Briefträger geben sollen, oder gleich dem Oberbriefträger, der mit Hilfe der Polizei den Aufenthaltsort des Adressaten feststellen sollte. Vorne sollte ja nur Aufgabe gestempelt werden, aber das konnte man erst, wenn man auch die Abgabe vollzogen hatte.


    Bei nicht feststellbaren Empfängern wurden die Briefe ausgesteckt in der Hoffnung, dass sich der Adressat im Postbüro meldet und ihn abholt. Auch das kann ich nicht erkennen. Ich glaube, der Brief bleibt ein Mirakel.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    zur Abwechslung mal was langweiliges - 5 Nkr. Ganzsachenkuvert vom Dez. 1872 aus Wien nach Regensburg, dort mit dem kleinen, violetten Regensburger Eingang gestempelt. Für satte 3 Euro all inclusive konnte ich den nicht liegen lassen ...

  • Liebe Freunde,


    heute aus der frisch gefundenen Hess - Korrespondenz ein Brief aus Prag vom 5.5.1869 nach Speyer in der schönen Pfalz - frankiert wurden tarifgerecht ab dem 1.1.1868 5 Neukreuzer (3 Kr. rheinisch) für einfache Briefe bis 1 Loth ohne Entfernungsbeschränkung. Aber der Einlieferer war wohl etwas spät dran und konnte den Abgang des Briefes am selben Tag nicht mehr gewärtigen, so dass die Aufgabepost "NACH SCHLUSS" stempelte (in Bayern kennen wir hierfür Stempel mit dem Text "Nach Abgang, nach Postabgang" usw..


    Es ist jedenfalls der einzige Briefe, den ich je gesehen habe, mit diesem Stempel nach ganz Bayern überhaupt und von der kleinen Pfalz mit sehr geringem Korrespondenzaufkommen aus Österreich reden wir hier erst gar nicht.

  • Hallo bk,


    natürlich ein sagenhaftes Stück, das mit "NACH SCHLUSS". Und wenn`s den Hess in Speyer nicht gegeben hätte, dann sähe es mit IM-Pfalz wohl zappe-duster aus...aaaaber wie`s dann eben so ist nicht ganz.


    Der nachstehende Beleg von der K & k. Hofwaffenfabrik Lebeda Söhne ist an und für sich nichts weltbewegendes, aber der nach Speier am Rhein (in) Preussen adressiert dann doch schon ein klein wenig derb. ^^


    + Gruß


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    jeder Kreuzerzeitbrief Österreichs in die Pfalz ist gut - der hier doppelt, durch die verwirrende Anschrift. Vlt. hat er Rhein - Baiern mit Rhein - Preußen verwechselt?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Verehrte Sammlerfreunde,


    hoffe es ist keine Übertreibung, wenn man zu der nachstehend abgebildeten Drucksache sagt: Da stimmt wohl alles dran. Als allererstes soll aber einmal dieser herrlich zitronengelbe 2 NKr-Wert angesprochen sein, in meinen Augen eine der schönsten Marken, die jemals verausgabt wurden.


    Ja ja, das ist natürlich Geschmacksache...genauso wie die vom Absender, dem Oedenburger Weingroßhändler Ignaz Flandorffer thematisierte Konkurrenzsituiation zwischen den Ungarischen und - hört hört - den Pfälzer Weinen. Das soll an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden, denn ausführlich genug wird die Sache in der Drucksache dargelegt...viel Spaß beim schmökern.


    Zum Absender gibt es übrigens bereits im Ungarn-Semiklassik-thread einen Beleg mit den wesentlichsten sophy-Hintergrundinformationen:


    Ungarn allgemein


    siehe post 9


    + Gruß


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    absolutes Schmuckstück - erst die 3. DS aus Österreich in die Pfalz, die ich gesehen habe. Glückwunsch dazu (und die Preise und Füllgewichte sind ja hoch interessant zu sehen).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    als ich den folgenden Brief sah, gefiel er mir gut und das, obwohl ich die Siegelseite nicht sehen konnte. Dort entzückt ein gummiertes "Wapperl" der Firma J. P. Frisch Grosshändler Wien" und ein Zierstempelabschlag von Vilshofen vom 21.5.. Ansonsten wäre es aber ein 08/15 Brief.


