Aus Ulm mit Postaufgabe in Neu-Ulm

  • Liebe Freunde,


    auch simple Briefe können gefallen - wo wie der hier vom 27.12.1865 aus Ulm via Neu-Ulm nach Dietmannsried aus der bekannten Streng - Korrespondenz.


    Es ist einer der eher wenigen Briefe, bei denen wohl eher nichts gespart wurde, denn von Ulm sind es 78 km bis Dietmannsried, womit wir bei der damals amtsbekannt großzügigen Berechnungsweise noch den 1. Rayon mit 10 Meilen unterstellen können (jedenfalls bis mir einer einen Brief aus Ulm zeigt, der mit 6x frankiert wäre).


    Innerbayerisch war ab dem 1.8.1865 eh jede Entfernungszone gefallen, so dass die 3x auf jeden Fall bis zu 1 Loth genügten.

  • Liebe Freunde,


    der folgende Brief fällt eigentlich in die Abteilung "gibts doch gar nicht" - und doch gibt es ihn; dank Peter Feuser kam er zu mir und wird sich hier sicher unter seinen Brüderchen aus Ulm wohl fühlen.


    Am 6.4.1857 in Heilbronn von der Firma Schmitt geschrieben, wurde er am 8.4.1857 in Ulm aufgegeben und dort mit 12 Kr. frankiert. Empfänger war Mathias Duschl in Altomünster bei Augsburg. Nun gilt es zu ermitteln, welche Entfernungen zu berücksichtigen waren:


    Heilbronn - Ulm = 150 km = 20 Meilen. Einfacher Brief innerhalb Württembergs = 6 Kr., Doppelbrief wie hier = 12 Kr..


    Ulm - Altomünster = 93 km = 12,5 Meilen. Einfacher Brief Postverein über 10 bis 20 Meilen = 6 Kr., Doppelbrief wie hier = 12 Kr..


    Bei direkter Versendung von Heilbronn - Altomünster = 23 Meilen. Einfacher Brief Postverein über 20 Meilen = 9 Kr., Doppelbrief wie hier = 18 Kr..


    Bei regulärer Versendung nach Bayern hätte er also 6 Kr. mehr zahlen müssen, als so. Bei doppelter Verschickung wären es aber 24 Kr. und somit 12 Kr. mehr gewesen, als er frankiert hat. Man darf also davon ausgehen, dass unser schlauer Schwabe diese Rechnung aufgemacht hat und zu dem Schluss kam, dass er seinen Brief nur nach Ulm schmuggeln musste, um sich 6 Kr. zu sparen (je schwerer die Briefe, um so höher die Ersparnis).


    Auch eine Postaufgabe im nahen Neu-Ulm nach Altomünster hätte hier keinen Erfolg gebracht, weil es dann 12,5 Meilen gewesen wären und er somit auch in Bayern über 1 bis 4 Loth 12 Kr. gekostet hätte.

  • Lieber Bayern Klassisch,


    einen tollen "Forwarder" zur Portoersparnis zeigst Du uns da, wer soll die finden wenn nicht Du :thumbup:


    Und dann noch in dieser sehr schönen Qualität-Chapeau :P:P

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Ralph,
    gibts doch gar nicht, so ein Schmuggler Brief! :thumbup:


    (Na dann scanne ich auch was zur Forwarder Thema...aber aus früheren Zeitraum..)
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • lieber bk,


    Ja, die Schwaben waren halt immer schon sparsam! Superbeleg! :thumbup:


    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,


    keine Weltrarität, aber doch ein ganz nettes Briefchen mit sympathisch erhaltener Marke: Geschrieben in Ulm am 29.9.1858, lief er von Neu-Ulm aus nach Würzburg, weshalb bei über 12 Meilen 6 Kr. das treffende Franko darstellten.


    Von Ulm aus wäre es ein Postvereinsbrief mit der Entfernung von 21 Meilen gewesen, der wegen einer Meile 3 Kr. mehr gekostet hätte. Und wieder ein Erfolg für Bayerns 6 Kr. Maximalfranko - Politik ...


    Am 30.9.1858 kam er an - schneller wäre er via Württemberg auch nicht gewesen.

  • Lieber Ralph,


    keine Weltrarität, aber wirklich schön und dann noch die Marke vorschriftswidrig links unten in der Ecke, nur rechts unten war es noch seltener, von daher.... :):)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Liebe Freunde,


    bei der letzten PF - Auktion in Schduaged gab es tolles Material in Hülle und Fülle - so auch diesen Brief aus Esslingen mit Postaufgabe in Neu - Ulm am 1.4.1850 an Caspar Gerhauser in Kaufbeuren, der mit einer Erstausgabe frankiert wurde.


    Nun sind ja Briefe aus Ulm über die Donau gebracht nach dem bayerischen Neu - Ulm keine große Seltenheiten, wenngleich ich diese gerne erhasche, aber aus Esslingen war es schon etwas weiter nach Neu - Ulm, was man noch im Rahmen eines Mittagspaziergangs hätte erledigen können - etwas weiter heißt hier konkret 80 km Wanderstrecke.


    Versetzen wir uns zurück in das Jahr 1850 - Württemberg war von der fürstlichen Lehenspost derer zu Thurn und Taxis bedient worden und Briefe nach Bayern kosteten, wie in der ganzen Vormarkenzeit ein württembergisches Porto und ein bayerisches Porto. Diese nach alten Tarifen gestaffelten Gebühren betrugen hier 4 Kr. für Württemberg und 4 Kr. für Bayern = 8 Kreuzer.