    Doch dann erhielt ich einen Scan des Inhalts und der verwunderte mich dann doch - 20.5.1868! Warum? Weil die Vertragsstaaten, also die Folgeverwaltungen nach dem Ende des Deutsch-Österreichischen-Postvereins zum 1.1.1868 das vielersehnte Einheitsfranko (Einheitsporto) mit 5 Neukreuzern (3 Kreuzer rheinisch, 1 Groschen) eingeführt hatten, welches gerade die Firmen und Regelschreiber sich so sehr gewünscht hatten, gab es doch jetzt keine Entfernungsunterschiede mehr, die 100 bzw. 200% Aufschlag je Loth kosteten.


    Daher hätte unser Wiener Absender nur 5 Nkr. frankieren müssen, statt der verklebten 15 Nkr., wie es zuvor für einen einfachen Brief über 20 Meilen bis 31.12.1867 noch korrekt gewesen wäre.


    Mich freuts, denn viele gibt es wohl nicht (gesehen habe ich noch gar keinen, schon gar nicht von einer Firma als Absender).

  • Liebe Freunde,


    wer sich ein wenig Geld sparen wollte, verzichtete im Triest des Jahres 1875 auf die Ausgabe von 2 Neukreuzern (ca. 1,5 Kreuzer rheinisch), wenn es um eine simple Drucksache nach Bayern ging, sondern versuchte diese in Bayern selbst zum Preis von nur einem Kreuzer rheinisch aufzugeben.


    Am 8.9.1875 ging diese Rechnung perfekt auf, wie das Beispiel nach Würzburg mit Postaufgabe in Würzburg vom 14.9.1875 dokumentiert (Ortsdrucksachen und Ferndrucksachen in Bayern waren mit 1 Kr. zu frankieren).


    Wer immer der Mittelsmann war, der den halben Kreuzer pro Drucksache erfolgreich sparte, er dürfte bei der Würzburger Post Mitte September 1875 am Schalter eine unbestimmte Anzahl von 1 Kreuzermarken gekauft haben - und es war nicht die Nr. 32 mit Wasserzeichen weite Welle, die man ihm gab, sondern noch die alte Variante, hier eine Nr. 22Ya, so dass ich mal unterstelle, dass auch Mitte Sept. 1875 in einer der bedeutendsten Städte Bayerns noch keine Marken der Letztkreuzerzeitausgabe (ohne offiziellen Ersttag, der oft zitierte 1.7.1875 ist natürlich falsch) am Schalter waren.

  • Lieber Ralph,


    Der Aufwand, der für diesen halben Kreuzer betrieben wurde, würde mich interessieren. Da muss die Zahl der aufgelieferten Beleg doch ganz erheblich gewesen sein, damit sich das rentiert hat. Auf jeden Fall vielen Dank für's Zeigen.


    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,


    Absender war die Firma G. Voelkl in Triest.


    https://books.google.de/books?…oelkl%2C%20triest&f=false


    https://www.google.de/url?sa=t…X0cPbC6pRJE7egywPJUvDdMmg


    Leider habe ich nicht viel über diese Firma gefunden. Jedoch konnte es auch ein "Großer" sein, da Triest ein bedeutender Freihafen war. Vlt. hatte man 500 Kunden im deutschen Raum? Vlt. mehr, vlt. auch weniger. Wenn es 500 waren und man hat diese Drucksache 500fach für nur 1 Kr. in Bayern aufgegeben, dann hat man 250 Kreuzer, also über 4 Gulden gespart. Bei Auslandsversendungen u. U. noch weit mehr (mehr Kunden, höhere Ersparnis pro DS). Evlt. konnte man so vlt. sogar 10 oder 20 Gulden sparen.


    Als Einzelfall sicher kein Bringer - aber in der Masse konnte sich das schon ausgehen. Vlt. findet sich mal eine zweite aus dieser Auflage woanders hin?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    ein Brief auf Verdacht gekauft, weil das Monogramm etwas Feines aussagen könnte - wenn ich nur wüßte, von wem es ist ...


    Wohl vom 13.12.1873 oder 1874 aus Salzburg Bahnhof nach München: "To the Countesse Caroline Mayne neé Topor - Morawitzky in München Theresienstr. Nr. 71, 1. Stiege".


    Hinten ist mit zeittypischer Hand "Von Prinzessin" geschrieben worden, aber ich tue mich schon schwer, das Monogramm zu interpretieren. Ein "M" glaube ich lesen zu können, aber den Rest?


    Ich bin für jede Hilfe dankbar.

  • Hallo Laurent,


    SMS bedeutet heute ja etwas anderes, daher wage ich es nicht, dies bei google einzugeben. Welche Chance hat man da bei SMS?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... gute Frage - wenn ich nur wüßte, wie viele Prinzessinnen es damals so in Österreich hatte?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.