    Die schlauen Württemberger wusste jedoch hier um das bayerische Regulativ vom 1.7.1849 und noch mehr von der Möglichkeit des Gebrauchs von Freimarken ab dem 1.11.1849 und frankierten so einen einfachen, bis 1 Loth schweren Brief (statt von Württemberg aus bis 1/2 Loth) als einfaches Gewicht mit nur 3 Kreuzern, was zur Ersparnis von 5 Kr. führte.

  • Lieber Ralph,
    Da hast Du den Absender wohl wieder mal errochen! Schöner Neu-Ulm - Forwarder! Mit der Erstausgabe immer etwas Besonderes!


    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,


    PF hatte für mich in den Brief rein geguckt und mir den interessanten Inhalt und Aufgabeort mitgeteilt, von daher "war der Brief mir". :D

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    wovon ich stets geträumt, aber nie daran geglaubt habe, ist hier Wirklichkeit geworden: Ein Brief aus Ulm in Württemberg mit Postaufgabe im bayerischen Neu - Ulm, der in die Pfalz adressiert war, also "zurück" lief, wenn man es geographisch sieht.


    Am 6.10.1864 von der Firma Theodor Kindervatter in Ulm verfasst, wurde er mit 6 Kreuzer treffend für einfache Briefe Bayern - Pfalz frankiert, in Neu - Ulm am selben Tag aufgegeben. Von Ulm aus wären 9 Kr. für Württemberg bei Briefen über 20 Meilen in den DÖPV angefallen (23 Meilen). Schon am Folgetrag gegen 16.00 Uhr kam er via württembergischer und badischer Bahnpost im pfälzischen Ludwigshafen an und erreichte noch am selben Tag seinen Zielort Neustadt an der Haardt (heute: An der Weinstraße).


    Dies ist der bisher einzige Brief, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, den ich je auf diese Weise spediert gesehen habe. In der Hoffnung, dass die Firma Kindervatter an den Herrn Kaufmann nicht nur diesen einen verfasst haben sollte, könnte da irgendwann einmal noch einer auftauchen (oder, DER Traum schlechthin), einer aus Neustadt nach Neu - Ulm, den man von dort per Boten über die Donau an Firma Kindervatter reexpediert hat), um sich 3 Kreuzer zu sparen.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    hallo Ralph,


    ein schöner Brief in die Pfalz mit der nachweislichen Ersparnis von 3 Kreuzern. :thumbup:


    Hier zeige ich einen Brief Von Ulm nach Würzburg, aufgegeben in Neu-Ulm und somit innerbayerisch. Über 12 Meilen in der 1. Gewichtsstufe daher 6 Kreuzer. Von Ulm nach Würzburg sind es 155,15 km Luftlinie also 20,7 Meilen, somit 9 Kreuzer. Auch hier eine Ersparnis von 3 Kreuzer.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo Heribert,


    wenn das keine Augenweide ist ... bitte nie wegwerfen - oder wenn, in meine kleine Neu - Ulm - Sammlung, da fühlt er sich bestimmt wohl. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,
    lieber Heribert,


    Zwei wunderschöne Belege für den Sammler mit dem besonderen Geschmack! Vielen Dank für's Zeigen!


    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo zusammen,


    hier ein schöner Brief vom 11. März 1863 von Ulm nach dem 23 Meilen entfernte Sulzbach (Oberpfalz). Durch überschreiten der Donau und Aufgabe in Neu-Ulm wurde ein innerbayerischer Brief daraus und somit 3 Kreuzer gespart.
    Schön kann man hier den blauen Firmenstempel aus Ulm auf der Vorderseite sehen. Außerdem kann man unter dem Halbkreisstempel von Neu-Ulm noch den Abdruck der Stellschraube sehen.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo Heribert,


    wunderbar - für den hätte ich auch ein nettes Plätzchen. ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Freunde,


    einen Ulm - Neu-Ulmer-Brief kann ich auch noch zeigen:


    Er wurde am 2.3.1859 in Ulm geschrieben (aus dem Text ersichtlich und aus dem vorderseitig aufgesetzten Absenderstempel).


    Aufgegeben wurde er dann nicht in Ulm sondern man brachte ihn über die Donaubrücke nach Neu-Ulm. Dort wurde er jedoch nicht im Postamt abgegeben, sondern direkt beim Bahnpostwagen eingeliefert.
    So wurde die Marke anstatt dem gMR 352 mit dem oMR "BP" und entwertet und als Aufgabestempel wurde ein sauberer Abschlag des Bahnpost-Halbkreisers mit "NEU-ULM" im Sehnenkasten zugesetzt.


    Eine Portoersparnis war jedoch mit der Aufgabe in Neu-Ulm nicht verbunden. Auch von Ulm aus hätte der Brief 3 Kreuzer gekostet.


    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Peter,


    vielen Dank - 2 Sammler, ein Gedanke!


    Lieber Wolfgang,


    ein Traumstück (saubere BP - Stempel sind nicht häufig, Randstück dazu und die Ulmer Besonderheit) in jeder Beziehung. Glückwunsch zu dieser Pretiose. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Wolfgang,


    da möge mir Heribert jetzt nicht böse sein, aber der wäre mir noch lieber,


    und . . .


    Eine Portoersparnis war jedoch mit der Aufgabe in Neu-Ulm nicht verbunden. Auch von Ulm aus hätte der Brief 3 Kreuzer gekostet.


    . . . dieser Käse ist wohl noch nicht ganz gegessen. Da gibt es durchaus noch zwei Meinungen. Könnte sein, dass dem so war. Könnte auch sein, dass dem nicht so war und die Ulmer glaubten, dem wäre so gewesen. Ansonsten kann ich mir die Vielzahl dieser Belege nicht erklären.



    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)